Das Komitee für Staatssicherheit (bulgarischКомитет за държавна сигурност/Komitet za darschawna sigurnost, abgekürzt КДС/KDS), auch bekannt als Staatssicherheit (bulg. Държавна сигурност/Darschawna Sigurnost, abgekürzt ДС/DS) war der Name des Geheimdienstes und der GeheimpolizeiBulgariens während der Zeit der sozialistischenVolksrepublik Bulgarien. Gegründet wurde dieser 1944 unter Anleitung von Georgi Dimitrow noch im Exil und nach Vorbild des sowjetischenKGB. Der Geheimdienst wurde nach dem Sturz des kommunistischen Staatschefs Todor Schiwkow im Rahmen der Demokratisierung aufgelöst.
Der bulgarische Geheimdienst spielte eine aktive Rolle in den sogenannten Bulgarisierungsprozessen um die ethnische Minderheit der Balkantürken in den 1980er Jahren sowie gegen Schriftsteller und Dissidenten.
Heute geht man davon aus, dass der DS vor 1989 auch die gesamte Kontrolle über den Handel von Waffen, Drogen, Alkohol, Zigaretten, Gold, Silber und Antiquitäten in Bulgarien und auf der gesamten Balkanhalbinsel hatte.[1][2] Es ist daher naheliegend, dass die Strukturen der ähnlich der Mafia organisierten Kriminalität in Bulgarien, welche in den 1990er Jahren entstanden, durch viele ehemalige Agenten des DS errichtet wurden.
Die Geheimakten des KDS bzw. DS sorgten auch in Bulgarien für große Kontroversen. Allerdings wurden diese zum größten Teil nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes 1989 durch Agenten vernichtet. Die ab 1990 neu gegründeten demokratischen Kräfte der Opposition machten daher die bis 1997 weiter regierenden kommunistische Funktionäre, welche nun wieder als Mitglieder der Bulgarischen Sozialistischen Partei die Regierung und den Ministerpräsidenten stellten, für die Vernichtung von Dateien verantwortlich, welche ihre Mitglieder belasten könnten. Im Jahr 2002 wurde der ehemalige Innenminister und Vizepräsident Atanas Semerdzhiev für schuldig befunden, noch 1990 persönlich die Vernichtung von 144.235 Dateien aus den DS-Archiven angeordnet zu haben und damit die damals noch junge Demokratie unterwandert zu haben.
↑Tatyana Vaksberg: Bulgarians Agree to Open Secret Service Archives. Parties finally reach consensus on public right of access to communist-era files. In: Balkan Insight. 12. Oktober 2006, abgerufen am 5. Juli 2018 (englisch, Artikel nur gegen Bezahlung zugänglich).
↑Vgl. dazu Stefan Samerski: Teufel und Weihwasser. Der Papst und die Erosion des Kommunismus, In: Osteuropa 59 (2009), S. 183–193, hier: S. 188.