Am 30. September 1924 wurde Hierl allerdings aus dem aktiven Dienst verabschiedet, da er während des Hitler-Ludendorff-Putsches vom 9. November Erich Ludendorff unterstützt hatte. Allerdings ist bis heute jedoch unklar ob er am Putsch direkt beteiligt war. Zudem bestanden zwischen Hierl und General Hans von Seeckt persönliche und fachliche sowie politische Differenzen, die eine weitere Zusammenarbeit unmöglich machten. So forderte Hierl eine deutliche Einmischung der Reichswehr in das politische Geschehen der Weimarer Republik, eine stärkere Unterstützung paramilitärischer Verbände und eine aggressivere Haltung gegenüber den Siegermächten.
Tannenbergbund
Bis Herbst 1927 leitete Hierl als bayerischer Landesvorsitzender und reichsweiter Cheforganisator den Tannenbergbund von Erich Ludendorff, bis der sich unter dem Einfluss von Ludendorffs Frau Mathilde zu einer esoterischen Sekte entwickelte. Er war gleichzeitig Vorsitzender des „Deutschvölkischen Offiziersbundes“ (DVÖ).
Im Dienst der NSDAP
Im Jahre 1929 trat Hierl in die NSDAP (Mitgliedsnummer 126.752) ein. Von September 1930 bis Kriegsende gehörte er dem Reichstag an. Er war von 1929 bis 1932 Reichsorganisationsleiter II der NSDAP und gehörte 1933 zu den Gründungsmitgliedern der nationalsozialistischen Akademie für Deutsches Recht[3]Hans Franks.
„Es gibt kein besseres Mittel, die soziale Zerklüftung, den Klassenhaß und den Klassenhochmut zu überwinden, als wenn der Sohn des Fabrikdirektors und der junge Fabrikarbeiter, der junge Akademiker und der Bauernknecht im gleichen Rock bei gleicher Kost den gleichen Dienst tun als Ehrendienst für das ihnen allen gemeinsame Volk und Vaterland.“[4]
Hierl wurde 1948 im Entnazifizierungsverfahren als Hauptschuldiger zu fünf Jahren Arbeitslager verurteilt und sein Vermögen eingezogen. Während dem Reichsarbeitsdienst keine direkten Kriegsverbrechen nachgewiesen worden waren, wurde sein Engagement im Tannenbergbund und das Erziehungssystem des Reichsarbeitsdienstes als erschwerend gewertet.
Nach seiner Entlassung aus verschiedenen Internierungslagern und einem mehrjährigen Schreibverbot betätigte er sich als Publizist. Nach Angaben des Heimatforschers Fritz Barth lebte er bis 1955 in Neuenbürg in Württemberg und wurde auf dem dortigen Friedhof beerdigt. Laut Barth erhielt er finanzielle Unterstützung von Senator Metzger, der Universität Stuttgart und von den Neuenbürger Chefärzten Maisch und Seitz.[7][8] Die 1954 herausgegebenen Memoiren mit dem Titel Im Dienst für Deutschland 1918–1945 trafen wegen ihrer völkischen Tendenzen auf Kritik. Zur Erforschung der Geschichte des Reichsarbeitsdienstes trugen sie wenig bei.
Familie
Hierl war in erster Ehe mit Euphrosine Gloß, in zweiter Ehe mit der Schauspielerin Vera Hartegg verheiratet. Die Ehen blieben kinderlos.
Die Gemeinde Hierlshagen entstand am 3. Januar 1936 im Sprottebruch bei Primkenau im Landkreis Sprottau, Niederschlesien. Der Ort heißt heute Ostaszów und liegt in der Gmina Przemków in Polen. Hierlshagen wurde durch den Reichsarbeitsdienst errichtet und damals nach Konstantin Hierl benannt.
Schriften
Geleitwort. In: Singend wollen wir marschieren … Liederbuch des Reichsarbeitsdienstes. Im Auftrage des Reichsarbeitsführers herausgegeben von Thilo Scheller[,] Oberstfeldmeister in der Reichsleitung des Reichsarbeitsdienstes. Zweite, veränderte Auflage. „Der nationale Aufbau“ Verlag, Leipzig [1937], S. 3; auf S. 6 eine Titelliste der 10 von Hierl bestimmten „Pflichtlieder im Reichsarbeitsdienst“.
Ausgewählte Schriften und Reden. Herbert von Stetten-Erb (Hrsg.), 2 Bände, Eher, München 1941. (2. Auflage 1942/43)
Schuld oder Schicksal? Studie über Entstehung und Ausgang des 2. Weltkrieges.Vowinckel-Verlag, Heidelberg 1954.
Gedanken hinter Stacheldraht. Eine Lebensschau. Kurt Vowinckel Verlag, Heidelberg 1953.
Im Dienst für Deutschland 1918–1945. Kurt Vowinckel Verlag, Heidelberg 1954.
Joachim Lilla, Martin Döring, Andreas Schulz: Statisten in Uniform. Die Mitglieder des Reichstags 1933–1945. Ein biographisches Handbuch. Unter Einbeziehung der völkischen und nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten ab Mai 1924. Droste, Düsseldorf 2004, ISBN 3-7700-5254-4, S. 239–240.
↑Othmar Hackl: Die Bayerische Kriegsakademie (1867–1914). C.H. Beck´sche Verlagsbuchhandlung, München 1989, ISBN 3-406-10490-8, S. 471.
↑V (Hrsg.): Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Mittler & Sohn, Berlin 1924, S. 114.
↑Jahrbuch der Akademie für Deutsches Recht, 1. Jahrgang 1933/34. Hrsg. von Hans Frank. (München, Berlin, Leipzig: Schweitzer Verlag), S. 254.
↑K. Hierl, Der Arbeitsdienst, die Erziehungsschule zum deutschen Sozialismus, in: ders., Ausgewählte Schriften und Reden. Bd. 2. München 1943. S. 96.
↑Klaus D. Patzwall: Das Goldene Parteiabzeichen und seine Verleihungen ehrenhalber 1934–1944, Studien der Geschichte der Auszeichnungen Band 4. Verlag Klaus D. Patzwall, Norderstedt 2004, ISBN 3-931533-50-6, S. 71.
↑Dermot Bradley (Hrsg.): Die Generale des Heeres 1921–1945. Die militärischen Werdegänge der Generale, sowie der Ärzte, Veterinäre, Intendanten, Richter und Ministerialbeamten im Generalsrang. Band 5: v. Haack–Hitzfeld. Biblio Verlag, Osnabrück 1999, ISBN 3-7648-2538-3, S. 422.
↑Fritz Barth: Hoffnung, Krieg, Not. Das 3. Reich und die Besatzungszeit. Episoden aus Calmbach und dem Oberen Enztal. 1995. (Württembergische Landesbibliothek Stuttgart, Signatur 45/9400) In der überarbeiteten Ausgabe von 2010 ist ein handschriftlicher Dankesbrief von Hierl auf S. 298 abgedruckt.
↑Bürkle de la Camp (Hrsg.): Chirurgenverzeichnis. 5. Auflage, Springer, 1969. (Württembergische Landesbibliothek Stuttgart, Signatur Z 13600)
↑J. B. Lehner: Excellenz Weihbischof J. B. Hierl 80 Jahre alt. In: Die Oberpfalz. Jg. 30 (1936). S. 14–15.