Dieser Artikel behandelt den 1956 geborenen Ministerpräsidenten. Zum 1974 geborenen Verkehrsminister im Kabinett von Kyriakos Mitsotakis siehe Kostas Karamanlis (Politiker, 1974).
Karamanlis schloss sich der Jugendorganisation ONNED der ParteiNea Dimokratia an und arbeitete 1974 bis 1979 und 1984 bis 1989 in Organisationen der ONNED und der Nea Dimokratia. Er verfasste historische Abhandlungen und ein Buch über Eleftherios Venizelos.
Karamanlis heiratete 1998 Natasa Pazaitis und ist seit 2003 Vater einer Tochter und eines Sohns (Zwillinge).
Politische Karriere
1989 zog er als Abgeordneter für die Nea Dimokratia ins griechische Parlament ein. 1997 wurde er Vorsitzender seiner Partei. Bei den Parlamentswahlen im Jahr 2000 verlor er nur knapp gegen die PASOK-Partei.
Am 16. September 2007 verteidigte Karamanlis bei einer auf seine Entscheidung hin vorgezogenen Parlamentswahl mit seiner Partei den ersten Platz im Parteienspektrum. Damit erreichte die ND auf Grund des griechischen Wahlrechts die Mehrheit der Sitze im Parlament. Die Wahl stand im Schatten der Brandkatastrophe des Spätsommers 2007.
Am 3. September 2009 kündigte Karamanlis für den 4. Oktober Parlamentsneuwahlen an. Als Grund nannte er die Wirtschaftslage.[1] Nach dem erdrutschartigen Sieg der oppositionellen PASOK erklärte Karamanlis seinen Rücktritt als Parteivorsitzender der ND.[2]
Immobilienskandal 2008
Stark erschüttert wurde die Regierung Karamanlis durch einen Skandal um umstrittene Immobilientransaktionen zwischen dem griechischen Staat und dem Athos-Kloster Vatopedi. Das Kloster machte Besitzansprüche auf den ihm angeblich vor fast 1000 Jahren von byzantinischen Kaisern vermachten Vistonida-See geltend. Obwohl diese Ansprüche des Klosters zweifelhaft waren, wurden sie vom Staat anerkannt: Im Tausch gegen den See mit seiner gesamten Wasseroberfläche und allen Ufergrundstücken erhielt das Kloster 260 werthaltige Grundstücke in touristisch entwickelten Gebieten, auch im Olympiadorf in Athen, die es teilweise sogleich mit Gewinn weiterverkaufte. „Sie haben dem Staat den See – sprich «Luft» verkauft – und dafür wertvolle Büros, Grundstücke und Gebäude in Athen zum Austausch bekommen“ kritisierte die Opposition.[3] Der Schaden, der dem Staat dadurch entstanden ist, dass die vom Kloster beanspruchten Seegrundstücke stark überbewertet und die staatlichen Tauschgrundstücke stark unterbewertet wurden, wird mit 100 Millionen Euro beziffert.[4] Der Immobilienskandal führte zunächst zum Rücktritt des in die Immobiliengeschäfte verwickelten Handelsmarineministers Giorgos Voulgarakis. Zwei Staatsanwälte traten zurück, weil sie von der Regierung in ihrer Ermittlungstätigkeit behindert worden seien.[5] Unter starken Beschuss der Opposition geriet ferner der Regierungssprecher Staatsminister Theodoros Rousopoulos, ein Freund des Vatopedi-Abtes Efraim und gleichzeitig enger Vertrauter des Regierungschefs, der am 23. Oktober 2008 zurücktrat. Der Immobilienskandal wie generell die krisenhafte finanzielle Situation des Landes waren wesentliche Gründe dafür, dass Karamanlis vorgezogene Neuwahlen ankündigte.
Wahlniederlage 2009
Bei den Parlamentswahlen am 4. Oktober 2009 verlor Karamanlis seine Regierungsmehrheit. Seine Partei Nea Dimokratia büßte über 8 Prozentpunkte ein und erreichte mit rund 33,5 Prozent nur noch 91 der 300 Sitze. Karamanlis trat am Wahlabend vom Parteivorsitz zurück. Nach seiner Abwahl stellte sich die finanzielle Lage Griechenlands nach der Bekanntgabe durch die neue Regierung als wesentlich verheerender dar, was in die Griechische Staatsschuldenkrise mündete.