Poitras ist eine der Initiatoren der Freedom of the Press Foundation; sie ist neben Glenn Greenwald die erste Person, die Zugriff auf die von Whistleblower Edward Snowden zur Verfügung gestellten Dokumente der Globalen Überwachungs- und Spionageaffäre hatte. Vom Februar 2014 bis September 2016 war sie für das von Glenn Greenwald und Jeremy Scahill zusammen mit ihr gegründete Medium The Intercept tätig. Seit September 2016 ist sie eine der leitenden Produzentinnen der Dokumentarfilmplattform Field of Vision,[2] einem weiteren Projekt der gemeinnützigen Medienfirma First Look Media. Am 30. November 2020 wurde Poitras von First Look Media entlassen, nach Poitras Angaben aufgrund der Kontroverse im Zusammenhang mit der Whistleblowerin Reality Winner.[3][4]
Seit der Veröffentlichung von Irak – Mein fremdes Land – einem Dokumentarfilm über den Irak unter US-amerikanischer Besatzung – im Jahr 2006 ist Poitras vom Department of Homeland Security als terrorverdächtig eingestuft. Flugreisen gehen für sie zwangsläufig mit den Maßnahmen des Secondary Security Screening Selection einher, da sie auf der Watch List des US-Außenministeriums steht. Auf Grund dieser Eintragung und den entsprechenden Repressionen schrieb Glenn Greenwald schon 2012 über ihre kontroversen Filme und das daraus resultierende Schicksal.[6]
Im Januar 2013 wurde Poitras anonym kontaktiert und erhielt – nachdem sie ihren PGP-Public Key zur Verfügung stellte – Anweisungen, sich weiter gegen Hacks abzusichern (siehe Bruteforce):
“Assume that your adversary is capable of a trillion guesses per second”
„etwa: Nimm an, dein Gegenspieler kann eine Billion Versuche pro Sekunde leisten“
– Edward Snowden
Infolge dieses Mailverkehrs arrangierten Snowden, Greenwald und Poitras ein Treffen in Kowloon. Seit der Übergabe der Top-Secret-Dateien verwendet sie unterschiedliche Computer für Schneiden, Kommunikation und das Lesen der Geheimsachen. Das Gerät für das Lesen ist vollständig ohne Anbindung zu irgendeinem Kommunikationssystem.
Während Greenwald die Publikation über die Zeitung The Guardian wählte, arbeitet Poitras daran, die Überwachungsaffäre filmisch aufzubereiten.[7]
Am 10. Februar 2014 veröffentlichte sie über The Intercept:
“A primary function of The Intercept is to insist upon and defend our press freedoms from those who wish to infringe them. We are determined to move forward with what we believe is essential reporting in the public interest and with a commitment to the ideal that a truly free and independent press is a vital component of any healthy democratic society. We believe the prime value of journalism is that it imposes transparency, and thus accountability, on those who wield the greatest governmental and corporate power. Our journalists will be not only permitted, but encouraged, to pursue stories without regard to whom they might alienate.”
„Eine vorrangige Funktion von The Intercept ist es, auf unseren Pressefreiheiten zu bestehen und gegenüber jenen zu verteidigen, welche sie verletzen wollen. Wir sind entschlossen, das voranzubringen, was wir für wesentliche journalistische Arbeit im öffentlichen Interesse halten. Unsere Hingabe gilt dem Ideal der wahrlich freien und unabhängigen Presse als lebensnotwendige Komponente jeder gesunden demokratischen Gesellschaft. Wir glauben, dass Transparenz den wesentlichen Wert von Journalismus ausmacht, und damit auch die Verantwortung jener, die die größte politische und unternehmerische Macht innehaben. Unsere Journalisten haben nicht nur die Erlaubnis, sondern werden dazu ermutigt, Geschichten ohne Rücksicht darauf zu verfolgen, wen sie damit vor den Kopf stoßen könnten.“
– Glenn Greenwald, Laura Poitras und Jeremy Scahill[8]
Bezüglich ihrer Zeit mit Snowden in Hongkong sagte sie:
“In retrospect, a lot of people think, Oh, the Snowden story is a great story that any journalist would want to get ahold of, but it didn’t feel that way then. I was seriously scared.”
„Rückbetrachtend glauben viele Leute „Oh, die Snowden-Story ist eine großartige Geschichte, die jeder Journalist gerne zu fassen bekäme“, aber so hat es sich nicht angefühlt. Ich hatte ernsthaft Angst.“
Laura Poitras thematisiert in ihren Filmen gesellschaftliche oder politische Missstände. Nachdem sie in Flag WarsGentrifikation behandelte, beschäftigt sie sich seit Irak – Mein fremdes Land mit Facetten und Auswirkungen des Krieges gegen den Terror. Irak – Mein fremdes Land war der Auftakt zu einer Trilogie, deren zweiter Teil unter dem Titel The Oath veröffentlicht wurde. Der dritte und letzte Teil wurde unter dem Arbeitstitel The Program begonnen. Die New York Times schrieb im August 2013, der Film behandelt Fragen der Terrorismus-Abwehr und die Rolle von Whistleblowern in der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts im Angesicht der Überwachung von Nachrichtendiensten. Die Filmgeschichte wird Parallelen zu Snowdens Werdegang aufweisen.[11] 2014 kam der Dokumentarfilm unter dem Titel Citizenfour in die Kinos.
Für die Süddeutsche Zeitung berichtete Peter Richter über die Ausstellung aus New York: „Poitras hat ganz offensichtlich nach Kanälen gesucht, um ihr Material und ihre Botschaft so wirkungsvoll wie möglich zu vermitteln, und hat sie in den bekannten Arsenalen der Kunst und der Ausstellungsarchitektur auch gefunden. Um eine Arbeit an diesen Kanälen ging es nicht so sehr. Und das ist verständlich.“[14]
2004: Flag Wars, ausgezeichnet mit einem Peabody Award und als Beste Dokumentation vom South by Southwest Festival und Seattle Lesbian & Gay Film Festival sowie dem Filmmaker Award des Full Frame Documentary Film Festivals – nominiert wurde der Film für einen Emmy und einen Independent Spirit Award.