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Louis Philippe Robert d’Orléans, duc d’Orléans

Herzog Philipp von Orleans (1869–1926)
Louis Philippe Robert d’Orléans, duc d’Orléans

Louis Philippe Robert d’Orléans, duc d’Orléans (Rufname: Philippe) (* 6. Februar 1869 in Twickenham[1]; † 28. März 1926 in Palermo) war ein französischer Adliger und Mitglied des Hauses Orléans.

Leben

Louis Philippe Robert d’Orléans war der Sohn von Louis Philippe Albert d’Orléans, comte de Paris und seiner Frau Maria Isabella d’Orléans-Montpensier und Urenkel des letzten französischen Königs Louis-Philippe. Zur Zeit seiner Geburt galt in Frankreich das Gesetz vom 26. Mai 1848 (Loi d'Exil), das die Mitglieder des Hauses Orléans aus Frankreich verbannte. Nach dem Ende des Kaiserreichs Napoleon III. wurde dieses Gesetz am 8. Juni 1871 aufgehoben, worauf Philippe mit seinen Eltern nach Frankreich ausreiste.

Nach dem Tod Henri d’Artois’ war er als Philipp VIII. Thronprätendent auf den französischen Thron und galt für die Anhänger des Hauses Orléans-Bourbon als rechtmäßiger Nachfolger König Louis-Philippes. 1886 wurde er allerdings erneut verbannt; in der Folge eines als antirepublikanisch angesehenen Festes der Familie Orléans erließ die Regierung Freycinet am 23. Juni 1886 ein Verbannungsgesetz. In England absolvierte er die Militärakademie in Sandhurst und diente als Unterleutnant in der englischen Kolonialarmee.

1890 reiste er illegal nach Frankreich zurück, um dort seinen Militärdienst abzuleisten. Er wurde verhaftet und in der Conciergerie inhaftiert. Dort spielte sich eine Episode ab, die ihm einen lebenslangen Spitznamen eintragen sollte: Prince Gamelle. Die Presse hatte sich nämlich über die üppige Verpflegung moniert, die Freunde Philippes diesem zukommen ließen. Philippe sagte dazu, er habe nie etwas anderes verlangt als den Napf des Soldaten („ne demande que la gamelle du soldat“). Auch wenn er wohl nie aus diesem Napf aß, wurde der Ausspruch berühmt.[2][1] Am 12. Februar wurde er vor Gericht gestellt und zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt, die er im Gefängnis von Clairvaux verbüßen sollte. Nach einem halben Jahr begnadigte ihn Präsident Carnot mit der Begründung, „dass die Lächerlichkeit lange genug gedauert hatte“ („jugea[i]t que le ridicule avait assez duré“).[2] Philippe wurde erneut und nun endgültig ausgewiesen.[3]

Der Comte de Paris, Philippe d’Orléans, das Oberhaupt der Familie, starb 1894 und Philippe trat sein Erbe an – sowohl was das immense Vermögen der Familie betrifft als auch die Position als Oberhaupt der Familie.[1] Aus dynastischen Gründen heiratete er am 5. November 1896 in Wien die Erzherzogin Maria Dorothea von Österreich (* 14. Juni 1867; † 6. April 1932), eine Urenkelin des Kaisers Leopold II. von Österreich. Diese Ehe blieb allerdings kinderlos.[1]

Ende des 19. Jahrhunderts erschütterte die Dreyfus-Affäre Frankreich. Der zutiefst konservative Herzog von Orléans reihte sich ab 1898 in die Riege der überzeugten Anti-Dreyfusards ein und entfremdete sich damit weiter von der liberalen öffentlichen Meinung.[1] Etwa zur gleichen Zeit gründete der Prinz die Jeunesse royaliste.[4] In diesem aufgeheizten Klima glaubte der Prinz kurzzeitig, den Thron besteigen zu können, als Paul Déroulède während der Beerdigung des Staatspräsidenten Félix Faure im Jahr 1899 einen Putschversuch organisierte. Die Hoffnungen des Anwärters wurden jedoch schnell enttäuscht und seine politischen Interventionen blieben ungehört. Sein Widerstand gegen die Verabschiedung des Kongregationsgesetzes von 1901[5] blieb ohne Folgen.[1]

Während des Ersten Weltkriegs wurde die bereits stark zerrüttete Ehe Philipps mit Maria Dorothea weiter belastet, weil die Ehefrau und nach Ansicht der Royalisten rechtmäßige französische Königin weiterhin in Österreich-Ungarn, also beim Feind, lebte. Dies führte nach dem Krieg zur Trennung.[1] Seinem Wunsch, auf Seiten der Entente zu kämpfen, wurde von keinem Verbündeten entsprochen.[1]

Seine letzte Lebenszeit verbrachte er in Palermo, wo er 1926 starb.[1] Begraben ist er, wie der Großteil der Familie, in der Chapelle royale de Dreux.

Reisen

Loxodonta africana in Serengeti

Philippe d'Orléans widmete sich Zeit seines Lebens Entdeckungsreisen und naturhistorischen Sammlungen. Bereits während seiner englischen Armee-Zeit hatte er in Indien und Nepal gedient.[1]

Nach dem endgültigen Exil bereiste er mit seinem Vater Nordamerika, wobei er unter anderem die Schlachtfelder besuchte, auf denen sein Vater im Sezessionskrieg gekämpft hatte. Es folgten Jagdausflüge in den Kaukasus und nach Afrika. In Dschibuti betrat er französischen Boden; was zu der Anekdote führte, dass er die Verfehlung gegen das Exilgesetz dem französischen Staat selbst anzeigen musste. Der Kolonialbeamte hatte nämlich keine Möglichkeit eines schnellen Postversands und bat Philippe, den Brief zur nächsten Station mitzunehmen.[6] Bei diesen Jagdreisen entdeckte er mit dem Loxodonta africana orleansi eine Unterart des Afrikanischen Elefanten.

Zwischen 1905 und 1909 reiste er mit einem eigenen Schiff dreimal ins Polargebiet und nach Grönland, wo er zwei neue Gebiete entdeckte: Île de France und Terre de France, das kurz darauf von Dänemark in Terre du duc d’Orléans umbenannt wurde. Für seine Berichte über diese Reise erhielt er die Goldmedaille sowohl der Société de Géographie Frankreichs als auch der Belgiens. 1921 reiste er noch nach Südamerika und noch kurz vor seinem Tode besuchte er Somalia und Äthiopien.

Elefant und Tiger des duc d’Orléans

Auf seinen Reisen sammelte der Herzog von Orléans zahlreiche Jagdtrophäen, die er gewissenhaft naturalisieren ließ und in seinen Schlössern zunächst in England und später in Belgien ausstellte. Es war jedoch der Wunsch des Herzogs, die Trophäen Frankreich zu hinterlassen und Königin Amelie von Portugal erfüllte diesen Wunsch, indem sie sie dem Muséum national d’histoire naturelle in Paris übergab. Um sie auszustellen, errichtete das Nationalmuseum in der Rue Buffon eine große Halle, die Galerie Duc d’Orléans, die vom Architekten Weber gebaut und vom royalistischen Bildhauer Maxime Real del Sarte dekoriert wurde. Die Galerie wurde am 22. Dezember 1928 eingeweiht, war jedoch schlecht belüftet: Im Sommer war es sehr heiß und im Winter sehr feucht, die Überreste wurden beschädigt und 1959 mussten die Museumsbehörden die Galerie für die Öffentlichkeit schließen und im folgenden Jahr abreißen. Die wenigen restaurierbaren Überreste wurden in die Grande Galerie de l’Évolution gebracht, wo sie noch heute zu sehen sind.[7]

Literatur

  • Weltrundschau. (Vom 29. September bis 24. Oktober 1899.), in: Deutscher Hausschatz, XXVI. Jahrgang, 1899/1900, Nr. 6, S. 110 (Bildnis).
  • Ludovic de Colleville: Le Duc d’Orléans intime, 1905.
  • Georges Poisson: Les Orléans, une famille en quête d'un trône. Perrin, Paris 1999, ISBN 2-262-01583-X.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j Diese und die folgenden biographischen Angaben entstammen dem unter „Literatur“ erfassten Werk von Georges Poisson
  2. a b Daniel de Montplaisir: Louis XX : une autre Histoire de France. Mareuil Éditions, Paris 2018, ISBN 2-37254-075-0, S. 290.
  3. Nach einer Aussage Georges Poissons hat er Frankreich nie wieder betreten, was sich allerdings auf das Kernland beziehen dürfte. Auf seinen ausgedehnten Reisen berührte er durchaus französisches Gebiet.
  4. Eine Bewegung, die 1888 gegründet und 1901 auf Antrag Philippes wieder aufgelöst wurde; der Großteil der angeblich 36.000 Mitglieder soll sich der Action française angeschlossen haben
  5. Dieses regelte die Rechte religiöser Organisationen in Frankreich
  6. Georges Cerbelaud-Salagnac: Quatre règnes en exil : ou d'Henri V à Jean III, 1820-1940. Éditions France-Empire, Paris 1947, S. 199.
  7. Éric Buffetaut: Un musée princier disparu. ISSN 2256-6384.
VorgängerAmtNachfolger
Louis Philippe Albert d’Orléans
Chef des Hauses Orléans
orléanistischer Thronprätendent Frankreichs

1894–1926
Jean d’Orléans
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