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Magnetsteine

Magnetsteine
Felsgruppe im Naturdenkmal „Magnetsteine“ (2009)

Felsgruppe im Naturdenkmal „Magnetsteine“ (2009)

Lage Nieder-Beerbach, Landkreis Darmstadt-Dieburg, Hessen
Geographische Lage 49° 47′ N, 8° 40′ OKoordinaten: 49° 47′ 13″ N, 8° 40′ 5″ O
Magnetsteine (Hessen)
Magnetsteine (Hessen)
Meereshöhe von ca. 400 bis 419,7 m
Einrichtungsdatum 10. Mai 1938
Besonderheiten bereits vor 1932 Naturdenkmal

Die Magnetsteine sind ein flächenhaftes geologisches Naturdenkmal in der Gemarkung Nieder-Beerbach, Gemeinde Mühltal im Landkreis Darmstadt-Dieburg in Südhessen. Die Felsen im Diallag-Peridotit sind auffallend polarmagnetisch.[1]

Lage

Das Naturdenkmal „Magnetsteine“ befindet sich im Naturraum Frankenstein-Komplex im Vorderen Odenwald. Dazu gehören mehrere Klippen und Felsgruppen entlang der Kammlinie des Ilbes-Bergs, dessen höchster Punkt von 419,7 Meter durch einen trigonometrischen Punkt gekennzeichnet ist. Sie wurden bereits vor 1932 als Naturdenkmal geführt. Sie sind durch Verordnung vom 4. Mai 1938 geschützt,[2] veröffentlicht im Anzeiger der Hessischen Landesregierung Nr. 72 vom 10. Mai 1938.[1]

Geologie

Das Grundgestein der Magnetsteine entstand vor etwa 360 Millionen Jahren.[3] 1888 wurden die Gesteine von dem Geologen Achilles Andreae und dem Physiker Walter König eingehend untersucht: Im Frankensteinmassiv erstrecken sich, umgeben von helleren Gabbro-Dioriten, drei Züge von dunklen Diallag-Gesteinen. Die Magnetsteine gehören zu dem nördlichsten, fast schwarzgrünen Zug, der sehr reich an Olivin ist. Er gehört zu den Wehrliten, einer Form von Peridotit. Als ursprüngliche Gemengeteile wurden vor allem Olivin und Diallag nachgewiesen, als sekundäre unter anderem Serpentin und Magnetit. Am Rand des Zuges bestehen häufig Übergänge zum Olivin-Gabbro.[4]

Gesteins-Magnetismus

Man findet in den Magnetsteinen verschiedene verkippte Feldrichtungen, die Kompassnadel kann hier um bis zu 30° abgelenkt werden.[3] 1808 wurde diese magnetische Anomalie im Artikel Ueber eine neue magnetische Gebirgsart in den Annalen der Physik erstmals erwähnt.[5] Seitdem sind die Magnetsteine ein Ziel von Geologen und Mineralogen. Obwohl es verboten ist, Teile davon abzuschlagen, sind einige der Felsen durch Mineraliensammler seit 1925 um ein Drittel kleiner geworden.[1]

Die Magnetisierung der Felsen soll durch äußere Einwirkungen entstanden sein, da sich das Gestein ansonsten nicht von dem im unterhalb gelegenen Serpentin-Bruch unterscheidet. Es wird davon ausgegangen, dass starke Blitzschläge den Bergrücken magnetisiert haben. Hangabwärts nimmt der Magnetismus der Felsen stetig ab.[1] Durch die Blitzeinschläge bildete sich im Gestein ein Stromfluss und es erhitzte sich über seine Curie-Temperatur von 570 °C. Bei der Abkühlung wurde das aktuelle Magnetfeld gespeichert („eingefroren“).[3]

Eine weitere Form dieses Magnetismus findet sich am südlichen Ende des Odenwaldes am Katzenbuckel, einem Vulkan-Rest im Buntsandstein-Odenwald am dortigen Nephelinit-Basalt.[6]

Tourismus und Naherholung

Die Magnetsteine sind durch Wanderwege vom Parkplatz an der Burg Frankenstein aus erschlossen.[7] Auch der Alemannenweg führt an den Felsgruppen entlang.[8] Einige markante Felsen sind benannt, unter anderem Brohmfels, Becker-Felsen und Magnet-Stein. An der südlichsten Felsengruppe gab es vor einigen Jahrzehnten, als die Magnetsteine noch weitgehend unbewaldet waren, einen hölzernen Aussichtsturm.[1] Die bis zu acht Meter hohen Klippen am Brohmfels werden als Kletterfelsen genutzt. Das Anbringen neuer Sicherungen ist hier untersagt.[9]

Einzelnachweise

  1. a b c d e Horst Bathon, Georg Wittenberger: Die Naturdenkmale des Landkreises Darmstadt-Dieburg mit Biotop-Touren, 2. erweiterte und vollständig überarbeitete Auflage. Hrsg.: Kreisausschuss des Landkreises Darmstadt-Dieburg – Untere Naturschutzbehörde (= Schriftenreihe Landkreis Darmstadt-Dieburg). Darmstadt 2016, ISBN 978-3-00-050136-4, S. 83–86.
  2. Verordnung zur Sicherung von Naturdenkmalen im Landkreis Darmstadt. (PDF; 26 kB) Kreisamt Darmstadt, 4. Mai 1938, abgerufen am 29. Juli 2020.
  3. a b c Rainer Olzem, Timm Reisinger: Mainzer Becken, Taunus, Odenwald. Exkursion: 15.–18.04.2009. Aufschluss 13: Magnetsteine südlich Burg Frankenstein. Abgerufen am 5. August 2020.
  4. Achilles Andreae & Walter König (1888): Der Magnetstein vom Frankenstein an der Bergstrasse: ein Beitrag zur Kenntniss polarmagnetischer Gesteine. In: Abhandlungen der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, Band 15, Heft 2, S. 59–79.
  5. Ludwig Wilhelm Gilbert: Aus einem Brief des Herrn Dr. Zimmermann, Docenten der Mathematik und Mineralogie. Ueber eine neue magnetische Gebirgsart. Annalen der Physik 28, S. 483–484, 1808.
  6. Wilhelm Salomon: Polarmagnetischer Basalt vom Katzenbuckel im Odenwald. In: Jahresberichte und Mitteilungen des Oberrheinischen Geologischen Vereins, Band 5 Heft 2 (1916), S. 106 f.
  7. Geokids-Station: Magnetsteine am Frankenstein (Detailkarte). Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald, abgerufen am 29. Juli 2020.
  8. Alemannenweg 4. Etappe: Zwingenberg - Burg Frankenstein. Odenwald Tourismus GmbH, abgerufen am 26. Mai 2021.
  9. DAV Felsinfo: Brohmfels. Felsinformationssystem des Deutschen Alpenvereins, Ressort Natur- und Umweltschutz, abgerufen am 17. August 2020.
Commons: Magnetsteine (Nieder-Beerbach) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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