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Der Begriff „Marke“ im Sinne des Marketings geht über das klassische, juristische Verständnis der Marke als rechtlich geschütztem Herkunftszeichen („Markenzeichen“) hinaus.
Nach dem klassischen Markenverständnis genügte es, wenn die Interessenten und Käufer eines Produkts in der Lage waren, den Hersteller anhand von Markenzeichen zu identifizieren. Im modernen Markenverständnis gilt eine Marke erst dann als erfolgreich, wenn die Zielgruppen imstande sind, den Hersteller auch ohne Markenzeichen – etwa anhand von Eigenschaften seiner Produkte – zweifelsfrei zu identifizieren.
Im Mittelpunkt steht also die Frage: Worin unterscheiden sich die Objekte, die einen Markennamen[2] repräsentieren, von konkurrierenden Objekten anderer Markennamen?
Um den Zielgruppen diese Unterscheidung zu ermöglichen, beschränkt sich der im Marketing verwendete Marken-Begriff nicht auf die Markenzeichen, sondern erstreckt sich auch auf alle Ergebnisse des Marketing-Mix, die der Inhaber und die Zielgruppen der Marke als charakteristisch für den Markennamen (d. h. als markenprägend) ansehen.
Funktionen einer Marke
Für den Inhaber eines Markenzeichens stellt die Marke ein Instrument der Produktpolitik dar (siehe Markenpolitik):
Für Produktionsunternehmen und Dienstleistungsunternehmen bieten (Hersteller-)Marken bzw. Dienstleistungsmarken die Möglichkeit, die Eigenschaften der eigenen Produkte oder Dienstleistungen deutlicher hervorzuheben, ihnen ein Profil (Image) zu geben und sie somit von vergleichbaren Produkten anderer Anbieter abzuheben.
Für Handelsunternehmen und Verbundgruppen des Handels bieten Handelsmarken bzw. Eigenmarken die Möglichkeit, den „überall erhältlichen“ Herstellermarken Alternativen an die Seite zu stellen und ihrem Sortiment, zumindest in Teilen, ein Sortimentsimage zu geben, es von vergleichbaren Sortimenten der Mitbewerber abzuheben und das eigene Unternehmen zu profilieren. Wegen der geringeren Belastung mit Werbekosten können Handelsmarken zudem im Vergleich zu Herstellermarken zu niedrigeren Verkaufspreisen angeboten werden und zu einem günstigen Preisimage beitragen.
Für Konsumenten sind Marken eine Erleichterung, sich auf dem Markt zu orientieren. Mit dem Kauf eines Hersteller- oder Händler-Markenartikels erwirbt der Konsument nicht nur einen Gebrauchs- oder Verbrauchsgegenstand; ihm soll zusätzlich ein ideeller Nutzen gewährt werden, nämlich ein an die Markierung der Ware (Markenzeichen, früher: Warenzeichen) geknüpftes Qualitätsversprechen[3] bezüglich der Eigenschaften des Produktes und des hinter der Marke stehenden Unternehmens. (Näheres dazu siehe unter Markenführung und Corporate Branding.) Namentlich durch die Veröffentlichung vergleichender Warentests konnte der psychologische Nachteil der eher weniger bekannten Handelsmarken gegenüber den eher bekannten Herstellermarken („Markenartikeln“) weitgehend beseitigt werden.
Markentypologie
Im Marketing werden folgende Arten von Marken unterschieden:
Dienstleistungsmarke (engl. Service Brand)[4] „Warenmarke“ und „Dienstleistungsmarke“ werden unter dem Begriff „Produktmarke“ zusammengefasst; dieser ist jedoch nicht gleichbedeutend mit dem englischen Begriff „Product Brand“.
Aus der Sicht des Markeninhabers sollen die relevanten Zielgruppen die Produkte und Angebote des Markeninhabers von konkurrierenden Produkten und Angeboten anderer Markeninhaber unterscheiden können. Eine erfolgreiche Markenpositionierung ist jedoch nur möglich, wenn die Produkte und Angebote unverwechselbare Eigenschaften aufweisen.
Der Charakter einer Marke definiert sich also nicht über die Markenzeichen, sondern über die typischen Eigenschaften der Objekte, die mit dem Markennamen in Verbindung stehen bzw. vom Inhaber und den Zielgruppen der Marke in Verbindung gebracht werden.
Die wesentlichen charakterprägenden Eigenschaften einer Waren- oder Dienstleistungsmarke sind ihre sog. Markenwerte, allen voran die Nutzenversprechen, das Qualitätsniveau und das Preisniveau. Bei einer Unternehmensmarke kommen darüber hinaus auch die Eigenschaften aller Unternehmenselemente hinzu, die das Unternehmen gegenüber seinen Ziel- und Anspruchsgruppen repräsentieren (z. B. Werbung, Personal, Architektur, Kundendienst; siehe auch Moments of truth).
Besonders ausschlaggebend für die Beurteilung eines Markencharakters sind die Assoziationen, die die Marke bei den Mitgliedern ihrer Zielgruppen auslöst (z. B. innovativ, exklusiv, hochwertig, zuverlässig, kultig, preiswert). Man spricht in diesem Zusammenhang auch von den Anmutungen der Marke und vom Markenerlebnis.
Markenaufbau – Markenführung – Markenumwidmung
Je nachdem, ob eine Marke schon existiert oder nicht und welche Ziele der Markeninhaber mit einer Marke verfolgt, steht dieser vor folgenden Aufgaben:
Beim Markenaufbau (engl. Branding) versucht der zukünftige Markeninhaber, eine neue Marke zu formen und ihr einen unverwechselbaren Charakter (ein „Gesicht in der Menge“; Markenidentität) zu verleihen.
Bei der Markenumwidmung (Rebranding) versucht der (evtl. neue) Markeninhaber, einer bestehenden Marke eine neue Markenidentität zu verleihen.
Anspruch, Wahrnehmung und Wirklichkeit einer Marke
Zum Charakter einer Marke gehören nicht nur die tatsächlichen, sondern auch die angeblichen und vermeintlichen Eigenschaften der Markenobjekte. Diese Unterscheidung ist aus folgenden Gründen relevant:
Die vom Markeninhaber an die Zielgruppen kommunizierten Eigenschaften gehen unter Umständen über die tatsächlichen, d. h. objektiv nachprüfbaren Eigenschaften der Markenobjekte hinaus. Vor allem bei Produkten, die sich faktisch kaum voneinander unterscheiden und daher leicht austauschbar sind (Substitutionsgüter), neigen die Markeninhaber dazu, Unterschiede zu konkurrierenden Produkten zu „inszenieren“. Besonders durch eine Betonung ideeller Nutzeneffekte wird versucht, eine angeblicheAlleinstellung der eigenen Marke zu suggerieren.
Die individuellen Fremdbilder, die sich die Zielgruppen-Mitglieder von den vermeintlichen Eigenschaften der Marke machen, müssen nicht unbedingt dem Selbstbild entsprechen, das der Markeninhaber von den Eigenschaften der Marke kommuniziert.
Einfluss von Marken auf Kinder und Jugendliche
Konsumsozialisation von Kindern
Unter Sozialisation im Allgemeinen versteht man das Lernen von Verhaltensweisen, mit denen sich ein Individuum in das soziale System einfügt (Kroeber-Riel und Weinberg, 1999). Eine Erklärung für die Sozialisation bieten die Theorien des sozialen Lernens, die betonen, dass das Lernen im Kontakt mit der sozialen Umwelt entsteht und den Umgang mit der sozialen Umwelt betrifft.
Die Konsumentensozialisation bezieht sich weiterführend auf die Einführung eines Individuums in die Konsumkultur einer Gesellschaft (Kroeber-Riel und Weinberg, 1999).
Um das Lernen von Marken, also z. B. das Lernen des Logos, zu erklären, kann man verschiedene Lerntheorien anwenden. Beispielsweise kann das Kombinieren eines Produktnamens mit angenehmen Stimuli mit Verhaltenstheorien nach dem Reiz-Reaktions-Prinzip erklärt werden.
Markenwissen von Kindern
Das Markenwissen eines Kindes beschreibt, ob das Kind Marken unterschiedlicher Produktgruppen kennt und wie viele von diesen es in welchen Kontexten nennen kann. Die Mehrheit der Studien zeigt, dass bereits Kinder über Markenwissen verfügen, und, dass dieses signifikant mit dem Alter der Kinder korreliert.
Auch beim Markenwissen spielt das Phänomen der Akzeleration eine Rolle. So wird angenommen, dass Kinder in früheren Jahren nicht nur immer mehr Wörter beherrschen, sondern auch Markennamen früher behalten können.
Besonders einflussreich ist die bildliche Darstellung, sodass in der Werbung häufig leicht wiedererkennbare Figuren wie z. B. Ronald McDonald über Jahre hinweg verwendet werden. Damit gelingt es, die geringe Aufmerksamkeit der Kinder auf das entsprechende Produkt zu ziehen.
In einer Studie von Charlton u. a.(1995) wurden 4–14 Jahre alten Kindern 5 bekannte Werbesprüche vorgelesen, die die Kinder mit der Nennung des Markennamens bzw. einer zweiten Satzhälfte vervollständigen sollten. Der Anteil der richtig vervollständigten Werbesprüche lag zwischen 34 % und 88 %, wobei die Ergebnisse abhängig von der Aktualität und Sendefrequenz der korrelierenden Werbespots waren. Die Werbeslogans waren schon bei Vorschulkindern bekannt und ihr Bekanntheitsgrad stieg mit dem Alter kontinuierlich.
Weiterführenden Studien zufolge ist anzunehmen, dass Kinder Marken bereits kennen, bevor sie die Sprache voll beherrschen. Nach einer Schätzung von McNeal (1999) verfügen 6-Jährige über ein Markenrepertoire von etwa 200 Marken.
Markenverlangen von Kindern
Zur Bildung von Markenpräferenzen sind laut Ward, Wackman und Wartella (1977) 5 Stufen notwendig:
1. Markenwissen
2. Auswahl von Informationen über Produkte
3. Markenvergleich
4. Markenpräferenz
5. Gebrauch der Information bei der Kaufentscheidung
Dabei ist die affektive Einstellung einer Marke bedeutsamer als die Beurteilung ihres Nutzens (Pecheux und Derbaix, 1999), da die emotionalen Wirkungen überdauern. Diese führen häufig zur Markenloyalität.
Bei Kindern setzt laut Melzer-Lena bereits im 2. Lebensjahr die Markenbindung ein und äußert sich z. B. darin, dass Kinder beim Einkaufen mit den Eltern auf eine bestimmte Marke zeigen. McNeal schränkt diese Aussage allerdings ein, da er vermutet, dass das Zeigen nur ein Wiedererkennen von Farben oder Ähnlichem ist und damit nicht unbedingt eine Präferenz ausdrückt. Doch auch er schätzt, dass Kinder mit 3–4 Jahren beginnen, Marken zu bewerten. Dabei übernehmen die Kinder ihre Werturteile aus der Umgebung als ihre eigenen. Teilweise leiten Kinder den Wert einer Marke aus der Dauer deren Kenntnis ab.
Einflussfaktoren
Auf Kinder wirken unendlich viele Einflussfaktoren ein, sodass es schwierig ist festzustellen, wie viele Faktoren es wirklich gibt und welche den größten Einfluss haben. Das Modell zum Markenlernen (Brand Learning) von Wyckham und Collins-Dodd versucht diese Einflussfaktoren in Kategorien zu unterteilen. Hierbei werden sieben verschiedene Faktoren benannt: Exposure in Market, Advertising, Peers, Parents, Direct Use, Age und Interest in Product Category. Diese beeinflussen die Bildung von Kognition (Bewusstseinszustände) gegenüber Produkten, Marken und Werbung. Diese Kognition wiederum ist das Ausschlaggebende für das Verhalten des Kindes.
Exposure im Markt bezeichnet die Einflüsse, die auf das Kind durch sein Teilnehmen am Marktgeschehen einwirken. Im Durchschnitt besucht ein Kind mit 2 Monaten das erste Mal ein Geschäft. Im Alter von 10 Jahren betritt es ca. 250 Geschäfte im Jahr.
Als Einfluss durch Werbung wird die Marktkommunikation von Unternehmen mit der Zielgruppe Kinder beschrieben. Allerdings umfasst dies auch den unbeabsichtigten Kontakt von Kindern mit Werbung. Hierbei ist die Werbewirkung von Kindern wesentlich höher als die Wirkung auf Erwachsene. Unternehmen geben viel Geld aus, in der Hoffnung Markenloyalität bei Kindern auszubilden.
Als Peers werden Vorbilder der Kinder bezeichnet, nach denen Kinder ihre Wertvorstellungen und Verhalten richten. Dies können sowohl Freunde, ältere Kinder, beliebte Kinder oder auch begünstigte Kinder (Kinder, die z. B. ein bestimmtes Spielzeug besitzen) sein. Häufige Gespräche mit Peers beeinflussen Wünsche, Präferenzen und das konkrete Kaufverhalten des Kindes. Dieser Einfluss steigt mit dem Alter.
Eltern steuern die Konsumsozialisation von Kindern durch Kommunikation, Vorbildwirkung und Verstärkungsmechanismen. Diese Sozialisation ist abhängig von der Ausbildung und dem Beruf der Eltern, sowie der Familienstruktur, des Familieneinkommens und dem Erziehungsstils. Der Einfluss der Eltern wird nach und nach durch Peers und Medien verdrängt.
Der Gebrauch/Besitz eines Produktes steigert das Markenwissen signifikant. Dabei kann eine zufriedenstellende Nutzung zu einer positiven Einstellung oder sogar einer Markenloyalität führen. Eine Enttäuschung durch unrealistische Versprechen von Werbung führt zu einer negativen Einstellung.
Markenwissen von Kindern ist abhängig vom Alter. Mit dem Alter steigt die kognitive Entwicklung, das Interesse an Produkten und das Markenwissen von Kindern. Zudem steuert das Alter den Einfluss der anderen Faktoren, so steigt der Einfluss der Peers mit dem Alter und der Einfluss der Eltern nimmt ab.
Das Interesse an einer Produktkategorie ist wiederum abhängig vom Markenwissen und es steigt mit dem positiven Gebrauch eines Produktes. Zudem ist das Interesse abhängig von Geschlecht, Alter und Umfeld.
Kindermarketing
Kindliche Konsumkultur:
Als Kindermarketing wird die unmittelbare Ausrichtung des Absatzes bzw. Verkaufs von Produkten und Dienstleistungen mit entsprechenden Mitteln und Maßnahmen „an den Eltern vorbei“ direkt an die Kinder verstanden (Effertz 2017).
Dies ist für Firmen besonders wichtig, da Kinder und Jugendliche über große Geldsummen verfügen. In Deutschland haben Kinder durch Taschengeld und Ferienjobs usw. jährlich über ca. 25 Mrd. Euro zur freien Verfügung. Des Weiteren bewege sie ihre Eltern zum Kauf im Wert von ca. 70 Mrd. Euro jährlich. Durch Kindermarketing versuchen die Firmen die Kinder möglichst früh an Marken zu binden und eine Etablierung einer langfristigenMarken- und Produkttreue.
Die meisten Ausgaben für Kindermarketing findet man in der Spielwarenbranche, etwa 184 Mrd. Euro und in der Lebensmittelindustrie 3 Mrd. Euro, wobei alleine ¼ für Süßwaren ausgegeben wird. Eine Untersuchung der Lebensmittelwerbung im TV hat ergeben, das 78 % an Kinder gerichtet sind und es von 2010 bis 2014 zu einer Zunahme von Werbung für ungesunde Lebensmittel von 19,19 % auf 26,29 % gekommen ist.
In den letzten Jahren wurde eine ganze Reihe von Problemen mit Kindermarketing in Verbindung gebracht.
Gesundheit
In Deutschland haben liegt der Anteil von adipösen Jugendlichen bei 10 %, wobei die Prävalenz im Altersverlauf noch zunimmt. Außerdem tritt der größte Teil der Adipositasfälle in Deutschland vor dem 20. Lebensjahr auf. Auch der Anteil der Alkoholintoxikationen stieg in den letzten Jahren an. Dabei ist zu beachten, dass je früher der Konsum von Alkohol einsetzt, desto nachhaltiger wird er im späteren Leben beibehalten.
Ökonomisch
Durch die genannten gesundheitlichen Schäden entstehen auch Ökonomische Kosten. Durch Adipositas entstehen pro Jahr etwa 63 Mrd. Euro an gesellschaftlichen Kosten. Dazu kommen 79 Mrd. Euro durchs Rauchen und 40 Mrd. Euro durch schädlichen Alkoholkonsum. Zusammen macht das über 180 Mrd. Euro gesellschaftliche Kosten, nur durch gesundheitsschädigendes Konsumverhalten. In diesen Zahlen sind direkte und indirekte Kosten enthalten. Allerdings werden die Kosten in den nächsten Jahren wahrscheinlich noch weiter steigen, da viele Kosten erst durch Langzeitschäden Jahre später entstehen.
Materialismus
Viele Kinder und Jugendliche nutzen einen gelebten Materialismus als Coping-Strategie, um mit einem niedrigen Selbstwertgefühl und schwierigen sozialen Situationen umzugehen. So kommt es zu einem Konsumsymbolismus. Bestimmte Konsumweisen werden zur Lösung von Problemen oder allgemein zur Interaktion im sozialen Kontext genutzt.
Das Ziel des Kindermarketings ist die Kreierung eines Images für die Produkte. (Image entspricht mit bestimmten Qualitäten versehenen Wahrnehmungs- und Vorstellungsbild eines Produktes). Der Prozess der Präferenzbildung für ein bestimmtes Produkt bei Kindern, ist dann gleichzusetzen mit einem Anpassungsprozess zwischen dem eigenen wahrgenommenen Persönlichkeitsbild und dem Wunschselbst. Das heißt, durch den Konsum eines Produktes kommt es zu einer Annäherung an das Wunschselbst, wenn das Produkt entsprechende Qualitäten verheißt.
Kindermarketing aus neurologischer Sicht
Der Entscheidungsprozess unterscheidet sich kognitiv noch in großen Maße von dem bei Erwachsenen. Die relevanten Hirnareale, die bei einer komplizierten Entscheidung gebraucht werden, sind bei Kindern noch nicht voll entwickelt. Der orbifrontale Cortex, den wir für die Impulskontrolle und das rationale Bewerten brauchen, arbeitet noch losgelöst vom mesolimbischen System, welches für die Gefühle verantwortlich ist. Dadurch, dass noch keine Verknüpfung zwischen diesen beiden Systemen besteht nehmen wir viele Objekte zunächst unemotional wahr, bis sie durch die Werbung mit einer Emotion verknüpft werden.
Deshalb treffen Kinder ihr Kaufentscheidungen auch mit Hilfe von Bewertungs- und Entscheidungsheuristiken. Der Sunk-Cost-Effekt (Bazerman 2006) sagt aus, dass Kinder in der Trotzphase irrational lange an einer suboptimalen Erscheinung festhalten, wenn sie vorab Aufwand in diese Richtung betrieben haben. Der Oppertunitätseffekt führt dazu, dass die Kosten alternativ genutzter Möglichkeiten als niedriger wahrgenommen werden, als es tatsächlich der Fall ist. Das heißt, die Kosten der Konsumentscheidung werden als irrelevant empfunden und nur die Ergebnisse zählen. Aufgrund der Projektionsverzerrung (Loewenstein et al. 2003) können Kinder von der Verpackungsgröße nicht auf die Menge des Inhalts schließen. Sie unterschätzen den Grad der Ähnlichkeit zwischen dem Ereignis jetzt und zukünftigen Ereignissen, sodass es zu einer inkonsistenten Bewertung kommt.
Zu den Bewertungs- und Entscheidungsheurisitken kommen noch Wahrnehmungseffekte und Emotionen dazu, die es Kindern erleichtern eine Entscheidung zu treffen.
Das Gehirn konstruiert und speichert aus einzelnen Reizen ein Markennetzwerk von Gefühlen und Motivationen (Weiss et al. 2006). Deshalb reicht ein einzelner wahrgenommener Aspekt der Konstrukts um das gesamten Markennetzwerk zu aktivieren. So können spontane Kaufvorgänge getätigt werden, die impulsiv und ohne gedankliche Auseinandersetzung mit dem Produkt erfolgen. Oft kommt es auch zu einer somatischen Markierung, das heißt, bestimmte wahrgenommene Situationen werden mit einer Emotion verknüpft und diese dient beim erneuten Auftreten dieser Situation als Affektheuristik einer Entscheidungshilfe. Deshalb kann emotionale Werbung zu einer emotionalen Konditionierung führen und ein Produkt mit einer bestimmten Emotion verknüpfen.
Einfluss von Marken auf Jugendliche
Die Adoleszenz umfasst das Alter von etwa 10 bis 22 Jahren. Sie ist eine Phase der Neuorientierung, Identitätssuche und Unsicherheit, außerdem löst man sich hier von den Eltern ab. Jugendmarketing ist deshalb sinnvoll, da in Deutschland Jugendliche freie Verfügung über mehr als 80 Milliarden Euro im Jahr haben. Da sie allgemein sehr konsumfreudig und -offen sind, ist das ein enormes Erlöspotential für Unternehmen.
Der folgende Inhalt bezieht sich auf Bamert, T., & Oggenfuss, P. (2005).
Die zwei wichtigsten Funktionen der Marken sind die Orientierung und das Dienen als Statussymbol. Marken bieten Unterstützung und Sicherheit bei Kaufentscheidungen, außerdem kann man sich durch diese identifizieren, abgrenzen oder die Zugehörigkeit zu einer Peer-Group deutlich machen. Durch Marken können Jugendliche sich selbst darstellen und kann als symbolisches Kommunikationsmittel funktionieren.
Das Modell der Markensozialisation von Jugendliche unterscheidet Bedürfnisse an Marken und dessen Entwicklung gemäß drei Altersstufen.
In der Orientierungsphase (12–13 Jahre) werden Marken bewusst wahrgenommen, man ist aufgeschlossen gegenüber Medien und Marken und sucht nach Halt und Orientierung.
In der Abnabelungsphase (14–16 Jahre) zeigen Jugendliche eher eine kritische und ablehnende Haltung. Alles wird hinterfragt und ambivalent beurteilt, wodurch neue Marken persönlich wichtig werden.
In der selbstständigen Phase (17–18 Jahre) werden Markenbeziehungen und die Meinung zu diesen gefestigt.
Einflussfaktoren neben den Peers, den Eltern und dem Fernsehen ist Social Media. Social Media wird ein immer größerer Teil im Leben der Jugendliche. Neben der Unterhaltung dient es auch als Werbeplattform. Dadurch werden sie sehr stark dadurch beeinflusst.
Zwei psychologische Aspekte, die bei dem Einfluss von Marken auf Jugendliche eine Rolle spielen, ist zum einen das offene Dissonanzverhalten. Das beschreibt den Prozess nach dem Kauf, in dem wahrnehmbare Unstimmigkeiten reduziert werden und nur Vorteile dem Käufer vor Augen geführt wird. In diesem Moment ist der Käufer empfänglicher für Werbung.
Außerdem beurteilen Menschen Marken, die sie schon aus der Kindheit kennen, besser bezüglich des Images, der Markenpersönlichkeit und des Preis-Leistungs-Verhältnisses.
Zusammenfassend kann man sagen, dass der Einfluss von Marken auf Jugendlichen enorm hoch ist, da die bereits genannten Funktionen in vielen Leben eine zentrale Rolle spielen.
Was kann man dagegen tun?
Als Eltern sollte man die Wünsche nach Markenklamotten als Anlass nehmen, um mit den Kindern zu diskutieren und sich damit auseinanderzusetzen. Man sollte die Bedeutung und die Kosten von Kleidung betonen. Allgemein ist es wichtig, dass man offen über Schönheit und Identität redet.
Auch kann man als Eltern das Budget des Taschengeldes anpassen.
Schlussendlich ist jedoch das beste Mittel gegen Beeinflussbarkeit das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl.
Kevin Lane Keller: Strategic Brand Management. 3. Auflage. 2007.
Julia Mährlein: Der Sportstar in Deutschland: Die Entwicklung des Spitzensportlers vom Helden zur Marke. Sierke, Göttingen 2009, ISBN 978-3-86844-130-7.
Allen P. Adamson: BrandSimple. How the Best Brands Keep it Simple and Succeed. 2006.
T. Bamert, P. Oggenfuss: Der Einfluss von Marken auf Jugendliche. Lehrstuhl Marketing, Universität Zürich 2005.
T. Effertz, T. Teichert: Kindermarketing aus neurologischer Sicht: Empfehlungen für ethisch korrekte Gestaltungen des Marketing-Mix. In: Journal für Betriebswirtschaft. Band 60, Nr. 3, 2010, S. 203–236.
T. Effertz: Die dunkle Seite der kindlichen Konsumkultur: Kindermarketing und seine ökonomischen Kosten. In: S. Schinkel, I. Herrmann (Hrsg.): Ästhetiken in Kindheit und Jugend: Sozialisation im Spannungsfeld von Kreativität, Konsum und Distinktion. Transcript Verlag, 2017, S. 77–94.
E. Götze: Markenwissen 3-bis 5-jähriger Kinder und ihr Einfluss auf Markenentscheidungen ihrer Bezugspersonen. Service-Verlag, Wien 2003.
P. Thomas, M. Clambach: Jugendliche Lebenswelten: Perspektiven für Politik, Pädagogik und Gesellschaft. 2013, ISBN 978-3-8274-2970-4.
Anmerkungen und Einzelnachweise
↑Bei Unternehmen sind die Objekte genau genommen nur diejenigen Elemente, mit denen die Öffentlichkeit in Kontakt kommt.
↑Der Markenname ist das zentrale Markenzeichen einer Marke (in Gestalt einer Wortmarke oder einer Wort-Bild-Marke).
↑Genau genommen handelt es sich um eine feste Absichtserklärung oder Selbstverpflichtung (englisch self commitment), nicht um eine vertraglich bindende Zusage, die bei Nichteinhaltung ein Recht des Kunden auf Haftung begründen würde.
↑Julia Kramer: Metamorphosen im Sport. Die Wandlung des Spitzensportlers vom Helden zur Marke. In: Arnd Krüger, Swantje Scharenberg (Hrsg.): Zeiten für Helden – Zeiten für Berühmtheiten im Sport. LIT, Münster 2014, ISBN 978-3-643-12498-2, S. 195–212.