Engelhorn wuchs in Wien auf und besuchte einen privaten Kindergarten und eine Privatschule.[1] Sie studiert seit dem Sommersemester 2013 mit einer Unterbrechung von 2015 bis 2019 Germanistik an der Universität Wien.[2] Zwischenzeitlich arbeitete sie im Bereich der Nachhilfe und des Sprachtrainings[3] und ist seit mindestens Februar 2021 als Aktivistin tätig.[4] Engelhorn besitzt die deutsche und österreichische Staatsbürgerschaft.[5]
Engelhorn ist Teil einer laut New York Times wachsenden Bewegung junger, politisch links eingestellter Millionäre, die sich für eine stärkere Besteuerung vererbter Vermögen einsetzen. Engelhorn vertritt die Position, dass es nicht demokratisch sei, wenn Vermögende gemäß ihren persönlichen Präferenzen und Interessen geerbtes Vermögen verteilten. Philanthropie würde nur die Machtverhältnisse zementieren, die durch eine tiefgreifende Ungleichheit ihrer Meinung nach erzeugt wird.[4] Auch Start-up-Finanzierung würde wenig zur Lösung der Probleme dieser Welt beitragen, es bräuchte strukturelle Veränderungen.[1]
Steuergerechtigkeit
Engelhorn ist in Kontakt mit einer Gruppe junger Millionäre mit dem Namen Resource Generation[10] und gehörte im Februar 2021 zu den Mitgründern einer AG Steuergerechtigkeit, aus der im Juni des Jahres taxmenow (Initiative für Steuergerechtigkeit e. V.) hervorging.[1] Bei taxmenow ist sie zuständig für Öffentlichkeitsarbeit.[11]
Die Gruppe Wohlhabender setzt sich für die Besteuerung großer Vermögen ein; insbesondere für Superreiche bedürfe es einer neuen Steuerpolitik. Sie fordert die Einführung bzw. Erhöhung von Erbschaftssteuern.[4] Außerdem ist Engelhorn Mitglied der Non-Profit-OrganisationGuerrilla Foundation, wo sie ab September 2020 ein Volontariat[12] machte.
Marlene Engelhorn fordert die Wiedereinführung der Vermögenssteuer für Millionen- und Milliardenvermögen, die in Deutschland ausgesetzt ist, und der Erbschaftssteuer in Österreich, die aufgehoben wurde.[6] Anstelle der Abhängigkeit von Spenden durch Reiche fordern die Millionäre eine Vermögenssteuer von 1 Prozent, die für den Kampf gegen Pandemien, Armut und Klimawandel eingesetzt werden soll. Seit 2019 gibt Engelhorn bekannt, dass sie mindestens 90 % Ihres präsumtiven Erbes – eines zweistelligen Millionenbetrags[13] – spenden werde.[14] Die letzte Ankündigung erfolgte 2024.[15][16]
Sie schloss sich dem Netzwerk Millionaires for Humanity an[4] und ist Teil des internationalen Bündnisses Patriotic Millionaires, in dem sich über 100 Millionäre und Milliardäre (von ca. 21,7 Millionen weltweit[17]) eine höhere Besteuerung fordern.[18]
Demokratische Vermögensverwaltung
Gemeinsam mit dem Netzwerk Steuergerechtigkeit und der Bürgerbewegung Finanzwende startete taxmenow eine Unterschriftenaktion, an der sich nach eigenen Angaben rund 50 vermögende Unterzeichner beteiligten. Etwa die Hälfte gaben dabei ihren Namen der Öffentlichkeit bekannt, darunter Antonis Schwarz (Schwarz Pharma), der wohlhabende IT-Unternehmer Ralph Suikat und Marlene Engelhorn.[19] Engelhorn propagiert das Konzept Verantwortungseigentum.[20]
Des Weiteren engagiert sich Engelhorn, die queer lebt, beim Wiener Projekt queerconneXion, das LGBTQ-Aufklärungsarbeit bei Jugendlichen leistet.[25]
Im Januar 2024 gab Engelhorn bekannt, dass sie aus dem von ihrer Großmutter geerbten Anteil 25 Millionen Euro der Allgemeinheit zur Verfügung stellen will. Ein BürgerratGuter Rat für Rückverteilung, bestehend aus 50 zufällig ausgewählten Österreichern über 16 Jahren, sollte über die Verwendung des Vermögens entscheiden. Engelhorn selbst enthielt sich dabei der Mitsprache.[26] Ausgeschlossen seien allerdings verfassungswidrige, lebensfeindliche, menschenverachtende und profitorientierte Zwecke. Dieser Ansatz solle ein Zeichen gegen die ungleiche Vermögensverteilung setzen. Diese habe negative Auswirkungen auf Gesellschaften, das politische System und die Medienlandschaft. Überproportionaler Einfluss reicher Menschen gefährde die Demokratie. Die Präsidentin der Arbeiterkammer, Renate Anderl, zollte Engelhorn „großen Respekt“.[27][28] Im März 2024 tagte der Gute Rat für Rückverteilung zum ersten Mal in Salzburg.[29] Am 18. Juni 2024 wurde die Vergabe an 77 Organisationen, Projekte und Initiativen bekanntgegeben.[30][31][32]
Rezeption
Laut der österreichischen Ausgabe der Zeitschrift Forbes trat Engelhorn „von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über den ORF bis zum ZDF mittlerweile in fast jedem deutschsprachigen Medium mit ihren Forderungen“ auf. Beispielsweise war sie bei Wolfgang M. Schmitt eingeladen,[33] beantwortete auf ZDF-kultur 13 Fragen zum Thema Ist Erben gerecht?[34] und war am 4. Februar 2023 der erste Gast der neuen Gesprächsreihe „Was wäre wenn“ von Hannah Horsten in der Ö1-Sendung Diagonal.[35] Ihr sei bewusst, dass ihr nur zugehört werde, weil sie vermögend ist.[1] Unter den Millionären, die eine höhere Besteuerung fordern, ist Engelhorn das bekannteste Gesicht im deutschsprachigen Raum.[18]
Missbräuchliche Verwendung des Namens in Spam-E-Mails
In Zusammenhang mit einer Spielart des Vorschussbetrugs sind auch Spam-E-Mails im Umlauf, in denen vorgegeben wird, dass Marlene Engelhorn einen hohen Geldbetrag an die Empfänger spenden möchte.[46]
↑Frederik Seeler: (S+) Eine Frage der Gerechtigkeit: Warum die Erbin Marlene Engelhorn für die Erbschaftsteuer kämpft. In: Der Spiegel. 22. März 2023, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 23. März 2023]).
↑Dieser Text stellt eine Basisinformation dar. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden. Aufgrund unterschiedlicher Aktualisierungsrhythmen können Statistiken einen aktuelleren Datenstand aufweisen: Themenseite: Reichtum - Millionäre und Milliardäre. Abgerufen am 9. Januar 2024.
↑ abMichael Schäfer, Joachim Ludwig: Die Strategie ist klar. Jetzt zählt „nur“ noch das politische Wollen zur Umsetzung. In: Mit Kapital die Schöpfung retten : Es gibt nur Eine zweite Chance: Erneuerte soziale Markt- und Kreislaufwirtschaft. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2022, ISBN 978-3-658-36550-9, S.203–272, hier: S. 229, doi:10.1007/978-3-658-36550-9_7.
↑Der Spiegel: Interview (Spiegel-Gespräch) mit Marlene Engelhorn: „Ich bestehe auf dem Etikett ‚Millionenerbin‘“, Nummer 12 vom 16. März 2024, S. 54–56.
↑„Habe ein Vermögen und damit Macht geerbt“: Erbin gibt 25 Millionen Euro an Allgemeinheit zurück. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 10. Januar 2024]).