Neben Fachpublikationen veröffentlichte er 2021 ein erzählerisches Werk sowie 2022 einen Kriminalroman und 2023 einen weiteren Roman.
Zimmer war seit 1991 verheiratet und Vater zweier Kinder. Er starb in der Nacht auf den 19. Juli 2023 nach langer schwerer Krankheit im Alter von 62 Jahren.[3]
Politik
Zimmer war ab 1979 Mitglied der CDU und seit 2003 Mitglied der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA). Er war von 2005 bis 2021 Kreisvorsitzender der CDA Frankfurt am Main und von 2011 bis 2023 Landesvorsitzender der CDA Hessen und stellvertretender Bundesvorsitzender der CDA (bis 2022). In der Kommunalpolitik beriet er als Referent Oberbürgermeisterin Petra Roth und leitete die Stabsstelle Wirtschaft im Frankfurter Römer.[4] Er wurde bei der Bundestagswahl 2009, der Bundestagswahl 2013 und der Bundestagswahl 2017 direkt im Wahlkreis 182 (Frankfurt am Main I) gewählt.
Zimmer setzte sich bereits 2006 für die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns ein.[6] In der Bundestagsdebatte über einen gesetzlichen Mindestlohn vom 16. Dezember 2010 sprach sich Zimmer für einen gesetzlichen Mindestlohn mit tariflicher Öffnungsklausel aus. Als Abschlussredner einer Debatte über die Auswirkungen eines gesetzlich festgelegten Mindestlohnes am 10. Februar 2011 brachte er dessen Kopplung mit der Rentenentwicklung als indiziertes Instrument in die Diskussion. Am 20. Januar 2012 bezeichnete Zimmer im Bundestag einen Gesetzentwurf der SPD zur Einführung des gesetzlichen Mindestlohn als „mindestlohnpolitisches Ermächtigungsgesetz“, weil es dem Ministerium die Befugnis einräumte, einen von einer Mindestlohnkommission vorgeschlagenen Mindestlohn zu verwerfen und einen eigenen festzusetzen.[7] Als Berichterstatter der CDU/CSU zum Mindestlohn bezeichnete er bei der Verabschiedung des Gesetzes am 3. Juli 2014 den Mindestlohn als eine Weiterentwicklung der Sozialen Marktwirtschaft aus dem System der Sozialen Marktwirtschaft heraus.[8]
Ab dem Sommer 2012 setzte sich Zimmer zusammen mit zwölf weiteren Unions-Bundestagsabgeordneten öffentlich für die steuerliche Gleichstellung von Eingetragenen gleichgeschlechtlichen Partnerschaften mit der Ehe ein.[9] Bei der Abstimmung über die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare am 30. Juni 2017 stimmte er mit „Ja“.[10] Zusammen mit seinen Fraktionskollegen Marcus Weinberg und Andreas Nick warnte er im Oktober 2017 in einem Grundsatzpapier vor einem Rechtsruck der CDU.[11] Am 17. September 2020 sprach sich Zimmer im Bundestag für die Verabschiedung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz aus und verwies in diesem Zusammenhang auf den christlichen Selbstanspruch seiner Partei.[12]
Aus Sicht des Publizisten und Fernsehmoderators Roger Willemsen, der ein Jahr lang im Deutschen Bundestag die Debatten beobachtete und darüber ein Buch schrieb, hielt Zimmer 2013 bei der Vorstellung des Schlussberichts der Enquete-Kommission Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität[13][14] die „beste Rede“: „Es ging um die Grenzen des Wachstums. Eine fast philosophische Rede im Bundestag, ein Glanzstück.“[15] Er relativierte in einem anderen Interview aber auch, dass er „da eine durchaus multiple Person lobe, denn derselbe Zimmer hat auch ein paar der hässlichsten Sachen gesagt“.[16]
Die Niederlage Zimmers bei der Nominierung als CDU-Wahlkreisbewerber im Bundestagswahlkreis Frankfurt am Main I am 6. Februar 2021 war Folge einer Dynamik, die durch eine konkurrierende Bewerbung von Martin Heipertz in Gang gesetzt wurde, der bei der Nominierung zwar unterlag, aber mit seiner Intervention die entscheidenden Stimmen für Zimmers CDU-internen Gegenkandidaten Axel Kaufmann mobilisieren konnte. Zimmer sah sich „für die Merkel-Ära in Mithaftung genommen“.[17] Der Bundestagswahlkreis fiel in der Wahl 2021 dann an die SPD. Zimmer selbst resümierte, es habe die Partei viele Stimmen gekostet, dass man dem „Erbe Angela Merkels“ nicht folgen wollte. Die CDU werde nicht mehr als Partei der Mitte wahrgenommen und als zu rechtslastig und zu wenig divers empfunden, was viele junge Wähler abschrecke. Er forderte, das christlich-soziale Profil der Partei wieder zu schärfen.
Veröffentlichungen (Auswahl)
Als Autor
Nationales Interesse und Staatsräson. Zur Deutschlandpolitik der Regierung Kohl 1982–1989. Zugl. Dissertation. Schöningh, Paderborn 1992, ISBN 3-506-79318-7.
mit Udo Margedant: Eigentum und Freiheit. Eigentumstheorien im 17. und 18. Jahrhundert. Schulz-Kirchner, Idstein 1993, ISBN 3-8248-0023-3.
Moderne, Staat und Internationale Politik. Zugl. Habilitationsschrift. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-531-15755-9.
mit Thomas Scheben: Der Hund am Fallschirm. Streifzüge durch die Frankfurter Geschichte. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-7973-1127-6.
Nachhaltigkeit! Für eine Politik aus christlicher Grundüberzeugung. Herder, Freiburg 2015, ISBN 978-3-451-30508-5.
Grundsätzlich Christlich-Sozial. Beiträge zur Grundsatzdebatte der CDU. Freiburg: Herder 2023.
Aufsätze
Return of the „Mittellage“? The Discourse of the Center in German Foreign Policy. In: German Politics 6.1 (April 1997), S. 23–38.
From the National State to the Rational State and Back? An Exercise in Understanding Politics and Identity in Germany in the 20th Century. In: German Politics, 8.3 (1999), S. 21–42.
Demokratie und Frieden: David Helds Entwurf einer globalen demokratischen Ordnung. In: Welttrends 27 (2000), S. 141–156.
Paulus und die Politik. In: Die neue Ordnung 64.3 (Juni 2010), S. 164–176.
Konservatives Denken in der Außenpolitik. Eine Skizze. In: Zeitschrift für Außen- und Sicherheitspolitik 4.3 (2011), S. 489–501.
Werte oder Interessen? Über eine bisweilen schwierige Gemengelage in der deutschen Außenpolitik. In: Zeitschrift für Außen- und Sicherheitspolitik (2015 Suppl. 1) 8: 239–257.
↑Zimmer, Matthias.: Nationales Interesse und Staatsräson : zur Deutschlandpolitik der Regierung Kohl 1982-1989. Schöningh, Paderborn 1992, ISBN 3-506-79318-7.
↑Verband Alter Wingolfiten e. V. (Hrsg.): Vademecum Wingolfiticum, 25. Aufl., Hannover 2012, S. 199.
↑hin/ds/göc/sew/bt/arz/dpa: Der Bundestag beschließt die Ehe für alle: Jubel, aber auch Bedenken. In: Frankfurter Neue Presse. (fnp.de [abgerufen am 27. Juli 2017]).