Michael Denis wurde von seinem Vater, Johann Rudolph Denis, bereits früh in der lateinischen Sprache unterrichtet. 1739 kam der damals Zehnjährige ins Jesuitengymnasium nach Passau, das er 1747 erfolgreich abschloss. Im selben Jahr trat Denis in Wien dem Jesuitenorden bei.
Nach dem Noviziat war Denis als Grammatik- und Rhetoriklehrer an den Jesuitenkollegien Graz und Klagenfurt tätig. In dieser Funktion verfasste er seine neulateinischen Schuldramen sowie das didaktische EposPalatium Rhetoricae („Palast der Rhetorik“). 1757 wurde er zum Priester geweiht. 1759 wurde er als Professor ans Wiener Theresianum berufen und verblieb in dieser Funktion bis zur Aufhebung des Jesuitenordens 1773. Von da an bis zur Auflösung der Akademie leitete er die Garellische Bibliothek. Ab 1784 war er Kustos der Hofbibliothek in Wien.
Denis’ schriftstellerisches Werk umfasst neben den bereits erwähnten Schuldramen auch neulateinische und deutsche Lyrik sowie deutsche Kirchenlieder. Die lyrischen Werke veröffentlichte er meist unter dem Pseudonym Sined der Barde (wobei Sined ein Anagramm seines Nachnamens darstellt). Außerdem verfasste er bibliothekswissenschaftliche Werke und Lehrbücher sowie 1762 das erste österreichische Lesebuch.
Im ganzen deutschen Sprachraum bekannt wurde er durch die erste deutsche Übersetzung der Werke „Ossians“ (1768/69), die als angebliche Werke eines gälischen Barden begeistert in ganz Europa aufgenommen wurden, jedoch eine zeitgenössische Erfindung des Schotten James Macpherson waren. Ferner ist er der Autor des bekannten AdventliedsTauet, Himmel, den Gerechten und des österlichen Kirchenliedes Der Heiland ist erstanden.
Denis half mehrere Jahre dem österreichischen Naturforscher Johann Ignaz Schiffermüller, die Schmetterlinge der Wiener Umgebung zu sammeln und zu bearbeiten. Als Ergebnis erschien 1775 die Ankündung eines systematischen Werkes von den Schmetterlingen der Wienergegend und 1776 wurde das Systematische Verzeichnis der Schmetterlinge der Wienergegend veröffentlicht. Die Schmetterlingsammlung im Kaiserlichen Hof-Naturalienkabinett verbrannte im Jahr 1848.[1]
1801–1802 wurde der literarische Nachlass des 1800 verstorbenen Denis in zwei Bänden von Joseph Friedrich von Retzer (1754–1824) herausgegeben.
Geistliche Lieder z. Gebrauch der hohen Metropolitankirche b. St. Stephan in Wien und d. ganzen Wiener Erzbistums, Wien 1774 (darunter Der Heiland ist erstanden)
Paul von Hofmann-Wellenhof: Michael Denis. Ein Beitrag zur deutsch-oesterreichischen Literaturgeschichte des XVIII. Jahrhunderts. Wagner, Innsbruck 1881.
Ludwig Fladerer: Michael Denis (1729–1800) – Lateinische Sprache und Literatur im Leben eines österreichischen Aufklärers. In: Neulateinisches Jahrbuch 10 (2008), S. 61–86.
Ludwig Fladerer: An der Schwelle zur Moderne: Die lateinische Autobiographie des Jesuiten Michael Denis (1729–1800). Teil I. In: Neulateinisches Jahrbuch 14 (2012), S. 53–111.
Ekkehard Ehrmann von Falkenau: Michael Denis, ein naturbegeisterter Dichter des 18. Jahrhunderts. In: Apollo. Band 20, 1970, S. 5 (zobodat.at [PDF]).