Der Oberleitungsbus Arnhem ist heute der einzige Oberleitungsbus-Betrieb in den Niederlanden. Er wird seit dem Dezember 2012 von der Verkehrsgesellschaft Hermes betrieben, einer Tochtergesellschaft des Verkehrskonzerns Connexxion. Der Busverkehr in der Stadsregio Arnhem-Nijmegen wird seitdem unter dem Namen „breng“ vermarktet. Weitere niederländische Obus-Betriebe existierten früher von 1927 bis 1965 in Groningen und von 1952 bis 1969 in Nijmegen.
In Arnhem wurde während des Zweiten Weltkrieges das Straßenbahndepot zerstört. Bereits zuvor gab es Pläne, den Straßenbahnbetrieb einzustellen und durch einen Obusbetrieb zu ersetzen. 1949 wurde zwischen Arnhem und Velp (Linie 1, später Linie 3) die erste Obuslinie eröffnet.
In den folgenden Jahren wurde das Netz um Strecken nach Oosterbeek (Linie 1), Geitenkamp (Linie 2), Hoogkamp (Linie 2), Alteveer (Linie 3), Malburgen (Linie 5, später Linie 3) und 't Broek (Linie 3, später Linie 5) erweitert. Zudem wurde auf dem zentralen Abschnitt der Linie 1 eine Verstärkerlinie 7 eingerichtet.
Aktuell
Heute verkehren in Arnhem sechs Linien mit einer kumulierten Länge von fast 52 Kilometern:
Oosterbeek Station – Mariëndaal – Academie voor beeldende kunsten – Centraal Station – Centrum – Station Velperpoort – Plattenburg – Velp
15 / 15 Min
36 / 32 Min
2
Centraal Station – Centrum – Burgermeesterswijk – Sterrenberg – Hoogkamp
30 / 30 Min
11 / 11 Min
3
Burgers’ Zoo – Craneveld – Ziekenhuis Rijnstate – Centraal Station – Centrum – Malburgen Oost – Immerloo – Het Duifje
15 / 15 Min
46 / 47 Min
5
Schuytgraaf – Station Zuid – Elderveld – Nelson Mandelabrug – Centraal Station – Centrum – Presikhaaf
015 /15 Min
43 / 43 Min
6
De Laar West – Station Zuid – Elderveld – Nelson Mandelabrug – Centraal Station – Centrum – Elsweide HAN
015 / 15 Min
43 / 43 Min
7
Rijkerswoerd – Kronenburg – GelreDome – Centraal Station – Centrum – Station Velperpoort – Angerenstein – Monnikenhuizen – Geitenkamp
10 / 15 Min
44 / 45 Min
Die Stammstrecke des Netzes bildet der nördliche Innenstadtring, welcher abschnittsweise von allen O-Buslinien befahren wird. Das Gleiche gilt auch für den etwas abseits des Rings gelegenen Bahnhof Arnhem. Während die Durchmesserlinie 1 ihn auf ihrem Linienweg regulär passiert, bildet die Centraal Station gleichzeitig den südlichen Ausgangspunkt der Linie 2, was sie zur einzigen Radiallinie im Netz macht. Die anderen Durchmesserlinien 3, 5, 6 und 7 bedienen den Bahnhof in jeweils alle Fahrtrichtungen vom Stadtring aus mittels einer kurzen Stichfahrt.
Linie 1
Westlich der Innenstadt erschließt die Linie 1 das zwischen der Bahnstrecke Amsterdam–Arnhem und dem Rhein gelegene Stadtviertel Lombok, den Landschaftspark des Landgutes Mariëndaal und den in der Nachbargemeinde Renkum gelegenen Vorort Oosterbeek. Vom Bahnhof Arnhem aus folgt die Strecke bis zum Gemeindehaus Oosterbeek dem Utrechtseweg, danach zweigt sie nach Norden in den Stationsweg ab. Die Endhaltestelle befindet sich am dortigen Bahnhof.
Südöstlich der Innenstadt überquert die Linie 1 den Rhein auf der John-Frost-Brücke. Über Huissenze- und Keizerstraat werden die im Stadtteil Malburgen gelegenen Viertel Groene Weide, Immerloo I und II und Het Duifje erschlossen.
Linie 2
Auf der Linie 2, der mit rund drei Kilometern Länge kürzesten O-Buslinie Arnhems, kommen üblicherweise die letzten beiden Solowagen zum Einsatz. Ausgehend vom Bahnhof erschließt die Linie die nordwestlich der Innenstadt gelegenen Stadtteile Burgemeesterswijk, Gulden Bodem, Sterrenberg und Hoogkamp. Der Abzweig vom Innenstadtring erfolgt am Willemsplein. Gemeinsam mit Linie 3 wird die Bahnstrecke unterquert, danach biegt die Linie 2 auf die Ausfallstraße Zijpendaalseweg ab. Am Wassermuseum zweigt die Strecke auf den Burgemeestersplein ab, anschließend folgt sie der Van Lawick van Pabststraat und dem Bakenbergseweg bis zur Endstation Schelmseweg / Bakenbergseweg.
Linie 3
Auf dem nördlichen Streckenabschnitt der Linie 3 existiert eine Strecke nach Burgers’ Zoo, die tagsüber in der Regel abwechselnd bedient werden. Die Verzweigung des Nordastes erfolgt kurz hinter der Haltestelle Oremusplein in Cranevelt, nordwestlich des Krankenhauses Rijnstate gelegen. Die Strecke in Richtung Burgers’ Zoo verläuft über den Kluizeweg nach Norden, während auf dem Rückweg über die rund 100 Meter westlich gelegene Eduard van Beinumlaan gefahren wird.
Linien 5 und 6
Die Linien 5 und 6 waren bis 2012 eine gemeinsame, als Linie 5 bezeichnete, Linie.
Beim Fahrplanwechsel 2012/2013 wurden die Linien getrennt.
Die Ende 2010 in Betrieb genommene große Häuserblockschleife in Schuytgraaf stellt die bisher letzte Streckenerweiterung im Obusnetz dar. Die Abzweigung von der bestehenden Strecke der Linie 6 nach De Laar West erfolgt an der Haltestelle Hollandweg. Die Wendeschleife über die Straßen Minervasingel und Metamorfosenallee ist in beide Richtungen befahrbar und wird daher ausgehend von der Verzweigung hinter der Station Zuid (Süd Bahnhof) abwechselnd rechts- und linksherum bedient. Ihren Endaufenthalt in Schuytgraaf nehmen die Obusse an der Haltestelle Koningskers.
Der Nordast der Linien 5 und 6 verzweigt sich östlich des Winkelcentrum Presikhaaf. Die Linie 6 nach Elsweide HAN verläuft von hier aus auf der Straße Lange Water nach Norden. Auf der Linie 5 Presikhaaf wurde eine kleine Blockumfahrung durch die Straßen Kinderkamp und Middachtensingel zugunsten einer etwas weiter südlich gelegenen Wendeschleife aufgegeben. Die stadtauswärts führende Oberleitung durch Kinderkamp wurde abgebaut und ebenfalls in den Middachtensingel verlegt.
Linie 7
Die Linie 7 erschließt im Norden die Stadtteile Monnikenhuizen und Geitenkamp. Ausgehend von der Haltestelle Velperplein am Innenstadtring verläuft die Strecke zusammen mit der Linie 3 auf der Velperstraat nach Nordosten. Hinter dem Bahnhof Velperpoort verlässt die Linie 7 den gemeinsamen Streckenverlauf und zweigt auf den Raapopseweg ab. Nach kurzer Zeit wird der Roosendaalseweg erreicht, eine nach Nordosten führende Ausfallstraße. Hinter Monnikenhuizen zweigt die Strecke in Geitenkamp nach Nordwesten auf die Siedlungsstraßen Middenweg, Geitenkamp und Schuttersbergweg ab. Am Schuttersbergplein erreicht die Linie 7 ihren nördlichsten Punkt, bevor auf einem kleinen Platz am Ende der Sperwerstraat die Endstation erreicht wird.
Im Süden verlässt die Linie 7 gemeinsam mit der Linie 5/6 die Innenstadt über die Nelson-Mandela-Brücke, die über eine getrennte Busspur verfügt. Unweit des Stadions GelreDome zweigt die Linie 5/6 nach Westen ab, während die Linie 7 direkt nördlich am Stadion vorbeiführt. Am Winkelcentrum Kronenburg endet die Busspur und über die Straßen Burgemeester Matsersingel und Marga Klompélaan wird der Stadtteil Rijkerswoerd erreicht. Die gleichnamige Endhaltestelle befindet sich unweit der Bebauungsgrenze an der Ernest Hemingwaystraat. Die Aufhängung der Oberleitungen in der Wendeschleife ist in Form eines durchlässigen Baldachins künstlerisch gestaltet.
Zukunft
Reaktivierung der Strecke durch Malburgen und Vredenburg
Darüber hinaus existieren Überlegungen, die ehemalige O-Bus-Strecke durch Malburgen West, Vredenburg und Holthuizen wieder elektrisch zu betreiben und über Rijkerswoerd, De Laar Oost und West zum Bahnhof Arnhem Zuid zu verlängern. Damit könnte die aktuell mit Dieselfahrzeugen betriebene Linie 4 durch Oberleitungsbusse ersetzt werden. Die ehemaligen Oberleitungen in Malburgen, Vredenburg und Holthuizen existieren teilweise noch, müssten aber vermutlich erneuert werden. Im Bereich von De Laar ist ein Streckenneubau erforderlich. Am Bahnhof Zuid könnte die neue O-Bus-Linie den Ast Schuytgraaf von der heutigen Linie 5 übernehmen.
Umstellung der Linie 352 auf Batterie-Obusbetrieb
Die 17 Kilometer lange Buslinie 352 von Arnhem nach Wageningen soll ab 2024 mit Obussen im Akku- und Oberleitungsbetrieb bedient werden. Der Oberleitungsabschnitt von Arnhem nach Oosterbeek wird zum Aufladen der Batterien genutzt, die restliche Strecke wird im Batteriebetrieb zurückgelegt. In der Hauptverkehrszeit ist ein Zehnminutentakt geplant.[1]
Fuhrpark
Aktuelle Fahrzeuge
Im Jahr 2013 befanden sich 41 Oberleitungsbusse im Bestand, darunter zwei Solowagen, die überwiegend auf der Linie 2 zum Einsatz kamen:
Ende 2022 sind 40 Fahrzeuge in Arnheim unterwegs. Es handelt sich ausschließlich um Fahrzeuge des Herstellers Hess, Typ Swisstrolley, welche zwischen 2009 und 2017 in Betrieb gingen. Allein im Jahr 2013 wurden 17 Swisstrolleys eingestellt.[2]
Für die ab 2024 mit Obussen zu bedienende Linie 352 wurden zehn Gelenk-Obusse des Typs Trollino 18 MetroStyle bei Solaris bestellt. Sie leisten 240 kW und sind mit unter Oberleitung aufladbaren Batterien (90 kWh) ausgerüstet.[1]
Historische Fahrzeuge
Darüber hinaus existieren noch vier historische Oberleitungsbusse in Arnhem. Der erste Arnhemer O-Bus mit der Nummer 101 (1949) befindet sich im Besitz von Connexxion und wird regelmäßig für Sonderfahrten eingesetzt. Die drei weiteren Wagen 139 (1956), 128 (1974) und 158 (1984) gehören zur historischen Sammlung der „Stichting Veteraan Autobussen“ (SVA), einer landesweit organisierten Stiftung zum Erhalt historischer Omnibusse.
Bei den Wagen 101 und 139 handelt es sich um von British United Traction (BUT) und dem niederländischen Karosseriebauer Verheul gefertigte Oberleitungsbusse des Typs 9721. Die Elektrik stammt von EEC. Während beide O-Busse auf technischer Ebene nahezu identisch sind, wurde der rund sieben Jahre später gebaute Wagen 139 mit einer modernisierten Karosserie ausgestattet. Diese unterscheidet sich hauptsächlich durch größere Seitenfenster, einen großen Zielfilmkasten und eine markante, nach vorn spitz zulaufende Windschutzscheibe vom Vorgänger. Beide Fahrzeuge sind dunkelblau mit weiß abgesetzten Fenster- und Dachbereich lackiert. Der in Connexxion-Besitz befindliche Wagen 101 ist aktuell regelmäßig in Betrieb, während der SVA-Bus in einem sehr schlechten Zustand nicht einsatzfähig abgestellt auf eine zukünftige Aufarbeitung wartet.
Bei O-Bus 128 handelt es sich um einen DAF MB 200 mit einer Standard-Karosserie von Den Oudsten und Kiepe-Elektrik, der über 39 Sitzplätze verfügt. Im Gegensatz zu den älteren Fahrzeugen verfügt der Wagen über Akkus, die eine Notfahrt von rund einem Kilometer ermöglichen. Im historischen Fuhrpark ist 128 der älteste O-Bus im bis heute verwendeten hell- und dunkelblauen Farbschema. Abgesehen davon fällt äußerlich vor allem die veränderte Anordnung der hinteren Tür auf. Nach einem tödlichen Unfall, bei dem ein Fahrgast nach dem Ausstieg unter die hintere Achse eines anfahrenden Busses geriet, ordnete der Rat der Stadt an, künftig nur noch Omnibusse zu beschaffen, deren Ausstiegstür ganz am Heck statt zwischen den Achsen liegt. Aktuell befindet sich der Wagen in Aufarbeitung durch die SVA und ist daher nicht betriebsfähig.
Ebenfalls von Den Oudsten stammt der Oberleitungsbus Nummer 158. Die elektrische Ausstattung des Wagens vom Typ B79T KM560 wurde wiederum von Kiepe geliefert. Auch hier befindet sich die Ausstiegstür am Heck. Insgesamt ist der Bus mit 34 Sitzplätzen ausgestattet. Das Fahrzeug ist fahrfähig, derzeit allerdings ebenfalls abgestellt.
Des Weiteren befindet sich auch ein historisches Arbeitsfahrzeug im Besitz der Stiftung: Aus Beständen der kanadischen Armee konnten 1945 mehrere Dodge-Kleinbusse übernommen werden. Ein Wagen wurde mit einer Hebebühne ausgestattet und diente fortan dem Fahrleitungsdienst der Straßenbahn als Dienstfahrzeug. Später kam er maßgeblich beim Aufbau des Fahrleitungsnetzes für den O-Bus zum Einsatz. 1955 stattete die Arnhemer Firma Ravenhorst den Wagen mit einer geschlossenen Karosserie aus.
Bei Unterhalt und Betrieb der historischen Fahrzeuge arbeiten Connexxion und die Arbeitsgruppe der Museumsbus-Stiftung eng zusammen.
Ehemalige Fahrzeuge
Abgesehen von den Museumswagen wurden sämtliche vor 1990 gebauten Fahrzeuge inzwischen ausgemustert. Teilweise wurden sie an die Betriebe in Perm, Rostow am Don und Sarajevo abgegeben, keiner von ihnen befindet sich dort aber noch im Einsatz.
↑Die Angaben für die Fahrzeit wird für die unter Strecke angegebene Fahrtrichtung und die entsprechende Gegenrichtung getrennt dargestellt, wobei der erste Wert für die angegebene Richtung steht. Sie können je nach Tageszeit und Strecke vom angegebenen Wert leicht abweichen.