Neben zahlreichen Inszenierungen brachte Reese eigene Dramatisierungen (»Berlin Alexanderplatz« von Alfred Döblin, »Lolita« nach Nabokow) und Stücke nach biografischen Texten auf die Bühne (»Bartsch, Kindermörder«, »Emmy Göring an der Seite ihres Mannes«). »Emmy Göring« wurde 1999 mit dem Friedrich-Luft-Preis der Berliner Morgenpost ausgezeichnet. In den Kammerspielen des Deutschen Theaters inszenierte er »Goebbels« auf Grundlage der Tagebücher des NS-Propagandaministers sowie »Der Mann ohne Eigenschaften« nach Robert Musil. In Frankfurt dramatisierte er Vaslav Nijinskys Tagebücher, die er unter dem Titel »Ich bin Nijinsky. Ich bin der Tod.« im Rahmen des Musikfestivals »Le Sacre du Printemps« in der Alten Oper Frankfurt zu Beginn der Saison 2013/14 zur Uraufführung brachte. In der gleichen Spielzeit entstand »Wille zur Wahrheit ─ Bestandsaufnahme von mir«, eine Theaterfassung von Thomas Bernhards fünfbändiger Biografie. Zuletzt erarbeitete Reese eine eigene Fassung von Günter Grass’ Roman »Die Blechtrommel«. Der Monolog, gespielt von Nico Holonics, kam am 11. Januar 2015 zur Premiere.
Seit der Spielzeit 2017/18 ist Oliver Reese Intendant des Berliner Ensembles. Das Programm konzentriert sich vor allem auf zeitgenössische Dramatik: „In der Tradition seiner früheren künstlerischen Leiter Bertolt Brecht und Heiner Müller konzentriert sich das Berliner Ensemble unter Intendant Oliver Reese auf Theater über unsere Gegenwart. Im Zentrum des Spielplans stehen neben den Werken von Bertolt Brecht vor allem aktuelle Stoffe und zeitgenössische Stücke lebender Autoren, die die drängenden Themen der Zeit auf der Bühne verhandeln.“[3] Während Peymann betont abfällig über seinen Nachfolger sprach, ließ Reese sich von seinem „pöbelnden Vorgänger“ nicht provozieren und zu keiner verbalen Revanche hinreißen.[4] Im November 2020 wurde bekannt, dass Reeses Vertrag am Berliner Ensemble um weitere fünf Jahre bis 2027 verlängert wurde.[5]
Werke
Bartsch, Kindermörder (1992), Ulmer Theater, Regie: Oliver Reese
Emmy Göring an der Seite ihres Mannes (1994), Ulmer Theater, Regie: Oliver Reese
Goebbels (2005), Deutsches Theater Berlin (Kammerspiele), Regie: Oliver Reese
Mein Name sei Gantenbein von Max Frisch (2022), Berliner Ensemble
Der Theatermacher von Thomas Bernhard (2022), Berliner Ensemble
Fremder als der Mond. Texte von Bertolt Brecht mit Musik von Hanns Eisler u.a. (2023), Fassung von Adam Benzwi, Oliver Reese und Lucien Strauch, Berliner Ensemble
Artikel über Oliver Reese
Bernd Wilms: Mit der Schere schreiben. Der Autor und Regisseur Oliver Reese, der ein Dramaturg ist. In: R. Koberg, B. Stegemann, H. Thomsen (Hg.): Autoren am Deutschen Theater. Berlin, 2006. S. 77–81.