Erstmals entdeckt wurde Panguit 2010 von Chi Ma, Oliver Tschauner, John R. Beckett, George R. Rossman und Wenjun Liu bei elektronenmikroskopischen Untersuchungen des Allende-Meteoriten am California Institute of Technology. Nach Ansicht seiner Entdecker soll Panguit eine der ersten festen Verbindungen sein, die sich bei der Entstehung des Sonnensystems vor rund 4,5 Milliarden Jahren gebildet hatten. In Anlehnung an dessen frühe Entstehung benannten sie das Mineral daher nach Pangu, dem nach der chinesischen Mythologie ersten Lebewesen, aus dessen Körper nach seinem Tod das Universum mit Sonne, Mond und Erde entstand.[5]
Das Mineral und der von Chi Ma und seinen Kollegen gewählte Name Panguit wurde im Dezember 2010 von der Commission on New Minerals Nomenclature and Classification der International Mineralogical Association (IMA/CNMNC) anerkannt.
Da Panguit erst 2011 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er weder in der veralteten 8. Auflage, noch in der zuletzt 2009 aktualisierten 9. Auflage der Mineralsystematik nach Karl Hugo Strunz aufgeführt.
Auch in der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana ist Panguit bisher nicht verzeichnet.
Einzig im zuletzt 2018 aktualisierten „Lapis-Mineralienverzeichnis“, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach der klassischen Systematik in der 8. Auflage nach Strunz richtet, erhielt das Mineral die System-Nr. IV/C.03-40 und würde damit zur Abteilung „Oxide mit Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 2 : 3 (M2O3 und Verwandte)“ gehören, wo er zusammen mit Bixbyit-(Mn) (ehemals Bixbyit), Avicennit, Kangit und Yttriait-(Y) eine gemeinsame, aber unbenannte Gruppe bildet.[4]
In der bisher wenig verbreiteten Hölzel-Systematik gehört Panguit zur „Betafit-Gruppe, bei der Titan auf der strukturellen B-Position dominiert“ mit der System-Nr. 4.CJ.1.[6]
Chemismus
Panguit besteht hauptsächlich aus Titandioxid (TiO2, 47,97 %) sowie Anteilen von Oxiden mit Zirconium (ZrO2 14,61 %), Scandium (Sc2O3 10,67 %), Aluminium (Al2O3 7,58 %), Magnesium (MgO 5,54 %), Yttrium (Y2O3 5,38 %), Calcium (CaO 3,34 %), Silicium (SiO2 1,89 %), Eisen (FeO 1,81 %), Vanadium (V2O3 0,95 %), Chrom (Cr2O3 0,54 %) und Spuren von Hafnium (HfO2 0,28 %). Die empirisch ermittelte Formel ergibt sich damit zu [(Ti0.79Zr0.16Si0.04)4+Σ0.99(Sc0.20Al0.20Y0.06V0.02Cr0.01)3+Σ0.49 (Mg0.18Ca0.08Fe0.03)2+Σ0.29]Σ1.77O3O3.[3]
Außer im Allende-Meteorit, der die Typlokalität von Panguit darstellt, konnte das Mineral bisher nur noch im Vigarano-Meteoriten[8] nachgewiesen werden, der 1910 nahe Vigarano Pieve, einem Ortsteil von Vigarano Mainarda in Italien, niederging (Stand: 2019).[9]
Chi Ma, Oliver Tschauner, John R. Beckett, George R. Rossman, Wenjun Liu: Panguite, (Ti4+,Sc,Al,Mg,Zr,Ca)1.8O3, a new ultra-refractory titania mineral from the Allende meteorite: Synchrotron micro-diffraction and EBSD. In: American Mineralogist. Band97, Nr.7, 2012, S.1219–1225 (englisch, its.caltech.edu [PDF; 1,8MB; abgerufen am 10. Februar 2019]).
↑ abcdefgh
Chi Ma, Oliver Tschauner, John R. Beckett, George R. Rossman, Wenjun Liu: Panguite, (Ti4+,Sc,Al,Mg,Zr,Ca)1.8O3, a new ultra-refractory titania mineral from the Allende meteorite: Synchrotron micro-diffraction and EBSD. In: American Mineralogist. Band97, Nr.7, 2012, S.1219–1225 (englisch, its.caltech.edu [PDF; 1,8MB; abgerufen am 10. Februar 2019]).
↑ abcd
Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.