Paul Schockemöhle folgte Anfang der 1980er Jahre seinem älteren Bruder Alwin Schockemöhle als einer der besten Springreiter der Welt. Er wurde 1981, 1983 und 1985 mit seinem erfolgreichsten Pferd Deister dreimal in Folge Europameister; ein Erfolg, der bisher einzigartig blieb. Auch bei Olympischen Spielen und zahlreichen Preisen der Nationen feierte er Erfolge. Im September 1989 beendete Paul Schockemöhle seine Laufbahn als Turnierreiter.[1] Für ihre Verdienste um den Sport in Niedersachsen wurden die beiden Brüder in die Ehrengalerie des niedersächsischen Sports des Niedersächsischen Instituts für Sportgeschichte aufgenommen.[2]
1989 gründete Paul Schockemöhle gemeinsam mit dem damaligen Manager von Boris Becker, Ion Țiriac, ein weiteres Unternehmen: die Firma PST-Marketing zur Vermarktung internationaler und nationaler Sportveranstaltungen.
1996 wurde er wegen Steuerhinterziehung zu elf Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt und musste 22,6 Millionen Mark Steuern nachzahlen.[5]
Performance Sale International
1980 hatte Paul Schockemöhle gemeinsam mit George Morris und Frank Chapot den Gedanken, dass in Amerika ein Markt für Sportpferde aus Deutschland und Holland besteht. Dazu wurden in den USA erfolgreiche Auktionen mit talentierten europäischen Nachwuchspferden veranstaltet.
Zusammen mit Ullrich Kasselmann veranstaltet Schockemöhle nun auch in Deutschland in Ankum die Performance Sale International Auktionen (P.S.I.-Auktionen), bei denen Nachwuchspferde versteigert werden.[6] Den höchsten Zuschlag hat bisher die ehemalige Bundeschampioness Poetin mit 2,5 Millionen € erhalten.
Mit Gestüt Lewitz hat Paul Schockemöhle eines der größten Zentren der Pferdezucht geschaffen. Auf ungefähr 3000 Hektar werden insgesamt etwa 3000 Pferde gehalten, jährlich kommen rund 500 Fohlen zur Welt.[7] Dabei wird unter anderem die Methode des Embryotransfers eingesetzt.
Ende 2010 kaufte er den unter Edward Gal sehr erfolgreichen Hengst Totilas zu einem geschätzten Preis von 10 bis 15 Millionen Euro, um ihn in der Zucht einzusetzen.[8] Totilas starb im Dezember 2020.
Kritik
In die Kritik geriet Schockemöhle 1990, weil er durch das sogenannte Barren seine Pferde zu höheren Sprüngen veranlasste.[9] Im Juli 1990 zog er sich mit seinem Reitstall, dem Reiter wie Franke Sloothaak und Otto Becker angehörten, aus dem Leistungssport zurück. Eigener Aussage nach hatte Schockemöhle, der Morddrohungen erhielt, „keine Lust mehr“, sich „diesen Angriffen auszusetzen.“ Er räumte ein, gebarrt zu haben, er sei aber kein Tierquäler, so Schockemöhle. Auch die niedersächsische Landesregierung unter dem damaligen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder befasste sich mit den Geschehnissen.[10] Im Anschluss an die Vorgänge untersagte die Deutsche Reiterliche Vereinigung sowohl auf Turnieren wie auch im Training die Praxis des Barrens bei Springpferden. Im Februar 1991 kehrte Schockemöhles Stall in den Turniersport zurück.[11] Im September 1991 wurde ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Oldenburg in Folge eines tierärztlichen Gutachtens eingestellt.[12] Im Februar 1992 verurteilte die Deutsche Reiterliche Vereinigung Schockemöhle zu einer Geldstrafe von 5000 D-Mark, da der Disziplinarausschuss des Verbandes eine „Mitwisserschaft verbotenen Barrens zur Vorbereitung von Auktionspferden“ für erwiesen angesehen hatte, nachdem in einem Fernsehbericht über Barren gezeigt worden war, wie ein angeblicher Mitarbeiter Schockemöhles diesen Vorgang durchgeführt haben soll. Schockemöhle bezeichnete die Bestrafung als „schwer nachvollziehbar“.[13]
↑Redaktionsbüro Harenberg: Knaurs Prominentenlexikon 1980. Die persönlichen Daten der Prominenz aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft. Mit über 400 Fotos. Droemer Knaur, München/Zürich 1979, ISBN 3-426-07604-7, Schockemöhle, Paul, S.410.