Der erste Weltkongress der Poʿalei Zion fand im August 1907 in Den Haag statt, weitere folgten in Krakau (1909), Wien (1911 und 1920) und Stockholm (1919). Die Poʿalei Zion gründeten auch Organisationen wie HaSchomer und war im Ersten Weltkrieg an der Rekrutierung von Mitgliedern für die Jüdische Legion maßgeblich beteiligt. Auf dem fünften Weltkongress in Wien 1920 spalteten sich die Poʿalei Zion, weil Uneinigkeiten bezüglich Zionismus, Aktivitäten in Palästina und des Beitritts zur Kommunistischen Internationale bestanden.
Palästina
In Palästina wurden von der Poʿalei Zion erste Kibbuzim gegründet und aus den Arbeitsämtern, Küchen und Gesundheitsleistungen für ihre Mitglieder gingen später die staatlichen Einrichtungen Israels hervor.
Nach dem Ersten Weltkrieg spalteten sich die Poʿalei Zion in Palästina 1919 in einen linken Flügel, der der Kommunistischen Internationale zuneigte, und einen rechten Flügel, der sich der Zionistischen Weltorganisation anschloss. Die Mitglieder des rechten Flügels sprachen bevorzugt Hebräisch, während dem linken Flügel viele Neuankömmlinge aus Osteuropa angehörten, die eher Jiddisch sprachen.
Der rechte Flügel wurde von David Ben-Gurion geführt und bildete die Partei Achdut haʿAvoda („Einigung der Arbeit“). Diese ging 1930 in der Mapai auf, die wiederum Vorläuferin der bis heute existierenden israelischen Arbeitspartei Avoda war. Der linke Flügel bildete hingegen zunächst die Sozialistische Arbeiterpartei (Mops), aus der 1923 die Kommunistische Partei Palästinas hervorging. Ein anderer Teil bestand daneben als Poʿalei Zion-Linke fort, bis diese 1946 mit der Achdut haʿAvoda-Bewegung (1944 von Mapai abgespalten) fusionierte und schließlich 1948 in der linkssozialistischen Mapam aufging.
Österreich
Die Wiener Poʿalei Zion gründeten sich 1904. Gegen Ende des Ersten Weltkriegs war die Gruppe am sogenannten Jännerstreiks 1918 und der darauffolgenden Rätebewegung beteiligt. Bei Wahlen zu den Arbeiterräten war die Partei insbesondere im Bezirk Leopoldstadt relativ erfolgreich und konnte einige Bezirksarbeiterräte entsenden. Anfang der 1920er verfügten die Wiener Poʿalei Zion mit einem Jüdischen Arbeiterheim, einer Jüdischen Volksbühne, einer Arbeiterküche und einigen weiteren kulturellen und sozialen Institutionen über eine beachtliche Infrastruktur. Im Zuge der Spaltung der Poʿalei Zion auf dem fünften Kongress des Weltverbands 1920 trennte sich auch die Wiener Ortsgruppe zum ersten Mal in einen rechten und linken Flügel. Letzterer spaltete sich 1922 an der Frage, unter welchen Bedingungen man zur Kommunistischen Internationale beitreten würde, erneut. Er verlor sich kurz danach in der Bedeutungslosigkeit, während der „rechte“ Flügel an der Seite der Sozialdemokratie bis zum Austrofaschismus aktiv blieb.[1]
Ralf Hoffrogge: Zum Schwerpunkt „Judentum und Revolution. Der Weltverband ‚Poale Zion‘ zwischen Zionismus und Kommunismus“. Zs. Arbeit–Bewegung–Geschichte, H. 2, 2017, S. 7–14. Editorial des Schwerpunkthefts
Jan Rybak: Sozialistischer Zionismus in der europäischen Revolution 1917 bis 1923: Widersprüche emanzipatorischer Identitäten, in: Arbeit–Bewegung–Geschichte, II/2017, S. 31–48
Christian Dietrich: Zwischen Sowjetrussland und Eretz Israel. Die Radikalisierung des österreichischen Arbeiterzionismus 1918 bis 1920, in: Arbeit–Bewegung–Geschichte, II/2017, S. 49–64
Orel Beilinson: Judentum, Islam und Russische Revolution: Betrachtungen aus der Sicht vergleichender Geschichtswissenschaft, in: Arbeit–Bewegung–Geschichte, Heft II/2017, S. 65–85
Mario Memoli: "...unser Los ist mit dem des internationalen Proletariats aufs engste verknüpft!". Die Poale Zion in der österreichischen Rätebewegung. In: Anna Leder, Mario Memoli, Andreas Pavlic (Hrsg.): Die Rätebewegung in Österreich. Von sozialer Notwehr zur konkreten Utopie. 1. Auflage. Mandelbaum, Wien 2019, ISBN 9783854766803, S. 145–165.
↑Mario Memoli: „… unser Los ist mit dem des internationalen Proletariats aufs engste verknüpft!“. Die Poale Zion in der österreichischen Rätebewegung. In: Anna Leder, Mario Memoli, Andreas Pavlić (Hrsg.): Die Rätebewegung in Österreich. Von sozialer Notwehr zur konkreten Utopie. 1. Auflage. Mandelbaum, Wien 2019, ISBN 978-3-85476-680-3, S.145–165.
↑Steve Jourdin, préface de Élie Barnavi: Israël : autopsie d'une gauche (1905–1995). In: Jean-Luc Veyssy (Hrsg.): Collection « Documents ». Éditions le bord de l’eau, Lormont (Gironde) 2021, ISBN 978-2-35687-802-1 (das Foto ist das Titelbild des Buches; Angaben zum Bild gemäß dem Fotonachweis).
↑Eine Buchveröffentlichung des Verf. Widersprüchliche Strategien jüdischer Emanzipation. Die Arbeiterorganisation „Poale Zion“ im Spannungsfeld von Zionismus und Sozialismus 1907–1934 (Arbeitstitel; zuerst Magisterarbeit, Matrikelnummer 1834611) ist angekündigt.