Der Grabhügel dürfte ursprünglich einen Durchmesser von etwa 40 Metern gehabt haben. Das Zentralgrab lag 0,7 m über dem ursprünglichen Bodenniveau, daneben wurden zahlreiche weitere Nebengräber gefunden. Hier wurden unverzierte Bronzehals- und Armringe, Fibeln, Glas- und Bernsteinperlen geborgen. In der südwestlichen Kammerecke des Zentralgrabs lag das völlig zerstörte Skelett eines etwa 30-jährigen Mannes. Der Kammerboden der 4,5 × 4,5 m großen Holzkammer lag auf drei Unterzügen. Die Decke war mit einem Mittelpfeiler abgestützt. Die Kammer war ungefähr 0,90 m hoch. Zum Bau waren Laub- und Nadelhölzer verwendet worden.
Besonderheit der Funde
Selbst die spärlichen Reste der bereits in der Antike ausgeplünderten Grabkammer zeigen, dass der Hügel einst eines der prunkvollsten frühkeltischen Gräber Süddeutschlands barg, noch kostbarer ausgestattet als das Hochdorfer Grab. Fragmente mediterraner Möbelstücke – Einlagen und Intarsien aus Elfenbein, Bernstein und Knochen – reiches, zum Teil importiertes Trinkservice, Reste eines vierrädrigen eisenbeschlagenen Wagens und goldverzierte Fibeln und Gürtelschnallen zeugen vom Reichtum des Bestatteten.
Zu den bedeutendsten Stücken gehören zwei kleine Sphingen aus Hirschhorn und Elfenbein mit Bernsteingesichtern, die 600 v. Chr. in Tarent – damals einzige Kolonie Spartas, des Zentrums von Magna Graecia – gefertigt wurden und einst ein Kästchen oder ein Möbelstück zierten.
Sphinx vom Grafenbühl mit aufgesetztem Bernsteingesicht
Intarsien und Einlagen an der Totenliege
Genom- und Isotopenuntersuchung
Laut einer paläogenetischen Untersuchung des Max Planck Institut weist der im Zentralgrab Bestattetene eine enge Verwandtschaft mit dem zentral Bestatteten des Hochdorfer Grabs auf. Dieser Hochdorfer „Fürst“ dürfte sein Onkel mütterlicherseits sein. Ebenso wurden Verwandtschaftsbeziehungen zwischen anderen Individuen aus den beiden Grabhügeln sowie aus dem Grabhügel Magdalenenberg festgestellt. Das deutet darauf hin, dass die politische Macht in Baden-Württemberg in der Hallstattzeit durch biologische Verwandtschaft gestützt wurde.[3]
Literatur
Jutta Fischer: Zu einer griechischen Kline und weiteren Südimporten aus dem Fürstengrabhügel Grafenbühl. Asperg, Kr. Ludwigsburg. In: Germania, Band 68, 1990, 115–127, doi:10.11588/ger.1990.61602.
Thomas Hoppe und Katrin Ludwig: Wahre Schätze Kelten. Prunkgräber und Machtzentren des 7. bis 5. Jahrhunderts vor Christus in Württemberg. (= Wahre Schätze, Band 2) Stuttgart 2016.
Keltenfreunde Asperg, Gertrud Bolay, Armin Krüger, Friedrich O. Müller, Herbert Paul (Hrsg.): Kelten am Hohenasperg. Asperg 2010.
Hartwig Zürn: Hallstattforschungen in Nordwürttemberg. Die Grabhügel von Asperg (Kr. Ludwigsburg), Hirschlanden (Kr. Leonberg) und Mühlacker (Kr. Vaihingen). Veröffentlichungen des Staatlichen Amtes für Denkmalpflege Stuttgart, Stuttgart 1970.
Einzelnachweise
↑Thomas Hoppe und Katrin Ludwig: Wahre Schätze Kelten. Prunkgräber und Machtzentren des 7. bis 5. Jahrhunderts vor Christus in Württemberg. Stuttgart 2016.
↑Joscha Gretzinger, Felicitas Schmitt, Angela Mötsch, Selina Carlhoff, Thiseas Christos Lamnidis, Yilei Huang, Harald Ringbauer, Corina Knipper, Michael Francken, Franziska Mandt, Leif Hansen, Cäcilia Freund, Cosimo Posth, Hannes Rathmann, Katerina Harvati, Günther Wieland, Lena Granehäll, Frank Maixner, Albert Zink, Wolfram Schier, Dirk Krausse, Johannes Krause, Stephan Schiffels: Evidence for dynastic succession among early Celtic elites in Central Europe. In: Nature Human Behaviour. 3. Juni 2024, ISSN2397-3374, S.1–14, doi:10.1038/s41562-024-01888-7 (nature.com [abgerufen am 7. Juli 2024]).