Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Quodlibet (Begriffsklärung) aufgeführt.
Ein Quodlibet (lat. ‚wie es beliebt‘) ist ein – meist scherzhaftes – Musikstück, in dem ursprünglich voneinander unabhängige Melodien zu einem gemeinsamen Tonsatz kombiniert werden. Im Gegensatz zu Potpourri und Medley werden die Quellmelodien nicht aneinandergereiht, sondern erklingen gleichzeitig. Daher ist das Quodlibet eine polyphone und oft kontrapunktische Form.
Speziell in der Alt-Wiener Volkskomödie ist das Quodlibet eine szenische Liedform, bei der klassische Musikelemente mit einfachen, oft banalen Melodien kontrastiert und vermischt werden (→ Hauptartikel: Quodlibet (Alt-Wiener Volkstheater)).
Die ersten mehrstimmigen Vokalkompositionen, die mit absichtlich unzusammenhängender Aneinanderreihung von Text- und Melodiebruchstücken spaßhafte Wirkung hervorbringen wollten, datieren aus dem Jahr 1544 („Guter, selzamer, und künstlicher teutscher Gesang, sonderlich ettliche künstliche Quodlibet“). Die Satztechnik des Quodlibet ist jedoch älter, wie der Codex Montpellier (14. Jahrhundert) mit diversen quodlibetartigen Werken belegt. Auch manche Motetten im 13. Jahrhundert weisen quodlibetartige Elemente auf, da in ihnen verschiedene präexistente Melodien kombiniert werden.[1]
Im Glogauer Liederbuch sind drei Quodlibets über O rosa bella von John Dunstable (1390–1453) überliefert, wobei der originale Cantus beibehalten und im Tenor mit Anfängen verschiedener deutscher Volkslieder kontrapunktiert wird. Im ersten Quodlibet werden nicht weniger als 22 Liebeslieder zitiert.
Renaissance
Als unterhaltsame Singform war das Quodlibet in Renaissance und Barock sehr beliebt. Erstmals wurde sie von Wolfgang Schmeltzl (ca. 1505–1564) als Quodlibet bezeichnet (Da trunken sie).
In Frankreich und Spanien entwickelten sich in der Renaissance eigenständige Formen des Quodlibets: Fricassée und Ensalada.
Mozart schrieb 1766 ein Galimathias Musicum (franz.Galimathias‚ sinnloses Geschwätz, Unsinn) betiteltes Quodlibet mit 18 Nummern für Orchester (KV 32), worin er bekannte Lieder seiner Zeit nach Art der damals verbreiteten Suitenpraxis zusammenstellte und zudem mit Fugentechniken experimentierte. Er verwendet in der Schlussfuge des Stückes die Melodie des niederländischen Liedes Willem van Nassau als Thema. Anlass war die Installation des Prinzen Wilhelm V. von Oranien im März in Den Haag, bei der die Familie Mozart anwesend war.
Romantik
Carl Maria von Weber schrieb ein Quodlibet für 2 Singstimmen und Klavier (op. 54 Nr. 2, 1817) So geht es in Schnützelputz-Häusel und ein ihm zugeschriebenes Quodlibet als Schauspielmusik für Das österreichische Feldlager von Heinrich Schmidt (nach Friedrich Schiller) zur Feier des Sieges in der Schlacht bei Leipzig 1813.
↑Dolores Pesce: Beyond Glossing: The Old Made New in Mout me fu grief/Robin m'aime/Portare. In: Dolores Pesce (Hrsg.): Hearing the Motet: Essays on the Motet of the Middle Ages and Renaissance. Stanford 1997, S. 28–51.