Ralph F. Colin kam 1900 als Sohn von William Colin und seiner Frau Elizabeth, geborene Benjamin, in New York zur Welt. Er wuchs im Stadtviertel Upper West Side von Manhattan auf und besuchte die Grundschule in der 138th Street. Zu seinen dortigen Mitschülern gehörte der spätere LibrettistIra Gershwin. Bereits im Alter von 13 Jahren wechselte Colin an das City College of New York. Anschließend studierte er Rechtswissenschaft an der Law School der Columbia University. Nach Abschluss des Studiums 1921 wurde er Partner der AnwaltskanzleiRosenman, Colin, Freund, Lewis & Cohen, für die er bis zu seinem Lebensende arbeitete. Seine Spezialgebiete waren Gesellschaftsrecht, Vermögenrecht und Trustrecht. Nachdem 1928 die Rundfunkanstalt Columbia Broadcasting System gegründet wurde, beriet er diese und saß bis 1969 in deren Aufsichtsgremium Board of Directors. Zudem war er mehr als 50 Jahre für die Künstleragentur Columbia Artists Management als Rechtsanwalt tätig.
Weiterhin war Colin ab 1954 langjähriges Mitglied im Kuratorium des Museum of Modern Art und fungierte mehrere Jahre als Vizepräsident des Museums. Er war eine treibende Kraft bei der Gründung des internationalen Beirats des Museums. Dieses Gremium wurde 1969 wieder aufgelöst, nachdem es zwischen Colin und dem Präsidenten des Museums, William S. Paley, zu einem massiven Streit über die Ausrichtung des Hauses gekommen war. Bis heute wirkt vor allem Colins Engagement für die Kunsthändlervereinigung Art Dealers Association of America nach, die er 1962 mitbegründete und deren stellvertretender Verwaltungspräsident er lange Zeit war. In Verhandlungen mit den Steuerbehörden setzte er sich dafür ein, dass Schenkungen und Stiftungen an Museen steuerreduzierend wirken.
Colin war seit 1931 mit Georgia Talmey verheiratet. Aus dieser Ehe gingen der Sohn Ralph F. Colin junior und die Tochter Pamela hervor. Pamela Colin heiratete 1969 Lord Harlech, den früheren Botschafter in den Vereinigten Staaten. Ralph F. Colin starb 1985 in London.[1]
Kunstsammlung
Colin und seine Frau Georgia begannen kurz nach ihrer Hochzeit mit dem Aufbau einer umfangreichen Kunstsammlung, deren genaue Zusammensetzung nicht dokumentiert ist. Ein Anhaltspunkt für den Umfang der Sammlung bietet der Katalog, der 1960 anlässlich der Ausstellung eines Teils der Sammlung in der New Yorker Galerie M Knoedler & Co erschien.[2] Hieraus ergaben sich Schwerpunkte im Bereich der Kunst des 20. Jahrhunderts, zu denen vor allem Werke von Édouard Vuillard, Chaim Soutine, Juan Gris und Jean Dubuffet gehörten. Die Sammlung wuchs jedoch nicht kontinuierlich an, sondern es gab neben Zukäufen auch immer wieder Verkäufe durch das Sammlerpaar und Stiftungen an Museen. So waren die Sammler zwischenzeitlich im Besitz von Édouard Manets Gemälde Le petit Lange[3], von Fernand LegersLes trois personnages devant le jardin[4], von Chaim Soutines Le garçon d’étage[5] und von Édouard Vuillards Autoportrait à la canne et au canotier[6]. Ein Großteil der Sammlung wurde nach dem Tod der beiden Sammler 1995 im Auktionshaus Christie’s versteigert[7], darunter bedeutende Werke wie Nu assis au collier von Amedeo Modigliani[8], La Poetesse von Joan Miró[9], La table (Nature morte à l’éventail) von Georges Braque[10] und Les Glaïeuls von Cham Soutine.[11] Andere Werke wie Violon et guitare von Juan Gris gingen durch Erbschaft an die Kinder des Paares und kamen teilweise später auf den Kunstmarkt.[12]
Édouard Manet: Le petit Lange
Chaim Soutine: Le garçon d’étage
Édouard Vuillard: Autoportrait à la canne et au canotier
James Thrall Soby (Hrsg.): The Colin Collection, paintings, watercolors, drawings and sculpture collected by Mr. & Mrs. Ralph F. Colin. Knoedler, New York 1960.