Die Gegend von Recife wurde 1537 von den Portugiesen besiedelt. Zwischen 1630 und 1654 befanden sich hier der Hauptstützpunkt und das Handelszentrum der Niederländer, die versuchten, den Portugiesen die Herrschaft über Brasilien streitig zu machen, und die im Nordosten die Kolonie Niederländisch-Brasilien errichteten. Der deutsche Fürst und GeneralgouverneurJohann Moritz von Nassau-Siegen, der für die Niederländische Westindien-Kompanie arbeitete, galt als der eigentliche Stadtgründer. Er nannte die Stadt Mauritsstad (Moritzstadt, portugiesisch: Maurícia) und versuchte, die neue Kolonie wirtschaftlich und kulturell weiterzuentwickeln. Die vielen Sümpfe und Inseln wurden von den Niederländern durch das Anlegen von Kanälen bewohnbar gemacht. Aus dieser Zeit sind auch zahlreiche Gebäude erhalten.
1654, nach der Schlacht von Guararapes, mussten die Niederländer die Kolonie aufgeben. Maurícia wurde portugiesisch. 1710 wurde die Stadt in Vila do Recife umbenannt. 1823 wurde Recife anstelle von Olinda Hauptstadt von Pernambuco.
1930 überquerte LZ 127 „Graf Zeppelin“ zum ersten Mal nonstop den Südatlantik von Sevilla nach Recife. In Recife befindet sich der Zeppelinturm, an dem die Luftschiffe im Transatlantikverkehr anlegen konnten. Er ist der einzige vollständig erhaltene Ankermast, der im Transatlantikverkehr eingesetzt wurde.
Städtespitznamen sind „Veneza Brasileira“ (das „brasilianische Venedig“), „Florença dos Trópicos“ („Florenz der Tropen“), „Cidade Maurícia“ („Moritzstadt“), „Manguetown“ („Mangrovenstadt“) und „Capital dos Naufrágios“ („Hauptstadt der Schiffbrüche“).
Recife ist bekannt für seine innovativen Bürgerbeteiligungsprojekte. Im Juni 2011 erhielt Bürgermeister João da Costa von Bundeskanzlerin Angela Merkel den Reinhard-Mohn-Preis. Die mit 150.000 Euro dotierte Auszeichnung würdigt den Bürgerhaushalt der Stadt.
Recife liegt am Capibaribe, der hier nach rund 240 Kilometern in den Atlantik mündet. Weitere Flüsse und ein Kanal prägen das Stadtbild. Das historische Zentrum befindet sich auf zwei Inseln, die nur wenige Meter vom Festland entfernt sind, was auch die Bezeichnung „brasilianisches Venedig“ nahelegte. Die Höhe über Meeresspiegel wird mit vier Meter angegeben, was Recife zu einer der niedrigst gelegenen Städte Brasiliens macht. Sie gilt durch den Anstieg des Meeresspiegels, bedingt durch den Klimawandel, als gefährdet.[3]
Der Name der Stadt bedeutet „Riff“: Parallel zur Atlantikküste ziehen sich Muschelbänke und Korallenriffe hin. Sie bremsen die Wellen ab und bilden ein natürliches Becken, das wegen des ruhigen Wassers zum Schwimmen geeignet ist.
In der näheren Umgebung gibt es weitere kleinere Flüsse. Die Umgebung ist deswegen recht fruchtbar. Es wird unter anderem Zuckerrohr angebaut. Nach wenigen Kilometern erreicht man die ersten Hügel des brasilianischen Berglandes.
Es gab seit 1992 50 Haiangriffe.[4] 18 Personen wurden getötet, 32 schwer verletzt. Die Todesfälle ereigneten sich vor allem an den Stränden Boa Viagem, Pina und Piedade.
Als Hauptstadt des Bundesstaats Pernambuco ist Recife auch Sitz des Gouverneurs und des Landesparlaments Legislativversammlung von Pernambuco (ALEPE, Assembleia Legislativa de Pernambuco).
Auf der Insel Ilha de Antônio Vaz liegen die Altstadtviertel Santo Antônio und São José. Dort befinden sich der Palácio das Princesas, das klassizistische Teatro Santa Isabel, die 1697 erbaute Igreja da Ordem Terceira de São Francisco, die 1767 fertiggestellte Basilika Unserer Lieben Frau vom Berg Karmel (Basílica de Nossa Senhora do Carmo) und das wichtigste sakrale Bauwerk, die kleine „Goldene Kapelle“ (capela dourada).
Die Basilika Nossa Senhora da Penha (deutsch Basilika Unserer Lieben Frau vom Felsen) ist eine Pfarrkirche. Die Kirche des Kapuzinerklosters im Erzbistum Olinda und Recife war die erste des Ordens in Brasilien und trägt den Titel einer Basilica minor.
Der größte Strand der Stadt, Praia da Boa Viagem mit seinen (Fisch-)Restaurants ist das Tourismuszentrum Recifes.
Der Casa-Forte-Platz wurde 1935 von dem Architekten Burle Marx mit brasilianischen Regenwald-Pflanzen gestaltet. Der Euclides da Cunha-Platz wird dagegen von Pflanzen der lokalen Caatinga, vor allem Kakteen dominiert.[10]
In Recife steht die 1636 gegründete Kahal-Zur-Israel-Synagoge, die älteste Synagoge in der Neuen Welt.
Das Casa da Cultura ist ein ehemaliges Gefängnis. In den 150 Zellen sind heute kleine Kunsthandwerksbetriebe untergebracht, die vor allem an Touristen verkaufen.
Der letzte erhaltene Ankermast (Torre do Zeppelin) für Luftschiffe von Zeppelin befindet sich im Stadtteil Jiquiá in der Nähe der Metrô-Station Mangueira. Er wurde ab 1930 für den transatlantischen Verkehr genutzt. In den letzten Jahren wurde er mehrfach restauriert und soll in ein Landschaftsprojekt der Stadtverwaltung von Recife eingebunden werden.
Der Karneval in Recife und Olinda gilt als einer der kulturell vielfältigsten des Landes und ist bekannt für seine meterhohen Puppen (Bonecos de Olinda), die verschiedenen Frevo- und Maracatu-Rhythmen sowie einem der größten Karnevalsblocks der Welt (Galo de Madrugada).
Südlich der Stadt liegt ein Industriegebiet mit Brauereien, Verpackung, Autoelektrik, Süßwaren und Textilien. Außerdem gibt es den „Digitalen Hafen“ mit IT-Betrieben, darunter Weltkonzerne wie Sun Microsystems, IBM und Microsoft.
Recife ist mit etwa 53 Morden pro 100.000 Einwohnern (Stand 2018) trotz einer Abnahme in den letzten Jahren immer noch eine der Städte mit den höchsten Mordraten der Welt, liegt aber im Vergleich zu anderen Metropolen des Nordostens im Mittelfeld.[12]
Zwischen 1996 und 2005 wurden im Bundesstaat Pernambuco 42.000 Morde verübt, im Jahr 2006 4638. Die Opfer sind hauptsächlich Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen 14 und 29 Jahren.
Vor allem die Favela do Coque auf der Insel Joana Bezerra gilt aufgrund der Armut[13] als eine der gefährlichsten Gegenden der Stadt.[14] „In Coque, dem Slum von Recife, wo Franklino de Lima starb, töten Kinder nur, um einen guten Platz zum Überfall auf Autofahrer zu verteidigen.“[15]
Ana Tereza Sotero Duarte Santos: Die Flächennutzungsplanung als Stadtplanungsinstrument in Brasilien. Eine kritische Analyse am Beispiel der Stadt Recife. Karlsruhe 1986.
Jochen Kemner: „Farbige Aufsteiger“ in der Sklavereigesellschaft, Recife und Santiago de Cuba (1850–1888). In: Horst Nitschack (Hrsg.): Brasilien im amerikanischen Kontext. Vom Kaiserreich zur Republik: Kultur, Gesellschaft, Politik. Frankfurt am Main 2005, S. 117–149.
↑Perfil dos bairros. Prefeitura do Recife, archiviert vom Original am 26. April 2015; abgerufen am 16. Januar 2018 (brasilianisches Portugiesisch).
↑Carlos Smaniotto Costa: Ein Protagonist der brasilianischen Avantgarde, Brasilien feiert den 100. Geburtstag des Gartenarchitekten Roberto Burle Marx. In: Stadt und Grün/Das Gartenamt 58, 2009/8, S. 53.