Die Reichswehr war während der Weimarer Republik und in den ersten Jahren des Nationalsozialismus von 1921 bis 1935 „die Wehrmacht der Deutschen Republik“.[1] Die deutschen Streitkräfte waren in jener Zeit als Berufsarmee organisiert. Die Reichswehr bestand aus Reichsheer und Reichsmarine. Nachdem das Deutsche Heer im Januar 1919 aufgelöst worden war und in ein Friedensheer umgeformt werden sollte, beschloss die Reichsregierung im März 1919 die Bildung einer vorläufigen Reichswehr. Aufgrund der Bedingungen des Versailler Vertrages von 1919 unterlagen Umfang und Bewaffnung der Reichswehr starken Beschränkungen. Nach der von Adolf Hitler 1935 verkündeten „Wiedererlangung der Wehrhoheit“ (Wiedereinführung der Wehrpflicht u. ä.) ging die Reichswehr in der neuen Wehrmacht auf.
Die Reichswehr agierte als Staat im Staate, und ihre Führung war ein wichtiger politischer Machtfaktor innerhalb der Weimarer Republik. Teils unterstützte die Reichswehr wie im Ebert-Groener-Pakt die demokratische Staatsform, teils unterstützte sie mit der Schwarzen Reichswehr antidemokratische Kräfte. Die Reichswehr sah sich als Kaderarmee, welche die Expertise des alten kaiserlichen Militärs erhalten und somit die Basis für eine Wiederaufrüstung bilden sollte.
Im V. Teil des Friedensvertrags von Versailles hatte sich Deutschland 1919 verpflichtet, „um den Anfang einer allgemeinen Beschränkung der Rüstungen aller Nationen zu ermöglichen“, den Umfang und die Bewaffnung seiner Streitkräfte derart zu beschränken, dass sie ausschließlich zur Aufrechterhaltung der Ordnung innerhalb Deutschlands und als Grenzschutz verwendet werden konnten.
Die Rüstungsbeschränkungen umging die Reichswehrführung durch eine Reihe geheimer und illegaler Maßnahmen: Dazu zählten der heimliche Aufbau einer sogenannten Schwarzen Reichswehr, Sicherung einer militärischen Luftfahrt-Infrastruktur durch zivile Tarnfirmen (siehe:Deutsche Verkehrsfliegerschule), unerlaubte Waffentests mit Artillerie, Flugzeugen und Panzern in der Sowjetunion (siehe:Vertrag von Rapallo), die Einrichtung einer Führergehilfenschulung, welche bestimmt war, die verbotene Generalstabsausbildung zu kompensieren sowie die Aufrechterhaltung des Generalstabs im neu geschaffenen Truppenamt. In der Statistischen Gesellschaft wurde zusammen mit dem Reichsverband der Deutschen Industrie Planungen für die Rüstungsindustrie ausgearbeitet. Mit Hilfe von Offizieren im Ruhestand wurden Volkssportschulen meist in der Nähe ehemaliger Truppenübungsplätze gegründet, in denen zur Vorbereitung der Ausbildung von Infanteristen Übungsleiter für Wehrsport ausgebildet wurden.[2] Dies fand vor allem in Norddeutschland auch mit Unterstützung des Stahlhelms statt.[3] Andere Hilfsmittel waren der Einsatz von z. B. Panzerattrappen für Übungszwecke.
Die Reichswehr sah sich im eigenen Selbstverständnis als „Kaderarmee“ oder „Führerarmee“, das bedeutet, dass jeder Soldat so ausgebildet wurde, dass er die Eignung für höhere Verantwortungsstufen erlangte, was wiederum Grundvoraussetzung für den schnellen Aufwuchs des Heeres nach der Verkündung der Wehrhoheit durch das NS-Regime im Jahre 1935 werden sollte.
Zwei Tage später wurde der Waffenstillstand von Compiègne am 11. November 1918 unterzeichnet, womit die – neue – Regierung der zügigen Räumung der besetzten Gebiete zustimmte. Tags darauf begann der Rückzug an der Westfront, bis zum 17. Januar 1919 waren auch die linksrheinischen Gebiete frei von deutschem Militär. Nun galt es, diese immer noch mehrere Millionen Soldaten zählenden Verbände der „Alten Armee“ schrittweise abzurüsten. Dies geschah üblicherweise in den jeweiligen Heimatgarnisonen; für die Regimenter mit linksrheinischen Garnisonen wurden Demobilisierungsorte im Innern des Reichs bestimmt.
Der Rat der Volksbeauftragten und die Oberste Heeresleitung beabsichtigten, nach der Demobilisierung noch bestehende Truppenteile in ein Friedensheer zu überführen. Am 19. Januar 1919 erließ die Reichsregierung die „Vorläufigen Bestimmungen über die Bekleidung des Friedensheeres“ im Armeeverordnungsblatt 1919, Nr. 85; die am 6. Februar 1919 zusammengetretene Weimarer Nationalversammlung beschloss aber am 6. März 1919 das Gesetz über die Bildung einer vorläufigen Reichswehr.[4] Es ermächtigte den Reichspräsidenten,
„das bestehende Heer aufzulösen und eine vorläufige Reichswehr zu bilden, die bis zur Schaffung der neuen reichsgesetzlich zu ordnenden Wehrmacht die Reichsgrenzen schützt, den Anordnungen der Reichsregierung Geltung verschafft und die Ruhe und Ordnung im Innern aufrechterhält.“
– § 1 Gesetz über die Bildung einer vorläufigen Reichswehr
Die Stärke dieses Heeres sollte 400.000 Mann betragen.
Das Gesetz über die Bildung einer vorläufigen Reichsmarine vom 16. April 1919 ermächtigte ihn,
„die bestehenden Formationen der bisherigen Kriegsmarine aufzulösen und eine vorläufige Reichsmarine zu bilden, die bis zur Schaffung der neuen, reichsgesetzlich zu ordnenden Wehrmacht die deutschen Küsten sichert, durch Minenräumen, Ausübung der Seepolizei und sonstige Unterstützung der Handelsschiffahrt sicheren Seeverkehr ermöglicht, die ungestörte Ausübung der Fischerei gewährleistet, im Verein mit der Reichswehr den Anordnungen der Reichsregierung Geltung verschafft und Ruhe und Ordnung aufrechterhält.“
Die Stärke der Marine sollte 20.000 Mann betragen.
Vom 1. Oktober 1919 bis zum 1. April 1920 wurden die Streitkräfte der sogenannten Vorläufigen Reichswehr in das 200.000 Mann starke „Übergangsheer“ transformiert. Gleichzeitig entfielen die bisherigen Verbände und Dienststellen der alten Armee. Über den Zwischenschritt von 150.000 Mann im Oktober 1920 wurde bis 1. Januar 1921 die endgültige Heeresstärke von 100.000 Mann erreicht. Damit wurde zum 1. Januar 1921 die Reichswehr formiert, wobei das Wehrgesetz vom 23. März 1921 die näheren Einzelheiten regelte.
„Ich schwöre Treue der Reichsverfassung und gelobe, daß ich als tapferer Soldat das Deutsche Reich und seine gesetzmäßigen Einrichtungen jederzeit schützen, dem Reichspräsidenten und meinen Vorgesetzten Gehorsam leisten will.“
– Eidesformel der Reichswehr vom 14. September 1919
Das Wehrgesetz beendete die Militärhoheit der Länder, beließ aber Sachsen, Württemberg, Baden und Bayern eine beschränkte Selbstständigkeit. Der Freistaat Bayern stellte insofern eine Besonderheit dar, als der Wehrkreis VII das gesamte Landesgebiet mit Ausnahme der Pfalz umfasste und in der hier stationierten 7. (bayerischen) Division nur Bayern dienten. Dieser Verband genoss als Bayerische Reichswehr bis 1924 gewisse Autonomierechte gegenüber der Reichsregierung.
Laut Artikel 47 der Weimarer Verfassung hatte der Reichspräsident „den Oberbefehl über die gesamte Wehrmacht des Reiches“. Dabei galten nach Artikel 50 seine Anordnungen und Verfügungen „auch auf dem Gebiete der Wehrmacht“ nur nach Gegenzeichnung durch den Reichskanzler oder den zuständigen Minister, der dadurch die Verantwortung übernahm. In Bezug auf die Befehlsgewalt war dies der Reichswehrminister.
In der Weimarer Republik amtierten zwei Reichspräsidenten: Friedrich Ebert bis 1925, ihm folgte Paul von Hindenburg. Erster Reichswehrminister war Gustav Noske, der nach dem Kapp-Putsch 1920 von Otto Geßler abgelöst wurde. 1928 übernahm Wilhelm Groener das Amt, dessen Stellvertreter Kurt von Schleicher ihn 1932 ablöste. Von Schleicher amtierte auch während seiner zweimonatigen Kanzlerschaft kommissarisch weiter. Vor der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler ernannte Hindenburg eigenmächtig – nicht, wie es in der Verfassung vorgeschrieben war, auf Vorschlag des Kanzlers – Werner von Blomberg zum Reichswehrminister. Er sollte dabei helfen, die Nationalsozialisten zu „zähmen“, unterstützte diese aber später z. B. durch die Vereidigung der Reichswehr auf Hitler. Allerdings opponierte Blomberg im weiteren Verlauf der Geschichte deutlich und offen gegen Hitlers Pläne eines Angriffskriegs und wurde 1938 im Rahmen der Blomberg-Fritsch-Krise seiner Ämter enthoben.
Unter dem Reichswehrminister standen die Befehlshaber der beiden Teilstreitkräfte, der Chef der Heeresleitung und der Chef der Marineleitung. Chef der Heeresleitung war anfangs Walther Reinhardt. Nach dem Kapp-Putsch übernahm Hans von Seeckt diesen Posten. 1926 folgte ihm Wilhelm Heye. Heye wurde 1930 von Kurt von Hammerstein-Equord abgelöst, der am 27. Dezember 1933 sein Abschiedsgesuch einreichte. Sein Nachfolger wurde Werner von Fritsch. Chef der Marineleitung waren nacheinander Paul Behncke (bis 1924), Hans Zenker (bis 1928) und Erich Raeder.
Soziale Zusammensetzung
Bei dem beschränkten Umfang der Armee war eine sorgfältige Auswahl des Personals möglich. Erfahrene Führungskräfte kamen aus der „Alten Armee“ des Kaiserreichs. Der Adelsanteil der Offiziere lag 1925 bei 24 % nach 30 % im letzten Friedensjahr 1913 und folgte damit dem langfristigen Trend der Reduzierung des Anteils adliger Offiziere. Große Teile des Offizierskorps vertraten ein konservatives, monarchistisches Weltbild und lehnten die Weimarer Republik ab. Insbesondere innerhalb des ehemaligen Adels stand man aber auch dem Nationalsozialismus nicht völlig unkritisch gegenüber (siehe Adel und Nationalsozialismus).
Unter den 4000 Offizieren der neu gegründeten Reichswehr befanden sich 500 die mindestens zeitweise eine Generalstabsstelle besetzten. Häufig wiesen die Offiziere eine Mischung aus Front- und Stabserfahrung auf. Nur rund zehn Prozent der Offiziere mit Pour le Mérite, dem höchsten Militärorden, wurden übernommen.[5]
Einer Demokratisierung der Truppe stemmten sich Reichswehrführung und Offizierskorps erfolgreich entgegen. Bevorzugt wurden Rekruten aus den vornehmlich konservativ geprägten ländlichen Gegenden Deutschlands. Der Reichswehrführung galten sie im Vergleich zu den jungen Männern städtischer Herkunft nicht nur als körperlich überlegen, sondern auch als robust gegenüber den „Versuchungen“ der Sozialdemokratie.
Offiziere der Reichswehr
Das Heer der Reichswehr durfte nach den Bestimmungen des Friedensvertrags von Versailles nur 4.000 Offiziere haben, während die Marine 1.500 Offiziere und Deckoffiziere umfassen durfte. Das Offizierskorps des Heeres umfasste 3.718 Truppenoffiziere, darunter 3 Generale, 14 Generalleutnante, 24 Generalmajore, 105 Obersten, 189 Oberstleutnante, 373 Majore, 1.098 Hauptleute und Rittmeister, 1.274 Oberleutnante und 637 Leutnante. Dazu kamen noch 80 Offiziere mit Spezialaufgaben und 202 Militärbeamte im Offiziersrang. 1918 umfasste das deutsche Offizierskorps noch 227.081 Offiziere, davon waren 38.118 aktive Offiziere, also Berufsoffiziere. Die in die Reichswehr übernommenen Offiziere waren fast alle Generalstabsoffiziere. Von den rund 15.000 Offizieren, die während des Krieges zu Offizieren befördert worden waren, übernahm die Reichswehr nur wenige, da diese Frontoffiziere dem Offiziersleben in Kasino, Kaserne und Gesellschaft fremd gegenüber waren. Demokratisch gesinnte Offiziere wurden nicht in die Truppe übernommen. Radikal nationale Offiziere wurden bis auf wenige Ausnahmen, insbesondere nach dem Kapp-Putsch, aus der Truppe entfernt. Die politische Einstellung des Offizierskorps war monarchistisch; man gab sich nach außen hin loyal gegenüber der Republik. Während der Adelsanteil an der deutschen Bevölkerung nur 0,14 % betrug, stammten durchschnittlich 23,8 % der Offiziere der Reichswehr aus dem Adel. Dabei war Anteil der adeligen Offiziere bei den einzelnen Waffengattungen extrem unterschiedlich. Bei der Kavallerie waren 1920 50 % der Offiziere Adelige. Hingegen waren bei den Nachrichtentruppen nur 5 % und bei den Pionieren nur 4 % adelige Offiziere. Von den rund 1.000 Unteroffizieren, die 1919 zu Offizieren befördert wurden, blieben bis 1928 nur 117 oder 3,5 % der Offiziere in der Reichswehr. Für die Auswahl der Offizieranwärter war in der Reichswehr wie in der Armee des Kaiserreichs der jeweilige Regimentskommandeur zuständig. Die aufgenommenen Offizieranwärter stammten fast ausschließlich aus traditionell militärnahen Kreisen; 96 % der Offizieranwärter 1926 stammten aus den oberen Gesellschaftsschichten. Ende der 1920er Jahre kamen zudem fast 50 % der Offizieranwärter aus Offiziersfamilien, da es die Reichsregierung versäumte, das Einstellungsverfahren für Offizieranwärter unter staatliche Kontrolle zu bringen. Die Homogenität des Offizierskorps der Reichswehr war sogar größer als im Kaiserreich. So stammten die Offiziere 1912/13 zu 24 % aus Familien aktiver oder ehemaliger Offiziere, 1926/27 waren es 48 %, die aus Offiziersfamilien stammten.[6]
Das Verhältnis der Reichswehr zur Weimarer Republik
Zusammenwirken mit rechten Freikorps gegen „rote Reichsfeinde“
Die Reichswehr sicherte damit der neuen Regierung das Überleben. In den krisengeschüttelten frühen 1920er Jahren wurde das Militär vor allem im Kampf gegen aufständische linke Kräfte eingesetzt, wie etwa beim Spartakusaufstand 1919.
Den 1923 aufgelösten Freikorps überließ die Reichswehr überall dort die „Landesverteidigung“, wo ihr der Versailler Vertrag die Hände band oder die eigene Personalstärke nicht ausreichte (Grenzkampf gegen polnische und litauische Freischärler, Einsatz gegen die „Rote Ruhrarmee“ im entmilitarisierten Rheinland). Mit nationalistischen Freikorps kooperierte sie, als sie im Oktober und November 1923 anlässlich der sogenannten „Reichsexekutionen“ gegen linke Regierungen in
Thüringen und Sachsen vorging. Zu den politisch rechts stehenden, republikfeindlichen Wehrverbänden (Stahlhelm, Kyffhäuserbund) pflegte die Reichswehrgeneralität enge Kontakte, obwohl sie sich offiziell als „unpolitisch“ bezeichnete.
Passivität beim Kapp-Putsch
Im März 1920 wurde die Reichswehr von der politischen Führung nicht gegen den Kapp-Putsch eingesetzt. Der Chef des Truppenamtes, Hans von Seeckt, hatte sich vorher mit der angeblichen Formulierung „Reichswehr schießt nicht auf Reichswehr“ dagegen ausgesprochen. Seeckt besaß allerdings auch keine Kommandogewalt. Der Chef der Heeresleitung und damit oberste Militär Walther Reinhardt war für den Einsatz der treuen Reichswehrverbände. Jedoch gaben weder Reichswehrminister Gustav Noske noch die Reichsregierung den Befehl zum Einsatz. Der kommunistische Ruhraufstand, der während des Kapp-Putsches im Ruhrgebiet und Sachsen begann, wurde dagegen rücksichtslos niedergeschlagen; Teilnehmer des Kapp-Putsches waren daran beteiligt. Als Folge des Putsches wurde der bisherige ReichswehrministerGustav Noske (SPD) durch Otto Geßler (DDP) ersetzt.
Seit 1921 versuchte die Führung der Reichswehr im Geheimen in Zusammenarbeit mit der Roten Armee entgegen dem Versailler Vertrag die Reichswehr zu erweitern, neue Waffensysteme einzuführen und eine Luftwaffe aufzubauen. Deutschland unterstützte die Entwicklung moderner Technologien und konnte eigene Soldaten in der Sowjetunion ausbilden lassen.
Im Februar 1923 reiste der neue Chef des Truppenamtes, Generalmajor Otto Hasse, zu Geheimverhandlungen nach Moskau. Deutschland unterstützte den Aufbau der sowjetischen Industrie, Kommandeure der Roten Armee erhielten eine Generalstabsausbildung in Deutschland. Dafür erhielt die Reichswehr die Möglichkeit, Artilleriemunition aus der Sowjetunion zu beziehen, Flieger- und Panzerspezialisten auf sowjetischem Boden auszubilden und dort chemische Kampfstoffe herstellen und erproben zu lassen. In der russischen Stadt Lipezk wurde eine geheime Fliegerschule und Erprobungsstätte der Reichswehr gegründet und etwa 120 Militärpiloten, 100 Luftbeobachter und zahlreiches Bodenpersonal als Stamm für eine zukünftige deutsche Fliegerwaffe ausgebildet. Bei Kasan wurden Panzerfachleute ausgebildet, allerdings erst ab 1930 und nur ungefähr dreißig. In Tomka (bei Saratow) wurden Kampfstoffe gemeinsam erprobt und entwickelt.
Neben der Sowjetunion war 1930 die USA das beliebteste Reiseziel für Reichswehroffiziere geworden. Seit 1923 entwickelte die Reichswehr in einer Serie von in- und halboffiziellen Besuchen eine rege Reisediplomatie über den Atlantik hinweg. Die Bedeutung, die man diesen Beziehungen beimaß, wird durch die USA-Besuche des Chefs der Marineleitung Hans Zenker 1926, des Chefs der Heeresleitung Wilhelm Heye 1927 und einer zweimonatigen Inspektionsreise des Chef des Truppenamtes Werner von Blomberg 1929 deutlich. Während die Sowjetunion einen Übungsplatz bot, lieferte die US-Armee neuestes organisatorisches und militärtechnisches Wissen auf dem Gebiet der Panzerwaffe, des Artilleriewesens, chemischen Kriegsführung und vor allem der Luftfahrt und der Kriegswirtschaft für die Zeit „nach Versailles“. Nach Wilhelm Deist waren diese freundschaftlichen Beziehungen für die Reichswehr außerordentlich vorteilhaft.[7]
Seeckt im Jahr 1923
Die Ruhrbesetzung 1923 zeigte auch die Schwäche der Reichswehr. Als Reaktion auf einen Versuch in Bayern, eine Rechtsdiktatur zu errichten, übertrug Ebert im November die vollziehende Gewalt auf Reichswehrminister Geßler. Damit lag die Gewalt in der Realität bei Seeckt, dem Chef der Heeresleitung, der eine Reichsexekution gegen die Regierung unter Gustav Ritter von Kahr verhinderte. Beteiligt war auch Otto von Lossow, der bayerische Wehrkreiskommandeur. Er wurde von Geßler seines Amtes enthoben. Wie Seeckt in einem Brief, den er nicht abschickte, schrieb, sympathisierte er mit der Regierung in München und betrachtete die Weimarer Verfassung nicht als noli me tangere (dt.: „rühr mich nicht an!“). Sie widerspreche seinem politischen Denken. Weiterhin führte er in dem Brief aus, dass er auf Grund des fehlenden Vertrauens der Reichswehr zur Regierung von Gustav Stresemann einen Bürgerkrieg voraussehe, der nur durch einen Umschwung der Regierung verhindert werden könne. Er äußerte die Überzeugung, dass sich eine Regierung ohne Unterstützung der Reichswehr nicht lange würde halten können. Den Hitlerputsch vom 8./9. November 1923 unterstützte er jedoch nicht.
Als Seeckt am 3. November seine Bereitschaft zur Kanzlerschaft andeutete und Ebert dies mit Hinweis auf außenpolitische Gründe und seine Unentbehrlichkeit als Chef der Heeresleitung ablehnte, akzeptierte Seeckt die Ablehnung. Er wollte von einem Putsch, wie ihn einige hohe Offiziere gefordert hatten, nichts mehr wissen. Im Februar 1924 gab Seeckt die diktatorischen Vollmachten, die er von Ebert erhalten hatte, wieder ab.
„Unpolitischer“ Waffenträger oder demokratieferner „Staat im Staate“
1925 wurde mit dem Vertrag von Locarno eine gewaltsame Änderung der Westgrenzen ausgeschlossen, und 1926 trat Deutschland dem Völkerbund bei. Die Position der Reichswehr kann gut durch Gespräche zwischen Reichspräsident Ebert und Seeckt, dem Chef der Heeresleitung, dargestellt werden. Auf die Frage, wo die Reichswehr stehe, antwortete Seeckt: Die Reichswehr steht hinter mir. Auf die Frage, ob die Reichswehr zuverlässig sei, antwortete er: Ob sie zuverlässig ist, weiß ich nicht, aber mir gehorcht sie.
Nach der Wahl Paul von Hindenburgs zum Reichspräsidenten (1925) wurde er als Sieger von Tannenberg statt Seeckt zur Identifikationsfigur der Soldaten. Am 8. Oktober wurde Seeckt wegen der Teilnahme eines Sohnes des früheren Kaisers an einem Manöver entlassen, allerdings gab es wahrscheinlich auch andere Gründe, wie die Kritik an der undemokratischen Führung der Reichswehr.
Nach dem Kapp-Putsch hatte sich die Reichswehr unter Seeckt und Geßler offiziell „unpolitisch“ verhalten. Angehörige der Reichswehr hatten kein Wahlrecht, unterlagen der reichswehrinternen Jurisdiktion und waren damit losgelöst vom gesellschaftspolitischen Werdegang. Wegen ihrer unmittelbaren Unterstellung unter den Reichspräsidenten und durch den Ebert-Groener-Pakt konnte sich die Armee eine weitgehende innere Autonomie sichern. Sie nutzte dies, um der Reichsregierung – z. B. während des Kapp-Putschs – den Gehorsam zu verweigern. Die Autonomie auch bei der Auswahl des Personals sowie ihr Wertekodex und die Ansicht, dem Staat und nicht der Staatsform zu dienen, machten die Reichswehr in Verbindung mit der eigenen Jurisdiktion unter dem Reichspräsidenten zum schwer kontrollierbaren „Staat im Staate“.
Ein Beispiel für die steigende Kritik war nach der Entlassung Seeckts der Vorschlag von Reichstagspräsident Paul Löbe, die Anstellung von Rekruten nur noch von deren körperlicher Tauglichkeit abhängig zu machen. Er wollte damit erreichen, dass die Zusammensetzung der Reichswehr dem Gesamtbild der Gesellschaft näherkomme. Die Reichswehr war, zumal im Offizierskorps, stark nationalkonservativ-protestantisch geprägt, die Mannschaften kamen zum großen Teil aus Agrar- und Handwerksberufen. Nicht von ungefähr fand denn etwa in diesen Kreisen die republikfeindliche Dolchstoßlegende zahlreiche Anhänger. Abgesehen davon war der Dienst im Heer für andere Gruppen der Gesellschaft ohnehin weniger attraktiv. Die praktizierte Personalauswahl entsprach aber genau den Vorstellungen der Reichswehrführung („erwünschte Kreise“).
Deshalb erntete Löbe heftigen Widerspruch aus konservativen Kreisen. Sie waren der Meinung, eine Öffnung würde das Niveau der Reichswehr senken. Während in der Reichswehr der Krieg weiterhin als Mittel zur Durchsetzung politischer Ziele gesehen wurde, war die Politik mit dem Vertrag von Locarno und dem Dawes-Plan eher auf die Erhaltung des Friedens und der Völkerverständigung ausgerichtet. Seeckt und seine Offiziere waren gegen den Beitritt zum Völkerbund und sahen durch den Pazifismus der Linken auch ihre Existenz bedroht.
Nachfolger Seeckts wurde Wilhelm Heye, allerdings gewann vor allem der damalige Abteilungsleiter im ReichswehrministeriumKurt von Schleicher an Macht. Unter seiner Führung griff die Reichswehr stärker in die Politik ein, um ihre Ziele zu erreichen, und die Republik und die Reichswehr rückten näher zusammen. Die Reichswehr akzeptierte die Demokratie als Staatsform und Groener sah sie als wichtigen Teil des Volkes und Machtinstrument der Deutschen Republik.
Der Beschluss zum Bau des kampfkräftigen Panzerschiffs A, das den Bestimmungen des Versailler Vertrags entsprach, eine Prestigefrage, brachte 1928 Hermann Müller und seiner Koalition (28. Juni 1928 bis 27. März 1930) Probleme. Für die Reichswehrführung war die Entscheidung zum Bau eine politische Grundsatzentscheidung. Schon der Haushalt 1929 enthielt die erste Rate für das Panzerschiff B.
Der Gewinner der Annäherung zwischen Republik und Reichswehr war vor allem die Reichswehr. Sie erreichte eine Erhöhung des Wehretats. Eine Kritik am Wehretat wurde als Angriff auf die Reichswehr und damit den Staat betrachtet.
Das Ende der Weimarer Republik
Durch die Präsidialkabinette ab 1930 wurde die Macht der Reichswehr wieder größer, da nun der frühere Chef der OHL, Hindenburg, an der Macht war. Heinrich Brüning wurde als ehemaliger Soldat von der Reichswehr akzeptiert und verschonte diese von seinen unbeliebten Sparmaßnahmen. Franz von Papen und General Kurt von Schleicher erwogen, die Reichswehr zur Abschaffung der Demokratie einzusetzen. Außerdem war eines der Hauptziele eine im Interesse der Reichswehr liegende Revision des Versailler Vertrages.
Beim Preußenschlag wurde die vollziehende Gewalt in Berlin und Preußen vorübergehend an die Reichswehr übertragen.
Verhältnis zur NSDAP
Nach Klaus-Jürgen Müller strebten die deutschen Militärs nach einer „Weltmachtstellung“ Deutschlands. Dabei macht er zwei Richtungen aus, die sich in diesem Fernziel einig waren, aber unterschiedliche Methoden verfochten. Die eine „abenteuerliche“ Richtung, deren Repräsentant Hans von Seeckt war verfocht einen deutsch-sowjetischen Revanchekrieg gegen Polen und Frankreich. Die andere „modernere“ Richtung die Kurt von Schleicher repräsentierte und sich Ende der Zwanziger Jahre durchsetzte, setzte auf eine Kombination aus politischen, militärischen und ökonomischen Faktoren. Wobei zu aller erst Deutschlands ökonomische Position gestärkt werden sollte und Frankreich in die Rolle eines Juniorpartners gebracht werden sollte. Die so errungene Vormachtstellung in Europa sollte die Basis für eine Weltmachtstellung bilden. In diesem Streben sieht Müller eine der „Kontinuitätslinien“ der deutschen Entwicklung vom Kaiserreich bis in den Nationalsozialismus und die Ursache für eine „Entente“ von Gruppen der traditionellen Eliten und der Hitlerbewegung im Jahre 1933. Hitler war bei der Machtergreifung auf deren Unterstützung angewiesen, während diese wiederum Hitlers Anhängerschaft als „Massenbasis“ benötigten.[8]
Die Reichswehr unter Hitler
Nach der Machtergreifung im Reich benötigte Adolf Hitler die Armee für die NS-Außenpolitik und entschied sich, der erfahrenen und leistungsfähigen Reichswehr gegenüber der Parteitruppe SA den Vorzug zu geben. Er stellte bereits am 3. Februar 1933 den Generälen sein Regierungsprogramm vor. Unter anderem versprach er ihnen, dass die Reichswehr der alleinige Waffenträger Deutschlands bleibe, und kündigte die Wiedereinführung der Wehrpflicht an (Liebmann-Aufzeichnung). Die Reichswehr hoffte einerseits auf verstärkte Bemühungen zur Revision des Versailler Vertrags und den Aufbau eines starken Militärs und einer straffen Staatsführung. Man befürchtete aber auch, dass die Reichswehr von der 3 Millionen Mitglieder zählenden SA verdrängt werden könnte. Die Reichswehr unterstützte Hitler bei der Entmachtung der SA im Sommer 1934, als das Gerücht verbreitet worden war, Röhm hätte Putschpläne und ein „Röhm-Putsch“ stehe bevor, den es zu vereiteln gelte.
Die SS ermordete zwei Generäle der Reichswehr (Kurt von Schleicher und Ferdinand von Bredow) – das Offizierkorps nahm dies widerspruchslos zur Kenntnis.
Am 1. März 1935 wurde die Luftwaffe gegründet und am 16. März die Wiedererlangung der Wehrhoheit verkündet und die allgemeine Wehrpflicht gesetzlich wieder eingeführt; dies verstieß gegen den Versailler Vertrag. Im selben Gesetz wurde die Reichswehr in „Wehrmacht“ umbenannt. Am 1. Juni 1935 wurde das Reichsheer in „Heer“ und die Reichsmarine in „Kriegsmarine“ umbenannt.
Literatur
Otto Lippelt, Ernst Huckstorf: Fünfzehn Jahre Stahlhelm in Niedersachsen. Druck- und Verlagsgesellschaft Lüchow in Holstein 1936 DNB576503185.
Harold J. Gordon Jr.: Die Reichswehr und die Weimarer Republik 1919–1926. Übers. Siegfried Maruhn, Verlag für Wehrwesen Bernard & Graefe, Frankfurt am Main 1959.
Francis L. Carsten: Reichswehr und Politik, 1918–1933. Kiepenheuer & Witsch, Köln u. a. 1964.
Rainer Wohlfeil, Hans Dollinger: Die deutsche Reichswehr. Bilder, Dokumente, Texte. Zur Geschichte des Hunderttausend-Mann-Heeres 1919–1933. Bernard und Graefe, Frankfurt am Main 1972, ISBN 3-7637-5109-2.
Adolf Reinicke: Das Reichsheer 1921–1934. Ziele, Methoden der Ausbildung und Erziehung sowie der Dienstgestaltung (= Studien zur Militärgeschichte, Militärwissenschaft und Konfliktforschung. Band 32). Biblio, Osnabrück 1986, ISBN 3-7648-1457-8.
Adolf Schicht, Jürgen Kraus: Die Uniformierung und Ausrüstung des deutschen Reichsheeres 1919–1932 (= Veröffentlichungen des Bayerischen Armeemuseums. Bd. 4). Bayerisches Armeemuseum, Ingolstadt 1987.
Manfred Zeidler: Reichswehr und Rote Armee 1920–1933. Wege und Stationen einer ungewöhnlichen Zusammenarbeit (= Beiträge zur Militärgeschichte, Band 36). Oldenbourg, München 1993/1994, ISBN 3-486-55966-4 (Dissertation, Universität Frankfurt am Main 1990, 374 [16] Seiten, Illustrationen).
Heinfried Voß: „Das neue Haus der Reichswehr“. Militärische Sozialisation im politischen und militärischen Übergang. Der Aufbau der vorläufigen Reichswehr 1919–1920 und ihre politische Funktion in der Republik, dargestellt an ihren badischen Truppenteilen (= Beiträge zur südwestdeutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Band 15). Scripta-Mercaturae, St. Katharinen 1992, ISBN 3-922661-99-8 (Dissertation Universität Duisburg 1990).
Friedrich P. Kahlenberg, Kai von Jena: Reichswehr und Rote Armee, Dokumente aus den Militärarchiven Deutschlands und Russlands 1925–1931. (= Materialien aus dem Bundesarchiv, 2) Bearbeitung von Kai von Jena und Natalja E. Elisseeva unter Mitarbeit von Hannsjörg F. Buck und Ivan V. Uspenskij. Bundesarchiv, Koblenz 1995, ISBN 3-89192-050-4
Heiner Möllers: „Reichswehr schießt nicht auf Reichswehr!“ Legenden um den Kapp-Lüttwitz-Putsch vom März 1920. In: Militärgeschichte. Jg. 11, Heft 3, 2001 ISSN0940-4163 S. 53–61.
Dirk Richhardt: Auswahl und Ausbildung junger Offiziere 1930–1945: zur sozialen Genese des deutschen Offizierkorps. [2005], DNB975984101 (Dissertation Universität Marburg 2003 Volltext PDF, kostenfrei 2,1 MB)
Christian Saehrendt: Der Stellungskrieg der Denkmäler. Kriegerdenkmäler im Berlin der Zwischenkriegszeit. (= Politik- und Gesellschaftsgeschichte, 64) Dietz, Bonn 2004, ISBN 3-8012-4150-5.
Peter Keller: »Die Wehrmacht der Deutschen Republik ist die Reichswehr«. Die deutsche Armee 1918–1921. (= Krieg in der Geschichte, 82) Schöningh, Paderborn 2014, ISBN 978-3-506-77969-4 (leicht veränderte Fassung der Dissertation Universität Augsburg 2013)
Patrick Oliver Heinemann: Rechtsgeschichte der Reichswehr 1918–1933. (= Krieg in der Geschichte, 105) Schöningh, Paderborn 2018, ISBN 978-3-506-78785-9.
↑Rainer Wohlfeil: Heer und Republik. In: Militärgeschichtliches Forschungsamt (Hrsg.): Deutsche Militärgeschichte in sechs Bänden. BandVI, Reichswehr und Republik (1918–1933). Manfred Pawlak, Herrsching 1983, ISBN 3-88199-112-3. S. 11–301, hier S. 107, Wohlfeil zitiert das Wehrgesetz vom 23. März 1921.
↑Arnd Krüger & Frank von Lojewski: Ausgewählte Aspekte des Wehrsports in Niedersachsen in der Weimarer Zeit, in: Hans Langenfeld & Stefan Nielsen (Hrsg.): Beiträge zur Sportgeschichte Niedersachsens. Teil 2: Weimarer Republik. (⇐ Schriftenreihe des Niedersächsischen Instituts für Sportgeschichte, Bd. 12) Niedersächsisches Institut für Sportgeschichte NISH, Hoya 1998, ISBN 3-932423-02-X, S. 124–148.
↑Landesverband Niedersachsen (Hrsg.). Fünfzehn Jahre Stahlhelm in Niedersachsen. Zsgest v. O. Lippelt; E. Huckstorf. Lüchow i. H.: Druck- u. Verlagsges. 1936.
↑Sönke Neitzel: Deutsche Krieger: Vom Kaiserreich zur Berliner Republik – eine Militärgeschichte. Propyläen, Berlin 2020, ISBN 978-3-549-07647-7, S. 100–102.
↑Wilhelm Deist: Die deutsche Aufrüstung in amerikanischer Sicht. In: Ders.: Militär, Staat und Gesellschaft. München 1991, S. 339 ff. und Kirstin A. Schäfer: Werner von Blomberg. Hitlers erster Feldmarschall. Paderborn 2006, S. 72 f.
↑Klaus-Jürgen Müller: Deutsche Militär-Elite in der Vorgeschichte des Zweiten Weltkrieges. In: Martin Broszat, Klaus Schwabe: Die deutschen Eliten und der Weg in den Zweiten Weltkrieg. München 1989, S. 226 ff.
Ship used as a floating base for professional diving projects This article needs additional citations for verification. Please help improve this article by adding citations to reliable sources. Unsourced material may be challenged and removed.Find sources: Diving support vessel – news · newspapers · books · scholar · JSTOR (November 2010) (Learn how and when to remove this template message) CSV Skandi Singapore departing Fremantle, Australia A diving s...
Artikel ini bukan mengenai Darude, yang nama aslinya juga Ville Virtanen. Ville VirtanenVirtanen menerima Penghargaan Jussi pada 2011Lahir19 Agustus 1961 (umur 62)Espoo, FinlandiaPekerjaanAktor Ville Virtanen (lahir 19 Agustus 1961) adalah aktor Finlandia.[1] Ia membintangi di beberapa film, antara lain The Winter War (1989), Christmas Story (2007), dan Bad Family (2010). Ia juga dikenal untuk peran utamanya dalam drama kejahatan Sincerely Yours in Cold Blood (2000–2005), Jords...
Кубок італійської Серії C Засновано 1972Регіон Італія (Європа)Кількість команд 60 (2021/22)Поточний чемпіон «Падова» (2)Найбільше перемог «Монца» (4) 2021/22 Кубок італійської Серії C (італ. Coppa Italia Serie C) — футбольне кубкове змагання за участю команд із Серії С італійського футболу,...
AS Nancy-LorraineSaison 2008-2009 Généralités Président Jacques Rousselot Entraîneur Pablo Correa Résultats Championnat 15e 42pts (10V, 12N, 16D) Coupe de France 32e de finaleSO Romorantin : 0 - 0 (4 - 2 t.a.b) Coupe de la ligue 8e de FinaleParis SG : 2 - 0 Coupe UEFA Phase de poules Meilleur buteur Youssouf Hadji (11 buts) Maillots Domicile Extérieur ChronologieSaison précédente Saison suivantemodifier L'AS Nancy-Lorraine s'aligne pour la saison 2008-2009 en Ligue 1, en Co...
البسوس بنت منقذ معلومات شخصية الحياة العملية المهنة شاعرة بوابة الأدب تعديل مصدري - تعديل البسوس بنت منقذ التميمية: شاعرة جاهلية يضرب المثل بشؤمها.[1] وهي خالة جساس بن مرة الشيبانيّ.[2] كانت لها (أو لجارها سعد بن شمس الجرمي) ناقة يقال لها سراب، رآها (كليب بن ربيع...
ميّز عن دكاكيرية جنسية ودكاكيرية. دكاكيرية جنسية دكاكيرية جنسية معلومات عامة الاختصاص طب نفسي، وعلم النفس من أنواع شذوذ جنسي، وفيتيشية، ومرض الإدارة حالات مشابهة فيتيشية، وغرابة جنسية التاريخ وصفها المصدر قاموس بروكهاوس وإفرون الموسوعي �...
Northrop F-5 Freedom Fighter Algemeen Rol jachtbommenwerper/trainer Bemanning 1 of 2 Varianten F-5A,B,E,F,RF-5A Status Aantal gebouwd ca.1500 Gebruik zie artikel Afmetingen Lengte 14,6 m Hoogte 4,1 m Spanwijdte 8,1 m Gewicht Leeggewicht 4350 kg Max. gewicht 11190 kg Krachtbron Motor(en) 2x General Electric J85-GE-13 turbojet Stuwkracht resp zonder en met naverbrander 15,5 en 22,3 kN Prestaties Topsnelheid Mach 1,6 Actieradius 1040 km Dienstplafond 16000 ...
الإمبراطور ميجي (باليابانية: 明治天皇) معلومات شخصية الميلاد 3 نوفمبر 1852(1852-11-03)كيوتو الوفاة 30 يوليو 1912 (59 سنة) سبب الوفاة السكري، ويوريمية مواطنة شوغونية توكوغاوا إمبراطورية اليابان اليابان الأولاد الإمبراطور تايشوماساكو تاكيدا [لغات أخرى]نوبوكو أمير
Slovenian footballer and manager Tomaž Kavčič Personal informationFull name Tomaž KavčičDate of birth (1953-11-28) 28 November 1953 (age 70)Place of birth Novo Mesto, SFR YugoslaviaHeight 1.74 m (5 ft 9 in)Position(s) MidfielderSenior career*Years Team Apps (Gls)1990–1992 Gorica 31 (1)1992–1993 Svoboda 14 (1)Managerial career1997–1998 Črnuče Factor1998–1999 Svoboda2001–2002 Bela Krajina2002–2003 Grosuplje2003 Ljubljana2003–2004 Brinje2004–2005 Bela ...
Fuad IIRaja Mesir dan SudanBerkuasa26 Juli 1952 – 18 Juni 1953PendahuluFarouk IRegency See list Muhammad Abdel MoneimBahey El Din BarakatRashad Mehanna Perdana Menteri See list Ali Mahir PashaMuhammad Naguib Informasi pribadiKelahiran16 Januari 1952 (umur 71)Istana Abdeen, Kairo, Kerajaan MesirWangsaMuhammad AliNama lengkapAhmad Fuad bin Farouk bin Isma'il bin Ibrahim bin Muhammad AliAyahFarouk IIbuNarriman SadekIstriDominique-France Picard(menikah 1976; bercerai 1996)AnakPangeran Muha...
Pemilihan Umum Wali Kota Denpasar 2020201520249 Desember 2020[1]Kandidat Calon I Gusti Ngurah Jaya Negara Gede Ngurah Ambara Putra Partai PDI-P Partai Golongan Karya Pendamping Kadek Agus Arya Wibawa Made Bagus Kertanegara Peta persebaran suara Peta Bali yang menyoroti Kota Denpasar Wali Kota dan Wakil Wali Kota petahanaIda Bagus Rai Dharmawijaya Mantra danI Gusti Ngurah Jaya Negara Partai Demokrasi Indonesia Perjuangan Wali Kota dan Wakil Wali Kota terpilih I Gusti Ngurah Jaya...
Ini adalah nama Batak Angkola, marganya adalah Batubara. Ucok BabaLahirUsnan Batubara10 Mei 1971 (umur 52)Sipirok, Sumatera Utara, IndonesiaNama lainUcok BabaPekerjaanpemeranpresenterpelawakpenyanyiTahun aktif1993—sekarangTinggi91 cm (3 ft 0 in)[1]Partai politik PPPSuami/istriRina Angelina (m. 1997)[2]Anak5Karier musikGenrePop MelayuInstrumenVokal Usnan Batubara (lahir 10 Mei 1971), dikenal sebagai Ucok ...
Eel life cycle Distribution and size of leptocephali larvae of the American eel, Anguilla rostrata Eels are any of several long, thin, bony fishes of the order Anguilliformes. They have a catadromous life cycle, that is: at different stages of development migrating between inland waterways and the deep ocean. Because fishermen never caught anything they recognized as young eels, the life cycle of the eel was a mystery for a very long period of scientific history that continues into the presen...
NagregDesaNegara IndonesiaProvinsiJawa BaratKabupatenBandungKecamatanNagregKode Kemendagri32.04.26.2001 Luas... km²Jumlah penduduk... jiwaKepadatan... jiwa/km² Nagreg di akhir abad ke-19 Nagreg adalah desa di kecamatan Nagreg, Bandung, Jawa Barat, Indonesia. Pranala luar (Indonesia) Keputusan Menteri Dalam Negeri Nomor 050-145 Tahun 2022 tentang Pemberian dan Pemutakhiran Kode, Data Wilayah Administrasi Pemerintahan, dan Pulau tahun 2021 (Indonesia) Peraturan Menteri Dalam Negeri Nomor...
Tunisian politician (born 1970) Noureddine Errayنور الدين الريMinister of Foreign AffairsIn office27 February 2020 – 24 July 2020 Personal detailsBorn1970 (age 52–53) Noureddine Erray (Arabic: نور الدين الري; born 1970) is a Tunisian politician. He served as Minister of Foreign Affairs from 27 February 2020 to 24 July 2020.[1][2] References ^ Tunisian foreign minister fired after short tenure. The Arab Weekly. 25 July 2020. Retriev...
Filmmaking in Kosovo This article uses bare URLs, which are uninformative and vulnerable to link rot. Please consider converting them to full citations to ensure the article remains verifiable and maintains a consistent citation style. Several templates and tools are available to assist in formatting, such as reFill (documentation) and Citation bot (documentation). (August 2022) (Learn how and when to remove this template message) Part of a series on theCulture of Kosovo History People Langua...
Release with one to three tracks SPs redirects here. For other uses, see SP and SPS. Single (song) redirects here. For songs titled Single, see Single § Songs. This article needs additional citations for verification. Please help improve this article by adding citations to reliable sources. Unsourced material may be challenged and removed.Find sources: Single music – news · newspapers · books · scholar · JSTOR (October 2023) (Learn how and when t...
Yakub memberkati anak-anak Yusuf lukisan Rembrandt, 1656. dari Kitab Kejadian pasal 48. Untuk kegunaan lain, lihat Manasye (disambiguasi). Manasye (Ibrani: מְנַשֶּׁה Mənasse, Mənasseh; Ibrani Samaritan: Manaṯ, pelupa; bahasa Inggris: Manasseh; Manashe)) adalah anak sulung Yusuf dan istrinya Asnat. Juga adalah cucu Yakub. Kelak keturunannya menjadi suku Manasye, salah satu dari 12 suku Israel yang mendapatkan warisan tanah.[1] Manasye lahir di Mesir, sebelum Yakub ...
Mata uang Rand Rand merupakan sebuah mata uang negara Afrika Selatan sejak tahun 1961 menggantikan Pound Afrika Selatan. Mata uang ini setiap satuannya terbagi menjadi 100 cent. Mata uang ini terbagi menjadi R10, R20, R50, R100, R200. Lihat pula Perekonomian Afrika Selatan Pranala luar US Federal Reserve Bank historical exchange rate data Artikel bertopik ekonomi ini adalah sebuah rintisan. Anda dapat membantu Wikipedia dengan mengembangkannya.lbs