Das Südtiroler Landesarchiv (SLA) ist ein öffentliches Archiv des Landes Südtirol (Italien) und befindet sich in Bozen. Es bildet ein Amt der Südtiroler Landesverwaltung und ist Teil der Abteilung Denkmalpflege. Die Bestände stammen provenienzmäßig aus Südtirol, umfassen aber auch Archivalien aus dem ehemaligen Kronland Tirol, die neben dem heutigen Bundesland Tirol auch das Trentino betreffen. Das Südtiroler Landesarchiv betreibt auch archivalische und historische Grundlagenforschung, fördert die Herausgabe des „Tiroler Urkundenbuchs“, unterstützt das Südtiroler Chronistenwesen und veröffentlicht eine eigene Publikationsreihe unter dem Titel „Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs“.[1]
Die Errichtung eines eigenständigen Südtiroler Landesarchivs war die Folge der Autonomiegesetzgebung, die seit 1972 dem Land Südtirol innerhalb des italienischen Staatsgefüges Sonderrechte, darunter auch im kulturellen Bereich, einräumte.[2] In diesem Zusammenhang übernahm das Landesarchiv bedeutsame Altbestände vom Staatsarchiv Bozen, darunter den Grundsteuerkataster und die Verfachbücher aus Südtiroler Provenienz, verschiedene Kommunalarchive, die Akten des Adelsarchivs Bozen und Meran, das Archiv des Merkantilmagistrats Bozen und das Archiv des Heiliggeistspitals Bozen.[3] Zahlreiche Adelsarchive, darunter Künigl, Oberpayrsberg, Schlandersberg, Welsberg und Wolkenstein, haben seither die Bestände maßgeblich ergänzt und erweitert.[4] Zu den wertvollsten Archivalien rechnet der aus dem 16. Jahrhundert stammende Codex Brandis.[5] 1985 bezog das Landesarchiv zusammen mit dem Bozner Staatsarchiv und der Landesbibliothek „Dr. Friedrich Teßmann“ einen Neubau im Stadtteil Gries-Quirein.[6]
Das Landesarchiv hilft auch den Ämtern und Abteilung der Südtiroler Landesverwaltung bei der Führung des eigenen Archivs; dabei werden auch historisch relevante Akten ermittelt, die nach Ablauf der Aufbewahrungsfrist (in der Regel 10 Jahre) dem Landesarchiv übergeben werden. Gegenüber den kleineren Archiven Südtirols übt das Landesarchiv gemäß dem Landesarchivgesetz Nr. 17 von 1985 („Regelung des Archivwesens und Errichtung des Südtiroler Landesarchivs“) eine Kontroll- und Aufsichtspflicht aus.
Seit 2013 unterhält das Landesarchiv eine enge Kooperation mit dem Tiroler Geschichtsverein, in dessen Vorstand es ständig vertreten ist und dem ein Arbeitsplatz im Landesarchiv zur Verfügung steht.[7]
Literatur
Josef Nössing: 20 Jahre Südtiroler Landesarchiv. In: Maria Garbari (Hrsg.): Archivi del Trentino–Alto Adige. Storia e prospettive di tutela del patrimonio storico. Trento 2007, S. 321–331.
Hannes Obermair: www.provinz.bz.it/sla: das Südtiroler Landesarchiv im Netz. In: Denkmalpflege in Südtirol 1999. Edition Raetia: Bozen 2001, S. 227–230.
Christine Roilo: Die Bestände des Südtiroler Landesarchivs: eine Übersicht. In: Der Schlern 77, 2003, S. 39–53.
Rolf Steininger: Toni Ebner 1918–1981. Südtiroler Politiker, Journalist, Unternehmer: eine politische Biografie. Athesia, Bozen 2018, ISBN 978-88-6839-417-2, Kap. 10.5: Das Südtiroler Landesarchiv und ein Skandal, S.182–191.
Philipp Tolloi: Das Südtiroler Archivwesen seit 1919. Vom Staatsarchiv Bozen zum Südtiroler Landesarchiv. In: Der Schlern 90, 2016, S. 4–21.
Philipp Tolloi: Vom ‚conservatorium‘ zum Südtiroler Landesarchiv. Versuch einer Südtiroler Archivgeschichte. In: Archivalische Zeitschrift 95 (1), 2017, S. 319–366.
Philipp Tolloi: Archive in Südtirol: Geschichte und Perspektiven / Archivi in Provincia di Bolzano: storia e prospettive (Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs 45). Universitätsverlag Wagner: Innsbruck 2018. ISBN 978-3-7030-0992-1
↑Leo Santifaller: Über das Staatsarchiv in Bozen und das Südtiroler Landesarchiv (Archivio di Stato di Bolzano – Archivio della Provincia di Bolzano). In: «Der Schlern» 48, 1974, S. 115–136.
↑Staatsgesetz Nr. 118 vom 11. März 1972, S. 122–123; zum Spitalsarchiv Hannes Obermair: „Vermerckht den Auszug ...“: das Archiv des Heiliggeistspitals Bozen. Findbuch der Bestände des Südtiroler Landesarchivs. Bozen: Südtiroler Landesarchiv 2001.
↑Vollständig ediert und kommentiert durch Ulrike Kindl et al.: Der Codex Brandis. 3 Bände. Meran: Tangram 2018–2020.
↑Harald Toniatti: Vom Staatsarchiv zum Landesarchiv. Das Archivwesen in den Verhandlungen um Südtirols Kulturautonomie. In: Philipp Tolloi (Hrsg.): Archive in Südtirol: Geschichte und Perspektiven / Archivi in Provincia di Bolzano: storia e prospettive (= Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs. Bd. 45). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2018, ISBN 978-3-7030-0992-1, S. 15–31.