SAS: Rogue Heroes ist eine britische Historien-Action-Fernsehserie über den Special Air Service, eine Spezialeinheit der British Army im Zweiten Weltkrieg. Sie basiert auf dem Geschichtssachbuch Rogue Heroes: The History of the SAS, Britain's Secret Special Forces Unit That Sabotaged the Nazis and Changed the Nature of War des Militärhistorikers Ben Macintyre von 2016 und gilt als weitgehend getreue Wiedergabe der tatsächlichen Ereignisse.
Die erste Staffel, die vom Oktober bis zum Dezember 2022 erschien, behandelt die Gründung der SAS und ihre Tätigkeit in der nordafrikanischen Wüste. Die bestellte zweite Staffel, in der die Regie Stephen Woolfenden übernimmt, soll ihre Operationen in Europa zeigen.
„Based on a true story. Those events depicted, which seem most unbelievable, are mostly true.“
„Basierend auf wahren Ereignissen. Die gezeigten Geschehnisse, welche am unglaubwürdigsten erscheinen, sind zumeist wahr.“
– Einblendung zu Beginn der Episoden
Staffel 1
Im Jahr 1941 im Zweiten Weltkrieg verteidigt Großbritannien Nordafrika gegen die Achsenmächte und damit seine Versorgungsroute durch den Sueskanal. Gegen das Vorrücken der Nazis zogen sie sich in die Hafenstadt Tobruk (Libyen) zurück. „Würde Tobruk fallen, wäre Suez verloren. Mit dem Verlust von Suez wäre Afrika verloren. Ist Afrika verloren, ist der Krieg verloren.“ Lieutenant David Stirling, der im Hauptquartier in Kairo feststeckt, wird zusammen mit Paddy Mayne, der nach Birma gehen will, und Jock Lewes, der in Tobruk gekämpft hat, den Special Air Service gründen.
Nach einer Idee von Lewes, um die Deutschen von der Wüste aus zu überraschen, wagen er und Stirling ohne vorheriges Training einen Fallschirmsprung aus einem Flugzeug, was allerdings schiefgeht: Bei der Landung bricht Stirling sich die Beine. Zugleich hat Geheimdienstler Dudley Clarke an andere Länder Informationen über ein britisches Fallschirmregiment durchsickern lassen, das er aber nur erfunden hat. Als Stirling die Idee hat, feindliche Flugzeuge bereits vor deren Abflug am Boden zu zerstören, erhält er die Erlaubnis, dafür Männer zu rekrutieren, nur wenn er damit Clarkes Lüge real macht. Dieses Phantom-Regiment erhält den Namen „Special Air Service“. Nach einem Absprung in einem Sandsturm, durch den mehr als die Hälfte der Männer, darunter Maynes Freund Eoin, umgekommen ist, treffen die Überlebenden auf Mike Sadler von der Long Range Desert Group, mit dessen Hilfe sie sich eine Basis in der Oase Jalu einrichten. In nächtlichen Aktionen zerstören sie mit von Lewes erfundenen Bomben Flugzeuge und Trucks in Mersa Brega, Nofilia und weiteren Flugplätzen. Insbesondere Stirling und Mayne machen daraus ein Spiel mit Punkten für die Anführer. Ende des Jahres wird Lewes tödlich abgeschossen.
Anfang 1941, bei einem Urlaub in Kairo tragen die Mitglieder weiße Barets mit den neuen Flügel-Insignien des SAS und dem Motto „Wer wagt, gewinnt“ und geraten in Schlägereien. Stirling erfährt von dem General Georges Bergé, dass jemand aus der Truppe französische Fallschirmjäger ausbilden soll, und wählt dafür Mayne. Im Mai hat Stirlings Gruppe einen Gast – Randolph Frederick Churchill, Sohn von Winston Churchill – bei einem Überfall auf Benghazi, der hauptsächlich erfolglos ist. Indessen beginnt Mayne die Ausbildung der Franzosen, unter denen sich auch zwei Deutsche befinden, begegnet ihnen noch in Trauer um Eoin aber feindselig mit Schüssen und Fäusten. Im Juni, nachdem Tobruk gefallen ist, ist Malta Großbritanniens letzte Hoffnung, Afrika zu halten. Von Winston Churchill, der zwei Versorgungskonvois dorthin schicken will, erhält Stirling den Auftrag, alles zu tun, damit dies gelingt, mit der Aussicht, dass der SAS dann als offizielles Regiment der British Army anerkannt werde. Die Gruppe, die dafür mehr Trucks und ein U-Boot erhält, greift mehrere Flugplätze an der Mittelmeerküste an; ein Trupp wird von einem der Deutschen verraten und nur Augustin Jordan kann entkommen; auf Kreta wird Bergé gefangen genommen. Weil zwei Versorgungsschiffe durchgekommen sind, war es dennoch ein Erfolg. Nun haben auch die Amerikaner beschlossen, den Briten in Nordafrika zu helfen. Stirling will eine Versorgungslinie zu diesen suchen, wird dabei aber bei Gabès gefangen genommen. Darauf überträgt das Hauptquartier die Führung über den SAS an Paddy Mayne.
Figuren
Der Schotte Archibald David Stirling, der als der „Träumer“ der drei Anführer des Special Air Service bezeichnet wird, stammt aus einer aristokratischen Familie mit einem General als Vater, weswegen sein Nachname ihm Einfluss verschafft. Im Hauptquartier in Kairo frustriert es ihn aber, dass es im Kampf nicht vorangeht, und mehr Zeit mit Ritualen der Disziplin und Zeremonien verbracht wird. Daher ist ihm wichtig, beim SAS solche nicht einzuführen. Er will lieber handeln und träumt von Ideen waghalsiger und neuartiger Aktionen, um seinen eigenen Namen in die Geschichtsbücher zu bringen. Er wird der „Phantom-Major“ des SAS genannt.
Der Ire Robert Blair „Paddy“ Mayne wird dargestellt als der „Verrückte“ der drei Anführer. Er trinkt viel, prügelt sich häufig und hält nichts von Vorgesetzten, was auch dazu führt, dass er vor Eintritt in den SAS im Militärgefängnis saß. Andererseits liest er aber auch Gedichte und spielt Klavier, was ihn beides mit seinem Freund Eoin McGonigal verbindet. Maynes Verbindung zu diesem wird als möglicherweise homosexuell angedeutet. Die Trauer um ihn verstärkt Maynes Misstrauen anderen gegenüber und seine Verrücktheit.
Der Brite John Steel „Jock“ Lewes gilt als der „Vernünftige“ der drei Anführer, weil er als effizient und besonders strategisch intelligent erscheint und als Ausbildungsoffizier für Disziplin unter den Mitgliedern sorgt, die er selbst von den drei Anführern am meisten vorlebt. Er hat die nach ihm benannten Lewes-Bomben erfunden, mit denen die Einheit Flugzeuge und Trucks zerstört. Lewes ist mit der in England wartenden Mirren Bradford verlobt, stirbt aber in Afrika bei einer Mission.
Zu den historischen originalen Mitgliedern des Special Air Service, die gezeigt werden, gehören unter anderen Jim Almonds, Bill Fraser, Dave Kershaw, Reg Seekings und Eoin McGonigal, Maynes Freund. Mike Sadler gehörte zunächst der Long Range Desert Group an. Er agierte für den Truckkonvoi der LRDG als astronomischer Navigator wie auch für den SAS zwischen der Oase Jalu und den Flugplätzen der Deutschen und Italiener.
Der Franzose Georges Bergé ist Kommandant des ersten Fallschirmjäger-Regiments Frankreich, das in den SAS integriert wurde. Im Anschluss einer Mission in der Mittelmeerzone wird er auf Kreta gefangen genommen. Weitere nennenswerte historische Mitglieder der französischen Gruppe sind André Zirnheld und Augustin Jordan, der sie nach Bergés Gefangennahme leitet.
Dudley Wrangel Clarke ist ab 1940 in Kairo als Leiter für Kriegstäuschung eingesetzt. Dafür agiert er auch mal in Frauenkleidung, und streut vor allem falsche Informationen an den Feind über britische Kommandos, Truppengrößen und erfindet ein nicht existentes Fallschirmregiment, das Stirling wahr werden lässt. Als der SAS Erfolge vermelden kann, beginnt es, Clarke zu missfallen, dass Stirling den Ruhm für seine Erfindung einheimst.
Die weibliche Hauptfigur Eve Mansour ist eine der wenigen fiktionalen Figuren der Serie. Die französische Spionin algerischer Herkunft sei aber inspiriert von realen Spioninnen wie Noor Inayat Khan und Virginia Hall.[1] Mansours Hauptziel ihrer Aktionen ist zwar, den Krieg zu gewinnen. Für Charles de Gaulle sucht sie eine Möglichkeit, französische Fallschirmjäger an eine Einheit zu vermitteln. Ihre Verbindung mit Stirling entwickelt sich aber romantisch. Stirling wird gemeldet, sie sei bei einem Flug nach Kairo in einem Sandsturm abgestürzt.
SAS: Rogue Heroes über die britische Spezialeinheit Special Air Service wurde von dem Peaky-Blinders-Schöpfer Steven Knight entwickelt und geschrieben, der damit das gleichnamige Buch von Ben Macintyre, welcher wiederum vertraulichen Zugang zum Archiv des SAS erhalten hatte, um ihre Geschichte getreu zu erzählen. Die Serie wurde im August 2019 vom BBC als sechsteilige Staffel bestellt.[3] Zur weiteren Recherche hielt das Produzententeam und Knight Kontakt mit überlebenden Familienmitgliedern des SAS und mit der SAS Regimental Association.[1]
In den führenden Hauptrollen wurden Connor Swindells, bekannt aus Sex Education als David Stirling, Alfie Allen aus Game of Thrones und Jack O’Connell besetzt. Die Dreharbeiten der Staffel unter Regisseur Tom Shankland begannen Anfang März 2021.[4] Sie fanden über drei Monate im Vereinigten Königreich und der Sahara in Marokko statt, wo die Temperaturen bis zu 53 °C betrugen und die Produktion von Sandstürmen gestört wurde. In England wurde unter anderem drei Wochen in Bentwaters, einem ehemaligen Stützpunkt der Royal Air Force, gedreht.[5]
Im November 2021 erwarb MGMs Bezahlsender Epix die amerikanischen Ausstrahlungsrechte.[6] Die Staffel wurde gleichzeitig bei BBC One und Epix ab dem 30. Oktober 2022 ausgestrahlt. In Deutschland erschien sie im Mai 2023 bei Paramount+.[7]
Anfang Dezember 2022 nach Ausstrahlung der finalen Folge wurde die Verlängerung der Serie um eine zweite Staffel bekanntgegeben.[8] Regie führt diesmal Stephen Woolfenden. In neuen Hauptrollen stoßen Gwilym Lee als Bill Stirling und Con O’Neill als General Bernard Montgomery zur Besetzung. Die Dreharbeiten der zweiten Staffel im Vereinigten Königreich und Kroatien begannen im Mai 2023.[9] Die kroatische Stadt Pula steht für Sizilien während des Italieneinsatzes des SAS 1943.[10] Ein Trailer der zweiten Staffel erschien am 15. November 2024.[11]
Rezeption
Für den Guardian urteilte Militärhistoriker Antony Beevor, Knight habe die richtige Balance zwischen Respektlosigkeit und Bewunderung durch eine hervorragende Gegensätzlichkeit in den Figuren gefunden, und lobte die nicht zu verpassende Serie, es sei wahrlich erfrischend, dass nicht retrospektiv moralisiert werde.[12] Ebenfalls für den Guardian rezensierte Rebecca Nicholson, die Serie sei zwar ein hochwertiger Action-Knaller, aber auch zärtlich, berührend und witzig. „Szenen, in denen Mayne und Stirling auf einer persönlichen Ebene interagieren, sind zart und liebevoll. Das ist das Herz der Serie. Aber ihr Kopf ist auch albern und witzig und oftmals ist die Absurdität des Krieges ins Lächerliche gezogen, denn so viel dieser Geschichte ist einfach lächerlich. […] Aber vor allem verurteilt sie Verhalten nicht oder zwingt den Zuschauer zu beurteilen. Sie stellt die Geschichte dar und hat damit eine tolle Zeit.“[13]
In einer deutschen Rezension befindet Marc Schneider von Quotenmeter die Serie als gelungene Mischung von Action, Humor und Drama und als hervorragende Popcorn-Unterhaltung. Er schreibt: „Ausschlaggebend für den hohen Unterhaltungsgrad der Serie sind maßgeblich die drei völlig überdrehten Hauptfiguren […], die mit maximalem Buddy-Charme jegliche Form von Autorität verweigern und Disziplin zum Fremdwortschatz hinzufügen. Im Kern wird hier eine Geschichte von überzeichneten Machos gezeigt, die durch ihre Rücksichtslosigkeit, insbesondere auch für das eigene Überleben, die Grundlage für Innovation in einem festgefahrenen Krieg legen. Die äußerst unterhaltsame Art und Weise, in der die Gründung des SAS hier filmisch inszeniert wurde, schafft es Geschichte und Unterhaltung gekonnt zu verbinden.“[14]
Historische Genauigkeit
Antony Beevor befand die Serie als gewissenhafte Darstellung, bei der er nicht aus Irritationen über unnötige geschichtliche Fehler seine Zähne knirschen musste. „Knight hat sich natürlich Freiheiten mit den Aufzeichnungen erlaubt, aber diese sind hauptsächlich Hinzufügungen, die die Figuren und den Hintergrund ausgestalten, und nicht Verfälschungen.“ Dazu zähle die Beziehung zwischen Stirling und der fiktiven Eve Mansour. Auch verteidigt Beevor als erfrischend und lobenswert, dass es mehr als Andeutungen auf sexuelle Ambiguität gebe, die durchaus möglich seien.[12]
Kritisiert wurde die Darstellung von Paddy Mayne als „betrunkener Ire“, unter anderem durch noch lebende Familienmitglieder. Der Historiker Damien Lewis, der für sein Buch SAS: Brothers in Arms Briefe, Tagebucheinträge und Aufzeichnungen von Mayne gelesen hatte, nannte es Unsinn und eine Lüge, ihn als undisziplinierten Schläger und Rüpel zu porträtieren.[15] Gavin Mortimer, der 2022 über David Stirling das Buch The Phoney Major schrieb, stimmt zu, dass die Charakterisierung Maynes die größere Schwachstelle der Serie sei. „Das Hauptproblem von Rogue Heroes ist, dass sie getreu ist zu David Stirlings Version davon, wie der SAS entstanden war. […] Er aber war ein Meister darin, die Wahrheit zu verdrehen, dass sie seinen eigenen Zwecken dienlich ist.“[16]