Das Schloss Weikersheim ist der Stammsitz der Herren von Hohenlohe in Weikersheim. Die ursprüngliche Wasserburg im Stau der Tauber wurde ab dem Jahr 1595 als Schloss im Renaissancestil umfassend erweitert. Der dreiachsige Barockgarten aus dem frühen 18. Jahrhundert vor dem Südflügel öffnet die Anlage zu der hier weiten Landschaft des Taubertals hinaus.
Als Herren von Wighartesheim treten die Herren von Hohenlohe erstmals 1153 urkundlich auf. Der Ort selbst ist altes Reichsgut und wurde 837 in einer Urkunde des Klosters Fulda erstmals erwähnt als Besitz des Würzburger Dienstmanns Wipert von Wichhartesheim und kam durch Schenkung im 12. Jahrhundert an das Kloster Comburg. Dieses behielt das Lehen, bis es 1244 an die Herren von Hohenlohe verkauft wurde.[1]
Um 1153 werden erstmals die Brüder Konrad und Heinrich von „Wighartesheim“ als Herren einer Wasserburg genannt, die sie vom Kloster zu Lehen trugen. Es war eine Ringmauerburg mit einem breiten Graben und dem Bergfried neben dem Zugang vom Ort. Erbaut wurde die Burg aber wahrscheinlich schon einige Jahrzehnte früher. Konrad von Weikersheim hatte drei Söhne Albert, Konrad und Heinrich. Albert erscheint circa 1172 als „Albertus de Hohenloch“, nach der Burg Hohlach bei Uffenheim. Auch Heinrich nannte sich „von Hohenloch“; Konrad führte 1178 den Namen „von Hohenlach“ oder „Holach“, nannte sich später aber „von Weikersheim“. Möglich erscheint, dass die Burg Hohlach durch Heirat an Konrad von Weikersheim und seine Söhne kam.[2] Der Sohn Heinrich führte die Stammlinie der Familie Hohenlohe fort. Konrad von Weikersheim seinerseits war möglicherweise ein Sohn des 1136/1141 bezeugten edelfreien Konrad von Pfitzingen. Sein Sohn Heinrich wurde zum Stammvater der weiteren Generationen der Hohenlohe. Der Name Weikersheim verschwand als Familienname, möglicherweise weil Weikersheim vorerst nur ein Lehnsbesitz war, Hohlach aber ein Allod oder ein Stauferlehen, das nach deren Aussterben zum Reichslehen wurde.
Renaissance
Bis 1586 wurde zwar immer wieder an- und umgebaut, aber an der (inzwischen mehrfach verpfändeten) Burg änderte sich nichts Entscheidendes. Doch in diesem Jahr kam GrafWolfgang II. von Hohenlohe-Langenburg durch Erbteilung in den Besitz von Weikersheim und verlegte seinen Wohnsitz dorthin. Der gebildete und kunstliebende Renaissance-Fürst begann nach Reisen durch Frankreich, England und Österreich eine rege Bautätigkeit in seinen hohenlohischen Besitztümern. Weikersheim bot wegen seiner Lage im Taubertal die idealen Voraussetzungen für ein ausgedehntes und repräsentatives Schloss.
Unter Einbeziehung älteren Baubestandes wie des staufischen Bergfrieds, der eine barocke Haube erhielt, entstand ab dem Jahr 1595 eine erweiterte Schlossanlage, in der vor allem ein neuer Saalflügel mit Kapelle und Tafelstube neue räumliche und ikonografische Maßstäbe setzte.[3]
Im Jahr 1605 war der Bau im Wesentlichen vollendet. Kern und Prachtstück des Schlosses ist der Rittersaal mit seiner von Elias Gunzenhäuser geschaffenen freitragenden Dachkonstruktion mit Kassettendecke,[4] die von Balthasar Katzenberger aus Würzburg bemalt worden war. Der große Kamin stammt von dem Bildhauer Michael Juncker.
Im Schloss hatte der Graf auch ein alchemistisches Labor, das einen eigenen Anbau auf der Nordseite erhielt, von dem noch geringe Reste zu sehen sind.
Graf Wolfgang II., der die Triebfeder der Bauarbeiten war, zog jedoch nie mit seinem Hofstaat in den Neubau um. Auch die alte Burg wurde nicht abgebrochen. Der Graf starb 1610 im Alter von 64 Jahren.
Barock
Während des Dreißigjährigen Krieges kamen die Baumaßnahmen zu einem Stillstand. 1634 wurde das Schloss durch die Truppen des Generals Johann von Werth vollständig geplündert.
Der Enkel Graf Wolfgangs, Graf Siegfried, setzte die Bautätigkeit ab 1679 fort. Der Umfang der Umbauten ist noch nicht im Detail geklärt, da man sich eng an die Formen der Renaissance anlehnte.
Als Graf Carl Ludwig 1709 die Residenz übernahm und dort über 50 Jahre wirkte, erhielten das Schloss sowie der Garten mit seinen zugehörigen Gebäuden nahezu die Gestalt, in der es noch heute erhalten ist. Zwischen etwa 1709 und 1720 wurden für die gräfliche Familie zahlreiche Appartements im ersten und zweiten Obergeschoss vor allem des Renaissancebaus neu eingerichtet. Der Flügel auf der Ostseite erhielt erst jetzt seine heutige Innenausstattung. Sowohl unter Einschluss des Gartens als auch der Stadt wurden zwei für die Barockzeit typische, großräumige topografische Achsen geschaffen, in deren Schnittpunkt sich das Schloss als Mittelpunkt der gräflichen Herrschaft erhebt.
Der Rittersaal im Detail
Der silberne Leuchter
Das Portal
Astronomische Uhr
Der seltsame Elefant
Der grimmige Bär
Das schlecht gelaunte Löwenpaar
19. Jahrhundert
Da Carl Ludwig ohne Nachkommen starb, fiel das Schloss an andere hohenlohische Linien. Diese nutzten das Schloss nur zeitweilig (vor allem in den Sommermonaten), da sie eigene Residenzen in Langenburg, Neuenstein und Öhringen besaßen.
20. Jahrhundert
Der Dornröschenschlaf endete nach dem Zweiten Weltkrieg, als Constantin zu Hohenlohe-Langenburg aus Böhmen nach Weikersheim kam und das Schloss wieder mit Leben erfüllte. Der kunstsinnige Hohenlohe-Langenburg (selbst bildender Künstler) richtete im Schloss eine Malschule ein und begann, die vernachlässigten Räume und den Park zu renovieren. Er wurde zum geschickten Förderer des Schlosses und führte „Internationale Sommerkurse“ für Kammermusik ein. Nach seinem Tod erwarb das Land Baden-Württemberg 1967 das Schloss für 5,5 Millionen DM und stellt seitdem die enormen finanziellen Mittel zum Erhalt des Schlosses.
In den Räumen der ehemaligen Schlossküche befindet sich eine Dauerausstellung zum Thema Alchemie. Im März 2007 wurde die Dauerausstellung „Allerhand Zierrathen – Barocke Kostbarkeiten in Schloss Weikersheim“ eröffnet, die wertvolle und einzigartige Ausstattungsstücke aus den barocken Schlossräumen präsentiert.
Seit 2015 wurde das eindrucksvolle Spiegelkabinett renoviert und ist seit 2017 im Schloss zugänglich.[6]
Der Schlossgarten zeigt sich seit seiner umfassenden Instandsetzung in den 1990ern wieder in barocker Pracht. Dem Schloss gegenüber wurde die zweiflügelige Orangerie wiederhergestellt. Als architektonischer Höhepunkt des Gartens dient sie heute Hochzeiten und anderen großen Festen sowie Konzerten als beliebtes Ambiente. Über die Zentralachse des Parks hinweg bietet sich ein Blick auf die typischen Steinriegelhänge des Taubertals.
Den Schlossgarten, der von Kastanienalleen eingerahmt wird, bevölkert ein Figurenprogramm von rund 100 steinernen Statuen. Darunter mehrere Reihen damals geschätzter zwergwüchsiger Skulpturen. Hier wirkte zum größten Teil die KünzelsauerBildhauerfamilie Sommer. Der Garten soll eine Allegorie der gräflichen Herrschaft darstellen, wohlgeordnet und ganz im Sinne der Zeit streng gegliedert. Es gibt Bildnisse der Winde, Elemente, Erdteile, Jahreszeiten, Planeten, antiker Götter und Helden. Hier gibt es mit der Zwergengalerie das einzige vollständig erhaltene Ensemble eines barocken Zwergengartens.
Die Jeunesses Musicales Deutschland hat im Schloss ihren Sitz und betreibt im Prinzessinnenbau seit 1963 die Internationale Musikakademie Schloss Weikersheim. Außerdem betreibt sie ganzjährig Konzerte und zweijährig Opernaufführungen im Schlosshof (im Juli und August).
Das Schloss flankierend wurden das Gewehrhaus und das Gärtnerhaus als Veranstaltungs- und Konzerträume (für Klassik, Jazz und Neue Musik) ausgebaut.
Jedes Jahr in der Weihnachtszeit fand bis 2019 im inneren Schlosshof und auf der Terrasse mit Blick über den Park ein Weihnachtsmarkt statt, der einen beliebten Anziehungspunkt für Besucher aus der Region Hohenlohe darstellte.
Seit 1979 wurde das Schloss auch für Tagungen des umstrittenen von Hans Filbinger gegründeten Studienzentrums Weikersheim genutzt, das seinen Sitz in Leinfelden-Echterdingen hat.
Schloss Weikersheim. Neue Forschungen. Hrsg. v. Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. Oppenheim am Rhein 2019, ISBN 978-3-96176-080-0.
Barbara Arens: Schloß Weikersheim – Der Schlüssel zum Garten oder: Ein Gang durchs Universum, Dettelbach 2013, ISBN 978-3-89754-429-1.
Alfons Elfgang, Rosemarie Münzenmayer: Schlossgarten Weikersheim. Hg. v.d. Staatl. Schlössern und Gärten Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Staatsanzeiger für Baden-Württemberg GmbH. (Graue Reihe der Schlossführer). Neubearbeitung Brausdruck, Heidelberg 1999. ISBN 3-932489-10-1.
Walter-Gerd Fleck: Schloß Weikersheim und die hohenloheschen Schlösser der Renaissance. Tübingen 1954 (Teilweise zugleich; Tübingen, Univ.-Diss., 1952 mit dem Titel: Das Schloss Weikersheim. seine Baugeschichte und seine Stellung innerhalb der Schlossbaukunst des 16. und fruehen 17. Jahrhunderts.)
Wilhelm Gradmann: Burgen und Schlösser in Hohenlohe. DRW-Verlag, Stuttgart 1982, ISBN 3-87181-209-9.
Georg Friedrich Kempter: Zur Rekonstruktion des barocken Gartens von Weikersheim. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg 24 (1995), 2, S. 64–72, doi:10.11588/nbdpfbw.1995.2.13944
Frank Thomas Lang (Red.): Schloss Weikersheim in Renaissance und Barock: Geschichte und Geschichten einer Residenz in Hohenlohe. Staatsanzeiger-Verlag, Stuttgart 2006. ISBN 3-929981-58-0.
Klaus Merten: Schloss Weikersheim. Hg. v.d. Staatl. Schlössern und Gärten Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Staatsanzeiger für Baden-Württemberg GmbH. (Graue Reihe der Schlossführer). Heidelberg: Brausdruck, o. J. [= nach 1996] ISBN 3-932489-05-5
Jost Weyer: Graf Wolfgang II. von Hohenlohe und die Alchemie: alchemistische Studien in Schloß Weikersheim; 1587–1610. Forschungen aus Württembergisch Franken, Band 39. Thorbecke [u. a.], Sigmaringen 1992. ISBN 3-7995-7639-8.
Jost Weyer: Graf Wolfgang II. von Hohenlohen und die Alchemie. Eine Dauerausstellung in Schloß Weikersheim. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 22, 2003, S. 529–531.
Nikolai Ziegler: Baugeschichte rekonstruiert. Schloss Weikersheim – Von der Wasserburg zum Barockschloss. In: Schwäbische Heimat, 71. Jg. 2020, Heft 2, S. 164–169 (online)
↑Hubert zu Hohenlohe-Schillingsfürst, Friedrich Karl zu Hohenlohe-Waldenburg: Hohenlohe. Bilder aus der Geschichte von Haus und Land (= Mainfränkische Hefte, Heft 44). Würzburg 1965, S. 4.
↑Die These von Walter-Gerd Fleck 1952/54 eines vorangehenden Idealentwurfs in Form eines gleichseitigen Dreiecks kann nach den neusten Forschungen als überholt gelten. Siehe den Sammelband der Staatlichen Schlösser und Gärten von 2019 und darin vor allem den Aufsatz von Ziegler.
↑Hasso von Poser: Die Deckenbilder im Festsaal von Schloß Weikersheim. Ein Katastrophenfall; in: Denkmalpflege in Baden-Württemberg – Nachrichtenblatt der Landesdenkmalpflege, Heft 4/1980, Stuttgart 1980, S. 160–164