Das Gebiet der Schorfheide ist nicht genau festgelegt. Das Verständnis darüber, welche Flächen zur Schorfheide gehören, wandelte sich im Lauf der Zeit. Ursprünglich wurde vermutlich lediglich ein schmales Feuchtwiesengebiet westlich des Werbellinsees als Schorfheide bezeichnet. Es erstreckte sich etwa von Wildau bis zur Höhe des späteren Jagdschlosses Hubertusstock. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde dieses Gebiet als Engere Schorfheide bezeichnet.[1]
Durch die Tätigkeit des 1821 gegründeten preußischen Königlichen Hofjagdamts dehnte sich der Begriff Schorfheide als Bezeichnung auf das gesamte königliche Jagdgebiet um den Werbellinsee aus. Dieses Hofjagdgehege umfasste anfangs die Oberförstereien Groß Schönebeck, Grimnitz und Pechteich. Später kamen die Oberförsterei Reiersdorf und Teile der Oberförsterei Zehdenick hinzu. Bei der Auflösung des Königlichen Hofjagdamts 1919 umfasste das Hofjagdgehege Schorfheide eine Fläche von 401,71 km².[1]
Funde aus der Eiszeit sind für die Schorfheideregion bisher nicht bekannt. Die ursprünglich hier sesshaften germanischen Stämme wanderten um 600 n. Chr. Richtung Süden ab. Die Gegend wurde von Slawen besiedelt, eine erste urkundliche Erwähnung über die Ukranen ist von 934 bekannt. Die Ukranen siedelten östlich der heutigen Schorfheide, die Redarier nördlich und Rezanen westlich. Das Gebiet wurde damals Ukerschewolt genannt. Zwischen 1547 und 1720 wurden 109 „Ordnungen, Edicte, Patente, Declarationen und Verordnungen über den ordnungsgemäßen Umgang mit Jagdt-, Forst-, Holtz und Mast-Sachen“ der heutigen Schorfheide erlassen.[3][4]:S. 15
Ab dem 13. Jahrhundert häufen sich urkundliche Erwähnungen des Waldgebietes, es wurde als Große Heide, Große Werbellinsche Heide, Grosse Werbellin Heyde, Magna merica Werbelin, Kienheide, Eichheide, Hasenheide oder ähnlich aufgeführt. Die Bezeichnungen waren nie einheitlich, wurden von den Autoren auch nach Gutdünken und dem örtlichen Sprachgebrauch geprägt. Das Wort ‚Wald‘ kommt bis zum 19. Jahrhundert kaum vor. Die nord- und ostdeutschen Waldkomplexe werden bis heute eher mit ‚-heide‘ bezeichnet, im Westen und Süden ist ‚-wald‘ gebräuchlicher. Markgraf Johann bestätigte in einer Urkunde am 24. Dezember 1315 der Stadt Biesenthal: „Überdies sollen sie in der großen Heide Werbellin freie Grasnutzung und Schweinemast und den Gebrauch des Lagerholzes haben […]“ Kurfürst Friedrich der Eiserne bezeichnete das Waldgebiet 1447 als „vnser groszen heyde, dy werbelinsche heyde genannt“. Kurfürst Joachim I. bezeichnete das Gebiet am 9. Mai 1501 als „Schonenbeckischen heiden“. 1592 wird erstmals ein Wildzaun von der Havel bis zur Oder erwähnt, in diesem Dokument von Nicolaus Leutinger wird der Name Grimnitzsche Heide erwähnt.[4]:S. 16 ff.
Im Privilegio von Joachimsthal wurde den Bewohnern gestattet, so viele Rinder zu halten und in den Wald zu treiben, wie sie über Winter mit eigenem Futter ernähren können, das Halten von Schafen und Ziegen war jedoch nicht gestattet. Ab etwa 1700 durften auch Schafe gehalten werden, allerdings unter der Bedingung, „ohne Schaden den königlichen Wildbahnen zuzufügen“.[5]
Der Name Schorff Heyde wird erstmals 1713 als Forstort erwähnt, als hier eine große Eichenkultur angelegt wurde. In der ersten Revierkarte von 1767 waren bereits die Bezeichnungen Schorfheide und Mörderberge enthalten.[4]:S. 22
Später wurde ein Großteil der Eichen für den Bau von Geschützlafetten gerodet, der Wald jedoch immer wieder aufgeforstet.
Die Herkunft des Namens „Schorfheide“ ist unklar:
„Für die Erklärung des Namens ‚Schorfheide‘ gibt es mehrere Versionen. Die erste besagt, Schorfheide sei abgeleitet vom norddeutschen Word ‚schoof‘, das soviel wie Schaf bedeutet. Die umliegenden Dörfer hatten lange Zeit ihre Schafe in der Heide weiden lassen. Im Zuge der Lautverschiebung habe sich dann ein ‚r‘ eingeschoben. Aus ‚Schoofheide‘ wurde Schorfheide. Da die Schorfheide ursprünglich viele Eichenbestände hatte, und schorfen oder schürfen – Eicheln sammeln – heißt, könnte dies als 2. Variante gelten. Andere Historiker führen den Namen auf die ‚unberührte Heide‘ zurück. Vielleicht wird Schorfheide aber auch in Verbindung mit Einschnitt, Geländefalte zu bringen sein. Im rheinischen Sprachraum findet man für diese Begriffe das Wort Schorf in einigen Flur- und Feldnamen. Als letzte Möglichkeit sei noch darauf hingewiesen, daß ‚Schorf‘ auch für ‚rauhe Rinde, Grind‘ heißen kann; und mit dem Begriff Schorfheide auf die öden Blößen, die zweifelsohne in der Heide zu finden sind, hingewiesen wird.“
– Rolf Schneider, Günter G. A. Marklein: Die Schorfheide in der Mark Brandenburg. Märkischer Kunst- und Heimatverlag, Herzsprung (Landkreis Angermünde) 1991, ISBN 3-925354-11-5, S. 22.
Diese Deutungsvielfalt lässt sich einschränken: Einer Namensforschung zufolge verweist der Name, der gemäß der Besiedlung des Gebiets unter niederländischem oder westfälischem Einfluss entstanden sein dürfte, vermutlich auf den ursprünglich gestrüppreichen Bewuchs und wohl auch auf die Unebenheiten des Geländes. Bisherige Deutungen wie die Ableitung des Wortes Schorf von Schaf (Schoof) oder auch von schürfen mit der Bedeutung Eicheln sammeln dürften weit unwahrscheinlicher sein.[6]
Rezension zu Bonzen auf der Pirsch (Helmut Suter) von Ralf Husemann Süddeutsche Zeitung vom 19. Mai 2018
Einzelnachweise
↑ abcde
Helmut Suter: Das Jagdrevier der Könige. Die Schorfheide von 1820 bis zum Halali im Jahr 1918. Be.bra, Berlin 2015, ISBN 978-3-89809-113-8, S.12–14.
↑Leonhard Resch, Horst Mildner: Schorfheide zwischen Glanz und Entgleisung. KIRO-Verlag, Schwedt 1997, ISBN 3-929220-52-0, S. 33.
↑ abcWerner Ebert et al.: Natur und Geschichte der Schorfheide (= Entdeckungen entlang der Märkischen Eiszeitstraße. H. 6, ISSN0340-3718). Gesellschaft zur Erforschung und Förderung der Märkischen Eiszeitstraße e. V., Eberswalde 2001, DNB963517805.
↑Bestätigung des Privilegio von Joachimsthal durch Kurfürst Friedrich Wilhelm, nach Hans Preuß, Horst Hering: In der Schorfheide – Streifzüge zwischen Havel und Grimnitzsee. 3. Auflage. F. A. Brockhaus Verlag, Leipzig 1975, S. 14 f.
↑Jürgen Kunze: „Schorfheide“ und verwandte Namen. Erkundungen zu einem rätselhaften Wort. Lit Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-8258-0007-9, S. 62–66 und 148–154.