gezogene Schwingen: der Drehpunkt (das Lager) ist – in Fahrtrichtung gesehen – vor der Radachse
geschobene Schwingen: der Drehpunkt (das Lager) ist – in Fahrtrichtung gesehen – hinter der Radachse.
In Sachbüchern zur Fahrzeugtechnik wird der Begriff Schwinge auch bei Radaufhängungen von PKW verwendet, wenn der Radträger unmittelbar durch ein Drehgelenk mit dem Fahrzeugkörper verbunden ist. In der Fachliteratur zur Fahrwerkstechnik bezieht sich der Begriff jedoch nur auf Radaufhängungen von Motorrädern.
Von den Schwingen am Vorderrad hat nur die geschobene Langarmschwinge bei Motorradgespannen überdauert.
Am Fahrgestell gelagerte Schwingen für das Vorderrad in Verbindung mit einer Achsschenkellenkung sind an Motorrädern selten verwirklicht worden, etwa bei der Ner-a-Car (1918).
Wenn die Halterung der Bremsklötze, zum Beispiel der Bremssattel, wie üblich an der Hinterradschwinge befestigt ist, bewirkt die gegen die Drehung des Rads gerichtete Kraft der Bremse ein Drehmoment an der Schwinge. Dieses Drehmoment ist gegen die Federung gerichtet, so dass das Rad beim Bremsen kurzzeitig entlastet wird.
Dieser Effekt kann durch eine Bremsmomentabstützung verringert werden, bei der der Bremssattel drehbar auf der Radachse gelagert und mit einem beidseitig drehbar gelagerten Lenker am Rahmen befestigt ist.[1]
Längslenkerachsen gibt es bei Automobilen seit den 1930er-Jahren, so etwa beim Stoewer Greif V8 an der Hinterachse und bei Dreirädern wie Goliath Goli oder Reliant vorn. Da diese Art der Radaufhängung den bei Motorrädern anzutreffenden Radaufhängungen mit Schwingen gleicht, werden sie häufig auch so bezeichnet.
Eine Lösung für die Radführung, die ebenfalls der Motorradtechnik entspricht, ist das „Dubonnet-Federknie“. Wie bei der geschobenen „Kurzschwinge“ am Vorderrad des Motorrads wird der Kurbelarm beim Lenken um eine aufbaufeste Drehachse geschwenkt. In den 1930er Jahren waren Modelle von Opel außer P4, Kapitän und Admiral, das sind Opel 1,3 Liter und Opel 6, Olympia, Kadett (außer der „Normal-Limousine“) mit dieser Konstruktion ausgestattet, sie lief dort unter der Werbebezeichnung „Synchron-Federung“. Aber auch Fiat verwendete die Dubonnet-Federung vor dem Zweiten Weltkrieg in einigen Modellen.
Da es im PKW nicht wie beim Motorrad nur quer zum Chassis liegende Drehachsen gibt, sollten die entsprechenden Radaufhängungen mit der spezifischen Bezeichnung als Längslenker-, Schräglenker- oder Pendelachsen bezeichnet werden.
Wolfgang Matschinsky: Radführungen der Straßenfahrzeuge: Kinematik, Elasto-Kinematik und Konstruktion. 2. Auflage. Springer, ISBN 978-3-662-09653-6, S.331,337.
Rüdiger Bellersheim, Hans-Georg Delius, Michael Gressmann, Frank Löwe, Peter Ryf: Fachkunde Motorradtechnik. 2. Auflage. Europa-Lehrmittel, 2013, ISBN 978-3-8085-2232-5, S.415.
Jörnsen Reimpell: Fahrwerktechnik: Radaufhängungen. Vogel Business Media, Würzburg 1988, ISBN 978-3-8343-3227-1, S.376.
Alfred Böge, Rainer Ahrberg, Klaus-Dieter Arndt, Werner Bahmann, Lutz Barfels, Jürgen Bauer, Ulrich Borutzki, Gert Böge, Wolfgang Böge, Berthold Heinrich, Arnfried Kemnitz, Peter Kurzweil, Susanna Labisch, Petra Linke, Manfred Ristau, Werner Roddeck, Johannes Sebulke, Dominik Surek, Werner Thrun, Jürgen Voss, Frank Weidermann, Wolfgang Weißbach, Heinz Wittig: Handbuch Maschinenbau: Grundlagen und Anwendungen der Maschinenbau-Technik. 21. Auflage. Springer Vieweg, 2012, ISBN 978-3-8348-2478-3, S.1500.
Einzelnachweise
↑Wolfgang Matschinsky: Radführungen der Straßenfahrzeuge: Kinematik, Elasto-Kinematik und Konstruktion. 2. Auflage. Springer, ISBN 978-3-662-09653-6, S.336,337 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Lexikon der Motorradtechnik (Beilage der Zeitschrift Motorrad.) Um 1980. S. 140