Sigismund folgte am 24. Januar 1507 seinen Brüdern Johann Albrecht († 1501) und Alexander († 1506) auf den polnischen Thron. Während seiner Herrschaft erreichte Polen seine größte Machtfülle. Zwischen 1490 und 1526 kontrollierten die Jagiellonen den von Ostsee und Böhmerwald (böhmische Krone bis 1526) bis zum Schwarzen Meer reichenden ostmitteleuropäischen Staatengürtel. 1526/1529 fügte er Masowien mit dem Zentrum Warschau dem Königreich an.
Allerdings waren die innenpolitischen Machtbefugnisse des Königs stark eingeschränkt, seit auf dem Sejm von Radom 1505 die Rechte der Szlachta gestärkt worden waren („Nihil Novi“). Seit 1518 unterstanden die Bauern nur der adligen Gerichtsbarkeit.
Ein großer Helfer in Sigismunds Kampf gegen die Tataren war der Schlesier Bernhard von Prittwitz, auch genannt „Terror Tartarorum“, später Starost von Bar. Weil Prittwitz für seinen überaus erfolgreichen Einsatz das Amt des Starosts und große Ländereien erhielt, sagten missgünstige adlige Oppositionelle Sigismunds Ehefrau Bona ein Liebesverhältnis mit Prittwitz’ Vater nach.
Sein Sohn Sigismund August wurde 1529 Vivente Rege, noch zu Lebzeiten des Vaters, vom Sejm zum Großfürsten von Litauen und König von Polen gewählt, daher rührt der Beiname „Der Alte“ für Sigismund I. Dies geschah nur unter Widerstand des Adels.[4]
Renaissance und Humanismus
Durch seine zweite Frau Bona aus Mailand verbreiteten sich in Polen die Ideen der Renaissance. Wissenschaft und Kultur blühten auf. Als Gäste kamen nach Polen Bartolomeo Berecci, Francesco Fiorentino, Santi und Mateo Gucci, Bernardo Morando, Giovanni Battista di Quadro und Hans Dürer. Die meisten Dekorateure kamen aus Italien und Deutschland und schulten eine Generation polnischer Künstler und Architekten. In der Wawelburg wurde das Innere im Renaissancestil durch Fiorentino und mit Hilfe des Benedikt von Sandomir umgewandelt. Dort entstand 1519 bis 1533 auch das Grabmonument in Kapellenform nach Plänen von Bartolomeo Berrecci und durch Santi Gucci. Das Jagdschloss der Jagiellonen in Niepołomice wurde ebenso umgestaltet. Zum nationalen Symbol ist die tonnenschwere König-Sigismund-Glocke im Wawelkathedralturm geworden, die außer an Festtagen an den entscheidenden historischen Tagen der polnischen Geschichte geläutet worden ist.
Königin Bona ist bis heute in Polen unvergessen geblieben, allerdings auch, weil sie den Lehren Machiavellis folgend eine breite Günstlingswirtschaft durch Ämtervergabe einführte und die Macht der Szlachta brechen wollte, die sich im Hühnerkrieg 1537 mit Hinweis auf die Incompatibilitas wehrte.[6]
Auch war sie eine erbitterte Gegnerin der Reformation, die sich über die Deutschen in den Städten und beim oppositionellen Kleinadel ausbreiten konnte. In Danzig erzwang Sigismund 1526 die Rückkehr zu alten Lehre. Dennoch gab es in Posen (1530), Königsberg (Kleiner Katechismus 1530 in Polnisch gedruckt) und ab 1542 in Krakau (Francesco Lismanini) lutherische Kreise. Der polnische Primas, Jan Łaski, wirkte mäßigend ein. Daraus entstand die Forderung nach Religionsfreiheit, die der Sejm von Petrikau 1555 unter dem toleranteren Nachfolger festlegte, der mit Melanchthon und Calvin korrespondierte.[4]
Lebensende
Die sterblichen Überreste des Königs wurden in der Wawel-Kathedrale zu Krakau beigesetzt, wo sich sein Sarkophag in der Krypta unter der Sigismundkapelle befindet. Nach dem Tod Sigismunds I. wurde sein Sohn Sigismund August, der schon 1544 selbständig Amtsgeschäfte übernahm, letzter erblicher König von Polen und Großfürst von Litauen aus dem Geschlecht der Jagiellonen.
Mit seiner ersten Frau Barbara Zápolya (1495–1515), einer Tochter des ungarischen PalatinsStephan Zápolya, die er 1512 ehelichte, hatte er zwei Töchter:
Anna (1523–1596); verheiratet seit 1576 mit dem polnischen König Stephan Báthory
Katharina (1526–1583); verheiratet seit 1562 mit dem schwedischen König Johann III. Ihr Sohn Sigismund regierte später das Land 45 Jahre als Wahlkönig.
Albrecht Jagiełło (*/† 20. September 1527), Prinz von Polen und Litauen
Aus seiner nichtehelichen Beziehung mit der böhmischen Mätresse Katharina de Thelnicz (?–1528) hatte er drei Kinder:
Almut Bues: Die Jagiellonen: Herrscher zwischen Ostsee und Adria. Nr.646. W. Kohlhammer, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-17-020027-2.
Jacqueline Glomski: Patronage and humanist literature in the age of the Jagiellons: court and career in the writings of Rudolf Agricola Junior, Valentin Eck, and Leonard Cox (= Erasmus studies). Univ. of Toronto Press, Toronto 2007, ISBN 978-0-8020-9300-4.
Natalia Nowakowska: Church, State and Dynasty in Renaissance Poland: The Career of Cardinal Fryderyk Jagiellon (1468-1503). In: Catholic Christendom, 1300-1700. Taylor & Francis, 2007, ISBN 978-0-7546-5644-9.
Tomasz Torbus: Das Königsschloss in Krakau und die Residenzarchitektur unter den Jagiellonen in Polen und Litauen (1499-1548): Baugeschichte, Funktion, Rezeption. Ostfildern 2014, ISBN 978-3-7995-8418-0 (Jan Thorbecke Verlage).
↑Uwe Fiedler: Die Jagiellonen und die Oberlausitz (= Beiträge zur Heimatforschung in Sachsen 11). BoD – Books on Demand, Norderstedt 2023, ISBN 978-3-7347-1548-8.
↑ abJoachim Rogall: Land der großen Ströme: von Polen nach Litauen (= Deutsche Geschichte im Osten Europas). Siedler, Berlin 2002, ISBN 978-3-88680-204-3, S.111–117.
↑Joachim Rogall: Land der großen Ströme: von Polen nach Litauen (= Deutsche Geschichte im Osten Europas). Siedler, Berlin 2002, ISBN 978-3-88680-204-3, S.113f.