Sinnersdorf (Pulheim)
Sinnersdorf ist Teil der Stadt Pulheim und liegt im nördlichen Rhein-Erft-Kreis, nordwestlich von Köln. GeographieLandschaftlich liegt Sinnersdorf in der Kölner Bucht, auf der Niederterrasse des Rheins. Durch seine Lage im Umland der Stadt Köln hat es stark von der Suburbanisierung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts profitiert und ist daher vor allem durch in dieser Zeit entstandene Wohngebiete gekennzeichnet. Ländliche Strukturen finden sich nur noch vereinzelt im Ortskern, vor allem im Bereich der Roggendorfer Straße. GeschichteDie erste urkundliche Erwähnung Sinnersdorfs als „Sunrisdorp“ datiert vom 3. Juni 1230 (evtl. auch 1233, da das Datum der Quelle nicht eindeutig lesbar ist), eine frühere Besiedlung ist aber wahrscheinlich. Der Name Sinnersdorf leitet sich vermutlich vom mundartlichen Siedlungsnamen „Sönneschdörp“ ab, was so viel wie „Dorf des Sunirih“ heißt. Die Umstände und der Zeitpunkt der Namensgebung sind nicht bekannt.[2] Seit dem Mittelalter wurde das Dorf vom Herzogtum Berg und vom Kurfürstentum Köln gemeinsam verwaltet. Daran erinnern im heutigen Wappen das kurkölnische Kreuz und der Bergische Löwe. Mit dem Frieden von Lunéville 1801 fiel Sinnersdorf unter französische Herrschaft und gehörte zur „Mairie de Stommelen“. Nach dem Wiener Kongress 1815 wurde das Rheinland Teil Preußens, und die kommunale Zugehörigkeit Sinnersdorfs wechselte in der Folge mehrmals. Die kleine jüdische Gemeinde in Sinnersdorf soll noch um 1800 größer als die in Stommeln gewesen sein, 1892 sind jedoch keine jüdischen Bewohner mehr nachweisbar. Ein jüdischer Friedhof wurde wohl vor 1728 in der Flur „Am Judenkirchhof“ angelegt. Der bis 1900 belegte Begräbnisplatz fiel 1968/69 dem Autobahnbau zum Opfer und ist nicht mehr erhalten.[3] Ab 1964 bildete das Dorf zusammen mit den Orten Auweiler, Esch, Pesch und Orr sowie dem Gut Stöckheim die Gemeinde Sinnersdorf. Mit der kommunalen Neugliederung (Köln-Gesetz), die am 1. Januar 1975 in Kraft trat, wurde der Großteil der Gemeinde (11,38 km² mit 9756 Einwohnern) schließlich nach Köln eingemeindet, während die Orte Sinnersdorf und Orr (7,78 km² mit 3107 Einwohnern) Teil der neu gebildeten Gemeinde Pulheim wurden (ab 1981 Stadt Pulheim).[4][5] Die zweite Hälfte der 1960er und die 1970er Jahre waren von einem starken Bevölkerungswachstum und großflächigen Erweiterungen geprägt, was sich durch die Lage Sinnersdorfs inmitten des sich entwickelnden Kölner Speckgürtels erklärt. Die Einwohnerzahl verfünffachte sich bis Anfang der 1980er Jahre auf rund 5000 Personen und führte so zu einer Überprägung des zuvor ländlichen Ortscharakters. Das Jahr 1983 stand im Zeichen der 750-Jahr-Feier des Ortes. PolitikOrtsvorsteherJosef Klaes (CDU) seit 1994 Wappen
Das Wappen wurde am 30. Juni 1966 durch den Innenminister von Nordrhein-Westfalen bestätigt. Bürgermeister
InfrastrukturVerkehr
Durch seine Lage nahe der A 57 (Anschlussstelle Worringen) wurde die teils enge Ortsdurchfahrt von Sinnersdorf seit den 1960er Jahren stark von Durchgangsverkehr aus den Nachbarorten Pulheim und Stommeln belastet. Im Jahre 1998 konnte das erste Teilstück der lange geforderten Ortsumgehung (Nordumgehung L 93n) fertiggestellt werden, was zu einer deutlichen Reduktion der Belastung durch Verkehr aus Richtung Roggendorf und Stommeln führte. Die Weiterführung der Umgehungsstraße (Westumgehung L 183n) für den Verkehrs aus und nach Pulheim wurde im Oktober 2018 fertiggestellt.[6] Nach deren Fertigstellung soll eine umfassende Umgestaltung der Ortsmitte mit Reduzierung der Verkehrsfläche erfolgen. Ein erster Bauabschnitt, die Neugestaltung des Kirchenvorplatzes, wurde bereits im Jahr 2007 realisiert. Im Busverkehr werden die sechs Sinnersdorfer Haltestellen durch drei Linien bedient: die 980 (Richtung Frechen, in der HVZ in Gegenrichtung bis Köln-Worringen) und der SB91 (Dormagen–Brühl) der REVG sowie die Linie 125 der KVB, die den Kölner Nordwesten in Richtung Volkhoven/Weiler ansteuert. SchuleIm Jahre 1971 wurde die in der Ortsmitte neu errichtete Gemeinschaftsgrundschule mit Turnhalle eröffnet, ein zweiter Bauabschnitt drei Jahre später. Im Jahre 1984 erhielt sie den Beinamen Horionschule, benannt nach Johannes Horion. RettungswacheAm Ortsausgang Richtung Stommeln befindet sich eine Rettungswache der Stadt Pulheim, die vom Malteser Hilfsdienst besetzt ist, sowie ein Standort des Deutschen Roten Kreuzes. Kultur und SehenswürdigkeitenBauwerkeKatholische Pfarrkirche St. Hubertus![]() Die Ortsmitte wird geprägt durch die 33 Meter hohe, in den Jahren 1877–79 im Stil der Neoromanik errichtete katholische Pfarrkirche St. Hubertus. Sie ist das erste Wahrzeichen von Sinnersdorf. Drei der vier Glocken des heutigen Geläuts (St. Hubertus, Mutter Gottes, Maria Magdalena) stammen aus dem Jahr 1961, die vierte (St. Agnes) aus dem Jahr 1927. Evangelische FriedenskircheUnweit der katholischen Kirche befindet sich die Evangelische Friedenskirche. Sie wurde 1990 eingeweiht und ist eine Kombination aus Kirche und Gemeindehaus. Stelzenhäuser![]() Eine architektonische Besonderheit findet sich am Ortsausgang Richtung Köln-Roggendorf. Hier entstand Ende der 1960er Jahre eine Siedlung pilzförmiger Stelzenhäuser des Tübinger Architekten Heinrich Johann Niemeyer. Das Haus Chemosphere in Los Angeles dürfte die Anregung hierzu gegeben haben.[7] Von den zwölf geplanten Bungalows auf Pfählen wurden allerdings nur neun vollendet. BrunnenEin weiteres Wahrzeichen Sinnersdorfs ist der vom Sinnersdorfer Künstler Wolfgang Göddertz geschaffene und 1976 vor der Grundschule aufgestellte Brunnen. Er besteht aus rund 1700 Edelstahlteilen. VereinslebenSinnersdorf verfügt über ein ausgeprägtes Vereinsleben. Die unterschiedlichen Vereine sind organisiert in der Interessengemeinschaft Sinnersdorfer Ortsvereine e. V.[8] PersönlichkeitenSöhne und Töchter des Ortes
Ehrenbürger
Nach Jorde, Fendel und Klein wurden jeweils Straßen in Sinnersdorf benannt. Literatur
WeblinksCommons: Sinnersdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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