Die sich selbst als „Geschichtenerzählerin“ bezeichnende Urenkelin eines von der nordfriesischen Insel Föhr stammenden Einwanderers studierte an der Universität Lissabon; sie veröffentlichte 1944 mit Poesia ihren ersten Gedichtband. Zu ihren bekanntesten Werken zählen Dia do Mar (Meerestag), O nome das coisas (Der Name der Dinge) und Ilhas (Inseln) sowie die KinderbücherA Menina do Mar (Das Meermädchen), O Cavaleiro da Dinamarca (Der dänische Ritter), A Floresta (Der Wald) und O Rapaz de Bronze (Der Bronzejunge).
Während des Salazar-Regimes war sie am Widerstand gegen den Faschismus beteiligt und wurde nach der Nelkenrevolution als Mitglied der Partido Socialista in das konstituierende Stadtparlament ihrer Heimatstadt gewählt. 1964 wurde Sophia de Mello Breyner Andresen der Grande Prémio da Sociedade Portuguesa de Escritores verliehen, dem zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen folgten, u. a. 1999 die höchste literarische Auszeichnung Portugals, der Prémio Camões. Sophia de Mello Breyner Andresen war mit Francisco Sousa Tavares verheiratet und hatte fünf Kinder.
Ihr Vater hat nordfriesische Wurzeln. Ihr Urgroßvater, der von der Insel Föhr stammende Jann Hinrich Andresen[1], kam 1840 als 14-jähriger Schiffsjunge in Porto an und verließ die Region nie mehr. Sein Sohn João Henrique kaufte 1895 die „Quinta do Campo Alegre“, heute der Botanische Garten Portos. Wie er 1893 in einem Interview sagte, war diese Quinta „ein fabelhaftes Stück Erde mit einer großen und reichen Familie, die von einer großen Dienerschaft umsorgt wurde.“
Aufgewachsen in der alten portugiesischen Aristokratie und nach diesen ethischen und christlichen Werten erzogen, wurde Sophia de Mello Breyner eine der Leitfiguren der katholischen Studentenbewegung, als sie klassische Philologie in Lissabon studierte. Sie wurde eine der wichtigsten liberal-politischen Personen und unterstützte die Monarchisten gegen das Salazar-Regime und seine Anhänger. Diese Ansicht bleibt in dem Friedenslied Vemos, Lemos e Ouvimos. Não podemos ignorar! („Wir sehen, lesen und hören. Wir können es nicht ignorieren!“) lebendig. 1946 heiratete sie den Journalisten, Politiker und Anwalt Francisco Sousa Tavares und wurde Mutter von fünf Kindern: einer laizistischen Missionarin, einer Universitätsprofessorin, einer Anwältin, eines Anwalts und renommierten Journalisten (Miguel Sousa Tavares), eines Malers und einer weiteren Tochter, die den Namen ihrer Mutter erbte. Ihre Kinder inspirierten sie, Kinderliteratur zu schreiben.
1964 erhielt sie den Grande Prémio de Poesia der Sociedade Portuguesa de Escritores (Vereinigung portugiesischer Schriftsteller) für ihr Buch Livro sexto. Nach dem 25. April 1974 wurde sie durch einen Listenplatz in der Sozialistischen Partei in die Verfassungsgebende Versammlung gewählt, während ihr Ehemann eher zur konservativen Sozialdemokratischen Partei tendierte.
Ihre Erzählungen (Contos Exemplares) unterscheiden sich von ihren Kinderbüchern (A Menina do Mar, O Cavaleiro da Dinamarca, A Floresta, O Rapaz de Bronze, A Fada Oriana etc.). Sie wurde Übersetzerin von Dante Alighieri und Shakespeare und Mitglied der Academia das Ciências (Akademie der Wissenschaften) in Lissabon. Außer mit dem Prémio Camões wurde sie 2003 auch mit dem Prémio Rainha Sofia ausgezeichnet.
Sophia de Mello Breyner starb im Juli 2004 im Alter von 84 Jahren in Lissabon.
A Hera, imagens morrendo no gesto da und Gosto de te encontrar nas cidades estrangeiras (Edouard Maunick), A última noite faz-se estrela e noite (Vasko Popa); Às cinzas, Canto LI und Canto LXVI (Pierre Emmanuel) (in der Nummer 22 der Zeitschrift O Tempo e o Modo, 1964)
Eré Frene: Os Reis Magos (Die heiligen drei König, Gedichtsübersetzung, Colóquio : Revista de Artes e Letras, Ausgabe Nr. 43 der Literaturzeitschrift, 1967)
Leif Kristianson: Um Amigo (Presença, Lissabon 1981)
Deutschsprachige Übersetzungen von Werken der Sophia de Mello Breyner Andresen
1997: Poemas Portuguesas – Portugiesische Gedichte (zweisprachige Auswahl von Gedichten, Übersetzung von Maria de Fátima Mesquita-Sternal und Michael Sternal, dtv)
2010: Schriften, weiß wie die Nacht (zweisprachige Auswahl von Gedichten portugiesischer Autorinnen des 20. Jh., übersetzt und herausgegeben von Elfriede Engelmayer, edition tranvía – Verlag Walter Frey)
2010: Sophia de Mello Breyner Andresen: Poemas – Gedichte (Sammlung von 61 Gedichten, Übersetzung von Maria de Fátima Mesquita-Sternal und Michael Sternal, Verlag Langewiesche – Brandt, heute C.H. Beck)
2017: Menina do Mar / Das kleine Mädchen aus dem Meer (zweisprachige Ausgabe des Märchens (1958), Übersetzung von Isabel Remer, Verlag Oxalá Editora)
2019: O Rapaz de Bronze / Der Junge aus Bronze (zweisprachige Ausgabe des Märchens (1966), Übersetzung von Isabel Remer, Verlag Oxalá Editora)
2020: Der Zigeunerchristus (Übersetzung des Gedichtsbands O Cristo Cigano (1962), Übersetzung von Sarita Brandt, Elfenbein Verlag)
2021: Die Muschel von Kos und andere Gedichte (Übersetzung des Gedichtsbands O Búzio de Cós (1997), Übersetzung von Sarita Brandt, Elfenbein Verlag)
2021: Exemplarische Erzählungen (Übersetzung der Contos Exemplares (1962), Übersetzung von Michael Kegler, Elfenbein Verlag)
Preise
1964 – Grande Prémio de Poesia da Sociedade Portuguesa de Escritores, atribuído a Livro Sexto.
Zahlreiche Dokumentarfilme über Sophia de Mello Breyner Andresen und Verfilmungen ihrer Werke wurden gedreht, vor allem portugiesische Filme. Zudem schrieb sie gelegentlich Drehbücher für Filme. Es folgt eine chronologisch sortierte Auswahl: