Die Familie Struve stammt ursprünglich aus Cramme (Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel), wo noch im 20. Jahrhundert Nachkommen mit der Schreibvariante Strube Hofeigentümer waren.[1] Das Geschlecht zergliederte sich in zahlreiche Linien. Eine dieser Linien war im 17. Jahrhundert in Magdeburg und Jena ansässig. Einige ihrer Nachfahren gehörten seit Ende des 18. Jahrhunderts zum russischenDienstadel. Die Familie brachte eine Reihe bedeutender Juristen und Diplomaten sowie Mediziner und Apotheker hervor.
Bereits 1282 trat ein Manegoldus Struve unter anderen milites (Rittern) als Zeuge auf, mit dabei Burgardus de Cramme. Dies war bei der Beurkundung von Salzverkäufen des Herzogs Otto II. von Braunschweig-Lüneburg aus der Lüneburger Saline.[2] Derselbe Mangold Struve trat 1290 unter Lüneburgische von Adell als Zeuge einer Urkunde auf, die bekundet, dass das Domkapitel zu Verden Salz von Herzog Otto II. aus der Saline Lüneburg kauft. Jener Mangoldt Struve bezeugt noch 1294 eine Urkunde ähnlichen Inhalts.[3] Ob und wie ein genealogischer Zusammenhang zu den im 16. Jahrhundert zu Burghof Cramme gesessenen Struve besteht, steht nicht fest.
Krüdener-Struve
Durch kaiserlichen Ukas vom 26. Januar 1877 kam es zur Namensvereinigung derer von Krüdener mit den Struve, für die Kinder des Dr. med. Gustav von Krüdener (1829–1868) und der Johanna Moritz (* 1838; † 1915), wiedervermählte Struve, als Adoptivkinder ihres Stiefvaters. Diese Linie nannte sich fortan Krüdener-Struve. Das vereinigte Wappen von 1877, führt im Herzschild das Struve Wappen.
Das Stammwappen Struve zeigt in Silber einen roten Balken, begleitet von drei (2:1) goldenen Rosen. Auf dem bekrönten oder stattdessen in den Deckenfarben bewulsteten Helm mit rot-goldenen Decken (oder rechts rot-goldenen, links silbern-goldenen Decken) drei fächerförmig gestellte goldene Rosen an grün beblätterten grünen Stängeln.
Daneben gibt es Wappendarstellungen mit goldenem Schild und roten Rosen, mit der Zuschreibung „Strube“, welche Schreibvariante der Stammvater des Geschlechts schon führte, ebenfalls mit Helmkrone, wie es ohne Adelsbrief neben uradligen Geschlechtern nur Patriziergeschlechter im Wappen führen, sowie ebenfalls mit der Zuschreibung „Strube“, in gotischer Wappendarstellung, was ein älteres Wappen vermuten lässt, allerdings mit verwandtem, ähnlichem Schildinhalt: in Gold ein beiderseits vielfach von oben eingekerbter roter Schräglinksbalken, oben und unten von je einer roten Rose begleitet. Auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein goldener Flug, belegt mit einer roten Rose.
Burcard Gotthilf Struve besiegelte am 4. November 1733 ein Schriftstück mit einem Wappen, das im Schild zwei Rosen über einem Balken zeigt. Auf dem Helm ebenfalls drei Rosen an beblätterten Stielen.[4]
Stammliste
Johannes (Hans) Struve (Strube; Straube) (* um 1560); urkundlich 1588, Freisasse auf Burghof Cramme;[5] ⚭ Margarete (Catharina) Bruegmann.
Berthold/Bartholomäus (* 1587/88; † 1649/50), Jurist, Erbherr zu Wanzleben und erzbischöflicher Rat zu Magdeburg; ⚭ Anna Margaretha Brunner (* 1598/99; † 1669)[6]
Georg Adam (* 1619; † 1692); deutscher Jurist; 1. ⚭ Anna Maria Richter; 2. ⚭ Susanna Brolich
Heinrich (* 1812; † 1898); Gutsbesitzer in Fröschen im Großherzogtum Posen; 1. ⚭ Stephanie von Borowsky; 2. ⚭ Wilhelmine Charlotte Margarete von Hochstetter
Friedrich Wilhelm Amand (* 1838; † 1902)
Louis Joseph (* 1839; † 1921)
Sibilla (* 1840)
Stephanie (* 1847)
Konrad (* 1849; † 1923); Ingenieur in Rio De Janeiro
Alexandrine Albertine (* 1853; † 1917)
Sophie (* 1857; † 1909)
Elisabeth Pauline Luise (* 1858; † 1911)
Johann Georg (* 1766; † 1831); Diplomat in russischen Diensten
Christian August (1767–1807); Mediziner und Apotheker in Görlitz
Ernst Emil (* 1802; † 1878); Philologe, Lehrer, Sekretär der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaft, Autor, Professor und Konrektor am Gymnasium in Görlitz
Johann August († 1704)
Position in der Stammliste unklar:
Otto August Struve (* 1784; † 1847); deutscher Verwaltungsbeamter und Sachbuchautor
Gerhard Struve (* 1835; † 1904); Domänenpächter, Zuckerfabrikant und Mitglied des Deutschen Reichstags
Tilman Struve (* 1938; † 2014); deutscher Historiker
Literatur
Friedrich Cast: Süddeutscher Adelsheros. Zweite Section, Erster Band, Stuttgart 1845. S. 324–325. (Online)
Johann Gustav v. Struve. In: B.F. Voigt, Nischwitz (Herausgeber): Neuer Nekrolog der Deutschen, Ilmenau 1830, Sechster Jahrgang 1828, Erster Theil, S. 372–378. (Online)
Carl August von Grass: J. Siebmacher’s grosses und allgemeines Wappenbuch, II. Band, 6. Abteilung; Der Adel in Baden. Bauer & Raspe, Nürnberg 1878. S. 131. (Online: Text, Tafel)
↑Gesine Schwarz: Geschichte des Dorfes Gross Stöckheim, 2003, S. 109.
↑Hans von Schack und Max Bär: Beiträge zur Geschichte der Grafen und Herren von Schack, Bände 1–5, 1884, S. 76.Urkundenbuch der Bischöfe und des Domkapitels von Verden. Verdener Urkundenbuch, 1. Abteilung, Band 205, 2001, S. 629.
↑Cyriakus Spangenberg: Chronicon, Oder Lebens-Beschreibung und Thaten, aller Bischöffe des Stiffts Verden, Welche von den Zeiten des Kaysers Caroli Magni, biß zum Münsterischen und Oßnabrügischen Frieden daselbsten ihren Sitz gehabt und regieret. Von Anfang des Verdischen Stifftes Fundation und Einsetzung des ersten Bischoffs Anno Christi 776 biß Anno Christi 1623; Sammt derer Bischöffe Bildnissen, 1720, S. 87 f.
↑Otto Titan von Hefner: J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, in einer neuen vollständig geordneten und reich vermehrten Auflage mit heraldischen und historisch-geneaolgischen Erläuterungen, Band 5, Nürnberg 1888, S. 16.
↑Genealogisches Handbuch des Adels, Band 131, Limburg
an der Lahn 2003, S. 225. Gothaisches genealogisches Taschenbuch der adeligen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der deutschen Adelgenossenschaft. Teil B. Gotha 1942, S. 526.
↑Repgen, Tilmann: "Struve, Georg Adam" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 598–599.