Die Theaterhochschule Leipzig ging am 1. November 1953 aus dem Zusammenschluss des Deutschen Theater-Instituts Weimar, als dessen Nachfolgeeinrichtung sie sich verstand, mit der Theaterschule Leipzig hervor. Erster Rektor war der ehemalige Weimarer Institutschef Otto Lang.[1] Im Jahr 1967 erhielt die Theaterhochschule den Namen Theaterhochschule Hans Otto nach dem 1933 von den Nationalsozialisten ermordeten Schauspieler Hans Otto. Die Hochschule residierte in der Villa Sieskind in der Wächterstraße 15 im Leipziger Musikviertel sowie in benachbarten Gebäuden in der Beethovenstraße 15 und der Schwägrichenstraße 3.
Auch programmatisch begriff sie sich – insbesondere durch die Pflege des schauspielmethodischen und theoretischen Erbes von K. S. Stanislawski – als direkte Nachfolgerin des Weimarer Instituts. Erst gegen Ende der 1960er Jahre kam die Berufung auf die Schauspieltheorie Bertolt Brechts hinzu. Maßgeblichen Anteil an der Korrektur der ideologischen Vorbehalte gegen Brechts Methodik hatte der Schauspiellehrer Rudolf Penka, Absolvent und Mitarbeiter des Weimarer Instituts und seit den 1960er Jahren an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst tätig.[2]
1964 wurde die Schauspielausbildung an der Leipziger Theaterhochschule von drei auf vier Jahre verlängert. Zugleich wurde ein Studiosystem ins Leben gerufen, das den Studenten nach Abschluss des zweijährigen Grundstudiums die Möglichkeit bot, bereits Praxiserfahrung am Theater zu sammeln. Sie erhielten weiterhin Unterricht in den technischen Fächern (beispielsweise Sprechen und Bewegung), waren jedoch zugleich in den Repertoire-Betrieb des jeweiligen Theaters integriert und produzierten eigene Studio-Inszenierungen. Das Studiosystem war damals einmalig an deutschsprachigen Schauspielschulen und wurde an den Staats- und Stadttheatern Leipzig, Dresden, Karl-Marx-Stadt, zeitweilig auch Magdeburg, Weimar und Halle praktiziert.[3] Das Schauspiel-Studium wurde mit einem Diplom abgeschlossen.
Zum spezifischen Profil der Theaterhochschule 'Hans Otto' zählte die enge Verknüpfung von künstlerisch-praktischer und wissenschaftlich-theoretischer Ausbildung. In den frühen 1970er Jahren wurde die Abteilung Choreografie gegründet, die bis zum Ende der Theaterhochschule bestand. Zudem bot die Hochschule einen vierjährigen, seit 1975 fünfjährigen Studiengang der Theaterwissenschaft mit Diplomabschluss an. Leitende Professoren waren u. a. Armin-Gerd Kuckhoff, Rolf Rohmer, Gottfried Fischborn, Eckart Kröplin, Wolfgang Kröplin, Manfred Pauli, Gerda Baumbach und Rudolf Münz. Seit 1960 wurden auch Fernstudiengänge angeboten, die vor allem Theaterpraktikern die Möglichkeit boten, eine wissenschaftliche Qualifikation zu erwerben.[4]
Das Sächsische Hochschulstrukturgesetz vom 10. April 1992 löste die Theaterhochschule „Hans Otto“ zum 30. September 1992 auf. Das Schauspiel wurde als Fachbereich an die Hochschule für Musik und Theater (HMT) „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig angegliedert, die Theaterwissenschaft als neu gegründetes Institut für Theaterwissenschaft an die Fakultät für Geschichte, Kunst- und Orientwissenschaften der Universität Leipzig. Der Fachbereich Choreografie wurde aufgelöst, das theaterwissenschaftliche Fernstudium noch bis zum 31. Dezember 1996 abschließend weitergeführt.
↑Manfred Pauli: Ein Theaterimperium an der Pleiße. Leipziger Theater zu DDR-Zeiten. Schkeuditzer Buchverlag Schkeuditz 2004, ISBN 3-935530-29-3, S. 200
↑Rudolf Penka: Arbeitserfahrungen mit Stanislawski und Brecht. In: Schauspielen - Handbuch der Schauspieler-Ausbildung. Henschelverlag Berlin 1981, S. 38
↑Manfred Pauli: Ein Theaterimperium an der Pleiße. Leipziger Theater zu DDR-Zeiten. Schkeuditzer Buchverlag Schkeuditz 2004, ISBN 3-935530-29-3, S. 202 ff