Vanessa Vu, geboren als Vũ Hồng Vân, ist Tochter vietnamesischer Einwanderer. Die Familie verbrachte ihre ersten Jahre in Deutschland in einem Asylbewerberheim im niederbayerischenPfarrkirchen. Diese Zeit und die damit verbundene Angst vor einer Abschiebung thematisierte sie in ihrem Artikel Meine Schrottcontainerkindheit.[2] Später zog die Familie in eine Mietwohnung und lebte dort unter ärmlichen Verhältnissen.[3] In einem Gespräch mit der Münchner Stadtbibliothek beschrieb Vu die Bücherei als einen Zufluchtsort, der sie aus der häuslichen Enge befreite.[4] Im Jahr 2011 ließ sie sich einbürgern und änderte ihren Vornamen zu Vanessa – ein Schritt, den sie rückblickend zwar bedauert, aber nicht bereut.[5]
Sie hatte zunächst im Ressort Politik, Wirtschaft und Gesellschaft vor allem Nachrichten und Nachrichtenhintergründe geschrieben, setzte aber auch eigene Themen. So kommentierte sie den Witz von Horst Seehofer über 69 abgeschobene Afghanen als „eine Entgleisung, die an Menschenverachtung nicht mehr zu überbieten ist“[9] und sprach sich nach einem negativen Urteil des Bundesgerichtshofs für mehr geschlechtergerechte Sprache aus.[10] Im Jahr 2018 konzipierte sie außerdem die Serie Alltag Rassismus[11] mit mehreren eigenen Beiträgen, darunter die ideengeschichtliche Einordnung Die Erfindung des Rassismus[12] und die Rekonstruktion des ersten rassistischen Mordanschlags in der BRD, Warum hat Deutschland Do Anh Lan vergessen?[13] Zeitweise moderierte sie den Nachrichtenpodcast „Was Jetzt?“.
Neben ihrer Arbeit bei ZEIT ONLINE hostet sie zusammen mit Minh Thu Tran den unabhängigen Podcast Rice and Shine,[22] dem nach Halbe Katoffl zweiten deutschsprachigen Podcast, der sich explizit mit postmigrantischen Lebensrealitäten und Perspektiven auseinandersetzt. Vu und Tran beschäftigen sich darin insbesondere mit der vietdeutschen Diaspora in Form von Gesprächen und Interviews. Es erschienen außerdem zwei aufwändig produzierte Storytelling-Folgen: Boat People[23] und Hamburg 1980: Als der rechte Terror wieder aufflammte. Mit Rice and Shine tourten sie durch Musik- und Kulturfestivals wie dem PULS Open Air bei München, Kosmonaut Festival bei Chemnitz, Fusion Festival in Lärz oder Fluctoplasma in Hamburg.
Zudem tritt Vanessa Vu immer wieder als Speakerin und Moderatorin auf, gibt Workshops rund um Journalismus und Podcasting und spricht sich für vielfältigere Stimmen im deutschen Journalismus aus.[24][25][26]
↑Meltem Kulaçatan: Die Anerkennung der Vielen. In: Informationen zur politischen Bildung Nr. 342/2020. Bundeszentrale für politische Bildung, 30. April 2020, abgerufen am 30. April 2020.