Vera Oelschlegel wurde 1938 als Tochter des Kaufmanns Gottfried Oelschlegel (1910–1945) in Leipzig geboren. Ihre Mutter, Ruth Oelschlegel (geb. Lauterbach, 1914–2014), war gelernte Journalistin und u. a. Chefin der Bezirkskommission für Unterhaltungskunst Leipzig. Sie war zuerst beim Frauenfunk von Radio Leipzig tätig und später Leiterin der Konzert- und Gastspieldirektion Leipzig. Ihr Großvater mütterlicherseits Carl Lauterbach war Verleger und Förderer Max Regers. Ihr Bruder Axel Oelschlegel (1942–1989) war Journalist und Schriftsteller (Das Pseudonym, 1988).
Oelschlegel war in erster Ehe (1961–1967) mit dem Schriftsteller und Regisseur Günther Rücker verheiratet, dieser Ehe entstammt eine Tochter. In zweiter Ehe (1971–1976) mit dem Schriftsteller und späteren Präsidenten des DDR-Schriftstellerverbandes Hermann Kant und in dritter Ehe (1977–1987) mit SED-Politbüromitglied Konrad Naumann, der 1. Sekretär der SED von Berlin war. Von 1988 bis 2006 lebte sie mit dem Drehbuchautor Gregor Edelmann zusammen. Seit 2008 ist ihr Lebenspartner der Zürcher Architekt und Stadtplaner Fritz Stuber. 1991 veröffentlichte Oelschlegel im Ullstein Verlag ihre Autobiografie unter dem Titel Wenn das meine Mutter wüsst, den sie in Anlehnung an das Märchen Die Gänsemagd wählte.
Wirken am Theater
Oelschlegel besuchte von 1946 bis 1950 die Helmholtzschule und absolvierte 1956 ihr Abitur an der Thomasschule zu Leipzig. Danach studierte sie von 1956 bis 1959 an der Fakultät Schauspiel der Filmhochschule Potsdam-Babelsberg und schloss ihr Studium mit dem Diplom ab.
1991 wurde das Tourneetheater Theaters des Ostens Berlin gegründet. Mit diesem Theater war Vera Oelschlegel als Prinzipalin, Regisseurin und Schauspielerin unterwegs. Das Theater arbeitete ohne Subventionen, ohne Sponsoring und spielte auf Tourneen in Deutschland, der Schweiz, Österreich, Italien, Luxemburg und Holland. Das Ensemble war mehrere Monate im Jahr unterwegs und fuhr mit Bus und Lkw für Dekoration und Technik von Ort zu Ort, weit über 10.000 km pro Jahr. Besonders erfolgreich waren Vera Oelschlegels Literaturbearbeitungen wie Umberto EcosDer Name der Rose (200 Vorstellungen) und Theodor StormsDer Schimmelreiter (mehr als 100 Vorstellungen) sowie Goya, das sie in Anlehnung nach dem spanischen Maler und Grafiker Francisco de Goya und dem Roman von Lion Feuchtwanger für die Bühne bearbeitete. Von 1991 bis 2013 hat das Theater mehr als 1500 Vorstellungen gespielt, u. a. Henrik IbsensGespenster oder Johann Wolfgang von GoethesIphigenie auf Tauris. Im Januar 2013 fand nach 22 Jahren die letzte Tournee statt und das Theater des Ostens wurde aufgelöst.
Film und Fernsehen
Obwohl Vera Oelschlegel hauptsächlich auf der Theaterbühne zu Hause war, spielte sie zwischen 1958 und 2000 in 40 Film- und Fernsehproduktionen. 1958 gab sie in Frank VogelsDEFA-Filmkomödie Klotz am Bein in einer Nebenrolle als junge Frau ihr Filmdebüt. 1964 war sie an der Seite von Fred Delmare in dem von Heinz Thiel inszenierten DEFA-Kriminalfilm Schwarzer Samt in der Rolle der Karin Sommer zu sehen. Regisseur Walter Beck besetzte sie 1967 in einer tragenden Rolle als Füchsin Mirzilla in seinem Kinderfilm Turlis Abenteuer, der auf Motiven der Erzählung Pinocchios Abenteuer von Carlo Collodi basiert. Ihre bekannteste Filmrolle hatte sie ebenfalls unter der Regie von Walter Beck an der Seite von Juliane Korén als 13. Fee des Fleißes in dem DEFA-MärchenfilmDornröschen von Regisseur Walter Beck, der am 26. März 1971 in die DDR-Kinos kam und mit 4.584.967 Zuschauern Platz 23 der erfolgreichsten DDR-Filme belegt.[1] Ihre letzte Rolle in Film und Fernsehen hatte sie in der im August 2000 erstausgestrahlten Folge Sternstunde der ARD-Fernsehserie Auf eigene Gefahr mit Thekla Carola Wied.
F.-B. Habel, Volker Wachter: Das große Lexikon der DDR-Stars. Die Schauspieler aus Film und Fernsehen. Erweiterte Neuausgabe. Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-89602-391-8.