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Vertrag von Georgijewsk

Vertrag von Georgijewsk
Briefmarke zur Erinnerung an den Vertrag von Georgiewsk

Im Vertrag von Georgijewsk (russisch Георгиевский трактат, georgisch გეორგიევსკის ტრაქტატი) stellte sich Ostgeorgien (Kartlien-Kachetien) am 24. Juli 1783 unter die Oberhoheit und den Schutz des Russischen Reiches. Der Vertrag wurde auf der Festung Georgijewsk im nördlichen Kaukasus ausgehandelt und von Prinz Pawel Sergejewitsch Potjomkin sowie Garsewan Tschawtschawadse und Ioane Muchranbatoni unterzeichnet und Anfang 1784 vom georgischen König Erekle II. und Katharina II. von Russland ratifiziert.[1]

Vorgeschichte

Der Vertrag ging auf die Initiative des georgischen Königs Erekle II. zurück. Er rechnete nach dem russisch-osmanischen Krieg mit einer Invasion Georgiens durch das Osmanische, möglicherweise auch durch das Persische Reich. Erekle bemühte sich, eine schlagkräftige georgische Armee aufzustellen, jedoch fehlte das dafür nötige Geld. Bitten um Hilfeleistung durch die Staaten Westeuropas schlugen fehl. Deshalb schlug er Russland einen Schutzvertrag vor. Ein wichtiger Grund für die Annahme dieses Vorschlags war die gleiche christlich-orthodoxe Religion der Georgier und Russen.

Inhalt

In dem Vertrag verpflichtete sich der georgische König, das russische Protektorat anzuerkennen und seine Streitkräfte in den Dienst des russischen Reiches zu stellen. Russland garantierte die territoriale Integrität des georgischen Königreichs und versprach militärische und politische Hilfe gegen Bedrohungen von außen. Der Vertrag garantierte zugleich den königlichen Status der georgischen Bagratidendynastie.[1] Georgiens innere Verwaltung, Rechtsprechung, Gesetze und der Steuererhebung sollten unangetastet bleiben. Das russische Militär und die russische Zivilverwaltung sollten sich nicht in die inneren Angelegenheiten Georgiens einmischen.

In den geheimen Artikeln des Vertrages sicherte Russland zu, beim Osmanischen Reich auf die Rückgabe von Kartlien-Kachetien zu drängen. Russland sollte zwei Bataillone und vier Kanonen in Georgien stationieren und der russische Kommandeur für die kaukasische Grenze war verantwortlich, im Falle einer Invasion weitere Truppen zur Verfügung zu stellen.[1]

Georgier durften sich frei in Russland ansiedeln und die Grenze unbehindert passieren. Auch Kaufleute konnten frei über die Grenze Handel treiben.

Folgen und Auswirkungen

Außenpolitisch war der Vertrag für Georgien nachteilig, weil Russland seinen Verpflichtungen nicht nachkommen konnte.[2] Sowohl das Osmanische Reich, aber vor allem Persien betrachteten den Vertrag als russische Aggression. Die zwei Bataillone waren nicht ausreichend, um Georgien zu schützen. Selbst diese symbolische Präsenz wurde 1787 abgezogen, so dass Georgien allein der Vergeltung seiner zwei muslimischen Nachbarn ausgesetzt war. Schah Aga Mohammed Khan forderte von Erekle II., den Vertrag von Georgiewsk zu kündigen und die Vorherrschaft Persiens über Georgien wieder anzuerkennen, was Erekle verweigerte.[3] Erekles Truppen konnten zwar die Türken zurückschlagen. Als der persische Schah Aga Mohammed Khan 1795 in Georgien einfiel, gewährte Russland Georgien keinen Schutz. In der Schlacht von Krtsanisi wurden die Georgier von den Persern besiegt, Tiflis wurde besetzt, geplündert und zerstört, wobei die persischen Truppen ein Massaker anrichteten. Russland erklärte 1796 Persien den Krieg, eine russische Invasion nach Persien, die Walerian Alexandrowitsch Subow führen sollte, wurde 1796 von Katharinas Thronfolger Kaiser Paul abgesagt.[4][2]

Nach dem Tod von König Erekle II. 1798 und seinem Nachfolger Georgi XII. im Jahre 1800 brach Russland den Vertrag von Georgiewsk und schaffte Georgiens Monarchie ab. Die Mitglieder der Bagratidendynastie wurden verhaftet und 1803 ins Exil verbracht.[5] Die Autokephalie der Georgischen Orthodoxen Kirche wurde abgeschafft.[2]

Feiern zum 200. Jahrestag

Denkmal für die russisch-georgische Freundschaft im Jahre 2007

Im Jahre 1983 wurde in der Sowjetunion der zweihundertjährige Jahrestag des Vertragsschlusses begangen. Aus diesem Anlass wurden entlang der Georgischen Heerstraße mehrere Denkmäler errichtet, wie das Denkmal für die russisch-georgische Freundschaft (geschaffen vom Bildhauer Surab Zereteli). Georgische Dissidenten erinnerten hingegen daran, dass Russland wesentliche Teile des Vertrages von Georgijewsk gebrochen habe und riefen zum Boykott der Feierlichkeiten auf; mehrere georgische Aktivisten wurden verhaftet.[6]

Literatur

  • Traité conclu en 1783 3ntr Cathérine II. impératrice de Russie et Iracly II. roi de Géorgie. Recueil des lois russes, vol. XXI, No. 15835, Avec une péface de M. Paul Moriaud, Professeur de da Faculté de Droit de l’université de Genève, et commentaires de A. Okouméli, Genève 1909
  • David M. Lang: The last years of the Georgian Monarchy: 1658–1832. Columbia University Press, New York 1957
  • Nikolas K. Gvosdev: Imperial policies and perspectives towards Georgia: 1760–1819. Macmillan [u. a.], Basingstoke [u. a.] 2000, ISBN 0-312-22990-9
  • Zurab Avalov: Prisoedinenie Gruzii k Rossii. Montvid, S.-Peterburg 1906

Einzelnachweise

  1. a b c Alexander Mikaberidze: Historical Dictionary of Georgia. Scarecrow Press, Plymouth 2007, ISBN 978-0-8108-5580-9, S. 326.
  2. a b c Alexander Mikaberidze: Historical Dictionary of Georgia. Scarecrow Press, Plymouth 2007, ISBN 978-0-8108-5580-9, S. 327.
  3. Alexander Mikaberidze: Historical Dictionary of Georgia. Scarecrow Press, Plymouth 2007, ISBN 978-0-8108-5580-9, S. 412.
  4. Firuz Kazemzadeh: Iranian relations with Russia and the Soviet Union, to 1921. In: Peter Avery, Gavin Hambly und Charles Melville (Hrsg.): The Cambridge History of Iran. Band 7. Cambridge University Press, 1991, ISBN 0-521-20095-4, S. 329.
  5. David M. Lang: The last years of the Georgian Monarchy: 1658–1832. Columbia University Press, New York 1957, S. 247, S. 255
  6. Ljudmila Alexejewa: История Инакомыслия в СССР, Грузинское национальное движение. 1983 (memo.ru).
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