Viktor I. gilt als energischer Bischof und wurde bekannt für die Latinisierung der römischen Kirche, die damals noch von griechischen Einflüssen dominiert war. Vermutlich stammte er aus Nordafrika.
Ostertermin
Der Name dieses Bischofs ist insbesondere mit dem Osterterminstreit hinsichtlich des Osterdatums verbunden, das schon unter Anicetus kontrovers diskutiert worden war.
Das Osterfest wurde von den kleinasiatischen Gemeinden, den sogenannten Quartodezimanäern, am 14. des jüdischen Monats Nisan (Paschafest) gefeiert, in der westlichen Kirche am darauffolgenden Sonntag. Unklar sind die Beweggründe – möglicherweise das Interesse der Vereinheitlichung, eventuell auch die Propaganda eines gewissen Blastus gegen den westlichen Ostertermin oder das Bestreben, den Termin des Paschafests zu vermeiden. Die letztgenannte Möglichkeit wird als besonders wahrscheinlich betrachtet, da die zu dieser Zeit noch junge christliche Kirche sich von ihrem jüdischen Ursprung distanzieren wollte.
Viktor hielt in vielen Gemeinden Synoden ab, die sich ihm anschlossen, ausgenommen die kleinasiatischen Gemeinden. Viktor schloss diese Gemeinden aus der Kirche aus und zog mit dieser Exkommunikation vielfache Entrüstung auf sich. Es gilt als die erste autoritative Maßnahme des Papsttums. Irenäus von Lyon bestritt Viktor das Recht hierzu keineswegs, lehnte indessen die Exkommunikation ab, da der Anlass nur liturgischer, nicht dogmatischer Natur war. Viktor gab nach, wodurch die Gefahr eines Schismas vermieden wurde.
Theodotus von Byzanz
Sehr energisch wandte sich Viktor I. gegen die Lehre des aufkommenden Monarchianismus, Christus sei bis zu seiner Taufe ein gewöhnlicher Mensch gewesen. In der Folge exkommunizierte er den Geldhändler Theodotos von Byzanz, den Führer dieser Gruppe, und den Schriftsteller Florinus.
Sein katholischer Gedenktag ist der 28. Juli. Nach ihm benannt ist Viktorsberg.
András Handl: Viktor I. (189?–199?) von Rom und die Etablierung des „monarchischen“ Episkopats in Rom. In: Sacris Erudiri: a Journal on the Inheritance of Early and Medieval Christianity. Band 55, (2016), S. 7–56.