Der Zoigl (auch Zeugl oder Kommunbier) ist ein untergärigesBier, das vor allem in der nördlichen Oberpfalz verbreitet ist und von Privatpersonen gemeinschaftlich gebraut wird. Die Maische für den Zoigl wird im Kommunbrauhaus gekocht und gehopft. Die gewonnene Würze nehmen die einzelnen Zoiglbrauer mit nach Hause und versetzen sie im Gärkeller mit Hefe. Da dabei jeder Zoiglbrauer nach seinem eigenen Rezept verfährt, sind Schwankungen im Geschmack des Zoigl von Ortschaft zu Ortschaft, aber auch von Wirt zu Wirt üblich und für das Zoiglbier geradezu typisch.
Neben diesem traditionellen Zoigl wird heute auch von kommerziellen Brauereien Bier unter dem Namen Zoigl angeboten.
Das Brauen des Zoigl-Bieres gehört zum immateriellen Kulturerbe Bayerns.[1] 2018 wurde die Oberpfälzer Zoiglkultur als Immaterielles Kulturerbe in Deutschland nach der UNESCO-Konvention anerkannt.[2]
Zoigl ist ein untergäriges Bier, das hell oder dunkel gebraut wird. Es hat den gleichen Hefeanteil, die gleiche Stammwürze sowie den gleichen Alkoholgehalt wie Brauereibier, aber einen geringeren Anteil an Kohlensäure. Viele der Biere sind weder filtriert noch gespundet und damit Zwickelbier.
Verbreitung
Der Zoigl wird vor allem in der nördlichen Oberpfalz im örtlichen Kommunbrauhaus von Privatpersonen gebraut. Das Braurecht liegt oft seit Generationen auf Häusern bzw. Anwesen und ist im Grundbuch festgehalten. Es konnten also ursprünglich nur die Besitzer dieser Häuser brauen. Von der Gemeinde wird häufig ein „Kesselgeld“ erhoben, mit dem Licht, Wasser, Versicherungen und Abnutzung abgegolten werden. Daneben muss ein Braumeister zugegen sein, der den Brauvorgang von Anfang bis Ende begleitet. Zuletzt wendet sich das zuständige Hauptzollamt, das vom Braumeister über jeden Brauvorgang informiert werden muss, mit der Erhebung der Biersteuer an den Brauer.
Tradition
Das im Kommunbrauhaus hergestellte Bier wird in einem bestimmten Turnus ausgeschenkt. Ist ein Brauberechtigter gerade an der Reihe, zeigt er dies an, indem er eine Stange aus dem Giebelfenster seines Hauses heraushängt. An dieser ist entweder ein Zoiglstern („Brauerstern“), ein Reisigbesen (siehe auch Besenwirtschaft) oder ein Fichtenbuschen befestigt. Daher stammt auch der Name des Bieres, Zoigl (vom nordbairischen für zeigen), was hochdeutsch nichts anderes als Zeichen oder Aushängeschild bedeutet. Zur Übersicht gibt es einen jährlichen Zoiglkalender als Drucksache und im Internet. Eine Zoigl Termine-App zeigt alle Öffnungszeiten und Zoiglstuben des gewünschten Zeitraumes an.
Zusammen mit dem Zoigl bieten die Zoiglwirte ihren Kunden Brotzeiten an, oft aus eigener Herstellung. In Franken hat sich eine ähnliche Tradition als Hausbräu bis heute erhalten. Zoigl wird aber nicht nur für den öffentlichen Ausschank gebraut, sondern auch für den privaten Hausgebrauch. In diesem Fall schließen sich mehrere Brauberechtigte zu einem „Sud“ zusammen, der Zoigl wird nach dem Brauvorgang aufgeteilt, mit Fässern in die eigenen Keller verbracht und nach der Gärung auf Flaschen gezogen.
Zoigl-Ortschaften
Einst war es in 75 Oberpfälzer Ortschaften Brauch, Zoigl zu brauen. Neben den im Folgenden genannten fünf Orten existieren Gaststätten, die „Zoiglbier“ im Sortiment haben. Diese haben mit der ursprünglichen Zoigltradition nichts gemein, da sie ganzjährig geöffnet sind und der Zoiglausschank nur einen Teilbereich des eigentlichen Angebots umfasst.
Zoigl aus eigenem Kommunbrauhaus
Dieses Alleinstellungsmerkmal wird unter dem Siegel „Echter Zoigl vom Kommunbrauer“ beworben. Unter dem Qualitätssiegel haben sich 20 Zoiglwirte aus folgenden Ortschaften zusammengeschlossen.
Brauerei Nothhaft in Marktredwitz. Marktredwitz war bis 1970 eine traditionelle Braustädte von Zoiglbier bis zum Abbruch des Kommunbrauhauses in den 1970er Jahren.
Kommunbrauhaus in Eslarn. Soweit man das Zoiglbrauen im traditionellen Sinne als Selbstbrauen von Bürgern sieht, wie es in den Zoigl-Orten Falkenberg, Mitterteich, Windischeschenbach und Neuhaus betrieben wird, steht Eslarn außerhalb dieser Tradition. Hier braut im Auftrag der Marktgemeinde Eslarn seit 1951 ein Kommunbraumeister.[3] Die brauinteressierten Bürger dürfen nicht wie in den anderen genannten Zoigl-Orten selbstständig brauen.
Marken-Rechtsschutz
Die Marktgemeinde Eslarn hat sich sowohl die Wortmarke „Kommunbier“ (www.dpma.de, Az.: 304065005, Registernummer: 30406500, Eintragungstag: 16. Juli 2004), wie auch die Wort-, Bildmarke „Rebhuhn-Zoigl“ (www.dpma.de, Az.: 3020120108377, Registernummer: 302012010837, Eintragungstag: 19. April 2012) beim Dt. Patent- und Markenamt schützen lassen.[4]
Literatur
Robert Dengler, Reinhold Parzefall: Zoigl. Bier – Brautradition – Wirtshauskultur – Lebensgefühl. Stangl & Taubald, Weiden 2014, ISBN 978-3-924783-62-4.
Wolfgang Benkhardt: Der Zoigl: Bierkult aus der Oberpfalz. Buch- & Kunstverlag Oberpfalz, Amberg 2009, ISBN 978-3-935719-57-5.
Martin Stangl: Das Buch vom Zoigl: Geschichte, Wissenswertes, alle Zoiglstuben. Stangl & Taubald, Weiden 2008, ISBN 978-3-924783-44-0.
Weblinks
Commons: Zoigl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
↑Wolfram und Sabine Schwieder: Zukunftsprojekt Tradition. Immaterielles Kulturerbe in Deutschland. Nach der Konvention der UNESCO. München 2021, S.254–259.
↑Datensicherung von www.eslarn.de (Offizielle Gemeindehomepage): Dienstjubiliäum von Eslarns Kommunbraumeister Georg Zierer sen. In: eslarn.de. Markt Eslarn - Hier Datensicherung des gemeinnützigen Projekts "CO-LECTION[TM]", 18. Januar 2021, abgerufen am 9. März 2022.