Gurnah hörr to de muslimisch-arabischstämmig Minnerheit in Sansibar; sien Moderspraak is Swahili. 1968 keem he as Flüchtling nah Grootbritannien un hett tonächst an dat Christ Church College in Canterbury, studeert, de sien Afslüsse dormals vun de Universität London verleeht wurrn. Van 1980 bit 1982 lehrt Gurnah an de Bayero University Kano in Kano, Nigeria. Ansluutend gung he an de University of Kent, wo he 1982 sien Doktertitel kreeg un bit to sien Ruhestand[1] as Perfesser för Engelsch un postkoloniale Literaturen[2] lehren dee.[3]
2021 Nobelpreis för Literatur „för sien kompromisslos un mitföhlend Dördringen vun de Utwirkungen vun den Kolonialismus un vun dat Flüchtlingsschicksal in de Kluft tüschen Kulturen un Kontinenten“[5]
Wark
In Düütschland wurr Abdulrazak Gurnah 2004 mit sien Roman Schwarz auf Weiß bekannt, de in Grootbritannien all 1988 ünner den Titel Pilgrims Way herutkommen weer. Gurnah hett in dissen Roman den indischstämmigen Tansanier Daud zum Protagonisten maakt, de to’n Studium nah England kummt un dor völfältig Diskrimineeren erfohren deiht. Daud reflekteert aber ok, wat he vör sien Weggang ut Tansania an Grufeligkeiten beleevt hett: de Verdieven vun de Araber un Inder dör de swaart Bevölkerung. Gurnah erschafft in Schwarz auf Weiß ok en negativen Gegenspeler, Karte, an den he vörführt, dat dat ok en Rassismus tegenöver de Witten gifft.
Heinz Hug beschienigt den Roman in de Neuen Zürcher Zeitung, dat he „über das Schema vieler Emigrantenromane hinaus(führe), die die Auswanderer als bloße Opfer betrachten. Das Fehlen jeder Ideologie im Verhältnis von Kolonisierten und Kolonialherren und die differenzierte Sicht auf die Fragen der Emigration machen ‚Schwarz auf Weiß‘ zu einem überaus lesenswerten Werk“.[6] Ok in wiederen Romanen vun Gurnah is de Karn vun sien Schrieven de Fraag nah de Identität, so Heinz Hug. Dorbi stell he „Identität- und Alteritätsmodelle zur Diskussion, die sich unter vorkolonialen und kolonialen Bedingungen entwickelten: einerseits eine statische Auffassung von Identität, die im Fremden das ganz Andere sieht, und andererseits die Vorstellung, dass zwischen dem Selbst und dem Anderen etwas in Bewegung geraten kann“.[7]
Ton’n Tietpunkt vun de Tospreeken vun den Nobelpries weer kein een vun sien fief in Düütsch översett Titel nich mehr in den Bookhannel to kriegen. [8] De Romane vun Gurnah wurrn vun Helmuth A. Niederle, Stefanie Schaffer-de Vries, Inge Leipold as ok Thomas Brückner ut dat Engelsche in’t Düütsche översett.
Manfred Loimeier: Wortwechsel. Gespräche und Interviews mit Autoren aus Schwarzafrika. Horlemann, Bad Honnef 2002, ISBN 3-89502-151-2, S. 93–99.
Manfred Loimeier: Gurnah, Abdulrazak, in: Axel Ruckaberle (Hrsg.): Metzler Lexikon Weltliteratur. 1000 Autoren von der Antike bis zur Gegenwart. Metzler, Stuttgart 2006, ISBN 3-476-02093-2, S. 82f.[9]
Philip Whyte: East Africa in Postcolonial Fiction: History and Stories in Abdulrazak Gurnah’s Paradise, in: Stefan Noack, Christine de Gemeaux u. Uwe Puschner: Deutsch-Ostafrika. Dynamiken europäischer Kulturkontakte und Erfahrungshorizonte im kolonialen Raum (Zivilisationen und Geschichte, Bd. 57), Peter Lang, Berlin 2019, S. 251–270.