Ágota Kristóf wuchs in den ungarischen Kleinstädten Kőszeg und Szombathely auf. Ihr Vater Kálmán Kristóf und ihre Mutter Antónia Kristóf, geborene Turchányi, waren beide Lehrer. Zwischen 1944 und 1954 besuchte sie die Schule in Szombathely und erlangte ein wissenschaftliches Abitur. Sie begann im Alter von vierzehn Jahren, Gedichte zu schreiben. Diese Werke gingen bei der späteren Flucht verloren.[2]
1956, nach der Niederschlagung des Ungarischen Volksaufstandes, floh sie zusammen mit ihrem Mann János Béri, der bis zu ihrem Abitur ihr Geschichtslehrer gewesen war und mit dem sie seit 1954 verheiratet war, und mit ihrer viermonatigen Tochter in die Schweiz.
Kristóf fand Arbeit in einer Uhrenfabrik in Fontainemelon und erlernte die französische Sprache, in der sie seit den 1970er Jahren ihre Bücher und Hörspiele schrieb, nur sehr langsam. Auch Französisch als Schriftsprache beherrschte sie anfangs kaum.[2] Nach ihrer Emigration schrieb sie zunächst noch auf Ungarisch. Ihre Werke wurden zuerst in der in Paris verlegten Zeitschrift für ungarische Schriftsteller im Exil Magyar Irodalmi Újság (zu Deutsch in etwa Ungarische Literaturbesprechung) veröffentlicht.[2] Nach fünf Jahren im Exil verliess sie ihren ersten Mann, gab ihre Arbeit in der Uhrenfabrik auf und besuchte Vorlesungen an der Universität Neuenburg, wo sie 1963 ein Diplom des Séminaire de français moderne erwarb. Im selben Jahr heiratete sie den Fotografen Jean-Pierre Baillod.[3]
Kristófs in einer minimalistischen und schonungslosen Sprache verfassten Werke sind in mehr als 30 Sprachen übersetzt worden. Sie behandelt darin ihre zentralen Themen des Schreibens als Überlebenskampf, der Entfremdung im Exil und der Vermengung von Wahrheit und Lüge in ihrer Heimat Ungarn und in den Lebensläufen ihrer ungarischen Landsleute.
Das große Heft in einer Bearbeitung und in der Regie von Erik Altorfer, Komposition: Martin Schütz, Produktion: DLF Kultur/HR/SRF, 2021
Theaterstücke
L’heure grise et autres pièces, 1998
John und Joe
Lucas, Ich und Mich
Monstrum. Stücke (John und Joe; Der Schlüssel zum Fahrstuhl; Eine Ratte huscht vorbei; Die graue Stunde; Monstrum; Die Straße; Die Epidemie; Die Sühne). Aus dem Französischen von Jacob Arjouni, Carina von Enzenberg, Ursula Grützmacher-Tabori, Eva Moldenhauer, Erika Tophoven. Piper, München/Berlin 2010
Literatur
Verena Auffermann: Agota Kristof – Die Wörterbuchleserin. In: Verena Auffermann, Gunhild Kübler, Ursula März, Elke Schmitter (Hrsg.): Leidenschaften. 99 Autorinnen der Weltliteratur. C. Bertelsmann, München 2009, ISBN 978-3-570-01048-8, S. 281–285
Michele Sandrine Bacholle: Representing the double bind: Doubleness and schizophrenia in the works of Annie Ernaux, Agota Kristof, and Farida Belghoul. University of Connecticut 1998 (Dissertation)