Das sechste Jahrhundert gilt als das letzte Jahrhundert der Spätantike und zugleich als das erste des Frühmittelalters. In die Mitte des 6. Jahrhunderts fällt das Ende der Völkerwanderungszeit.
Die formale und teils auch faktische Oberhoheit der oströmischen Kaiser ist aber im 6. Jahrhundert auch im Westen noch weitgehend unangefochten. Kaiser Justinian lässt seine Generäle seit 533 Nordafrika, Italien mit Sardinien und den Süden Spaniens erobern; er herrscht 565 nach der restauratio imperii nochmals über ein Reich, das sich von Gibraltar über Italien und den Balkan bis nach Ägypten, Syrien und Georgien erstreckt – ein letzter Höhepunkt der spätrömischen Geschichte und zugleich ein mögliches Datum für das „Ende der Antike“. Die Kaiser nach Justinian sprechen kein Latein mehr, und Ostrom wandelt sich zusehends in das griechische Byzanz des Mittelalters.
Seit 541 wütet die Justinianische Pest im Mittelmeerraum und fordert in mehreren Wellen über Jahrzehnte hinweg zahlreiche Opfer, bevor die Krankheit im 8. Jahrhundert aus Europa verschwindet, um erst 1347 erneut auszubrechen.
Ab 568 fallen die Langobarden in Italien ein; dies gilt traditionell als der Endpunkt der spätantiken Völkerwanderung. Die Bajuwaren werden um 550 erstmals erwähnt und besiedeln das nördliche Alpenvorland. In die durch die Völkerwanderung entvölkerten ehemaligen ostgermanischen Gebiete wandern slawische Völker (z. B. Wenden) ein. Etwa um diese Zeit sind die Slawen auch auf dem Balkan präsent, die ab den 580er Jahren zu einer dauerhaften Ansiedlung südlich der Donau übergingen, wenngleich die Landnahme der Slawen auf dem Balkan durch die Balkanfeldzüge des Maurikios (ab 592) verzögert wird. Zusammen mit den Langobarden dringen auch die ursprünglich zentralasiatischen Awaren in den Raum Ungarn/Östliches Österreich ein. Das Reich der fränkischen Merowinger erreicht um 560 seine vorerst größte Ausdehnung und gerät nach 562 aufgrund innerer Wirren in eine Schwächephase. Die arianischenWestgotenkönige treten 589 zum katholischen Christentum über.
Um 560 vernichten die Perser das Reich der hunnischen Hephthaliten durch ein Bündnis mit den Türken, die sich aber wenig später gegen ihre vormaligen Verbündeten wenden und 572 im Bündnis mit den Oströmern die Sassaniden angreifen. Diese können sich aber im Zweifrontenkrieg behaupten.
Um 570 erfolgt die Geburt des Propheten Mohammed, der dann, muslimischer Überlieferung zufolge, um 610 den Erzengel Gabriel empfangen und damit zum Begründer einer neuen Weltreligion werden sollte.