Alfred Dregger besuchte von 1927 bis 1931 die Volksschule in Westönnen und anschließend das Marien-Gymnasiums Werl[1] (ab 1937 Deutsche Oberschule für Jungen).
Dregger war Mitglied der CDU und von 1967 bis 1982 der Landesvorsitzende der CDU Hessen. Als solcher war er insgesamt viermal Spitzenkandidat seiner Partei. Es gelang ihm, den Stimmenanteil der CDU, der bei Amtsantritt 1967 nur 26,4 % betragen hatte, in wenigen Jahren auf 47,5 % (1974) zu steigern. Dennoch gelang es der CDU unter seinem Vorsitz weder gegen Albert Osswald (1970 und 1974) noch gegen Holger Börner (1978 und 1982), eine Regierungsmehrheit zu erlangen. 1969 wurde er außerdem Mitglied im Bundesvorstand und war von 1977 bis 1983 stellvertretender Bundesvorsitzender der CDU. Dregger war prominenter Vertreter des nationalkonservativen Flügels der CDU, allgemein auch „Stahlhelmer“ genannt.[7][8][9][10][11]
Alfred Dregger war bei der Bundestagswahl 1972 noch über die Landesliste Hessen und danach stets als direkt gewählter Abgeordneter des WahlkreisesFulda in den Deutschen Bundestag eingezogen. Zuletzt erreichte er bei der Bundestagswahl 1994 55,1 % der abgegebenen Erststimmen.
Obwohl gesundheitlich schon sehr geschwächt, wollte Dregger 1998 noch einmal in den Deutschen Bundestag einziehen, um als Alterspräsident die erste Sitzung zu eröffnen. Erst nach monatelangen innerparteilichen Querelen zog er seine Kandidatur zurück.[13] Sein Nachfolger als Wahlkreisabgeordneter wurde Martin Hohmann.
Öffentliche Ämter
Von 1956 bis 1970 war Dregger Oberbürgermeister von Fulda. 1970 wurde er Ehrenbürger der Stadt Fulda.
Familie
Alfred Dregger wurde in Münster als Sohn eines Verlagsdirektors geboren. Sein Vater Alfred Dregger sen., geboren in Günne (Möhnesee), war als Wehrmachtsoffizier vor dem Krieg beim Reichswehrersatzamt in Soest tätig. Seine Mutter Anna Dregger, geb. Sasse, stammte aus einer Westönner Bauernfamilie. Seine Jugend verbrachte Alfred Dregger zeitweise im Haus seiner Eltern in Werl-Westönnen (Am Börn). Sein Bruder wird seit dem Zweiten Weltkrieg an der Ostfront vermisst. Alfred Dregger heiratete 1952. Mit seiner Ehefrau Dagmar, einer Diplomvolkswirtin, hatte er drei Kinder; der älteste Sohn Wolfgang starb 1972 bei einem Verkehrsunfall.
Sein Sohn Burkard war von 2018 bis 2021 CDU-Fraktionsvorsitzender im Abgeordnetenhaus von Berlin und ist seit seinem parlamentarischen Wiedereinzug 2023 innenpolitischer Sprecher der Fraktion.
Positionen
Alfred Dregger war in seiner Zeit als aktiver Politiker der prominenteste Vertreter des nationalkonservativen Flügels der CDU.
Sicherheitspolitik
Innerhalb der Europäischen Gemeinschaften forderte er eine Europäische Sicherheitsunion als starken europäischen Pfeiler der NATO. Die von ihm formulierte Sicherheitspolitik diente der Erhaltung des Friedens mit immer weniger Waffen, schloss also gleichgewichtige Abrüstungspolitik ein. Insbesondere wandte er sich gegen atomare Sonderbedrohungen der Bundesrepublik Deutschland, weil „Deutschland atomar nicht verteidigt, aber zerstört“ werden könne. Er drängte deshalb auf die Abrüstung sowohl der sowjetischen Mittelstreckenraketen wie auch auf den Verzicht Frankreichs auf die Kurzstreckensysteme Hadès und Pluton.
Linksterrorismus und Radikalenerlass
In den 1970er-Jahren war Dregger ein vehementer Befürworter der Durchsetzung des Radikalenerlasses; andernfalls wäre nach seiner Auffassung ein Verbot der DKP geboten. Während des Deutschen Herbstes 1977 hatte Dregger die Einrichtung eines „Terroristen-Jagdkommandos“[14] gefordert, das „freigestellt von bürokratischen Einwirkungen“ sein müsse.[15]
Dregger setzte sich für eine „Normalisierung“ des Geschichtsbewusstseins in Deutschland ein. Dieses viel kritisierte Engagement zielt auf eine partielle Relativierung der nationalsozialistischen Verbrechen und einer Fokusverlagerung hin zu einer positiven nationalen Identität in Deutschland. Dementsprechend klagte Dregger einen „elementaren Patriotismus“ gegenüber der seiner Ansicht nach vorherrschenden Geschichtslosigkeit und Rücksichtslosigkeit gegenüber der eigenen Nation in Deutschland ein. Sein Ziel war eine „nationale Regeneration“ gegenüber der von ihm in der Form kritisierten „Vergangenheitsbewältigung“. Seine Suche nach identifikationsträchtigen Aspekten des Zweiten Weltkrieges war dann auch die Ursache für seine Kritik an der Wanderausstellung Die Verbrechen der Wehrmacht 1941–1944, die den Mythos der „sauberen Wehrmacht“ zerstörte.[18]
Veröffentlichungen
Freiheit in unserer Zeit. Reden und Aufsätze. Herbig, München 1980.
Nach einem Antrag der Jungen Union und Beschluss des Landesparteitages im Jahre 2007 trägt die Landesgeschäftsstelle der hessischen CDU in Wiesbaden seit dem 20. August 2010[19] den Namen Alfred-Dregger-Haus.[11][20]
Jochen Lengemann: Das Hessen-Parlament 1946–1986. Biographisches Handbuch des Beratenden Landesausschusses, der Verfassungsberatenden Landesversammlung und des Hessischen Landtags (1.–11. Wahlperiode). Hrsg.: Präsident des Hessischen Landtags. Insel-Verlag, Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-458-14330-0, S.237 (hessen.de [PDF; 12,4MB]).
Jochen Lengemann: MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 14 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 111.
Michael Mott: Ein Vollblut-Politiker, der polarisierte / Alfred Dregger (1920 bis 2002): Oberbürgermeister, CDU-Landeschef, CDU/CSU-Bundestagsfraktionsvorsitzender. In: Fuldaer Zeitung, 7. Oktober 2009, S. 13 (Serie: Fuldaer Köpfe).
Dieter Weirich: Alfred Dregger. Haltung und Herz – Eine Biografie, Frankfurt am Main: Societäts-Verlag 2019, ISBN 978-3-95542-339-1.
Dr. jur. Alfred Dregger. Abgeordnete. In: Hessische Parlamentarismusgeschichte Online.HLGL & Uni Marburg, abgerufen am 14. Januar 2024 (Stand 28. November 2023).
↑Dan Diner: Zwischen Aporie und Apologie. Über die Grenzen der Historisierbarkeit des Nationalsozialismus. In: ders. (Hg.): Ist der Nationalsozialismus Geschichte? Zu Historisierung und Historikerstreit. Frankfurt am Main 1987, S. 62–73.