In Bad Blankenburg wurde 1840 von Friedrich Fröbel das Konzept des Kindergartens entwickelt und erstmals umgesetzt. Die dafür verwendete Wortneubildung hielt als deutsches Lehnwort Einzug in mehrere Sprachen, u. a. das Englische.
Bad Blankenburg bildet mit den Städten Saalfeld/Saale und Rudolstadt das Städtedreieck Saalebogen mit 60.000 Einwohnern. Bad Blankenburg liegt am Nordrand des Thüringer Schiefergebirges, wo die Rinne in die Schwarza mündet. Die Stadt ist das Tor zum Schwarzatal, einer Tourismusregion.
Stadtgliederung
Zu Bad Blankenburg gehören acht Ortsteile (in Klammern: urkundliche Ersterwähnung):[2]
Blankenburg wurde 1267 erstmals in einem Stiftungsbrief des Saalfelder Nonnenklosters erwähnt.[3] Der Bau der Stadtkirche wurde 1385 begonnen und nach einem Brand baute man weiter, sodass 1794 die Einweihung erfolgen konnte.[4]
Der Ort geht auf die einst ebenfalls Blankenburg genannte Burg Greifenstein zurück, unter der sich die Siedlung als nach der Burg genannter Burgweiler bildete und 1267 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Das Stadtrecht ist seit 1323 urkundlich verbürgt.
Neuzeit
1744 kam es zu einem schweren Stadtbrand, der nahezu alle Gebäude der Stadt zerstörte. Im Jahr 1840 gründete Friedrich Fröbel in Blankenburg den ersten Kindergarten der Welt. Im selben Jahr begann auch der Kurbetrieb im Ort, durch den Blankenburg 1911 von den damaligen Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt der Titel Bad verliehen wurde. Bis 1918 gehörte der Ort zur Oberherrschaft des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt.
Am 1. Juli 1950 wurde die Gemeinde Watzdorf eingegliedert.
Wende und Bundesrepublik Deutschland
Zu DDR-Zeiten wurde das ehemalige Sanatorium Schwarzeck als Parteischule der SED umgebaut und später als Hotel betrieben, aber nach 2000 dem Verfall preisgegeben.
Am 19. Juni 1992 wurden Böhlscheiben und Zeigerheim eingemeindet, am 23. März 1993 folgten Gölitz und Oberwirbach[5] und am 8. März 1994 Cordobang.
Einwohnerentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1960 31. Dezember):
1834: 01.256
1933: 04.557
1939: 05.307
1960: 10.126
1994: 08.323
1995: 08.197
1996: 08.136
1997: 8.076
1998: 8.037
1999: 7.963
2000: 7.909
2001: 7.764
2002: 7.688
2003: 7.658
2004: 7.613
2005: 7.498
2006: 7.363
2007: 7.281
2008: 7.235
2009: 7.173
2010: 7.047
2011: 6.873
2012: 6.816
2013: 6.724
2014: 6.644
2015: 6.767
2016: 6.666
2017: 6.515
2018: 6.407
2019: 6.334
2020: 6.191
2021: 6.075
2022: 6.029
2023: 5.992
Datenquelle ab 1994: Thüringer Landesamt für Statistik[6]
Blasonierung: „In Grün ein aufgerichteter hersehender goldener Löwe mit roter Zunge und Bewehrung.“
Städtepartnerschaften
Seit 1990 besteht eine Städtepartnerschaft mit der nordhessischen Stadt Hofgeismar. 2013 wurde eine Partnerschaft mit der polnischen Stadt Tarnów Opolski (Landkreis Opole, Partnerlandkreis des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt) vereinbart.[9]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Überblick
Zu den Sehenswürdigkeiten zählen neben der Burg Greifenstein das jährlich stattfindende Lavendelfest.
Zwei Kilometer südsüdwestlich des Zentrums der Stadt liegt rechts der Schwarza die Wallanlage Hünenkuppe, geschützt durch die angrenzenden Steilhänge. Es ist wahrscheinlich eine Befestigungsanlage der jüngeren Bronze- oder älteren Eisenzeit. Die siedlungsunfreundliche Lage deutet auf einen Kultstandort hin. Er wird aber auch mit den damaligen Goldfunden in der Schwarza in Verbindung gebracht.[10]
Bad Blankenburg war ab 1926 Tagungsort des Vertreterconvents (VC) der akademischen Turnerschaften,[11] eines Verbands von Studentenverbindungen. In Bad Blankenburg wurde vom Vertreterconvent eine Sportstätte für die Turnfeste errichtet, die heute die Landessportschule Thüringen beherbergt. Ebenso errichteten die Mitglieder des VC die Stadthalle und restaurierten den Turm auf Burg Greifenstein.[12]
Heute findet in Bad Blankenburg jährlich im Herbst die Greifensteintagung des Coburger Convents (CC) statt.[13][14][15]
Ein Gedenkstein auf dem Gelände des evangelisch-kirchlichen Anna-Luisen-Stiftes erinnert seit 2001 an die mehr als 200 behinderten Kinder, die dort von den 1920er Jahren bis in die 1940er Jahre gefoltert und schließlich getötet wurden. 54 von ihnen wurden 1941 in die Thüringer Landesheilanstalt Stadtroda gebracht, von denen 24 nicht zurückkehrten, weil sie mit hoher Wahrscheinlichkeit dem Euthanasieprogramm T4 zum Opfer fielen.[16]
Am Oelberg (im häufig so genannten Wohngebiet Dörfchen) wurde 1985 für die Opfer des Todesmarsches von Häftlingen des KZ Buchenwald, der den Ort im April 1945 passierte,[17] ein Gedenkstein aufgestellt.
Das Museum wurde 1910 in dem Gebäude eröffnet, in dem Friedrich Fröbel 1839/40 den ersten Kindergarten der Welt „stiftete“. Der handschriftliche Nachlass des Museums umfasst über 1000 Briefe. Zudem verfügt das Museum über eine Bibliothek mit über 3000 Bänden nationaler und internationaler Fröbel-Sekundärliteratur. Das Museum ist auch Forschungs- und Tagungsstätte für Wissenschaftler, die sich mit Friedrich Fröbel beschäftigen.
Zahlreiche Orte aller Art in und um Bad Blankenburg, bis hin zu einem Aussichtspunkt, wurden nach Fröbel benannt.[18]
Einstiges Kurviertel
Südöstlich der Altstadt, am Eingang ins Schwarzatal, mit Blick auf die großen Mischwälder des Thüringer Schiefergebirges, zeugt das einstige Kurviertel vom mondänen Charme vergangener Zeiten.
Entlang der Schwarza erstrecken sich ausgedehnte Parkanlagen, mit dem Kurpark, dem Pavillon der Antonius-Quelle und einer Kneippanlage. Hier befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite der Schwarza, zu beiden Seiten der Georgstraße, das große Villenviertel, mit einer Rehaklinik und einstigen und noch bestehenden Hotels, die vom früheren Kurbetrieb zeugen. Jenseits der Schwarza, am Waldrand, liegt das dem Verfall preisgegebene Hotel Schwarzeck, im Stil eines Grandhotels aus der Belle Epoque.
Ein dichtes Wanderwegenetz beginnt an den Parkanlagen und erschließt das Thüringer Schiefergebirge.
Villen in Bad Blankenburg
Bähringstraße
Bähringstraße
Fröbelstraße
Goetheweg
Georgstraße
Schwarzburger Straße
Sport
2021 bewarb sich die Stadt zusammen mit Rudolstadt und Saalfeld als Host Town für die Gestaltung eines viertägigen Programms für eine internationale Delegation der Special Olympics World Summer Games 2023 in Berlin. 2022 wurde sie als Gastgeberin für Special Olympics Sudan ausgewählt.[19] Damit wurde sie Teil des größten kommunalen Inklusionsprojekts in der Geschichte der Bundesrepublik mit mehr als 200 Host Towns.[20]
Die Städte Bad Blankenburg, Rudolstadt und Saalfeld/Saale arbeiten seit 1997 als Städteverbund Städtedreieck am Saalebogen zusammen und begannen eine Diskussion über einen möglichen festeren Zusammenschluss. Ein Ergebnis ist u. a. die Zusammenlegung der Wirtschaftsförderungen zu einer regionalen Wirtschaftsförderagentur im Juli 2007.
Medien
Im Bereich der Medien sind in der Stadt Verlage wie auch größere Druckereien vertreten.
Bad Blankenburg gehört zum Verbreitungsgebiet der Ostthüringer Zeitung (OTZ) und wird im Bereich der elektronischen Medien neben den allgemeinen öffentlich-rechtlichen und privaten Angeboten Thüringens vom SRB, dem regionalen Bürgermediensender, versorgt.
Elektro- und Elektronikindustrie
In Bad Blankenburg gab es zwei Hersteller von Antennentechnik: Blankom Antennentechnik GmbH und Antennentechnik Bad Blankenburg AG. Beide sind Nachfolgebetriebe des VEB Antennenwerke Bad Blankenburg. Blankom wurde wegen Insolvenz zum 31. Januar 2017 aufgelöst. ABB verlagerte seinen Geschäftssitz nach Weimar.
Die Stadt war bereits seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein Standort von Elektro- bzw. Radioherstellern. 1919 entstand in Bad Blankenburg die Hermann Pawlik – Elektrotechnische Fabrik Heliogen. Eines ihrer Produkte waren Detektorempfänger. 1946 wurde der Betrieb nach der Liquidation[21] in eine Sowjetische Aktiengesellschaft (SAG) umgewandelt, bevor sie 1950 zum VEB Fernmeldewerk Bad Blankenburg wurde. Ab 1961 produzierte der Betrieb unter dem Namen VEB Antennenwerke Bad Blankenburg.[22]
1930 gründete Franz Baumgartner (eFBe) eine Firma für Heizkissen und elektrische Apparate. In der DDR wurde 1952 das Vermögen beschlagnahmt. Daraus entstand der VEB (K) Elektro-Heiz-Geräte, später vergrößert und umbenannt in VEB (B) Elektrogeräte- und Armaturenwerk Bad Blankenburg. 1978 wurde der Betrieb dem Kombinat VEB Elektrogerätewerk Suhl zugeordnet und die Produkte wurden unter dem Markennamen AKA electric auch ins Ausland exportiert. Zwei Jahre nach der Deutschen Wiedervereinigung wurde der VEB Elektrogeräte Bad Blankenburg am 21. Mai 1992 in eine GmbH und der Treuhandanstalt als Gesellschafter unterstellt. Das Unternehmen firmierte danach als Efbe Elektrogeräte GmbH. Zum 1. Januar 1993 erfolgte die Privatisierung und Bernd Heinze übernahm das Unternehmen und erwarb die Produktionseinrichtungen und Werkzeuge der in Konkurs gegangenen Schott Elektrogeräte GmbH aus Groß Ippener und begann mit der erneuten Produktion von elektrischen Produkten unter den Marken efbe-Schott, Maybaum und Kalorik. Die Efbe GmbH mit ihrer Tochtergesellschaft die Efbe Elektrogeräte gehören zur Team Kalorik Group N.V. mit Sitz in Sint-Genesius-Rode (Belgien).
Sonstiges
Bad Blankenburg ist Sitz der Deutschen Evangelischen Allianz, eines Zusammenschlusses evangelisch und vor allem evangelikal gesinnter Christen verschiedener Gemeinden und Gruppen. Angeregt durch Anna Thekla von Weling, findet seit 1886 (mit kurzzeitigen Unterbrechungen) alljährlich in der Konferenzhalle der Deutschen Evangelischen Allianz die Bad Blankenburger Allianzkonferenz statt. Es handelt sich laut Selbstbeschreibung um die „historisch älteste, regelmäßig stattfindende Bibel- und Glaubenskonferenz für Jung und Alt“.[23]
Die Stadt ist staatlich anerkanntes Heilbad. Das Prädikat Luftkurort verlor die Stadt im Jahr 2007. Sie bemüht sich aber, durch entsprechende Maßnahmen zur Steigerung der Luftqualität diesen Titel erneut zu erwerben.[24] Seit 2013 trägt die Stadt auch den Titel staatlich anerkannter Erholungsort.[25]
↑ abWolfgang Kahl: Ersterwähnung Thüringer Städte und Dörfer. Ein Handbuch. 2., verbesserte Auflage. Rockstuhl, Bad Langensalza 2001, ISBN 3-934748-58-9, S. 11–67.
↑Geschichte (der Stadt Bad Blankenburg). Stadt Blankenburg, 2012, abgerufen am 13. Juni 2018: „Es ist anzunehmen, dass die Siedlung an Rinne und Schwarza schon Jahrzehnte früher existierte. In einem Lehnsbrief von 1323 tauchte Blankenburg dann als Stadt auf.“
↑Lieselotte Swietek, Wolfgang Swietek: Stadtkirchen in Thüringen (= Kleine Thüringen-Bibliothek. Bd. 31). Verlagshaus Thüringen, Erfurt 1993, ISBN 3-86087-023-8, S. 22–23.
↑Rechtsverordnung des thüringischen Innenministers Schuster vom 1. Februar 1993: Thüringer Verordnung über die Auflösung der Gemeinden Gölitz und Oberwirbach und ihre Eingliederung in die Gemeinde Bad Blankenburg, GVBl. 1993, S. 220 f. (Digitalisat hier).
↑Michael Köhler: Heidnische Heiligtümer. Vorchristliche Kultstätten und Kultverdachtsplätze in Thüringen. Jenzig-Verlag Köhler, Jena 2007, ISBN 978-3-910141-85-8, S. 185.
↑Hochschulpolitisches Amt des VC (Hrsg.): Verband der Turnerschaften auf deutschen Hochschulen. Selbstverlag des VC, Charlottenburg 1926, S. 3 ff.
↑Erich Müller (Hrsg.): Turnerschafterbuch. Verlag des Turnerschafterbuches, Mainz 1933, S. 277 f.
↑Holger Spierig: „Herr, vergib uns unsere Schuld“. Kirchliches Pflegeheim in Bad Blankenburg arbeitet die dunklen Stellen seiner Geschichte auf. In: Glaube + Heimat. 37, vom 15. September 2002, S. 3.
↑Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933–1945 (Hrsg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945. Band 8: Thüringen. VAS – Verlag für Akademische Schriften, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-88864-343-0, S. 232.
↑Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar, Schriftverkehr im Ministerium für Wirtschaft und Arbeit des Landes Thüringen. 1924 bis 1959. Betriebsverzeichnisse, SAG-Betriebe, Reparationen.