Bernhard Winter (* 14. März1871 in Neuenbrok; † 6. August1964 in Oldenburg) war ein deutscher Maler, Graphiker und Fotograf, der vor allem für den Raum Oldenburg bedeutend ist.
Winter entstammte einer bäuerlichen Familie aus Neuenbrok. Seine Eltern waren der Malermeister Bernhard Winter (1838–1911) und dessen erste Ehefrau Mette Katharina geb. Vogelsang. Die Familie zog 1875 nach Oldenbrok, wo Winter im nahen Moorriem erste prägende Eindrücke der Moormarschlandschaft gewann, auf die er in seinen Motiven später noch häufig Bezug nahm. 1882 übernahm der Vater ein Farbengeschäft in Oldenburg. Winter besuchte hier die Oberrealschule, wo sein zeichnerisches Talent bereits früh gefördert wurde. Die für Winter prägendste Förderung seiner Jugendjahre verdankte er allerdings dem Konservator der großherzoglichen Galerie im Augusteum Sophus Diedrichs (1817–1893), der ihn in die Kunst der niederländischen Landschaftsmalerei einführte, die Winter sein Leben lang bewundern sollte.
Von 1887 bis 1891 besuchte Winter die Dresdner Kunstakademie, die er anfangs für den strengen und konservativen Lehrbetrieb schätzte, sich später aber von diesem abwandte. 1891 kehrte er nach Oldenburg zurück. Eine Reise nach Berlin im Winter 1891 sowie ein Besuch auf der Weltausstellung in Chicago auf Einladung eines Onkels blieben ohne großen Eindruck auf Winter und sein Werk. 1895 ging er an die Kunstakademie Düsseldorf, unterbrach sein Studium dort aber häufiger für längere Aufenthalte in der oldenburgischen Heimat, zu der er eine starke Beziehung hatte.
1903 erhielt er durch den Großherzog Friedrich August aufgrund von „hervorragenden künstlerischen Leistungen“ den Professorentitel und war damit der jüngste Professor und der erste Maler mit diesem Titel in der Geschichte der Stadt Oldenburg.
Winter malte vor allem Bilder über das bäuerliche Leben der Region Oldenburg, mit denen er in Zeiten des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandels das Leben und Arbeiten der bäuerlichen Bevölkerung dokumentieren und bewahren wollte. Er gilt als führender Vertreter der Heimatbewegung im Oldenburger Land. Mehrfach wurde er für seine großflächigen Gemälde mit Goldenen Medaillen auf Kunstausstellungen geehrt, so 1896 in München, 1898 auf der Großen Berliner Kunstausstellung (Kleine Goldmedaille), 1899 in Dresden und 1901 in Oldenburg.
Bernhard Winter schuf aber auch viele Porträts vor allem von Oldenburger Bürgern, von historischen Ereignissen und Genreszenen. Deshalb galt er vor allem in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg als Szenemaler der Oldenburger Bürgerschaft und seine Werke erzielten hohe Preise. Winter machte sich aber auch einen Namen als Buchillustrator, Grafiker, Fotograf und als Sammler bäuerlichen Kulturguts.
Winter gehörte 1904 neben Paul Müller-Kaempff, Richard tom Dieck und Gerhard Bakenhus zu den Begründern des Oldenburger Künstlerbundes und war als dessen Vorsitzender Mitunterzeichner eines Bitte an das Staatsministerium um Unterstützung „der bildenden Kunst und verwandter Bestrebungen“. Die Eingabe hatte Erfolg und das Ministerium stellte von 1906 an jährlich 3000 Mark Fördergelder zur Verfügung. Über deren Verwendung entschied Winter als Mitglied im Beratergremium und in der neugebildeten Ankaufskommission mit.
Ebenfalls 1906 schlug Winter in einer weiteren Eingabe vor, für die zukünftige moderne Sammlung Motive des Landes von Oldenburger Künstlern festhalten zu lassen. Hintergrund dazu war seine Ansicht, die Hauptaufgabe der Sammlung sei die Wiedergabe von Heimatlich-Vertrautem für ein möglichst breites Publikum.
Das Volkstümliche und Ursprüngliche des Oldenburger Landes versuchte Winter auch durch die Einrichtung des Zwischenahner Freilichtmuseums, dass er 1909/10 zusammen mit Johann Heinrich Sandstede und Wilhelm Gleimius gegründet hatte, sowie durch Beiträge für die 1913 erschienene Heimatkunde des Herzogtums Oldenburg, zu fördern.
Viele seiner Werke, seine Besitztümer und Sammlungen sowie sein Nachlass werden heute im Stadtmuseum Oldenburg bewahrt, wo auch eine umfangreiche Ausstellung über Bernhard Winter gezeigt wird.
Familie
1904 heiratete Winter Martha Schröder (1878–1960), die Tochter des Ökonomierats und Landtagspräsidenten Wilhelm Schröder (1853–1939).
Werke
Die Stedinger. 20 Bilder mit niederdeutschen Texten. Neuausgabe zum 750jährigen Gedenken an die Stedinger Kriege, mit Einleitung von Edo Pille, Niederdeutscher Heimat- und Kulturverein 1984
Literatur
Hans M. Fricke: Das Lebenswerk des Malers Bernhard Winter in Oldenburger Jahrbuch, 1940/41, S. 218ff Digitalisat
Ewald Gäßler: Der Maler und Graphiker Bernhard Winter (1871-1964), in: Uwe Meiners (Hrsg.): Suche nach Geborgenheit. Heimatbewegung in Stadt und Land Oldenburg, Oldenburg 2002, S. 136–173.
Elfriede Heinemeyer: Winter, Bernhard. In: Hans Friedl/Wolfgang Günther/Hilke Günther-Arndt/Heinrich Schmidt (Hrsg.): Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg. Oldenburg 1992, ISBN 3-89442-135-5, S. 805–806 (online)
↑Ewald Gäßler: Der Maler und Graphiker Bernhard Winter (1871-1964). In: Uwe Meiners (Hrsg.): Suche nach Geborgenheit. Heimatbewegung in Stadt und Land Oldenburg. Isensee Verlag, Oldenburg 2002, ISBN 3-89598-834-0, S.169f.
↑Ewald Gäßler: Der Maler und Graphiker Bernhard Winter (1871-1964). In: Uwe Meiners (Hrsg.): Suche nach Geborgenheit. Heimatbewegung in Stadt und Land Oldenburg. Isensee, Oldenburg 2002, S.163.
↑Winter, Bernhard. In: Theodor Kellenter: Die Gottbegnadeten : Hitlers Liste unersetzbarer Künstler. Kiel: Arndt, 2020, ISBN 978-3-88741-290-6, S. 150f.