Der Bezirk gilt heute als eher bürgerlicher Wohnort und weist eine günstige Sozialstruktur auf.[2] Charlottenburg-Wilmersdorf ist eines der umsatzstärksten Geschäfts- und Handelszentren in Berlin. Die Messe Berlin hat hier u. a. ihren Standort.
Charlottenburg ist hervorgegangen aus der Gemeinde Lietzenburg (ursprünglich: Lietzow), auf deren Territorium zu Ehren von Königin Sophie Charlotte das Schloss Charlottenburg errichtet und 1705 die Stadt Charlottenburg gegründet wurde. Bis zur Eingemeindung zu Groß-Berlin im Jahr 1920 entwickelte sich Charlottenburg zur reichsten Stadt Preußens.
Der ehemalige Bezirk Wilmersdorf und heutige Ortsteil wurde nach 1220 gegründet. Mitte des 18. Jahrhunderts erwarben die ersten Berliner Bürger Land und Bauernhäuser im damaligen Deutsch-Wilmersdorf und richteten Sommersitze in der Wilhelmsaue ein. Mit dem 1. April 1907 schied Wilmersdorf aus dem Kreis Teltow aus und wurde ein selbstständiger Stadtkreis. Ab 1912 führte die Stadt die Bezeichnung Berlin-Wilmersdorf. Zum 1. Oktober 1920 wurde die Großstadt nach Groß-Berlin eingemeindet.
Der Bezirk entstand zum 1. Januar 2001 durch die Fusion der beiden ehemaligen West-Berliner Bezirke Charlottenburg und Wilmersdorf. Im Jahr 2004 wurde der Bezirk in die heutigen Ortsteile gegliedert.
Der Bezirk ist sehr unterschiedlich besiedelt. Neben den dicht besiedelten Ortsteilen Wilmersdorf (Rang 7 in Berlin), Charlottenburg und Halensee (Rang 11 und 12) liegt Grunewald, einer der am dünnsten besiedelten Ortsteile Berlins. Im Ortsteil Grunewald leben drei Prozent der Bevölkerung des Bezirks auf mehr als einem Drittel der Gesamtfläche des Bezirks, allerdings entfallen rund 85 Prozent der Fläche des Ortsteils auf den unbewohnten Forst Grunewald und Wasserflächen. Zwei Drittel der Bevölkerung des Bezirks lebt in Charlottenburg und Wilmersdorf. Halensee ist nach dem Hansaviertel der zweitkleinste Ortsteil Berlins, während der Ortsteil Grunewald zu den größten zählt.
Der Ortsteil Charlottenburg umfasst unter anderem die historische Altstadt Charlottenburg mit dem gleichnamigen Schloss und das ehemalige Zooviertel, heute besser bekannt als City West. Bis heute nimmt die Gegend um den Bahnhof Zoo mit dem Boulevard Kurfürstendamm eine Zentrumsfunktion für große Teile des Berliner Westens ein.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Ostteil der Ortslage stark zerstört, woran bis heute die in Teilen als Ruine erhaltene Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche erinnert. Der Norden und Westen Charlottenburgs, wie etwa in der Altstadt oder dem Danckelmannkiez, weisen ein fast homogenes Stadtbild auf, das zwischen 1900 und 1930 entstanden ist.
Nördlich von Charlottenburg liegt der 2004 neu definierte Ortsteil Charlottenburg-Nord, der mit seinen Großwohnsiedlungen im Kontrast zur historischen und zum Teil sehr großzügig angelegten Bausubstanz im Süden steht. Auch ist hier bereits die industrielle Atmosphäre des Berliner Nordens spürbar. Als Siedlungsgebiet entstand die Gegend erst nach 1950, auf einem Teil des historischen Volkspark Jungfernheide, der sich bis heute über einen Großteil der Ortslage erstreckt.
Ursprünglich ab den 1860er Jahren als reine Villenkolonie für die wachsende Großstadt Charlottenburg geplant, haben heute einige Gegenden in Westend auch das typische (West-)Berliner Ambiente mit einer Mischung aus Mietshäusern und Gewerbe. Anlässlich der Olympischen Sommerspiele 1936 wurden hier Sportstätten errichtet, die bis heute für Großveranstaltungen genutzt werden. Eine Besonderheit ist das Corbusierhaus, ein Hochhaus, das vom Architekten Le Corbusier 1957 im Rahmen der Internationalen BauausstellungInterbau 1957 errichtet wurde.
Der heutige Ortsteil Wilmersdorf besteht im Wesentlichen aus dem ehemaligen Ortsteilzentrum des ehemaligen Bezirks Wilmersdorf um die sogenannte Carstenn-Figur, einer historischen Straßenstruktur mit der Bundesallee (bis 1950: Kaiserallee) im Zentrum und den vier Eckpunkten Fasanenplatz, Nürnberger Platz, Prager Platz und Nikolsburger Platz. Die Gegend östlich der Bundesallee wurde im Zweiten Weltkrieg stark zerstört, sodass die historische Stadtstruktur dort kaum noch erkennbar ist. Auch die autogerechte Stadtplanung der 1960er und 1970er Jahre veränderte diesen Teil des Orts stark.
Südlich angrenzend und ebenfalls zum Ortsteil Wilmersdorf gehörend befindet sich das Rheingauviertel und die Künstlerkolonie. Das Rheingauviertel wurde um 1910 als Landhauskolonie im englischen Stil für gehobenes Wohnen fertiggestellt und ist in dieser Gestalt weitestgehend erhalten. Auch die Künstlerkolonie aus den 1920er Jahren, die von der Interessenvertretung für Künstler und Schriftsteller für die Kulturschaffenden Berlins errichtet wurde, ist in ihrer Gestalt größtenteils unverändert.
Benannt nach dem im angrenzenden Grunewald gelegenen Halensee wurde die Gegend des heutigen Ortsteils Halensee als Villen- und Mietshaussiedlung für gehobenes Wohnen geplant. In den 1920er Jahren siedelten sich hier viele russischeEmigranten an, die ihre Heimat in Folge der Oktoberrevolution hatten verlassen müssen. Die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg trafen auch Teile von Halensee und der anschließende Wiederaufbau veränderte den Charakter des Ortsteils nachhaltig. In den Bombenlücken entstanden zunächst vor allem Bauten des Sozialen Wohnungsbaus und später zahlreiche Bürohochhäuser und die Stadtautobahn. Diese Trasse begrenzt Halensee zu den Ortsteilen Grunewald und Schmargendorf. Der Kurfürstendamm teilt den kleinen Ortsteil in zwei Hälften.
Zwischen AVUS und dem Grunewald liegt Schmargendorf, das seinen kleinstädtischen Charakter mit seinem eigenen historischen Ortsteilzentrum bis heute erhalten hat. Besonderer Beliebtheit bei Hochzeitspaaren erfreut sich das Standesamt im historischen Rathaus Schmargendorf.
In der Friedrichshaller Straße 23 wohnte Lilly Wust, besser bekannt als Aimée aus dem Film und Tatsachenroman Aimée & Jaguar, der von ihrer Liebe zu der jüdischen Journalistin Felice Schragenheim erzählt. Ein Großteil der Handlung von Film und Buch spielt in ebendieser Wohnung.
Der Ortsteil Grunewald ist benannt nach dem gleichnamigen Forst, der einen Großteil seiner Fläche einnimmt. Seit seiner Entstehung in den 1880er Jahren, zählt er zu den wohlhabendsten Gebieten Berlins. Grunewald ist geprägt von herrschaftlicher Villenbebauung, wie beispielsweise dem Palais Mendelssohn, das in den 1960er Jahren mit zeitgenössischen Bauelementen wiederhergestellt wurde und seither von der Johannischen Kirche als St.-Michaels-Heim genutzt wird. Damals wie heute befinden sich viele Botschaften und zahlreiche Botschafter-Residenzen im Ortsteil Grunewald. Vom Bahnhof Grunewald erfolgte ab 1941 die Deportation der Berliner Juden, vornehmlich in Konzentrations- und Vernichtungslager in Osteuropa. An diese Verbrechen erinnert seit 1988 das Mahnmal Gleis 17.
Bevölkerung
Überblick
Charlottenburg-Wilmersdorf gilt als eher bürgerlicher Bezirk. Am 31. Dezember 2023 zählte der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf 343.081 Einwohner auf einer Fläche von 64,7 Quadratkilometern.[4] Somit lag am Stichtag die Bevölkerungsdichte bei 5.301 Einwohnern pro Quadratkilometer.
Bevölkerungsentwicklung im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Die folgende Tabelle zeigt Angaben zur Struktur der Bevölkerung von Charlottenburg-Wilmersdorf am 31. Dezember 2023.[6]
Geschlecht
Anzahl
Anteil
männlich
165.667
48,3 %
weiblich
177.414
51,7 %
Insgesamt
343.081
100 %
Altersgruppen
unter 20
052.870
15,4 %
20 bis unter 40
100.141
28,8 %
40 bis unter 65
111.302
26,2 %
ab 65
078.768
29,6 %
Insgesamt
343.081
100 %
Herkunft
Anzahl
Anteil
Deutsche ohne Migrationshintergrund
187.722
54,7 %
Deutsche mit Migrationshintergrund
063.288
18,5 %
Ausländer
092.071
26,8 %
Insgesamt
343.081
100 %
Wohnlagen
einfache Wohnlagen bzw. ohne Angabe
020.376
05,9 %
mittlere Wohnlagen
093.915
27,4 %
gute Wohnlagen
228.790
66,7 %
Insgesamt
343.081
100 %
Religion
Anzahl
Anteil
evangelisch
050.840
14,8 %
römisch-katholisch
032.980
09,6 %
sonstige bzw. keine
259.261
75,6 %
Insgesamt
343.081
100 %
Der Bezirk gehört zu den geburtenschwächsten Gegenden in Berlin und Deutschland. Das Durchschnittsalter im Bezirk lag deshalb am 31. Dezember 2023 bei 45,1 Jahren (Berliner Durchschnitt: 42,7 Jahre) und ist damit nach Steglitz-Zehlendorf das zweithöchste aller Berliner Bezirke. 66,7 % der Einwohner lebten in Wohnungen in guter Wohnlage. Das ist Berliner Spitzenwert (Berliner Durchschnitt: 18,8 %).
Das Berliner Messegelände befindet sich im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf und wird von der Messe Berlin betrieben. Das Areal zählt zu flächengrößten seiner Art in Europa. Zahlreiche Leitmessen finden hier jährlich statt wie z. B. die Internationale Grüne Woche, die Internationale Funkausstellung, die Internationale Tourismus-Börse Berlin, die InnoTrans, die Fruit Logistica oder die Venus Berlin.
Im Jahr 2012 waren von den 30.862 in Berlin ansässigen Handwerksbetrieben insgesamt 2761 in Charlottenburg-Wilmersdorf gemeldet.[7]
Verkehr
Straßenverkehr
Die Autobahnen A 100, A 111 und A 115 sowie die Bundesstraßen B 2 und B 5 führen durch den Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Bemerkenswert für den Individualverkehr sind in diesem Zusammenhang die beiden folgenden historischen Garagen:
Kant-Garagen in Charlottenburg, die älteste, erhaltene Hochgarage Europas,
Blasonierung: „Unter silbern-blau gespaltenem Schildhaupt, darin drei Lilien in verwechselten Farben, in Gold ein gezinntes blaues Burgtor mit offenem schwarzem Fallgatter, die Seitentürme mit Kuppeldächern, der Mittelbau mit einem Walmdach, das oben mit zwei abgewendeten Flaggen besteckt ist, die rechte schwarz-silbern, die linke silbern-rot geteilt. Die Seitentürme sind belegt mit je einem Schild: rechts in Silber ein goldengekrönter und -bewehrter schwarzer Adler mit goldenen Kleeblattstängeln auf den Flügeln und auf der Brust belegt mit dem goldenen Monogramm FR, überhöht von einer goldenen Königskrone; links in Rot ein silbernes springendes Ross. Auf dem Schild ruht eine rote dreitürmige Mauerkrone, deren mittlerer Turm mit dem Berliner Wappenschild belegt ist.“[13]
Wappenbegründung: Das Wappen wurde aus den bisherigen eigenen Wappen der Bezirke Charlottenburg und Wilmersdorf erstellt. Das untere Feld des geteilten Schildes zeigt ein schwebendes blaues gezinntes Burgtor mit aufgezogenem schwarzen Fallgatter im Durchgang des Mittelbaus. Dieses Element Charlottenburgs hat einige geschichtliche Details – der vordere Turm symbolisiert das Königreich Preußen mit dem auflegten Schild mit Preußischem Adler und der schwarz-weißen Flagge, während der hintere Turm für das Haus Hannover steht, mit dem Sachsenross und der weiß-roten Flagge. Das Element des Schlosses Charlottenburg wurde um die drei blau-silberfarbenen Lilien angereichert, die aus dem Wappen des Bezirks Wilmersdorf entlehnt wurden – diese Elemente verweisen dabei auf die Gründer von Wilmersdorf aus dem 1802 ausgestorbenen Geschlecht derer von Wilmersdorf. Die Mauerkrone ist das verbindende Element aller Berliner Bezirke.
Das Wappen des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf wurde am 4. September 2001 durch den Senat von Berlin verliehen.
Partnerschaften
Der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin hat folgende Partnerschaften:[14]
Nach der Auflösung der katholischen Dekanate durch das Erzbistum Berlin im Jahr 2021 bildeten sich im Rahmen des Prozesses „Wo Glauben Raum gewinnt“ durch Fusion neue, größere Pfarreien. Seit 2023 gehören die Herz-Jesu-Kirche, St. Thomas von Aquin, St. Kamillus und Maria Regina Martyrum zur Pfarrei „Märtyrer von Berlin in Berlin-Charlottenburg“. Der Fusionsprozess der übrigen Pfarreien und Kirchen ist noch nicht abgeschlossen.
Charlottenburg-Wilmersdorf nimmt eine besondere Rolle in der Filmwelt ein. Unzählige Filmproduktionen wie Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo (1981), Berlin – Ecke Bundesplatz (1987–2012) oder Ku’damm 56 (2016) erzählen von dem Lebensgefühl der Orte im Bezirk. Die CCC-Filmkunst, eine der erfolgreichsten deutschen Filmproduktionsfirmen, hat hier ihren Sitz. Premierenkinos wie der Delphi Filmpalast oder der Zoo Palast bringen heimische und internationale Uraufführungen auf die Leinwand. Die Europäische Filmakademie verlieh den Europäischen Filmpreis erstmals 1988 im Theater des Westens. Sie hat gegenwärtig ihren Sitz am Kurfürstendamm.
Rheingauer Weinbrunnen, ein Weinfest über die Sommermonate auf dem Rüdesheimer Platz, bei dem unterschiedliche Weingüter der Rheingaus ihre Erzeugnisse anbieten
↑Partnerschaften. Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. Januar 2015; abgerufen am 3. Januar 2015.