Der Blaue Eisenhut ist eine traditionelle Zier- und Arzneipflanze. Alle Pflanzenteile sind stark giftig. Bereits zwei Gramm der Wurzel können für Menschen tödlich sein.[2] Die Pflanze steht in Deutschland unter Naturschutz. In Bayern steht sie auf der Vorwarnstufe der Roten Liste.[3]
Der Blaue Eisenhut ist eine sommergrüne ausdauerndekrautige Pflanze,[1] die Wuchshöhen von 50 bis 200 Zentimetern erreicht. Es ist eine knollenartig verdickte Wurzel vorhanden. Der kräftige Stängel ist steif aufrecht.[4][5]
Die zahlreichen dicht, wechselständig am Stängel angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die dunkelgrüne, fast kahle Blattspreite ist handförmig fünf- bis siebenfach tief geteilt. Die einzelnen Blattzipfel sind meist 3 bis 7 Millimeter breit. Die oberen Blätter sind weniger gegliedert als die unteren. Insgesamt ist die Blattform sehr variabel.[4][5]
Generative Merkmale
Die Hauptblütezeit reicht in Mitteleuropa von Juni bis August[1] oder Juli bis September. Zahlreiche Blüten stehen dicht in einem fast immer verzweigten, traubigenBlütenstand, wobei der endständige Haupttrieb deutlich größer als die Seitenzweige ausgebildet ist. Der Blütenstand ist meist dicht mit Bogenhaaren bedeckt, nie mit klebrigen Drüsenhaaren. Die Blütenstiele sind relativ kurz.[4][5]
Die zwittrigen Blüten sind zygomorph. Die fünf Blütenhüllblätter sind in der Regel dunkel-blauviolett, können in der Farbe jedoch von tiefblau bis hellblau oder gar blau-weiß gescheckt variieren. Das obere ist auffallend helmförmig ausgebildet. Der Helm ist fast immer breiter als hoch, höchstens gleich in Breite und Höhe. Die vielen fertilen Staubblätter bestehen aus an ihrer Basis verbreiterten Staubfäden und ellipsoid-kugeligen Staubbeuteln. Die meist drei kahlen Fruchtblätter sind frei.[4][5]
In Sammelfrüchten sitzen meist drei ungestielte Balgfrüchte zusammen. Jede Balgfrucht enthält mehrere Samen und endet in einem Schnabel. Die Samen sind pyramidenförmig dreikantig und an den Kanten geflügelt.[4][5]
Beim Blauen Eisenhut handelt es sich um einen mesomorphen, hygromorphen Hemikryptophyten.[1] Je Pflanzenexemplar werden in der Vegetationsperiode eine oder zwei Tochterknollen gebildet, aus denen sie im Frühjahr neu austreibt. Der ursprüngliche Spross stirbt ab.[7] Die Laubblätter sind Nahrung für Raupen.
Es liegt Protandrie vor.[1] Es kann Selbstbestäubung erfolgen.[1] Der Blaue Eisenhut liefert Nektar und Pollen für Schwebfliegen, Hummeln und Käfer. Die zygomorph aufgebauten Blüten sind vollkommen an die Hummel angepasst. Das helmförmige oberste Blütenblatt umschließt zwei Nektarblätter. Lange Stiele mit einer Führungsrinne für die Rüssel der Hummeln münden in einem nach außen umgebogenen Sporn, in dem Nektar abgesondert wird. Zwei Blütenhüllblätter auf der Unterseite der Blüte bieten den Hummeln eine Landemöglichkeit.
Standortansprüche und Vorkommen außerhalb des ursprünglichen Verbreitungsgebietes
Der Blaue Eisenhut gedeiht am besten auf kühlen und feuchten, nährstoffreichen, auch kalkhaltigenLehm- und Tonböden und hellen bis halbschattigen Standorten. Die Wildform kommt an Bachufern, auf feuchten Wiesen und an lichten Stellen in Auwäldern vor. Natürliches Hauptverbreitungsgebiet sind die europäischen Gebirge und die höheren Lagen der Mittelgebirge. Vereinzelt ist er auch im Tiefland anzutreffen und wächst hier in Pflanzengesellschaften des Stellario-Alnetum oder des Alnetum incanae.[4][5][9] In größeren Höhenlagen gedeiht er in Pflanzengesellschaften der Verbände Adenostylion, Rumicion alpini, Filipendulion, Alno-Ulmion oder Salicion elaeagni.[6]
In den Allgäuer Alpen steigt er in Vorarlberg am Gipfel des Elferkopfs bis zu einer Höhenlage von 2380 Meter auf.[10]
Der Blaue Eisenhut ist durch Verwilderung aus Zierpflanzenbeständen auch an Fundorten außerhalb seines ursprünglichen Verbreitungsgebietes eingebürgert.[7][11]
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz für Aconitum napellus subsp. lusitanicumRouy: Feuchtezahl F = 4w+ (sehr feucht aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 3 (montan), Nährstoffzahl N = 4 (nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 2 (subozeaanisch).[12]
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz für Aconitum napellus subsp. vulgareRouy & Foucaud: Feuchtezahl F = 4w+ (sehr feucht aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 2 (subalpin), Nährstoffzahl N = 5 (sehr nährstoffreich bis überdüngt), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).[13]
Verwendung
Historische Verwendung
Eisenhut war ein beliebtes Mord- und Pfeilgift.[14] Bei dem von keltischen Jägern als Pfeilgift verwendeten lim (lateinisch Limeum), das auch in der Tiermedizin verwendet wurde, könnte es sich ebenfalls um Eisenhut gehandelt haben.[15] Über „Hexen“ wurde behauptet, sie hätten mit dem Blauen Eisenhut und anderen tödlich giftigen Pflanzenarten eine sinneserweiternde Hexensalbe hergestellt.[16]
Zierpflanze
Der Blaue Eisenhut, vor allem in der Unterartsubsp. napellus wird gelegentlich als Zierpflanze in Parks und Gärten der gemäßigten Gebiete angepflanzt und auch als Schnittblume verwendet. Er eignet sich insbesondere für eine Pflanzung in Staudenbeeten. Als Standort bevorzugt er kalkreiche Böden in sonnigen bis halbschattigen Lagen. Vermehrung erfolgt durch Aussat sowie durch Teilung der knollenartig verdickten Wurzeln. Als Kaltkeimer benötigen die feuchten Samen für eine erfolgreiche Keimung eine Kälteperiode.[17] Durch züchterische Bearbeitung wurden zahlreiche Sorten erzeugt, die sich hauptsächlich in der Blütenfarbe unterscheiden. Beispiele hierfür ist die Sorte Bayern mit blauer Blütenhülle, die Sorte Gletschereis mit weiß oder rosa getönter Blütenhülle oder die Sorte Schneewittchen, die sich durch silbrig-weiße Blüten auszeichnet. Außerdem wurden einige Kulturhybriden zwischen der Aconitum napellus- und der Aconitum variegatum-Gruppe entwickelt, wie beispielsweise Aconitum ×cammarumL.[17]
Vergiftungserscheinungen
Der Blaue Eisenhut ist eine Giftpflanze.
Alle Pflanzenteile sind sehr giftig.[5][7] Sie gilt als die giftigste Pflanzenart Europas.[18] Die Knolle enthält zwischen 0,2 und 3 % Aconitin, je nach Jahreszeit und Größe.[19] Beim Menschen bewirken bereits 0,2 g der Pflanze Vergiftungserscheinungen, 2 bis 4 g, etwa der frischen Wurzel, sind innerhalb von 30 bis 45 Minuten[20] tödlich.
Bei kurzzeitigem Kontakt des Gifts mit der Haut werden die Nervenzellen erregt, sodass sich Wärmegefühl, Brennen und Prickeln einstellen. Bei längerer Exposition geht die Erregung in Taubheit und Lähmung über. Selbiges äußert sich bei oraler Aufnahme – Prickeln über Taubheit bis Lähmung der Zunge und Lippen. Bei Einnahme kommt es zu Kälteempfindlichkeit, Übelkeit, Darmkoliken, nervöser Erregung, Ohrensausen, Schwindel, Herzrhythmusstörungen und Krämpfen (beispielsweise Schlingkrämpfen) sowie in schweren Fällen zu Lähmungen. Der Herzrhythmus beschleunigt sich und der Tod tritt meistens infolge einer Lähmung der Atemmuskulatur ein. Verantwortlich ist eine Blockade der Muskelendplatten durch das Gift.[19][21]
Arzneistoff
Aconitum napellus liefert Arzneistoffe in zwei Formen:
Tubera Radix Aconiti oder Aconiti tuber, auch Sturmhutknollen genannt: Die „Knollen“ sind dunkelgraubraun bis schwarzbraun, haben eine raue Oberfläche, sind 5 bis 10 Zentimeter lang und über 2 Zentimeter dick. Ihr Geschmack ist erst süßlich, dann kratzend und später würgend scharf.
Herba Aconiti oder Eisenhutkraut. Die Droge ist nur ein Jahr haltbar.
Bei längerer Lagerung zersetzen sich die Alkaloide durch Hydrolyse, was eine Abnahme der Wirkung der Droge mit sich bringt.
Weitere Inhaltsstoffe sind:
Ein Auszug aus der (Negativ-)Monographie der Kommission E (Phytotherapie):
Aconitum napellus Risiken: Wegen der geringen therapeutischen Breite können Intoxikationserscheinungen bereits im therapeutischen Dosisbereich auftreten. Dies sind: Parästhesien, Erbrechen, Schwindel, Muskelkrämpfe, Hypothermie, Bradykardie, Herzrhythmusstörungen und zentrale Atemlähmung. Bewertung: Angesichts der bereits im therapeutischen Bereich vorhandenen Risiken von blauem Eisenhut ist seine Anwendung nicht mehr zu vertreten.[22]
Weitere im deutschsprachigen Raum für den Blauen Eisenhut gebräuchliche Trivialnamen sind Mönchs-, Fischer- und Reiterkappe, Gift- und Sturmhut, Sturmkraut, Venuswagen und -kutsche. Darüber hinaus bestehen bzw. bestanden für den Blauen Eisenhut auch die häufig nur regional gebräuchlichen Bezeichnungen Apollonienkraut (Österreich), Apollonienwurzel (Fusch im Pinzgau), Bacheisenhut (Berner Oberland), Blaukappenblumen (Schlesien), Bloze (Aargau), Böanarn (St. Gallen), Böhnen (St. Gallen), Bohnenkraut (Graubünden), Bühne (Graubünden), Chile (Berner Oberland), Duwenkutschen (Altmark), Duwenwagen (Mecklenburg), Eisenhart (Schlesien), Eisenhütel (Österreich, Schlesien), Eisenhütlin, Blaue Elster (Pinzgau), Eyterwurz (althochdeutsch), Fenye (mittelhochdeutsch), Fischerkip (Mecklenburg), Blaue Fuchswürze (Berner Oberland), Fuchswurz (Schweiz), Blaue Gelstern (Salzburg, Zillertal), Giftblume (Graubünden), Giftkraut (mittelhochdeutsch), Hambörger Mützen (Ostfriesland, Mecklenburg), Helmblom (Mecklenburg), Helgiftkraut, Helmkraut, Hundsgift, Hundstod, Isenhood (Delmenhorst), Isenhütlein (Bern), Kappenblumen, Kile (Berner Oberland), Kille, Kutsch un Peer (Mecklenburg, Oldenburg, Bremen), Laubritschen (Berner Oberland), Leopardwürger, Lubritschen (Berner Oberland), Lubscheten (Berner Oberland), Luppegift (althochdeutsch), Luppewurz (althochdeutsch), Malam (Oberengadin), Mönchskappen (Schlesien), Möchswurz, Münchskappen, Mütz un Huwe (Pommern), Nappelnkraut, Narrenkappen, Papenmütze (Ostfriesland), Peterskappe (Ostfriesland), Rapenblumen, Schoblom (Mecklenburg, Altmark), Schoiken (Göttingen), Sturmhut (Schlesien), Täubele im Nest (Österreich), Teufelswurz (Österreich), Wolfsgift, Wolfswörza (St. Gallen), Blaue Wolfswurz (Kärnten, Salzburg), Würgling (Schlesien) und Ziegentod (Schlesien).[27]
In der Literatur
In Gustav Meyrinks Erzählung Der Kardinal Napellus, die 1916 im Buch Fledermäuse im Kurt Wolff Verlag in Leipzig erschien, spielt der Blaue Eisenhut eine gewichtige Rolle: Dort besteht eine fiktive Sekte namens „Die Blauen Brüder“, deren Religionsmittelpunkt der Blaue Eisenhut darstellt. Die Pflanze muss mit dem eigenen Blut begossen werden und durch deren Genuss werden Halluzinationen hervorgerufen. Ein ehemaliges Mitglied der Sekte berichtete dort von seinen Erfahrungen und erliegt schließlich dem Wahnsinn, als es durch Zufall nach Jahren erneut eine solche Pflanze erblickt.
Systematik und Verbreitung
Die Erstveröffentlichung von Aconitum napellus erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus I, Seite 532.[28][29] Das Artepithetonnapellus bedeutet „kleine Rübe“. Synonyme fürAconitum napellusL. sind: Aconitum formosumRchb., Aconitum pyramidaleMill., Aconitum strictumDC., Aconitum napellus subsp. formosum(Rchb.) Gáyer.[30]
Je nach Autor gibt es innerhalb der Art Aconitum napellus einige Unterarten:[30]
Aconitum napellus subsp. castellanumMolero & Blanché: Sie kommt nur in Spanien vor.[30]
Aconitum napellus subsp. corsicum(Gáyer) Seitz (Syn.: Aconitum corsicumGáyer): Dieser Endemit kommt nur auf Korsika vor.[30]
Aconitum napellus subsp. fissurae(E.I.Nyárády) Seitz (Syn.: Aconitum firmum subsp. fissuraeNyár., Aconitum adriaticumGáyer): Sie kommt in Kroatien, Rumänien und in der Ukraine vor.[30]
Aconitum napellus subsp. lobeliiMucher (Syn.: Aconitum lobelianumHost): Sie hat 1991 den Rang einer Unterart erhalten. Sie kommt in Deutschland, Österreich, Liechtenstein sowie Italien vor.[30]
Gewöhnlicher Blau-Eisenhut[12] (Aconitum napellus subsp. lusitanicumRouy, Syn.: Aconitum napellus var. bauhiniRchb., Aconitum bauhini(Rchb.) Gáyer, Aconitum linnaeanumGáyer, Aconitum neomontanumKoelle, Aconitum napellus subsp. neomontanumGáyer):[30] Er kommt in Mittel-, Süd- und Westeuropa vor, früher auch in Schweden und Dänemark.
Aconitum napellus subsp. superbum(R.M.Fritsch) W.Seitz (Aconitum superbumR.M.Fritsch, Aconitum sostaricianumR.M.Fritsch nom. illeg.): Sie kommt nur in Bosnien und Herzegovina sowie in Kroatien vor.[30]
Dichtblütiger Blau-Eisenhut[13] (Aconitum napellus subsp. vulgareRouy & Foucaud, Syn.: Aconitum capsiriense(Jeanb. & Timb.-Lagr.) Gáyer, Aconitum compactum(Rchb.) Gáyer, Aconitum occidentaleTimb.-Lag. f., Aconitum napellus subsp. compactum(Rchb.) Gáyer, Aconitum napellus subsp. splendens(Font Quer) Rivas Mart., Aconitum occidentale var. splendensFont Quer): Er kommt in Spanien, Andorra, Frankreich, Italien, in der Schweiz, in Liechtenstein und Österreich vor.[30]
Aconitum napellus subsp. firmum(Rchb.) Gáyer → Sie wird als eigene Art Aconitum firmumRchb. mit den Unterarten Aconitum firmumRchb. subsp. firmum, Aconitum firmum subsp. maninense(Skalický) Starm., Aconitum firmum subsp. moravicumSkalický, Aconitum firmum subsp. skerisorae(Gáyer) Starm.[30] angesehen: Sie kommt in Polen, der früheren Tschechoslowakei, in Rumänien und in der Ukraine vor.
Sudeten-Eisenhut (Aconitum napellus subsp. hians(Rchb.) Gáyer) → Er wird als eigene Art Aconitum plicatumRchb. (Syn.: Aconitum callibotryonRchb., Aconitum hiansRchb., Aconitum rigidumRchb.) mit den Unterarten Aconitum plicatumRchb. subsp. plicatum, Aconitum plicatum subsp. sudeticumMitka[30] angesehen. Er kommt in Mitteleuropa (Deutschland, Österreich, Tschechien und Polen) vor.
Tauern-Eisenhut (Aconitum napellus subsp. tauricum(Wulfen) Gáyer) → Sie wird als eigene Art Aconitum tauricumWulfen (Syn.: Aconitum eustachiumRchb., Aconitum hunyadenseDegen, Aconitum koelleanumRchb., Aconitum latemarenseDegen & Gáyer, Aconitum napellus subsp. koelleanum(Rchb.) Mucher, Aconitum tauricum subsp. hunyadense(Degen) Ciocârlan, Aconitum tauricum subsp. latemarense(Degen & Gáyer) Starm.)[30] angesehen: Er kommt in Deutschland (Berchtesgadener Alpen), Österreich, Italien, im früheren Jugoslawien, in Polen, Rumänien und in der Ukraine vor.
Die in den Kräuterbüchern der Antike, der Spätantike und des Mittelalters aufgeführten Pflanzennamen lassen sich nur sehr unsicher den uns bekannten Pflanzenarten zuordnen.[36]
Im 1. Jh. schrieben Dioskurides und Plinius über Pflanzen, die sie akoniton oder anderes akoniton nannten. Gleichlautend empfahlen sie, diese Pflanzen als Giftköder, als Gegengift nach Skorpionstichen oder als Beimischung zu schmerzstillenden Augenmitteln zu verwenden. Im 2. Jh. nannte auch Galen zwei Arten von akoniton. Eine davon sollte zur Wundreinigung dienen.[37][38]
Von den mittelalterlichen Autoren haben lediglich Avicenna und (Avicenna zitierend) Konrad von Megenberg über eine Pflanze berichtet, die von späteren Autoren als Eisenhut gedeutet wurde. Avicenna berichtete im Kanon der Medizin über die Wirkungen einer Pflanze, die in den lateinischen Übersetzungen des Kanon napellus genannt wurde. Nach der antiken Qualitätenlehre stufte er sie als „heiß und trocken im höchsten Grad“ ein. Äußerlich aufgestrichen oder als Zubereitung im Trank eingenommen sollte sie gegen Hauterkrankungen nützlich sein, die als albaras und lepra bezeichnet wurden. Mehr als eine halbe Drachme[39] nach Avicennas persönlicher Einschätzung auch weniger, wurde als tödliche Dosis eingeschätzt. Als Gegengift gab er die Maus an, die sich von der Wurzel des napellus ernährt.[40][41]
In der frühen Neuzeit wurden Eisenhut-Arten eher beiläufig erwähnt. Die Väter der Botanik versuchten das akoniton und den napellus in der heimischen Flora nachzuweisen. Sie einigten sich auf den gelben Eisenhut und den blauen Eisenhut, bezogen aber auch die Einbeere in die Wahl mit ein. Sie befürworteten die Verwendung des blauen Eisenhuts als Giftköder und (als Salbe zubereitet) zum Vertreiben von Läusen und Nissen.[42][43][44]
Der italienische Arzt-Botaniker Pietro Andrea Mattioli verabreichte zum Tode Verurteilten zunächst das Gift des Blauen Eisenhuts und anschließend ein Gegengift (Bezoar). Überlebten die Verurteilten, so wurde ihnen die Freiheit geschenkt.[45][46]
In der Mitte des 18. Jahrhunderts behandelte der Wiener Arzt Anton von Störck Nervenschmerzen und schlecht heilende Wunden durch innere Gabe von Presssaftextrakten aus den Blättern und Stängeln des Blauen Eisenhuts. 1790 berichtete Samuel Hahnemann, dass auch er Nervenschmerzen und Gicht erfolgreich nach Störcks Methode behandelt habe. Um die Wirkungen dieser Giftpflanze genauer kennenzulernen, führte er Arzneimittelprüfungen an sich selbst, an Familienmitgliedern und an Schülern durch. Die erste Symptomensammlung („Fragmenta“) veröffentlichte er 1805; sie enthält 137 Akonitsymptome, die entsprechende Zusammenstellung in der „Reinen Arzneimittellehre“ (1830) umfasst 541 Prüfungsbeobachtungen. Den Prüfungen Hahnemanns folgten noch eine Reihe weiterer Arzneiversuche mit Blauem Eisenhut (E. Stapf, A. Gerstel, C. Schroff u. a.), sodass gegen Mitte des 19. Jahrhunderts ein solider Symptomenfundus als Grundlage für die homöopathische Arzneiverordnung zur Verfügung stand. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurden in Deutschland Zubereitungen aus den Wurzeln des Blauen Eisenhuts als Mittel gegen Nervenschmerzen verordnet. Im Jahr 1833 stellten Philipp Lorenz Geiger und Ludwig Hesse das AlkaloidAconitin dar.[47][48][49][50][51][52][53][54][55][56][57][58][59][60][61][62][63]
Literatur
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↑Michael Stolberg: Tödliche Menschenversuche im 16. Jahrhundert. In: Deutsches Ärzteblatt. Jg. 111, Heft 47, 21. November 2014. (Digitalisat)
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↑Philipp Lorenz Geiger: Handbuch der Pharmacie zum Gebrauche bei Vorlesungen & zum Selbstunterrichte für Ärzte, Apotheker & Droguisten. Wolters, Stuttgart, 2. Band, 2. Hälfte 1830, S. 1039–1046: Aconitum(Digitalisat)
↑Über Aconitum vulgare Dec. und Aconitum Stoerckeanum Reichb. Von Moritz de Berghes, Candidat der Pharmacie in Bonn. In: Rudolph Brandes und Philipp Lorenz Geiger (Hg.). Annalen der Pharmacie. Band I. (1832), S. 120–125 (Digitalisat)
↑Fortgesetzte Versuche über die verschiedenen blaublühenden Aconiten. Von Geiger und Ludwig Hesse. In: Rudolph Brandes und Ph. Lorenz Geiger (Hg.). Annalen der Pharmacie. Band IV. (1832), S. 66–74 (Digitalisat)
↑Über einige neue giftige organische Alkalien. Von Ph. L. Geiger. In: Rudolph Brandes und Ph. Lorenz Geiger (Hg.). Annalen der Pharmacie. Band VII. (1833), S. 276–280 (Digitalisat)
↑August Husemann und Theodor Husemann: Die Pflanzenstoffe in chemischer, physiologischer, pharmakologischer und toxikologischer Hinsicht. Für Aerzte, Apotheker, Chemiker und Pharmakologen. Springer, Berlin 1871, S. 210–232: Aconitin (Digitalisat); S. 232–233: Acolyctin und Lycoctonin (Digitalisat); S. 792–794: Aconitsäure (Digitalisat)
↑Wolfgang Schneider: Lexikon zur Arzneimittelgeschichte. Sachwörterbuch zur Geschichte der pharmazeutischen Botanik, Chemie, Mineralogie, Pharmakologie, Zoologie. Govi-Verlag, Frankfurt a. M. Band 5/1 (1974), S. 40–42: Aconitum(Digitalisat)
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جنينة الاسماك (فيلم) (بالعربى: جنينة الأسماك) الصنف فيلم رومانسى[1]، وفيلم دراما[1] تاريخ الصدور 2008 مدة العرض البلد مصر فرنسا المانيا اللغه الاصليه اللغه المصريه الحديثه الطاقم المخرج يسرى نصرالله[2][3] البطوله هند صبرى، وعمرو واكد[4]...
Actel Força Lleida Liga Liga Ouro Fundado em 2012 Nome Completo Força Lleida Club Esportiu(2012–presente) Torcedores Cidade Lleida Comunidade Autônoma Catalunha Presidente Félix González Mascote Cores Preto e Branco Pavilhão Pavilhão Barris Nord Capacidade 6.100 Treinador Borja Comenge Posição 2016/17 10º (LEB Ouro) Patrocinadores Actel Grup (Alimentos) Cervejaria San Miguel Banco La Caixa Equipamento Joma Website Sítio Oficial O For
Área recreacional dentro del Jardín Botánico de Cartagena El Jardín Botánico de Cartagena (Jardín Botánico de Cartagena “Guillermo Piñeres”) está ubicado en las colinas de Turbaco, a unos kilómetros al sureste de Cartagena de Indias, Bolívar, Colombia. Tiene una extensión de nueve hectáreas, de las cuales tres son un remanente prístino de bosque seco tropical estacional natural y seis hectáreas están dedicadas a las colecciones botánicas. El jardín se encuentra a 110 met...
NFL team season 1981 Cleveland Browns seasonOwnerArt ModellHead coachSam RutiglianoHome fieldCleveland Municipal StadiumLocal radioWHKResultsRecord5–11Division place4th AFC CentralPlayoff finishDid not qualifyPro BowlersNone ← 1980 Browns seasons 1982 → The 1981 Cleveland Browns season was the team's 32nd season with the National Football League. In a highly disappointing season filled with a number of key injuries at different stretches during the campaign, the B...
First Ruijs de Beerenbrouck cabinet28th Cabinet of the NetherlandsMeeting of the First Ruijs de Beerenbrouck cabinet in 1918Date formed9 September 1918 (1918-09-09)Date dissolved18 September 1922 (1922-09-18) (Demissionary from 18 July 1922 (1922-07-18))People and organisationsHead of stateQueen WilhelminaHead of governmentCharles Ruijs de BeerenbrouckDeputy head of governmentTheo Heemskerk (Unofficially)No. of ministers11Ministers removed8Total no...
Este artículo o sección necesita referencias que aparezcan en una publicación acreditada.Este aviso fue puesto el 31 de agosto de 2021. Universidad Autónoma del Estado de México Sigla UAEMEXLema Patria, Ciencia y TrabajoTipo PúblicaFundación 3 de marzo de 1828 (como Instituto Literario del Estado de México)Fundador Congreso del Estado de MéxicoLocalizaciónDirección Toluca de Lerdo, Estado de México, MéxicoCoordenadas 19°17′02″N 99°40′41″O / 19.2839, -99....
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A Kepler-Poinsot polyhedron Small stellated dodecahedron Type Kepler–Poinsot polyhedron Stellation core regular dodecahedron Elements F = 12, E = 30V = 12 (χ = -6) Faces by sides 12 5 Schläfli symbol {5⁄2,5} Face configuration V(55)/2 Wythoff symbol 5 | 2 5⁄2 Coxeter diagram Symmetry group Ih, H3, [5,3], (*532) References U34, C43, W20 Properties Regular nonconvex (5⁄2)5(Vertex figure) Great dodecahedron(dual polyhedron) 3D model of a small stellated dodecahedron In...
2005 tactical first-person shooter video game This article is about the video game. For the series of novels, see Star Wars Republic Commando (series). This article needs additional citations for verification. Please help improve this article by adding citations to reliable sources. Unsourced material may be challenged and removed.Find sources: Star Wars: Republic Commando – news · newspapers · books · scholar · JSTOR (May 2021) (Learn how and when to ...
Hotel in Louisiana, United StatesJW Marriott New OrleansGeneral informationTypeHotelLocation614 Canal Street, New Orleans, Louisiana, United StatesCoordinates29°57′10″N 90°04′07″W / 29.952668°N 90.068707°W / 29.952668; -90.068707Completed1984Opening1984HeightRoof331 ft (101 m)Design and constructionArchitect(s)August Perez & Associates Entrance to the JW Marriott on Canal Street. The JW Marriott New Orleans is a 331 feet (101 m), modern 30-sto...
Dymo redirects here. Not to be confused with Dimo. American manufacturing company Dymo CorporationTypeSubsidiaryIndustryPrintingFoundedJune 1958; 65 years ago (1958-06) in Berkeley, CaliforniaFounderRudolph HurwichHeadquartersUnited StatesProductsHandheld label printers, handheld embossing tape label makersBrands XTL ColorPop! LabelWriter LabelManager Rhino LetraTag ParentNewell BrandsWebsitedymo.com Dymo Corporation is an American manufacturing company of handheld labe...
American actor (born 1956) Rex LinnLinn in 2022BornRex Maynard Linn (1956-11-13) November 13, 1956 (age 67)Perryton, Texas, U.S.OccupationActorYears active1986–presentPartner(s)Reba McEntire (2020–present) Rex Maynard Linn (born November 13, 1956) is an American film and television actor. He is best known domestically for playing the role of Sgt. Frank Tripp in the CBS drama CSI: Miami and more recently for playing Kevin Wachtell in the television series Better Call Saul. Intern...
Georgia Bill of RightsCreated21 March 1861RatifiedJuly 2009Author(s)Thomas R.R. CobbPurposeTo set limits on what the government can and cannot do in regard to personal liberties, the origin and structure of government, general provisions and the recognition of marriage Article One of the Georgia State Constitution describes the Georgia Bill of Rights, a set of forty paragraphs which enumerate the Rights of Persons, the Origin and Structure of Government and other General Provisions.[1]...
Мажуга Микола Анатолійович Солдат Загальна інформаціяНародження 25 червня 1981(1981-06-25)Кривий РігСмерть 3 лютого 2015(2015-02-03) (33 роки)(помер від поранень)Поховання Кривий РігВійськова службаПриналежність УкраїнаВид ЗС Збройні силиРід військ Танкові військаФормув...
République islamique du Pakistan(ur) اسلامی جمہوریہ پاکستان / Islāmī Jumhūriyah Pākistān (en) Islamic Republic of Pakistan Drapeau du Pakistan Armoiries du Pakistan Devise en ourdou : ایمان، اتحاد، نظم (Iman, Ittehad, Nazm, « Foi, unité, discipline ») Hymne en ourdou : قومی ترانہ (Qaumi Tarana, « Hymne national ») Fête nationale 23 mars · Événement commémoré Proclamati...