Bursa (von griechischΠρούσαProusa), früher Prusa, ist mit 3,1 Millionen Einwohnern (Stand: 2021) die viertgrößte Stadt der Türkei und Hauptstadt der Provinz Bursa in der Westtürkei.
Bursa liegt 90 Kilometer südlich von Istanbul zu Füßen des Uludağ-Gebirges, das früher den Namen Bithynischer Olymp trug. Ringsum ist eine sehr grüne Landschaft mit einigen heilkräftigen Schwefelquellen. Die Küste des Marmarameeres ist mit der Bucht von Gemlik 20 km und mit dem Ort Mudanya 32 km entfernt.
Bevölkerung
Ergebnisse von Volkszählungen und Bevölkerungsfortschreibung
Nachfolgende Tabellen geben den dokumentierten Einwohnerstand der Stadt Bursa wieder.
Die Werte der linken Tabelle basieren auf E-Books (der Originaldokumente[2]).
Die Werte der rechten Tabelle entstammen der Fortschreibung durch das 2007 eingeführte adressierbare Einwohnerregister (ADNKS). Sie sind abrufbar durch eine Datenabfrage beim Statistikinstitut der Türkei[3]
Jahr
Bevölkerung am Zensustag
Gesamt
männlich
weiblich
1927
61.451
30.508
30.943
1935
72.270
35.389
36.881
1940
77.598
36.968
40.630
1945
85.919
42.972
42.992
1950
103.812
keine Angaben !
1955
128.875
64.795
64.080
1960
153.866
77.956
75.910
1965
211.644
107.554
104.090
1970
275.953
140.439
135.514
1975
346.103
179.328
166.775
1980
445.113
226.818
218.295
1985
612.510
311.396
301.114
1990
983.991
498.638
485.353
2000
1.400.158
701.856
698.302
Jahr
Bevölkerung am Jahresende
Gesamt
männlich
weiblich
2007
1.710.227
855.487
854.740
2008
1.738.928
869.837
869.091
2009
1.775.921
887.566
888.355
2010
1.821.913
909.408
912.505
2011
1.862.093
931.350
930.743
2012
1.895.323
948.632
946.691
2013
1.938.521
971.006
967.515
2014
1.975.516
989.204
986.312
2015
2.019.573
1.012.238
1.007.335
2016
2.066.421
1.036.948
1.029.473
2017
2.091.331
1.047.854
1.043.477
2018
2.130.032
1.066.627
1.063.405
Nachdem die Provinz Bursa im Jahre 1987 durch das Gesetz Nr. 3391 (erlassen am 18. Juni 1987) den Status einer Großstadtgemeinde erhielt, wurde die eigentliche Kernstadt in sieben Stadtbezirke aufgeteilt. Die dargestellten Werte ab dem Jahr 1990 wurden durch Addition dieser sieben Stadtbezirke ermittelt.
Die Stadt hieß in der Antike Prusa bzw. Prusa ad Olympum und wurde 188/7 v. Chr. von König Prusias I. von Bithynien gegründet.
Seit 74 v. Chr. war Prusa mit ganz Bithynien Teil der römischen Provinz Bithynia. Ein bedeutender frührömischer Fund, der so genannte Silberschatz von Bursa, befindet sich heute im British Museum.
257/8 wurde die Stadt von den Goten geplündert, um diese Zeit erhielt sie eine Stadtmauer.
Als Bistum ist Prusa seit 325 belegt. 350 war Prusa Verbannungsort des Vetranio. In byzantinischer Zeit war Prusa für seine Basilika Therma genannten Thermalbäder im heutigen Vorort Çekirge bekannt, mehrfach hielten sich Kaiser dort auf.
Bursa war ab 1326, als der Sultanssohn und spätere SultanOrhan I. die Stadt am 6. April[4] eroberte, die Hauptstadt des Osmanischen Reiches. 1368 wurde die Residenz nach Edirne verlegt. 1402 wurde Bursa von den Mongolen unter Timur verwüstet, ihnen fiel ein Großteil des osmanischen Staatsschatzes in die Hände. Eine neue Blüte erlebte die Stadt unter der Regierung von Mehmed I. (1413 bis 1421). Ein großer Brand 1801 und ein Erdbeben 1855 beschädigten Teile der Stadt. Nach dem Ersten Weltkrieg war Bursa kurze Zeit von Frankreich besetzt. Im Sommer 1920 eroberte Griechenland für etwa zwei Jahre Bursa. Nach der Niederlage der Griechen im Griechisch-Türkischen Krieg 1922 fiel die Stadt an die Türkei. Der darauf folgende türkisch-griechische Bevölkerungsaustausch nach dem Vertrag von Lausanne im Jahr 1923 traf die Stadt wirtschaftlich schwer.
In der Folgezeit wurde Bursa zu einem der wichtigsten industriellen Zentren der Türkei und ist heute die viertgrößte Stadt des Landes.
Sehenswert sind auch die Grabmale der ersten osmanischen Sultane, Osman I. und Orhan I., sowie der Basar, hier vor allem der SeidenbasarKoza Han.
Der 2542 Meter hohe Hausberg Uludağ im Uludağ-Nationalpark ist das bedeutendste Wintersportzentrum der Türkei. Die Auffahrt mit Bus oder PKW dauert etwa eine Stunde. Unweit des Yeşil Türbe befand sich die am 29. Oktober 1963 als erste Seilbahn in der Türkei eröffnete, 4817 m lange Teleferik (türkisch für Seilbahn), die die Fahrtzeit auf den Uludağ auf etwa 20 Minuten verkürzte. Ihr Betrieb wurde am 1. November 2012 eingestellt[5]. Geplant ist, dass eine neue Seilbahn eingerichtet wird[6].
Bekannt ist Bursa auch für die heißen Thermalquellen im Stadtteil Çekirge. Zu den ersten bekannten Besuchern der Thermalquellen zählt die byzantinische Kaiserin Theodora.
2014 wurden Bursa und Cumalıkızık als Geburtsstätten des Osmanischen Reiches in die Liste des Unesco-Weltkulturerbe aufgenommen.[7]
Küche
In Bursa wurde der Iskender Kebap erfunden, die Familie des Erfinders İskender (türkisch für Alexander) führt heute mehrere Lokale in Bursa und Umgebung. Von hier stammen außerdem die kandierten Kastanien (Kestane şekeri).
Mehrere Mineralwasserproduzenten haben ihren Sitz in Bursa. Bursa ist auch der traditionelle Stammsitz der Firma Uludağ, die die gleichnamige Limonade produziert. Dieses Gazoz genannte Getränk wurde bis in die 1980er Jahre nur aus dem Quellwasser des Uludağ hergestellt.
Aufgrund seiner geographischen Lage ist Bursa sehr gut an das türkische Straßennetz angebunden. Durch und um die Stadt verlaufen die Europastraße 90 sowie die Autobahn O-5, welche eine (Halb-)Ringautobahn um die Stadt darstellt. Die Stadt ist aufgrund ihrer wirtschaftlichen Bedeutung durch eine 4-spurige Schnellstraße mit dem Marmarameer verbunden. Autobahnstrecken nach Izmir und Istanbul sind 2012 teilweise schon in Bau.[8]
Fähren verbinden die Vorstadt Mudanya am Marmarameer mit Istanbul. Diese werden von den Gesellschaften IDO (İstanbul Deniz Otobüsleri AŞ) und Budo (Bursa Deniz Otobüsleri) betrieben.
Dagegen besitzt die Stadt ein (im Vergleich mit anderen türkischen Großstädten) sehr gutes innerstädtisches Schienennetz, bestehend aus der U-Bahn Bursaray sowie der Straßenbahn Bursa.
Bildungs- und Forschungseinrichtungen
Bursa ist Sitz der 1975 gegründeten staatlichen Bursa Uludağ Üniversitesi und der 2010 gegründeten Technischen Universität Bursa.
Städtepartnerschaften
Bursa unterhält 20 Gemeindepartnerschaften. Winnyzja war die letzte Stadt, mit der Bursa eine Städtepartnerschaft eingegangen ist.[9] Das Gründungsdatum der Partnerschaft steht in Klammern. Die Städtepartnerschaften mit Darmstadt und Kulmbach[10] wurden am 24. Februar 2017 von Bursa ausgesetzt.
Theodor Däubler: Brussa. In: Reclams Universum 44.2 (1928), S. 931–934.
Reinhard Stewig: Bursa, Nordwestanatolien. Strukturwandel einer orientalischen Stadt unter dem Einfluß der Industrialisierung. Selbstverlag des Geographischen Instituts der Universität Kiel, Kiel 1970.
Halil Sahillioğlu: Slaves in the Social and Economic Life of Bursa in the late 15th and early 16th Centuries, in: Turcica, XVII (1985) 43–112.
Weblinks
Commons: Bursa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien