Dieser Artikel befasst sich mit dem Schauspieler und Sprecher Christian Brückner. Zum Spinnereiunternehmer und Bankier siehe Christian Gotthelf Brückner.
Gemeinsam mit seiner Ehefrau Waltraut betreibt er seit Beginn des Jahres 2000 seinen eigenen Hörbuchverlag Parlando, der 2005 mit dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet wurde.[1] 1990 erhielt Brückner den Adolf-Grimme-Preis Spezial in Gold für „herausragende Sprecherleistungen“, 2006 den Lesewerk-Preis als Ehrenpreisträger.[2] 2012 wurde ihm der erstmals verliehene Sonderpreis des Deutschen Hörbuchpreises für sein Lebenswerk zugesprochen.[3] Christian Brückner gilt seit Jahren als einer der erfolgreichsten Sprecher Deutschlands und wird von der deutschsprachigen Presse mitunter als The Voice bezeichnet.[4][5]
Christian Brückner wurde als Sohn des Ingenieurs Robert Brückner und seiner Frau Elisabeth im schlesischen Waldenburg (heute Walbrzych, Polen) geboren.[6] Er wuchs in Köln auf, wo sein Vater als Toningenieur beim Westdeutschen Rundfunk (WDR) arbeitete.[7] Nach seinem Abitur im Jahr 1963 am Kölner Friedrich-Wilhelm-Gymnasium begann Brückner zunächst ein Studium der Theologie, um der Wehrpflicht zu entgehen.[8] Er brach das Studium schließlich ab und ging nach Berlin, um Germanistik, Theaterwissenschaft und Publizistik an der Freien Universität zu studieren, die er jedoch ohne Studienabschluss verließ. Parallel zu seinem Studium nahm er an Schauspielkursen teil und erhielt Sprechunterricht.[7] Seine erste Stelle hatte er bei der Sendung Aus der Zone für die Zone beim RIAS (Rundfunk im amerikanischen Sektor).[8] Es folgten Engagements an Theaterbühnen in Berlin, Klagenfurt, Freiburg im Breisgau und New York City, darunter in dem von Brückner inszenierten Stimmenspiel Unter dem Milchwald von Dylan Thomas, als Heinrich Heine in Der Doppelgänger sowie in der Gefängnis-Inszenierung Und sie legen den Blumen Handschellen an des spanisch-französischen Dramatikers Fernando Arrabal. 2007 trat Brückner als Sigmund Freud in Die Methode von Christopher Hampton im Ernst-Deutsch-Theater in Hamburg auf.[9]
Seit 1956 ist Christian Brückner in sehr großem Umfang in der Vertonung von Hörspielen und Hörbüchern sowie in öffentlichen Literaturlesungen tätig. Die ARD-Hörspieldatenbank enthält 823 Datensätze, in denen er als Mitwirkender geführt wird, darunter alleine 793 Einträge als Sprecher.
2020–2021 erschienen die Hörbücher Herzfaden. Roman der Augsburger Puppenkiste von Thomas Hettche, Irische Passagiere von Richard Ford und Ein anderes Land von James Baldwin im Argon Verlag.
Seit Beginn des Jahres 2000 betreiben Christian und Waltraut Brückner das Label Parlando – Edition Christian Brückner, das aus unterschiedlichen literarischen Epochen stammende Werke der Prosa und der Lyrik sowie politische Schriften in Hörbuchform umsetzt. Die Edition wurde 2005 in der Kategorie „Das besondere Hörbuch“ mit dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet.
Musikproduktionen
Einen weiteren Schwerpunkt in Brückners Tätigkeit bildet die Zusammenführung von Musik und Literatur. Begleitet von Dirigent Bill Dobbins und der WDR Big Band Köln rezitierte zu Musik von Erik Satie Texte unter dem Satie Zitat: Ich bin sehr jung auf eine sehr alte Welt gekommen (Je suis venu au monde très jeune dans un temps très vieux.) Unter der Leitung von Heiner Schmitz trat Brückner zudem mit dem Cologne Contemporary Jazz Orchestra auf und las aus dem Epos Odyssee von Homer. Darüber hinaus bestritt er mit einem Blasorchester in wechselnder Formation inszenierte Lesungen, im Rahmen derer er das musikalische Werk Ahab! von Komponist Stephen Melillo mit Auszügen aus Moby-Dick begleitete. Die Übersetzung des Textes stammte von Brückner selbst. Gemeinsam mit dem Trompeter Michael Leuschner (* 1962) und dessen Band trat Brückner 2007 und 2010 unter dem Programmtitel Prince of Darkness mit Passagen aus der Autobiographie des bedeutenden Jazz-Trompeters Miles Davis auf.[15]
In der Produktion Brückner Beat, erschienen bei Hazelwood Records im Jahr 2001, rezitierte er Texte von Autoren und Protagonisten der sogenannten Beat Generation.[16] Die musikalische Untermalung lieferte das Lone World Trio um seinen Sohn Kai Brückner, der als Gitarrist in Erscheinung trat. 2003 veröffentlichte er in gleichem Verlag das Album Brückner Bukowski mit Texten des US-amerikanischen Dichters und Schriftstellers Charles Bukowski, ebenfalls musikalisch inszeniert von Kai Brückner und der Formation Yakou Tribe.[16]
Als Off-Stimme prägte Brückner neben Rolf Schult vor allem die historischen Dokumentarfilme von Guido Knopp,[19] darunter Hitlers Helfer, Hitlers Krieger, Hitlers Frauen, Der Jahrhundertkrieg, Die Wehrmacht – eine Bilanz und 100 Jahre – Der Countdown. Darüber hinaus wurde er in zahlreichen Naturdokumentationen, Reportagen und Radio-Features sowie in Werbespots (z. B. für Porsche, Rover und Apple[8]) eingesetzt. In dem Musikdokumentarfilm Thrash, Altenessen von Filmemacher Thomas Schadt von 1989 über die deutsche Thrash-Metal-Band Kreator spricht Brückner ebenfalls den Kommentar im Hintergrund.[20] Zudem ist seine Stimme im Intro des Computerspiels Physikus des Heureka-Klett-Softwareverlags zu hören.
Film und Fernsehen
Vor der Kamera übernahm Brückner unter anderem Hauptrollen in Anpassung an eine zerstörte Illusion (1977) unter der Regie von Eberhard Itzenplitz, 1979 Fallstudien (Fernsehfilm, unter der Regie von Hartmut Griesmayr), Der Millionencoup (1984) unter der Regie von Wolfgang Storch, Reise ohne Auftrag (1988) unter der Regie von Friedemann Schulz, Dolores, Colorado (1995) unter der Regie von Peter Leippe, Ende der Saison (2001) unter der Regie von Stefan Krohmer und in Schatten der Erinnerung (2007) unter der Regie von Inga Wolfram. In der ZDF-Serie Spiel des Lebens (1996), die in dreizehn Folgen das Privatleben und die Ausbildung von Schauspielstudenten thematisierte, agierte Brückner in der Rolle des Alexander Selin an der Seite von Ruth Maria Kubitschek und Manfred Zapatka. 1998 war er im Krimi Das Miststück zu sehen, 1990 in einer Kleinstrolle im Spielfilm Neuner. Darüber hinaus trat er als Gastdarsteller in Episoden diverser Kriminalserien auf, darunter in Tatort – Lauf eines Todes (1990), Tatort – Falsches Alibi (1995) und Rosa Roth als Oberstaatsanwalt Seibold. Im Jahr 2010 spielte Brückner im Kurzfilm Eine Schachtel für die Schrauben unter der Regie von Christoph Dobbitsch. Zusammen mit Hannelore Elsner und Hildegard Schmahl war er 2013 in dem im Umland norwegischer Fjorde angesiedelten Film Liebe am Fjord – Zwei Sommer einer der Hauptdarsteller.
Unter der Regie von Wolfgang Tumler entstand 1976 ein 45-minütiger Dokumentarfilm über Christian Brückner, der unter dem Titel Die Stimme in der ARD ausgestrahlt wurde.[21]
Soziales Engagement
Als Rezitator unterstützte Christian Brückner 2011 ehrenamtlich das Projekt Deutsche Winterreise des Autors Stefan Weiller.[22] In diesem Projekt wird seit 2009 städtebezogen in Zusammenarbeit mit Einrichtungen wie dem Diakonischen Werk bei Benefizveranstaltungen in einem Lieder- und Textzyklus insbesondere auf die Situation von Wohnungslosen aufmerksam gemacht.
Privates
Aus der 1966[8] geschlossenen Ehe von Christian und Waltraut Brückner, geb. Kleine, gingen zwei Söhne hervor. Von 1984 bis 1986 lebte die Familie in Larchmont nahe New York, danach zog sie nach Berlin zurück.[23] Im Frühjahr 2013 hielt sich Brückner im Rahmen eines Praxisstipendiums in der Villa Massimo in Rom auf.[24] Er hat ein Ferienhaus auf der Insel Föhr.[8]