Dieter Hall wurde am 22. September 1955 in Zürich geboren. Er wuchs zusammen mit einem jüngeren Bruder auf. Sein Vater wurde 1961 Chefarzt in der psychiatrischen Klinik Littenheid im Hinterthurgau, wohin die Familie umzog. Von 1968 bis 1974 besuchte Hall die Kantonsschule Trogen. Nach der Matura kehrte er nach Zürich zurück und begann dort zu studieren. Er schloss 1983 seine Studien der Kunstgeschichte und Literaturwissenschaft mit dem Lizentiat ab.
1981 begann seine künstlerische Tätigkeit. Zusammen mit seinem Künstlerfreund Martin Disler gründete er den Verlag „Nachbar der Welt“ (1981–1982). 1984 übersiedelte Hall nach New York. Er lernte dort einen amerikanischen Schauspieler und Regisseur kennen, mit dem er bis 2008 im East Village zusammenlebte. In NYC verbanden ihn Freundschaften zum Fotografen und Autoren Allen Frame, dem Fotografen Peter Hujar, den Ethnologen Hugh Raffles, der Kuratorin Sharon Simpson, den Autoren und Künstlern Bill Rice und Jim New, sowie den beiden Schweizer Künstlern Bruno Jakob und Hans Witschi. Trotz seines New Yorker Domizils und Ateliers blieb Hall der Schweiz eng verbunden, wo er auch regelmässig ausstellte. Seine erste Museumsausstellung richtete das Kunstmuseum Solothurn unter der Leitung von Christoph Vögele im Jahr 2000 ein. Nach der Trennung von seinem langjährigen Lebenspartner kehrte Hall 2011 definitiv nach Zürich zurück.
Werk
Dieter Hall malt seit dem Anfang seiner künstlerischen Tätigkeit in leuchtenden Farben figurative und gegenständliche Bilder: Porträts, Akte, Stillleben, Interieurs und Landschaften, meist in Öl auf Leinwand, häufig auch mit Pastellkreide auf Papier. Dabei liefert die unmittelbare Umgebung, sowohl räumlich als auch sozial, die Inspiration für seine Werke, die häufig auf zwischenmenschliche Verhältnisse weisen: ein leerer Stuhl auf die Abwesenheit eines Menschen, ein Kleiderbügel auf ein fehlendes Hemd. Eine leere Badewanne erinnert womöglich an jemanden, der dort gebadet hat, ein Veilchenstrauss mit dem Titel „Domestic Violets“ an häusliche Gewalt (ein „Veilchen“).
1998 malte Hall den Film- und Opernregisseur Daniel Schmid. An der Wand im Hintergrund hängt ein japanischer Holzschnitt mit zwei maskierten Schauspielern. Hall verwendet öfters Stilmittel, wie sie die japanische Malerei hervorgebracht und der französische Impressionismus in die europäische Malerei eingeführt hat: schmale Hochformate, angeschnittene Motive, Darstellungen ohne Tiefenhintergrund, „schräge“ Perspektiven.[1]
Oft malte er Männer im schmalen Bad seines New Yorker Ateliers.
2005 schuf Hall eine Serie von männlichen Bronzestatuetten und konterkarierte damit die Tänzerinnen von Degas, indem er seinen Männern Alltagsobjekte, wie eine Bettflasche als Liegematte unterlegte, eine Seife als Sitzgelegenheit unterschob, oder einem „Fussabtrockner“ einen echten Waschlappen in die bronzene Hand gab.
Seit seiner Rückkehr nach Zürich widmet sich Hall vermehrt grösseren Werkgruppen wie dem Zyklus „Heimat – eine Erfindung“, der 2012 in der Psychiatrischen Klinik in Littenheid gezeigt wurde. Hall erlebte dort bereits seine Kindheit. Der Appenzeller Zyklus mit Trogener Motiven wurde 2017 in der Kantonsschule Trogen ausgestellt, wo der Maler einst die Mittelschuljahre verbrachte.
2016 erhielt Hall den Auftrag, für die Zürcher Ahnengalerie der Kantonsratspräsidenten das Porträt des Bundesrates Ueli Maurer zu malen, der 1991 Ratspräsident des Zürcher Kantonsrats war.
2015: Heimspiel 2015, Kunsthalle St. Gallen / Werk- und Atelierstipendien der Stadt Zürich, Helmhaus / Die Welt retten, Kunsthalle Palazzo, Liestal (Katalog)[6]