Elisabeth, von der Familie liebevoll „Elise“ genannt, wuchs in einer sehr toleranten und liebevollen Umgebung auf. Ihr Vater König Maximilian, der wegen seines eher bürgerlich
geführten Lebens große Beliebtheit vom Volk erfuhr, kümmerte sich, für die damalige Zeit untypisch, intensiv um die Bildung seiner Kinder. Er ließ ihnen eine umfangreiche Wissensbildung zukommen. Aus diesem Grund wurden Elisabeth und ihre Schwestern dem Archäologen und ehemaligen Theologen Friedrich Thiersch anvertraut, der die Prinzessinnen in Geschichte, Literatur und Geographie unterrichtete. Elisabeth, die ihn zeitlebens sehr verehrte, blieb ihm eng bis zu seinem Tode im Jahre 1860 verbunden.[1]
Am 29. November 1823 wurde sie mit dem späteren König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen verheiratet.[2] Sie teilte seine geistigen Interessen, besonders seine Bestrebungen für Kunstzwecke. Nach einer 1828 erlittenen Fehlgeburt konnte Elisabeth keine Kinder mehr bekommen.[3] 1830 trat sie zur Evangelischen Kirche über. Seit 1840 Königin von Preußen, war sie nicht ohne Einfluss auf die preußische Politik. Sie setzte sich für die Erhaltung der engen Freundschaft zwischen Preußen und Österreich ein. Elisabeths Ehe mit Friedrich Wilhelm IV. wird als glücklich beschrieben. Sie pflegte ihn während seiner langen Krankheit.
Nach Friedrich Wilhelms Tod am 2. Januar 1861 führte Elisabeth auf ihren Witwensitzen Sanssouci, Schloss Charlottenburg und Stolzenfels ein zurückgezogenes Leben. Sie engagierte sich für wohltätige Zwecke und pflegte das Andenken an ihren verstorbenen Mann. Bereits 1846 hatte sie nach dem Tod ihrer Vorgängerin Marianne von Preußen den Vorsitz im Kapitel des Louisenordens übernommen.[4] 1871 wurde sie Schirmherrin der „Keppelschen Schul- und Erziehungsanstalt“ für Mädchen in Hilchenbach nach dem Vorbild der Königin-Luise-Stiftung in Berlin-Dahlem. Bei einer Audienz im Schloss Charlottenburg ernannte sie Nanny von Monbart zur ersten Stiftsoberin. Zu ihrem Schwager, Kaiser Wilhelm I., hatte sie ein freundschaftliches Verhältnis. Sie starb am 14. Dezember 1873 bei einem Besuch ihrer Zwillingsschwester, der Königin Amalie von Sachsen, in Dresden. Am 21. Dezember wurde sie neben ihrem Gatten in der Friedenskirche zu Potsdam beigesetzt.
Ausstellung im Heimatmuseum Charlottenburg-Wilmersdorf (Berlin, Schloßstraße 69) vom 24. Mai 2007 bis 5. August 2007: „Elisabeth von Preußen (1801–1873). Königin in der Zeit des Umbruchs“ (Konzept: Dorothea Minkels)
Bildergalerie
Friedrich Wilhelm IV. und Elisabeth in hermelinbesetzten Krönungsmänteln, um 1840
Elisabeth Ludovika von Bayern, Königin von Preußen, nach Stieler, 1843
Friedrich Wilhelm IV. und seine Gemahlin Elisabeth (1847)
Die Sarkophage von Friedrich Wilhelm IV. und Elisabeth in der Gruft unter dem Altar der Friedenskirche
Quellen
Friedrich Christoph Förster: Vollständige Beschreibung aller Feste und Huldigungen, welche in den Königreichen Preußen und Baiern zur höchsten Vermählungsfeier des durchlauchtigsten Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen und der … Prinzessin Elisa Ludovika von Baiern stattgefunden haben. Maurer, Berlin 1824. (Digitalisat auf digital.ub.uni-duesseldorf.de, abgerufen am 16. Februar 2023)
Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, Elisabeth von Baiern: Briefwechsel des Königspaares. Herausgegeben von der Königin Elisabeth von Preußen Gesellschaft e. V. Berlin. Band 1: 1841–1842. Norderstedt 2014, ISBN 978-3-7322-9492-3.
Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, Elisabeth von Baiern: Briefwechsel des Königspaares. Herausgegeben von der Königin Elisabeth von Preußen Gesellschaft e. V. Berlin. Band 2: 1840–1843: Preußens erster moderner König. Norderstedt 2015, ISBN 978-3-7392-5467-8.
Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, Elisabeth von Baiern: Briefwechsel des Königspaares. Herausgegeben von der Königin Elisabeth von Preußen Gesellschaft e. V. Berlin. Band 3: 1844-1846: Der Industrie- und Kunstförderer & die Protektorin sozialer Einrichtungen. Norderstedt 2020, ISBN 978-3-7494-0294-6.
Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, Elisabeth von Baiern: Briefwechsel des Königspaares. Herausgegeben von der Königin Elisabeth von Preußen Gesellschaft e. V. Berlin. Band 4: 1846: Probleme und progressive Ideen im Jahr 1846. Norderstedt 2024. ISBN 978-3-7583-0856-7.
Kathleen Jandausch, René Wiese (Hrsg.): Schwestern im Geiste. Briefwechsel zwischen Großherzogin Alexandrine von Mecklenburg-Schwerin und Königin Elisabeth von Preußen. Teil 1: 1824–1850 (= Quellen und Studien aus den Landesarchiven Mecklenburg-Vorpommerns 23), Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar 2021, ISBN 978-3-412-52224-7.
Literatur
Moritz Freiherr von Bissing: Elisabeth. Königin von Preußen. Westkreuz, Berlin 1974.
Dorothea Minkels: Porträts der preußischen Königin Elisabeth in der Sammlung des Stadtmuseums Berlin. In: Jahrbuch 2004/5. Stadtmuseum Berlin, S. 278–304.
Dorotha Minkels, Königin Elisabeth von Preussen Gesellschaft e. V. (Hrsg.): Briefwechsel des Königspaares Friedrich Wilhelm IV. und Elisabeth von Preussen, geb. Prinzessin von Baiern, Band 1: 1841–1842, Norderstedt 2014; ISBN 978-3-7322-9492-3. Band 2: 1840–1843. Preussens erster moderner König, Norderstedt 2016; ISBN 978-3-7392-5467-8. Band 3: 1844–1845. Der Industrie- und Kunstförderer & die Protektorin sozialer Einrichtungen, Norderstedt 2020. ISBN 978-3-7494-0294-6.
René Wiese, Kathleen Jandausch (Hrsg.): Schwestern im Geiste. Briefwechsel zwischen Großherzogin Alexandrine von Mecklenburg-Schwerin und Königin Elisabeth von Preußen. In: Quellen und Studien aus den Landesarchiven Mecklenburg-Vorpommerns. Band 23. Böhlau Verlag, Wien Köln Weimar 2022, ISBN 978-3-412-52224-7.
Dorothea Minkels, Königin Elisabeth von Preussen Gesellschaft e. V. (Hrsg.): Schlossbewohner und Berliner, Norderstedt 2022, ISBN 978-3-7562-0290-4.
↑Vorspann zum Band 4: Briefwechsel des Königspaares Friedrich Wilhelm IV. & Elisabeth von Preussen, Norderstedt 2024, S. 15–24.
↑Mathias Bath: Berlin – eine Biografie. Menschen und Schicksale von den Askaniern bis Helmut Kohl und zur Hauptstadt Deutschlands. Nünnerich Asmus, Mainz 2016, ISBN 978-3-945751-37-4.
↑Louis Schneider: Der Louisen-Orden. Hayn’s Erben, Berlin 1867, S. 28.
↑Graf Stillfried: Liste der Ritter des Königlich Preußischen Hohen Ordens vom Schwarzen Adler, Geheime Ober-Hofbuchdruckerei (R. L. v. Decker), Berlin, den 18. Juni 1871, S. 71. (806)