Am 22. März 2020 um 6:24 Uhr Ortszeit ereignete sich ein Erdbeben bei Zagreb. Es hatte eine Magnitude von 5,4 Mw auf der Momenten-Magnituden-Skala. Das Epizentrum des Erdbebens lag wenige Kilometer nördlich der kroatischen Hauptstadt Zagreb, in der es vor allem in der Altstadt zu schweren Schäden kam. Ein 15-jähriges Mädchen ist seinen Verletzungen erlegen, 17 weitere Menschen wurden schwer verletzt.
Es war das stärkste Erdbeben in Kroatien seit 1996.[4] Verbreitet wurde berichtet, es wäre das stärkste Erdbeben in Zagreb seit dem verheerenden Erdbeben von 1880 gewesen,[5] tatsächlich hatten sich 1905 und 1906 stärkere Erdbeben mit Magnituden von 5,5 bzw. 6,1 auf der Richterskala ereignet.[6]
Es kam zu mehreren Nachbeben; das stärkste ereignete sich um 7:01 Uhr, 37 Minuten nach dem Hauptbeben. Es hatte laut EMSC eine Stärke von 5,0 mb,[7] USGS gibt eine Magnitude von 4,6 Mw an.[8]
Nach Schätzungen von USGS wurde das Hauptbeben von fast 1,4 Millionen Menschen mit einer Intensität der Stufe V oder höher auf der Modifizierten Mercalliskala verspürt, darunter etwa 285.000 Menschen, die Intensität VII erlebten.[9] Es wurde in zahlreichen Nachbarländern wahrgenommen, bei der österreichischen Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik gingen über 2000 Erdbebenmeldungen ein.[10][11] Nach Zeugenangaben soll das Beben über zehn Sekunden angedauert haben.[12]
Opfer und Schäden
Bei dem Beben wurden 27 Menschen verletzt, 18 davon schwer.[13] Eine 15-Jährige erlag am nächsten Tag ihren Kopfverletzungen.[14]
Zu schweren Schäden an Gebäuden kam es besonders in der Altstadt von Zagreb.[13] Nach Angaben der Stadtverwaltung vom 28. März wurden in Zagreb mehr als 26.000 Gebäude beschädigt, 1900 davon wurden unbenutzbar.[15] Dies betraf hauptsächlich alte und/oder schlecht erhaltene Gebäude, an welchen die meisten schweren Schäden auftraten. Ab 1964 (ein Jahr nach dem Erdbeben von Skopje) errichtete Gebäude kamen zumeist ohne oder mit leichten Schäden davon, weil sie ab diesem Jahr erstmals im ehemaligen Jugoslawien erlassenen Vorschriften hinsichtlich Erdbebensicherheit genügen mussten.[16]
Die steinerne Spitze des (eingerüsteten) Südturms der römisch-katholischen Kathedrale von Zagreb brach in 92 m Höhe ab.[5] Ein Teil der Decke der Herz-Jesu-Basilika stürzte ein.[17] In der 1866 erbauten serbisch-orthodoxen Kathedrale Zagrebs wurden die erst 2007 von Nikolai Muchin ausgeführten Deckenfresken schwer beschädigt.[18] Das Gebäude des kroatischen Parlaments wurde erheblich beschädigt, ein Teil des Dachs stürzte ein.[19] Die Gebäude und einige Exponate des Museums für Kunst und Gewerbe sowie des Archäologischen Museums wurden beschädigt.[20][21] Von den Gebäuden der Universität Zagreb wurden vor allem jene der medizinischen und der Rechtsfakultät in Mitleidenschaft gezogen.[22]
Autos wurden durch herabstürzende Fassadenteile beschädigt.[5] Die Geburtsklinik der Stadt wurde evakuiert, die Mütter und Neugeborenen wurden in ein anderes Krankenhaus verlegt. In großen Teilen der Stadt fiel stundenlang die Strom- und Wasserversorgung aus. Mehrere Straßenbahnlinien konnten nicht verkehren, weil Schutt die Schienen blockierte und Oberleitungen beschädigt wurden.[5]
Das Beben traf die Stadt und die Umgebung mitten in der Covid-19-Pandemie, wodurch Kontakte (z. B. Besuche besorgter Verwandter) als auch Aufräumarbeiten erschwert wurden.[16]
In einer Bericht zur Schadensabschätzung bezifferte die kroatische Regierung die durch das Erdbeben entstandenen Schäden auf knapp 10,7 Mrd. Euro, sowie die in der Folge entstandenen wirtschaftlichen Verluste auf 640 Mio. Euro.[28]
Hilfe
Das kroatische Innenministerium rief die Menschen, die nach dem Beben ihre Häuser verlassen hatten, auf, wegen der Coronavirus-Pandemie voneinander Abstand zu halten.[12] Das Rote Kreuz verteilte Decken an Menschen, die nicht mehr in ihre Häuser zurückkehren konnten. Die Katastrophenschutzbehörde organisierte eine Essensausgabe für die Betroffenen. Soldaten der Armee halfen bei der Beseitigung von Trümmern.[19]
Etwa 150 Bauexperten prüften die Sicherheit der betroffenen Gebäude.[5] Für die Menschen, die nicht mehr in ihre beschädigten Häuser zurückkehren konnten, wurden auf einem Campus rund 1600 Betten als Notunterkunft bereitgestellt,[29] mehr als 500 Menschen nutzen das Angebot.[30] Zusätzlich stellte der Zivilschutz auf einem Platz im Stadtzentrum Zelte für 500 Personen auf.[31]
Kroatien hat den EU-Zivilschutz-Mechanismus aktiviert; mehrere EU-Staaten boten Unterstützung an.[31]UNICEF lieferte Hygieneprodukte für die obdachlos Gewordenen in den Notunterkünften.[30]
Literatur
Snježana Markušić, Davor Stanko, Tvrtko Korbar, Nikola Belić, Davorin Penava, Branko Kordić: The Zagreb (Croatia) M5.5 Earthquake on 22 March 2020. In: Geosciences. Band 10, Heft 7, Beitrag 252, 1. Juli 2020, doi:10.3390/geosciences10070252 (englisch).
↑Kroatische Regierung (Hrsg.): Croatia Earthquake: Rapid Damage and Needs Assessment 2020. Juni 2020, S. 14, online (PDF; 7 MB) auf mgipu.gov.hr (englisch).