Touristisch hat der Tourismusverband Havelland e. V. eine etwas andere Abgrenzung gewählt. Sie umfasst den Landkreis Havelland, die Stadt Brandenburg an der Havel und den Norden des Landkreises Potsdam-Mittelmark einschließlich der Gemeinden südlich der Havel, die sonst schon der Landschaft Zauche zugeordnet werden.
Ausgedehnte Urstromtalungen bestimmen das Landschaftsbild im Havelland. Inselartig ragen daraus Platten hervor, die meistens Grundmoränen tragen. Aber auch Endmoränen aus der Saale- und Weichseleiszeit kommen vor. Erstere wurden während des weichselzeitlichen Eisvorstoßes mehr oder weniger überprägt.
Die sandigen, trockenen Platten tragen außer Ackerland ausgedehnte Waldgebiete. Die größte ist die Nauener Platte. Nördlich davon gibt es mehrere Ländchen. Westlich des Havelbogens liegt das Land Schollene.
In den Urstromtälern dehnen sich abseits der Havel nördlich der Nauener Platte Havelländisches Luch und Rhinluch, voneinander getrennt durch die Ländchen, südlich der Nauener Platte die durch kleinere Moränenhügel gegliederte Osthavelniederung mit zahlreichen Havelseen. Vor allem im Norden des Havellandes wurden seit etwa 1700 bis in die 1950er Jahre umfangreiche Gebiete durch Kanäle entwässert.
Der Westteil des Gebietes zwischen Rhinow und Pritzerbe gehört zum Naturpark Westhavelland. Dieser enthält in der Unteren Havelniederung das größte Feuchtgebiet im westeuropäischen Binnenland. Unmittelbar neben Rhinow soll im Naturpark Westhavelland auf Beschluss der Gemeinde Gollenberg vom 7. Dezember 2020 geprüft werden, ob ein naturverträglicher Solarpark auf Flächen des lokalen Agrarbetriebes entstehen kann. Die Einnahmen daraus sollen einem umweltverträglichen Umbau der Landwirtschaft des Agrarbetriebes zugutekommen.
Ackerbau und Viehhaltung prägen weite Gebiete des Havellandes. Vor allem rund um Werder ist Obst- und Gemüseanbau stark vertreten. Hier erfolgt auch die Verarbeitung zu Säften, Obst- und Gemüsekonserven. Die Havel und die Havelseen bieten noch einigen Fischern ein Auskommen.
Der Tourismus spielt eine zunehmend wichtige Rolle im Havelland, das zu den Naherholungsgebieten der Metropole Berlin zu zählen ist.
Ein Problem des Havellandes war und ist die Verkehrserschließung. Die Havel ist einerseits eine wichtige Wasserstraße, vor allem zwischen Brandenburg a. d. Havel und Oranienburg, andererseits ist sie mit ihren Seen und den großen Feuchtgebieten ein Hindernis für Straßen und Eisenbahnen.
Straßenverkehr
Die wichtigsten Straßen sind die B 5 von Berlin über Nauen in Richtung Hamburg, von der die B 188 nach Rathenow abzweigt. Nord-Süd-Tangenten sind die B 102 von Brandenburg über Rathenow nach Rhinow und im Osten der Berliner Autobahnring A 10. Von Spandau aus führen zwei Eisenbahnstrecken mit Schnellverkehr durch das Havelland. Dies sind die Strecken Berlin–Hamburg über Nauen und die Lehrter Bahn über Rathenow. Im Westen verbindet der verbliebene Teil der Brandenburgischen Städtebahn Brandenburg mit Rathenow. Der nördliche Streckenabschnitt über Rhinow bis Neustadt/Dosse wurde 2003 stillgelegt und später vollständig demontiert, sodass die ursprüngliche Funktion als Verbindung zwischen den Berliner Schnellbahnstrecken nicht mehr erfüllt wird. Im Osten tangiert der Berliner Außenring das Gebiet.
Westlich von Nauen beim Ort Paulienenaue bzw. Bienenfarm liegt der Sportflugplatz Bienenfarm. Dort sind neben normalen Sportflugzeugen und einer Fallschirmspringer-Gruppe auch zahlreiche Oldtimer stationiert. Der Quax-Oldtimerverein ist hier seit den 2000er Jahren aktiv und richtet gemeinsam mit dem Flugplatzbetreiber regelmäßige Veranstaltungen aus.
Am 21. Januar 2024 um 1:32 Uhr trat ein kleiner Asteroid über dem Havelland in die Erdatmosphäre ein. Der Eintrittsort und Zeitpunkt war zuvor bekannt, da der Asteroid bereits im All beobachtet wurde. In der Nähe vom Ribbeck konnten später Meteoriten gefunden werden.
Literatur
(chronologisch aufsteigend)
Lieselott Enders (Bearbeitung): Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Havelland. Mit einer Übersichtskarte im Anhang (= Friedrich Beck [Hrsg.]: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil III; Veröffentlichungen des Staatsarchivs Potsdam. Band 11). Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1972, DNB730255603 (gibt einen Nachdruck von 2011).
Gisela Heller: Das Havelland – mit den Auge der Liebe gesehen. Mit Aufnahmen des Foto-Clubs Potsdam. VEB F.A. Brockhaus Verlag, Leipzig 1981.
Gebhard Falk, Heinz-Dieter Krausch (Erarbeitung), Werner Schmidt (Hrsg.): Havelland um Werder, Lehnin und Ketzin. Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme in den Gebieten Groß Kreutz, Ketzin, Lehnin und Werder (= Werte der deutschen Heimat. Band 53). 1. Auflage. Leibniz-Institut für Länderkunde, Leipzig 1992, ISBN 3-86082-014-1.
Sebastian Kinder, Haik Thomas Porada im Auftrag Leibniz-Institut für Länderkunde Leipzig und Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Hrsg.): Brandenburg an der Havel und Umgebung. Eine landeskundliche Bestandsaufnahme im Raum Brandenburg an der Havel, Pritzerbe, Reckahn und Wusterwitz (= Landschaften in Deutschland. Werte der deutschen Heimat. Band 69). Böhlau Verlag, Köln 2006, ISBN 3-412-09103-0.
Andreas Kitschke: Kirchen des Havellandes. 1. Auflage. Be.Bra Wissenschaft Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-937233-78-9 (Leseprobe).
Joachim Nölte: Havelland. Ein Wegbegleiter. 3. Auflage. Edition Terra, Berlin/Potsdam 2018, ISBN 978-3-942917-11-7.
Wilhelm Döbbelin: Im Zeichen von Terror und Gewalt. Die ersten Wochen der Naziherrschaft im Havelland. In: Arbeit – Bewegung – Geschichte, Heft II/2016.
Sebastian Kinder, Haik Thomas Porada im Auftrag Leibniz-Institut für Länderkunde Leipzig und Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Hrsg.): Das Havelland um Rathenow und Premnitz (= Landschaften in Deutschland. Werte der deutschen Heimat. Band 74). Böhlau Verlag, Köln / Weimar / Wien 2017, ISBN 978-3-412-22297-0.