die Wohnplätze Ausbau Döberitz, Ausbau Mögelin, Gapel, Grünaue, Königshütte, Siedlung Döberitz und Waldkolonie. Auf der Gemarkung Döberitz liegt die Wüstung Lietzenhütte.
Geschichte
Der Ort wurde als „Prebenitz“ 1375 erstmals urkundlich erwähnt. Mit der Ende des 19. Jahrhunderts einsetzenden Industrialisierung wandelte sich das bis dahin dörflich geprägte Ortsbild.
Von erheblicher Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung von Premnitz war die 1915 angesiedelte Chemieindustrie, die später in das Eigentum der I.G. Farben überging. Am 7. Dezember 1932 kam es dort zu einer schweren Explosion, die acht Todesopfer und eine unbekannte Zahl Verletzter forderte. Das Ereignis hatte am 9. Dezember eine Debatte im Reichstag zur Folge. Max Herm (KPD) prangerte „die unerhörten Antreibermethoden“ in Betrieben der IG Farben an und schrieb der SPD eine Mitschuld daran zu. Friedrich Ebert junior (SPD) warf seinem Kontrahenten vor, das Unglück zu nutzen, um sich „im Scheinwerferlicht des Reichstags zu betätigen“, während dessen Ursachen und Umstände noch unklar seien.[3] Während des Zweiten Weltkrieges mussten dort 1.200 Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene, die in sieben großen und mehreren kleinen Lagern untergebracht waren, Zwangsarbeit verrichten: in der Rüstungs- und Kohleproduktion, im „Havellager“ der DAF und bei den I.G. Farben. Deren Werk wurde 1949 in einen Volkseigenen Betrieb umgewandelt und 1960 in VEB Chemiefaserwerk „Friedrich Engels“ umbenannt.
Im Zuge des Ausbaus der Chemiefaserindustrie in den 1950er- und 1960er-Jahren und der damit verbundenen Zunahme der Einwohnerzahl entstanden neue Wohnviertel mit entsprechenden Versorgungseinrichtungen. Überregional wurde der Ort durch die Herstellung von WOLPRYLA bekannt. 1962 wurde Premnitz das Stadtrecht verliehen.
1990 wurde das Chemiefaserwerk privatisiert und unter erheblichen Umstrukturierungen in die „Märkische Faser AG“ umgewandelt.
Durch den Abbau von Arbeitsplätzen stieg die Arbeitslosigkeit stark an, was zu einer Abwanderung vieler Einwohner führte.
In den 1990er-Jahren wurde das Stadtzentrum mit dem Marktplatz neugestaltet.
Am 13. Juli 1992 erteilte der Minister des Innern des Landes Brandenburg seine Zustimmung zur Bildung des Amtes Premnitz.[4] Als Zeitpunkt des Zustandekommens des Amtes wurde der 21. Juli 1992 festgelegt. Die Zustimmung war zunächst bis zum 21. Juli 1994 befristet. Das Amt hatte seinen Sitz in der Stadt Premnitz und bestand zunächst aus drei Gemeinden im damaligen Landkreis Rathenow:
Stadt Premnitz
Döberitz
Mögelin
Die Befristung wurde ab 11. Juli 1994 aufgehoben.[5] Zum 31. Dezember 2002 wurde Mögelin in die Stadt Premnitz eingegliedert.[6]
Zum 26. Oktober 2003 wurde auch die Gemeinde Döberitz per Gesetz in die Stadt Premnitz eingegliedert. Das Amt Premnitz wurde aufgelöst, die Stadt Premnitz wurde amtsfrei.[7]
Bevölkerungsentwicklung
Nach 1915 stieg die Einwohnerzahl von Premnitz stark an. Dieser Anstieg verstärkte sich während der Zeit des Nationalsozialismus durch den Ausbau der Kriegsproduktion. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich der Zuwachs zunächst fort, als die DDR Premnitz zum Chemiestandort ausbaute. Nach der Wende schrumpfte die Bevölkerungszahl deutlich, hat sich aber inzwischen stabilisiert.
Jahr
Einwohner
1875
0510
1890
0662
1910
0610
1925
2 154
1933
2 683
1939
3 846
Jahr
Einwohner
1946
06 387
1950
06 089
1964
10 082
1971
11 808
1981
11 726
1985
11 661
Jahr
Einwohner
1990
11 196
1995
10 236
2000
08 794
2005
09 850
2010
08 893
2015
08 422
Jahr
Einwohner
2020
8 368
2021
8 290
2022
8 335
2023
8 307
Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl: Stand 31. Dezember (ab 1991)[8][9][10], ab 2011 auf Basis des Zensus 2011
Politik
Stadtverordnetenversammlung
Die Stadtverordnetenversammlung von Premnitz besteht aus 18 Mitgliedern und dem hauptamtlichen Bürgermeister. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019[11] und die Kommunalwahl am 9. Juni 2024[12] führten zu folgendem Ergebnis:
Tebling war bei der Bürgermeisterstichwahl am 24. April 2016 mit 53,6 Prozent der gültigen Stimmen für eine Amtszeit von acht Jahren[14] gewählt worden.[15]
Er unterlag in der Stichwahl am 9. Juni 2024 dem parteilosen Thomas Rosenberg, der mit 64 % der gültigen Stimmen für eine achtjährige Amtszeit gewählt wurde.[16]
Wappen
Blasonierung: „In Silber eine schräglinke, zweibogige, von schwarzen Steinen eingefasste rote Brücke, vorne von zwei linkssehenden schwarzen Entenköpfen mit beringtem goldenem Halsband und silbernem Schnabel, hinten von einem gestürzten, schwarzen Fisch nach der Figur begleitet.“[17]
Das Wappen wurde am 13. März 1997 durch das Ministerium des Innern genehmigt.
Historisches Wappen
Blasonierung: „In Silber eine zweibogige rote Brücke, schwebend über blauem Wasser, darin ein silberner Fisch, über der Brücke schwebend eine goldene Retorte.“
Wappenbegründung: Die Wellenlinien deuten die Lage von Premnitz an der Havel an. Die Fischdarstellung drückt aus, dass Premnitz als Fischerdorf entstand. Die Brücke, bekannt als Thälmannbrücke, weist auf illegale kommunistische Kampfaktionen während der Nazizeit hin. Die Retorte versinnbildlicht die heute in Premnitz dominierende Chemieindustrie. Das Wappen entstand unter Mitarbeit der Einwohner von Premnitz und wurde am 14. November 1963 durch die Stadtverordnetenversammlung bestätigt.[18]
Flagge
Die Flagge ist rot-weiß-rot (1:2:1) gestreift und mittig mit dem Stadtwappen belegt.
Dienstsiegel
Das Dienstsiegel zeigt das Wappen der Stadt mit der Umschrift: „STADT PREMNITZ • LANDKREIS HAVELLAND“.
Vom alten Premnitz sind entlang der Hauptstraße noch einige Bürgerhäuser aus dem 19. Jahrhundert sowie die 1858 im neuromanischen Stil errichtete evangelische Stadtkirche Premnitz erhalten. Wahrzeichen der Stadt ist die Steinbogenbrücke, eine ehemalige Eisenbahnbrücke zwischen Pulverfabrik beziehungsweise Chemiefaserwerk und Havel, die auch im Stadtwappen dargestellt ist. In der Liste der Baudenkmale in Premnitz stehen die in der Denkmalliste des Landes Brandenburg eingetragenen Baudenkmale.
Die katholische Kirche St. Marien wurde 1977 geweiht.
Mahnmalsanlage von 1964/1965 (erneuert 1974) an der Ernst-Thälmann-/Ecke August-Bebel-Straße von Bildhauer Karl Mertens für die zahlreichen Opfer unter den 1.200 Zwangsarbeitern und 100 Kriegsgefangenen aus 21 Nationen, die für die Rüstungsproduktion arbeiten mussten
Gedenkstein von 1969 auf dem Waldfriedhof nördlich der Bergstraße für zwölf umgekommene Zwangsarbeiter
Gräber-Reihe auf dem Evangelischen Friedhof an der Bergstraße zum Gedenken an mehrere Zwangsarbeiter
Gedenktafel von 1976 von dem Laienkünstler Egon Keller an der Feuerwache der Märkischen Faser AG an der Friedrich-Engels-Straße 1 zur Erinnerung an die in der Zeit des Nationalsozialismus umgekommenen Zwangsarbeiter
Parkanlagen
Premnitz war einer von fünf Standorten der Bundesgartenschau 2015. Der Premnitzer BUGA-Park liegt unmittelbar an der Havel. Auf dem Grünzug und der Uferpromenade wurden Schattenstauden und Gräser gezeigt. Ein Naturerlebnispfad wurde eingerichtet.
Museum
Das DDR Museum Döberitz[19] gab es von 2014 bis 2023 im Ortsteil Döberitz.[20] Es stellte neben anderen Dingen aus der ehemaligen DDR auch Fahrzeuge wie Trabant aus.[21]
Bedeutendster und größter Sportverein in Premnitz ist der TSV Chemie Premnitz. Die Handballer des Vereins spielten in der DDR mehrfach sowohl im Feldhandball als auch im Hallenhandball erstklassig. Zwischen 1971 und 1973 konnte der Verein insgesamt dreimal den FDGB-Pokal gewinnen. Die Mannschaft trägt ihre Heimspiele in der 1962 fertiggestellten Sporthalle am Tor II aus. In dieser Halle fanden auch wiederholt internationale Sportveranstaltungen wie Länderkämpfe im Turnen und Handball- und Volleyballländerspiele statt.
Neben den Handballern erlangten auch die Fußballer der BSG Chemie eine gewisse Bekanntheit. Sie spielten zwischen 1967 und 1984 mehrfach in der zweitklassigen DDR-Liga. In der Saison 2022/2023 spielt die Mannschaft der TSV Chemie Premnitz in der Landesliga Nord Brandenburg.
Die Sektion Bowling des TSV Chemie spielt seit der Saison 2004/2005 ununterbrochen in der 1. Bundesliga. Dreimal (2005/2006, 2009/2010 und 2010/2011) konnten der Verein die deutsche Meisterschaft gewinnen. Bereits in der DDR war Chemie ein herausragender Verein und gewann mehrere Meisterschaften.
Film
Der DEFA-Dokumentarfilm Der Stoff zum Leben (1989) von Thomas Kuschel porträtiert einen Arbeiter des Chemiefaserwerks in Premnitz und zeigt in vielen Einstellungen Bilder des Werks und der Stadt.[23]
↑Siehe René Schroeder: Friedrich Ebert (1894–1979). Ein Leben im Schatten des Vaters. Be.bra, Berlin 2021, ISBN 978-3-95410-272-3, S. 53 f.
↑Bildung der Ämter Gartz/Oder, Bad Liebenwerda, Mühlberg/Elbe, Plessa, Märkische Schweiz, Premnitz, Rüdersdorf, Scharmützelsee, Steinhöfel/Heinersdorf Elsterland, Kleine Elster und Falkenberg Uebigau. Bekanntmachung des Ministers des Innern vom 21. Juli 1992. Amtsblatt für Brandenburg – Gemeinsames Ministerialblatt für das Land Brandenburg, 3. Jahrgang, Nummer 54, 31. Juli 1992, S. 970/1.
↑Aufhebung der Befristung von Ämtern. Bekanntmachung des Ministers des Innern vom 20. September 1994. Amtsblatt für Brandenburg – Gemeinsames Ministerialblatt für das Land Brandenburg, 5. Jahrgang, Nummer 71, 7. Oktober 1994, S. 1446.
↑Eingliederung der Gemeinde Mögelin in die Stadt Premnitz. Mitteilung des Ministeriums des Innern vom 30. April 2002. Amtsblatt für Brandenburg – Gemeinsames Ministerialblatt für das Land Brandenburg, 13. Jahrgang, Nummer 20, 15. Mai 2002, S. 519.
↑Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)